Phrenitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In der Antike galt die Phrenitis als anhaltendes Fieberdelirium, das die damalige Medizin als Form der Geisteskrankheit verstand. Heute wird die Erkrankung als Zwerchfellentzündung beschrieben, die über die Gabe von Antibiotika behandelt wird. Meist liegen der Krankheit bakterielle Ursachen zugrunde.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Phrenitis?

Heutzutage werden vor allem bakterielle Entzündungen des Zwerchfells über die Gabe von Antibiotika behandelt. Bei einer Antibiotikaresistenz gibt der Arzt alternativ in der Regel Enzyme.
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Das Krankheitsbild der Phrenitis stammt aus der Antike und hat sich bis ins Mittelalter überliefert. Die Krankheit wurde damals als anhaltendes Delirium mit Fieber beschrieben. Der Corpus Hippocraticum schrieb die Phrenitis fest. Das machte das Krankheitsbild während der Antike zu einer anerkannten Erkrankung, an deren Beschreibung sich zahlreiche Schriftsetzer versuchten. Die Phrenitis gibt es in der modernen Medizin nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form des Fieberdeliriums.

Heute stellt der Arzt eher die Diagnose einer Zwerchfellentzündung, während zu Zeiten der Antike eine Phrenitis diagnostiziert worden wäre. Das ehemals beschriebene Fieberdelirium kann, muss aber nicht zwingend zu den Symptomen einer Zwerchfellentzündung zählen. Als Symptom ist ein Fieberdelirium eher unspezifisch und kann so im Rahmen verschiedener Erkrankungen auftreten.

Ursachen

Als Ursache der Phrenitis wurde schon während der Antike eine Entzündung des Zwerchfells in Erwägung gezogen. Nach antiker Auffassung war das Zwerchfell der Sitz von Seele und Gemüt. Weil die Symptome der Krankheit eher für eine Geisteskrankheit zu sprechen schienen, gaben Autoren wie Galenos zuweilen auch das Gehirn und seine Häute als geschädigte Körperregionen an. Auch in diesem Bereich ging man damals von einer inflammatorischen, also entzündlichen Ursache aus.

Über byzantinische und arabische Texte wurde diese Auffassung der Phrenitis bis ins Mittelalter tradiert. Die Medizin des Mittelalters grenzte das Krankheitsbild von der Manie und der Melancholie ab. Michael Ettmüller beschrieb die Erkrankung in Abgrenzung zu den beiden anderen Begriffen als fiebrige Entzündung des Gehirns. Als sich im 19. Jahrhundert die Psychiatrie entwickelte, wurde die Einordnung der Phrenitis in die Geisteskrankheiten verworfen, da das Symptom Fieber nicht in diesen Bereich passte. Ärzte des 19. Jahrhunderts verstanden unter der Phrenitis daher eher eine Form der Meningitis, die bekanntermaßen mit Fieber, Bewusstseinsstörungen und Krämpfen einher geht. Nach aktueller Auffassung ist die Phrenitis eine infektiöse oder psychisch verursachte Zwerchfellentzündung.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In antiken Schriften werden Schüttelfrost, Irrereden und Angst als Leitsymptome der Phrenitis beschrieben. Die Verwirrungszustände der Erkrankung gehen vermutlich auf hohes Fieber zurück, das ebenso Krampfanfälle, Halluzinationen, Augenrollen, Tremor und zeitweilige Bewusstseinsverluste auslösen kann.

Entzündungsmoleküle, sogenannte Zytokine, können laut gegenwärtigem Forschungsstand die Ausschüttung von Neurotransmittern stören. Eine so gestörte Ausschüttung der neuronalen Botenstoffe löst halluzinatorische und deliriumshafte Zustände aus, wie sie in antiken Schriften im Rahmen der Phrenitis beschrieben werden. Ein Fieberdelirium kann vor allem bei systemischen Entzündungen auftreten.

Solche systemischen Entzündungen treten meist in Form von großen Infekten in Erscheinung, wie sie am Zwerchfell vorliegen können. Heute gelten als Begleitsymptome einer Zwerchfellentzündung aber gänzlich andere, als noch in der Antike. Insbesondere Schluckauf, Atemprobleme oder Atemschmerzen und ein Druck auf dem Rippenbogen gelten mittlerweile als Leitsymptome.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Während der Antike wurde die Diagnose der Phrenitis blickdiagnostisch gestellt und über Untersuchungsmethoden wie die Palpation erhärtet. Heute stellt der Arzt die Diagnose einer Zwerchfellentzündung über die Anamnese in Kombination mit einer Blutuntersuchung und eventuell einem Röntgenbild des Brustkorbs. Die Blutuntersuchung kann das Ausmaß der Entzündung zu Tage bringen.

