Thiabendazol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Thiabendazol ist ein Wirkstoff mit einem breiten Anwendungsspektrum. Es gehört zur Wirkstoffgruppe der Benzimidazole und findet sowohl als Fungizid als auch als Anthelminthikum (Wurmmittel) Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Thiabendazol?

Thiabendazol ist ein Wirkstoff mit einem breiten Anwendungsspektrum. Er wird sowohl als Fungizid als auch als Anthelminthikum (Wurmmittel) eingesetzt.

Thiabendazol liegt als weißes, geruch- und geschmackloses Pulver vor. Es ist gut in Wasser und wenig in Alkohol löslich. Seine chemische Grundstruktur leitet sich vom Benzimidazol ab. Benzimidazol entsteht aus der Verschmelzung von Benzol mit Imidazol und dient als Ausgangsstoff zur Synthese der Benzimidazol-Derivate.

Thiabendazol ist ein Derivat von Benzimidazol. Dieses wurde früher noch in der Liste der Lebensmittelzusatzstoffe geführt, weil es als Konservierungsstoff für die Behandlung der Schalen von Zitrusfrüchten und Bananen zur Verhinderung von Schimmelbildung eingesetzt wurde.

Von dieser Liste musste es jedoch gestrichen und als Fungizid geführt werden, wobei sich an seinem diesbezüglichen Einsatz nichts geändert hat. In der Pharmakologie dient Thiabendazol als Wurmmittel zur Bekämpfung von Wurmbefall.

Pharmakologische Wirkung

Zur pharmakologischen Wirkung auf den menschlichen Körper liegen zum Teil widersprüchliche Informationen vor. Laut Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin ist die Toxizität von Thiabendazol gering.

In Tierversuchen wurde zwar eine krebserregende Wirkung festgestellt. Beim Menschen soll es jedoch keine Hinweise auf Krebs erzeugende, erbgutverändernde oder fortpflanzungsgefährdende Wirkungen geben. Jedenfalls wird Thiabendazol bei oraler Aufnahme schnell resorbiert und unterliegt innerhalb von 24 Stunden einer vollständigen Metabolisierung, wobei die Abbauprodukte über den Urin ausgeschieden werden.

Seine Wirkung als Antiwurmmittel und Fungizid verdankt es der Störung des Zellwachstums durch seine Wechselwirkung mit den Mikrotubuli der Zellen, wobei der genaue Wirkmechanismus noch nicht vollständig aufgeklärt ist. Zu beachten sind auch die zwei unterschiedlichen Einsatzgebiete. Als Fungizid wird Thiabendazol in der Landwirtschaft verwendet. Hier wirkt es als systemisches Fungizid für die Pflanze vorbeugend und heilend. Systemisch bedeutet, dass Thiabendazol über das Wassertransportsystem der Pflanzen überall hin transportiert wird und dabei seine fungizide Wirkung überall im Gesamtsystem entfaltet.

Thiabendazol kann sowohl das Pilzwachstum verhindern als auch vorhandene Pilze abtöten. Im menschlichen oder tierischen Organismus wird Thiabendazol jedoch nicht als Antimykotikum (Pilz abtötend) verwendet.

Medizinische Anwendung & Verwendung

In der Medizin und der Veterinärmedizin wird Thiabendazol hauptsächlich als Anthelminthikum (Wurmmittel) verwendet. Ein wichtiges Einsatzgebiet ist die Strongyloidiasis. Bei der Strongyloidiasis handelt es sich um den Befall mit den Zwergfadenwürmern Strongyloides stercoralis.

Der Verlauf der Erkrankung kann sehr dramatisch sein. Die Larven des Parasits können durch die menschliche Haut über die Blutbahn zur Lunge gelangen. Von dort wandern sie über die Trachea in die Pharynx und gelangen dann durch Verschlucken in den Darm. Neben chronischer Bronchitis manifestieren sich Verdauungsprobleme.

Die Schwere der Erkrankung ist auch abhängig von der Stärke des Immunsystems. Die manifeste Erkrankung kann gut mit Thiabendazol behandelt werden. Weiterhin wird Thiabendazol beim Befall mit Fadenwürmern (Nematoden), wie bei der Trichinose, der Toxocariasis bei Hund und Katze oder bei anderen Wurmerkrankungen angewendet. Die Wirkung von Thiabendazol gegen Würmer basiert auf der Hemmung der Polymerisation des Tubulins der Parasiten.

Außerdem besteht ein Einfluss von Thiabendazol auf die T-Zellen des Immunsystems. Die Folgen der Abtötung der Parasiten und der daraus resultierenden Immunreaktionen machen ständige Nachuntersuchungen erforderlich. Durch Blut- und Stuhluntersuchungen können die Heilungserfolge dokumentiert werden.


Risiken & Nebenwirkungen

Thiabendazol wird im Körper schnell abgebaut. Deshalb besteht die große Chance, dass langfristige Auswirkungen seines Einsatzes nicht auftreten. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin geht daher auch davon aus, dass die Toxizität von Thiabendazol gering ist.

Diese Aussage steht aber im Widerspruch zu Untersuchungen, wonach es ein krebserregendes Potenzial besitzt. Beim Einsatz von hohen Dosierungen kann es jedoch zu Wachstumsstörungen, Unfruchtbarkeit und Nierenschäden kommen. Eine abschließende Beurteilung der Toxizität von Thiabendazol ist nach dem heutigen Kenntnisstand noch nicht möglich.

Akute Nebenwirkungen konnte man in einigen Fällen allerdings bei dessen Einsatz beobachten, wie Übelkeit, Schwindel und Mattigkeit. In seltenen Fällen ist es auch zu neurotoxischen Wirkungen, wie Depressionen, Angstzuständen, Benommenheit, Doppelsehen oder gar psychotischen Reaktionen gekommen.

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