Pneumatosis intestinalis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Pneumatosis intestinalis ist eine sehr seltene Erkrankung mit Gaseinlagerungen in den Verdauungsorganen. Dabei werden verschiedene Ursachen diskutiert. Oft wird diese Erkrankung als Zufallsbefund diagnostiziert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Pneumatosis intestinalis?

Oft wird die Erkrankung durch eine akute Diarrhoe eingeleitet, besonders wenn es sich um eine bakteriell bedingte Vorerkrankung handelt. In manchen Fällen tritt auch eine hämorrhagische Diarrhoe auf, die meist durch das Shiga-Toxin erzeugende Escherichia coli verursacht wird.
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Die Pneumatosis intestinalis zeichnet sich durch Gasansammlungen in den Wänden des Verdauungstraktes aus. Dabei kann die Gasansammlung sowohl unterhalb der Serosa als auch unterhalb der Mukosa vorkommen. Die Serosa stellt eine glatte Ausgleitung verschiedener Organe wie Herzbeutel, Brusthöhle oder Bauchfell dar.

Im Fall einer Pneumatosis intestinalis kann es zu Gasansammlungen in der Serosa des Bauchfells kommen. Die Mukosa bezeichnet die Schleimhäute. Im Rahmen der Erkrankung bilden sich zuweilen auch Gasansammlungen unterhalb der Schleimhäute. Die Pneumatosis intestinalis ist sehr selten und meist die Folge anderer zugrunde liegender Erkrankungen. Außerdem wird die Erkrankung je nach Beteiligung eines bestimmten Verdauungsorganes in verschiedene Unterkategorien eingeteilt.

Wenn sich die Gasansammlung im Dickdarm befindet, wird das Krankheitsbild auch als Pneumatosis coli bezeichnet. Des Weiteren stellt die sogenannte Pneumatosis cystoides intestinalis eine Sonderform der Erkrankung dar. Erstmals wurde der Begriff Pneumatosis intestinalis im Jahre 1946 von den Ärzten Lerner und Gazin verwendet. Die Prognose der Erkrankung ist immer abhängig von der Grunderkrankung. Der Verlauf kann harmlos und fast symptomfrei oder auch lebensgefährlich sein.

Ursachen

Die Ursachen für die Erkrankung sind vielfältig. Als häufigster Auslöser kommt eine infektiöse Kolitis, die noch durch die Gabe von Medikamenten toxisch verstärkt wird, infrage. Auch eine nekrotisierende Enterokolitis kann Auslöser sein. Des Weiteren kann auch eine Blutunterversorgung im Rahmen eines Darmverschlusses ursächlich sein. Sogar vorausgegangene endoskopische Untersuchungen sind zuweilen als Krankheitsauslöser bekannt.

Die Pneumatosis intestinalis selber ist daher häufig ein Symptom sowohl schwerwiegender als auch harmloser Erkrankungen. Neben bakteriellen oder medikamentösen Auslösern spielen auch mechanische Ursachen eine Rolle. So werden bei einem Magengeschwür, einer Verengung des Magenausganges (Pylorusstenose) oder einer Duodenalstenose oft auch Gasansammlungen in den Wänden der Verdauungsorgane erzeugt.

Einen weiteren Ursachenkomplex stellt die Schwächung des Immunsystems dar. Dabei kommt es zur Atrophie der Peyerplaques, die einen Verlust der Darmwandintegrität zur Folge hat. So kann sich eine sekundäre Gasansammlung in der Darmwand herausbilden. Zur Pathogenese werden biochemische, mechanische oder bakterielle Prozesse diskutiert. Welche der Theorien nun zutrifft, kann noch nicht eindeutig beantwortet werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Krankheitsverlauf ist sehr variabel und kann bei vielen Patienten sogar asymptomatisch verlaufen. Oft wird die Erkrankung jedoch durch eine akute Diarrhoe eingeleitet, besonders wenn es sich um eine bakteriell bedingte Vorerkrankung handelt. In manchen Fällen tritt auch eine hämorrhagische Diarrhoe auf, die meist durch das Shiga-Toxin erzeugende Escherichia coli verursacht wird.

Auch ein Morbus Krohn oder eine Kolitis ulzerosa können zu einer Pneumatosis intestinalis führen. Bei der Pneumatosis cyctoides intestinalis, die als Sonderform der Pneumatosis intestinalis gilt, ist nur der Darm von diesen Gasansammlungen betroffen. Diese Erkrankung tritt meist sekundär im Anschluss an eine schwerwiegende Erkrankung auf. Zu 15 Prozent tritt die Erkrankung jedoch auch primär ohne erkennbare Ursache auf.