Begleitender Schluckauf kann dem Arzt ein Hinweis auf Trichinenbefall als Auslöser der Entzündung sein. In der Gegenwart ist eine Phrenitis zwar noch immer schmerzhaft, wahnhafte Symptome kommen aber nur noch selten vor. Tödlich ist die Erkrankung heute in aller Regel nicht. In der Antike verstarben dagegen die meisten Patienten an der Entzündung.

Komplikationen

Die Phrenitis führt bei den Patienten zu verschiedenen Beschwerden. In erster Linie leiden die Betroffenen dabei an einem hohen Fieber und weiterhin auch an Schüttelfrost. Ebenso kommt es zu einer inneren Unruhe und zu Angstgefühlen oder Panikattacken. Auch ein Irrereden kann durch die Krankheit auftreten. Die Betroffenen leiden weiterhin an Halluzinationen oder an Krampfanfällen.

Die Hände zittern dabei und es kann ebenso auch zu einem vollständigen Bewusstseinsverlust kommen, bei welchem sich der Patient möglicherweise auch verletzen kann. Weiterhin kann es durch die Phrenitis auch zu verschiedenen Entzündungen und zu anderen Infekten kommen, da das Immunsystem selbst durch die Krankheit deutlich geschwächt. Ebenso leiden die Betroffenen an Atembeschwerden und dauerhaftem Schluckauf.

In den meisten Fällen kann die Phrenitis relativ gut und einfach mit Hilfe von Antibiotika behandelt werden. Dabei kommt es nicht zu weiteren Komplikationen. In einigen Fällen sind die Betroffenen allerdings auch auf eine psychologische Behandlung angewiesen. Die Lebenserwartung wird in der Regel nicht negativ beeinflusst. Ebenso wirkt sich Bettruhe sehr positiv auf diese Krankheit aus.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Symptome wie Fieber, Schüttelfrost oder Ängste und Panikattacken auftreten, liegt womöglich eine Infektion zugrunde. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn die Beschwerden nach einigen Tagen nicht von selbst abklingen. Die Phrenitis ist eine Erkrankung, die heutzutage nicht mehr existiert, weshalb eine gezielte ärztliche Abklärung nicht vonnöten ist. Dennoch müssen typische Fiebersymptome untersucht werden, da womöglich ein vergleichbares Leiden zugrunde liegt. So kann ein anhaltendes Delirium mit Fieber auftreten, welchem unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen können.

Wenn die beschriebenen Symptome auftreten, wird am besten der Hausarzt konsultiert. Personen, die an einer chronischen Infektionskrankheit oder an einer Immunschwäche leiden, sind besonders gefährdet. Auch Schwangere, Kinder und ältere Menschen gehören zu den Risikogruppen und sollten einen Arzt aufsuchen, wenn typische Fieberzeichen sowie Bewusstseinsveränderungen bemerkt werden. Neben dem Allgemeinarzt kann man den Internisten aufsuchen. Die Behandlung erfolgt medikamentös und kann meist ambulant stattfinden. Bei schweren Fieberanfällen ist eine stationäre Therapie in einer Fachklinik vonnöten.

Behandlung & Therapie

In der Antike wurden Patienten mit einer Phrenitis in der Regel ans Bett gefesselt, damit sie im Fieberwahn weder sich selbst, noch andere verletzen würden. Meist wurde zur Behandlung der Erscheinungen ein Aderlass eingeleitet, der damals als wichtigstes Mittel zur Heilung der meisten Erkrankungen verstanden wurde. Schon diese Behandlungsmethode beinhaltete aber hohe Infektionsrisiken, da die Medizin damals noch nicht steril arbeitete. Zusätzlich sollten Diätvorschriften und Abreibungen mit Öl für antike Patienten der Phrenitis heilende Prozesse in Gang setzen.

Diese Behandlungen konnten die meist infektiöse Entzündung des Zwerchfells in aller Regel nicht heilen. Daher überlebten im Normalfall nur Patienten mit einem überaus starken Immunsystem. Die unbehandelte Entzündung breitete sich in den meisten Fällen immer weiter aus, was die wahnhaften Erscheinungen in vielen Fällen erst verursachte. Heutzutage werden vor allem bakterielle Entzündungen des Zwerchfells über die Gabe von Antibiotika behandelt.

Bei einer Antibiotikaresistenz gibt der Arzt alternativ in der Regel Enzyme. Gegen die Schmerzen werden zusätzlich oft Schmerzmittel verschrieben. Hustentropfen lindern eventuelle Hustensymptome. Falls statt einer infektiösen Ursache eine psychosomatische Ursache im Raum steht, wird der Arzt seinem Patienten zu einer begleitenden Psychotherapie raten.


Aussicht & Prognose

In der Regel kann eine Phrenitis relativ gut geheilt werden, wenn sie schon früh erkannt und sofort behandelt wird. Es kommt dabei nur sehr selten zu Komplikationen und vor allem nur dann, wenn die Phrenitis gar nicht behandelt wird. Aus diesem Grund sollte der Betroffene idealerweise schon sehr früh einen Arzt aufsuchen und auch eine Behandlung einleiten, um das Auftreten von weiteren Beschwerden zu verhindern. Es kann dabei auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass bei der Phrenitis immer die Einnahme von Medikamenten notwendig ist, um die Krankheit vollständig zu heilen.

Durch die Einnahme von Antibiotika verschwinden die Beschwerden meist innerhalb von wenigen Wochen und die Krankheit heilt vollständig ab. Eine weitere Nachsorge ist dabei in der Regel auch nicht notwendig. Sollte die Erkrankung allerdings nicht behandelt werden, so kann sich die Infektion ausbreiten und im schlimmsten Falle zum Tode des Betroffenen führen. Da die Krankheit in einigen Fällen auch durch eine psychologische Erkrankung auftreten kann, erweist sich die Behandlung dabei als relativ schwierig. Eventuell erkranken die Betroffenen auch erneut nach einer vollständigen Heilung, da keine Immunität gegen die Phrenitis aufgebaut werden kann.

Vorbeugung

Der Phrenitis durch Bakterien lässt sich nicht vollständig vorbeugen. Einer Zwerchfellentzündung mit psychosomatischen Ursachen kann dagegen über eine psychotherapeutische Behandlung vorgebeugt werden. Während dieser Behandlung lernt der Patient in der Regel Stressbewältigungsstrategien kennen, die den Ausbruch psychosomatischer Erkrankungen verhindern.

Nachsorge

Die Phrenitis ist eine medizinische Diagnose, die heutzutage keine Verwendung mehr findet. Im Mittelalter umfasste die Nachsorge der Phrenitis vor allem Gespräche mit Geistlichen oder Ärzten. Da hinter den Symptomen eine Geisteskrankheit vermutet wurde, wurden die Erkrankten oftmals in geschlossene Einrichtungen verwiesen oder gesellschaftlich ausgegrenzt. Insbesondere die typischen Manien und die ausgeprägte Melancholie wurden im Mittelalter als Zeichen einer schweren Geisteskrankheit oder gar einer Besessenheit gesehen und nicht ausreichend oder überhaupt nicht behandelt.

Heutzutage wird die Phrenitis oftmals mit der Meningitis gleichgesetzt. Die Meningitis-Nachsorge umfasst regelmäßige Arztbesuche sowie weitere Maßnahmen, die von der Erkrankungsintensität und anderen Faktoren abhängen. Grundsätzlich sollten sich die Patienten schonen und die Symptome gut beobachten. Der Arzt sollte alle ein bis zwei Wochen aufgesucht werden, damit der Krankheitsverlauf genau kontrolliert werden kann.

Bei ungewöhnlichen Symptomen wie Fieber oder Gliederschmerzen muss umgehend der Arzt informiert werden. Bei Kreislaufbeschwerden ist der Rettungsdienst zu kontaktieren. Betroffene müssen unter Umständen erstversorgt werden, da die Beschwerden der Erkrankung zu einem Kreislaufzusammenbruch oder mitunter auch zu einer Herzattacke führen können. Die Meningitis- oder Phrenitis-Nachsorge erfolgt durch den Allgemeinarzt oder einen Internisten.

Das können Sie selbst tun

Bei der Phrenitis handelt es sich um eine Erkrankung der Antike. Daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie heutzutage noch in Erscheinung tritt. Betroffene, die Symptome der Phrenitis zeigen, sollten eine sofortige Bettruhe strikt einhalten. Der Austausch mit dem Arzt ist überlebenswichtig und intensiv zu pflegen. Ruhe, Schlaf und Erholung sind notwendig. Störfaktoren, Umgebungsgeräusche oder sonstige Einflüsse sind auf ein Minimum zu reduzieren. Die alltäglichen beruflichen sowie privaten Verpflichtungen sind unverzüglich umzuorganisieren.

Menschen aus dem sozialen Umfeld oder Pflegepersonal sollten sich in der Zeit der Erkrankung um alle anfallenden Erledigungen kümmern. Dem Körper ist eine ausreichende Menge an Flüssigkeit zuzuführen. Zudem ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig. Das Immunsystem muss unterstützt und stabilisiert werden. Dafür werden Vitamine, Nährstoffe und Spurenelemente benötigt.

Für eine optimale Erholung ist die Schlafhygiene zu überprüfen. Die Matratze wie auch die Bettwaren sollten weder zu warm noch zu kalt sein. Eine ausreichende Frischluftzufuhr ist notwendig, damit der Erkrankte genügend Sauerstoff erhält. Das Senken des Fiebers kann mit frischen Wickeln oder Bandagen unterstützt werden. Da der Betroffene zu einem aggressiven Verhalten hält, muss er vor sich selbst und anderen ausreichend geschützt werden. Maßnahmen zur Reduzierung einer Verletzungsgefahr sind daher zu ergreifen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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