Viele Erkrankung des Verdauungssystems oder auch solche außerhalb des Verdauungssystems können zu dieser Gasansammlung führen. Aber auch therapeutische Eingriffe wie eine Endoskopie, Chemotherapie oder immunsuppressive Behandlungen können eine Pneumatosis cyctoides intestinalis hervorrufen. Welche Symptome der eigentlichen Pneumatosis intestinalis oder einer bestimmten zugrunde liegenden Erkrankung zugeordnet werden können, ist oftmals auch nicht eindeutig erkennbar.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose der Pneumatosis intestinalis erfolgt mithilfe bildgebender Verfahren. So können die ausgeprägten Gasansammlungen bereits durch Röntgenaufnahmen des Unterleibs festgestellt werden. Wenn jedoch eine Blähsucht vorliegt, die nichts mit den Gasansammlungen in den Darmwänden zu tun hat, kann ein positiv falscher Befund erstellt werden.

Durch eine Computertomografie ist es jedoch möglich, eindeutig zu unterschieden, ob es sich um eine extramurale (außerhalb der Wände) oder intramurale (innerhalb der Wände) Gaseinlagerung handelt.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es bei dieser Krankheit zu Komplikationen, da sie nur zufällig und nicht schon frühzeitig diagnostiziert werden kann. Die Betroffenen leiden dabei an verschiedenen Beschwerden im Bereich des Magens und des Darms, welche die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verringern und einschränken. Die meisten Patienten klagen dabei über einen ständigen Durchfall, welcher auch zu psychischen Beschwerden und sogar zu Depressionen führen kann.

Auch die Krankheit Morbus Chron kann dabei entstehen und den Alltag des Betroffenen erschweren. Die Gasansammlungen führen dabei zu starken Flatulenzen und zu einem aufgeblähten Bauch. In vielen Fällen fühlen sich die Betroffenen mit den Beschwerden unwohl und leiden dabei auch an Minderwertigkeitskomplexen oder an einem verringerten Selbstwertgefühl. Der weitere Verlauf der Krankheit hängt allerdings stark von ihrer Ursache ab, sodass eine allgemeine Voraussage in der Regel nicht möglich ist.

Die Behandlung selbst erfolgt dabei entweder mit Hilfe eines operativen Eingriffs oder der Einnahme von Medikamenten. Allerdings kommt es dabei nicht in jedem Fall zu einem Erfolg. Besondere Komplikationen treten bei der Behandlung selbst nicht auf. In einigen Fällen sind die Betroffenen allerdings auf eine spezielle Diät angewiesen, um diese Beschwerden zu vermeiden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Pneumatosis intestinalis muss immer durch einen Mediziner untersucht und behandelt werden. Es kommt bei dieser Erkrankung nicht zu einer Selbstheilung. In den meisten Fällen verschlimmern sich die Beschwerden und es kommt zu weiteren Komplikationen, falls die Pneumatosis intestinalis nicht rechtzeitig behandelt wird.

Ein Arzt ist in der Regel dann aufzusuchen, wenn der Betroffene über einen längeren Zeitraum und ohne einen besonderen Grund an Durchfall leidet. Ebenso kann es zu starken Gasansammlungen im Darm kommen, welche sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten auswirken können. Sollten diese Beschwerden länger anhalten und nicht mit einer Lebensmittelunverträglichkeit zusammenhängen, so muss ein Arzt aufgesucht werden.

In der Regel kann Pneumatosis intestinalis durch einen Internisten oder durch einen Allgemeinarzt diagnostiziert werden. Die weitere Behandlungsmethode richtet sich allerdings immer nach den genauen Ursachen von Pneumatosis intestinalis, sodass auch ein operativer Eingriff notwendig sein kann. Ob es durch die Krankheit damit zu einer verringerten Lebenserwartung kommt, kann nicht allgemein vorgesagt werden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wirken sich immer positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus.

Behandlung & Therapie

Die Therapie der Pneumatosis intestinalis richtet sich nach der jeweils vorliegenden Grunderkrankung. Oftmals muss eine primär entstandene Gasansammlung ohne erkennbare Ursache gar nicht behandelt werden. Die Erkrankung verläuft hier häufig ohne Symptome. Wenn Symptome vorliegen, werden diese in der Regel durch die auslösende Grunderkrankung hervorgerufen.

Wenn diagnostisch feststeht, dass eine intramurale Gasansammlung vorliegt, sollte jedoch festgestellt werden, ob eine andere Erkrankung ursächlich dafür ist und um welche Erkrankung es sich handelt. So kann die Pneumatosis intestinalis manchmal sogar als erstes Symptom einer ganz anderen Erkrankung auftreten. Neben den toxisch infektiösen, den mechanischen oder anderen entzündlichen Ursachen kann auch ein Malignom ursächlich für eine Pneumatosis intestinalis sein.

Wichtig ist auch, genau zu wissen, welche Bakterien im Falle einer Infektion vorliegen. Bei infektiös toxischen Verläufen können beispielsweise keine üblichen [[Antibiotika]9 eingesetzt werden, weil diese die Freisetzung der Toxine erst richtig fördern. Entzündliche Prozesse durch Autoimmunreaktionen gegen den Darm bedürfen selbstverständlich wieder einer anderen Behandlungsstrategie. Insgesamt steht jedoch selten die Behandlung einer Pneumatosis intestinalis im Vordergrund, sondern die Grunderkrankung.


Vorbeugung

Eine konkrete Empfehlung zur Vorbeugung vor einer Pneumatosis intestinalis zu geben, ist nicht möglich. Die intramurale Gasansammlung stellt in der Regel eine Folgeerscheinung einer bestehenden Grunderkrankung dar, dessen Ätiologie in jedem Einzelfall anders ist. Um das Risiko zu senken, an einer schwerwiegenden gesundheitlichen Störung zu erkranken, werden allgemein eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und wenig Stress empfohlen.

Nachsorge

Da die Pneumatosis intestinalis in den meisten Fällen nur zufällig erkannt wird, sind die Maßnahmen einer Nachsorge in den meisten Fällen sehr stark eingeschränkt. In erster Linie sollten Betroffene schon sehr früh und vor allem bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu anderen Komplikationen oder zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt. Eine frühe Diagnose der Pneumatosis intestinalis wirkt sich dabei in der Regel immer sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus.

In den meisten Fällen muss die Krankheit selbst nicht behandelt werden, sodass auch keine besonderen Maßnahmen einer Nachsorge notwendig sind. Sollte eine andere Krankheit für die Symptome der Pneumatosis intestinalis verantwortlich sein, so wird diese in der Regel mit Hilfe von Medikamenten behandelt.

Betroffenen sollten auf eine regelmäßige Einnahme und auf die richtige Dosierung der Arzneimittel achten, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern. Bei der Einnahme von Antibiotika ist dabei zu beachten, dass diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden sollten. Dabei sind weiterhin regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt notwendig, um den aktuellen Zustand der Erkrankung richtig zu überwachen.

Das können Sie selbst tun

Da diese Krankheit äußerst selten ist, sollten Betroffene sich auf weitere Erkrankungen untersuchen lassen, da sie möglicherweise die Ursache der Pneumatosis intestinalis sind. Erst wenn die Grunderkrankung bekannt ist, kann die Pneumatosis intestinalis behandelt und eine Verlaufsprognose erstellt werden.

Sehr oft ist die Immunabwehr der betroffenen Patienten geschwächt. Hier kann der Patient mit einem gesunden Lebensstil einiges tun, um seine Genesung zu unterstützen. Er sollte wenig Fastfood zu sich nehmen und statt dessen vermehrt zu Obst und Gemüse greifen. Eine frische, mineralstoff- und vitaminreiche Kost sollte mit viel Flüssigkeit ergänzt werden. Dazu eignen sich Wasser, Kräutertees und dünne Saftschorlen. Eineinhalb bis drei Liter am Tag sind empfehlenswert. Neben der gesunden Ernährung gehören auch ausreichend Schlaf und der Verzicht auf Nikotin und Alkohol zu einer wirkungsvollen Unterstützung des körpereigenen Immunsystems.

In manchen Fällen sollte auch eine bestimmte Diät eingehalten werden, um die Symptome der Pneumatosis intestinalis, wie beispielsweise Flatulenzen oder ein aufgeblähter Bauch, einzudämmen. Die Betroffenen können sich hier von ihrem Arzt beraten lassen, insbesondere, wenn die gegebenen Medikamente nicht wunschgemäß wirken. Auch ausleitende und entgiftende Maßnahmen sowie die Pflege der Darmkultur können die Genesung unterstützen. Naturheilkundlich arbeitende Ärzte oder Heilpraktiker können hierzu Empfehlungen geben.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012

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