Placenta accreta

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Placenta accreta ist der Mutterkuchen mit dem Muskel der Gebärmutter verwachsen. Als Folge dessen stellen sich bei der vaginalen Geburt schwere Blutungen ein, die eine Schnittgeburt notwendig machen. Als Ursache der Erscheinung vermuten Mediziner Narbengewebe im Uterus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Placenta accreta ?

Die gesamte Schwangerschaft lang kann die Placenta accreta weitestgehend symptomlos bleiben. Gegen Ende der Schwangerschaft treten manchmal vaginale Blutungen auf.
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Bei der Placenta accreta ist die Muskulatur der Gebärmutter mit der Plazenta verwachsen. Nach dem Geburtsvorgang findet somit keine natürliche Ablösung des Mutterkuchens statt. Meist sind mit einer Geburt daher starke Blutungen verbunden. Rund eine von 2500 Schwangeren leidet aktuell an einer Placenta accreta. Die Erscheinung wird auch als krankhaft anhaftende Plazenta bezeichnet und kann schwere Komplikationen bei der Geburt hervorrufen.

Es werden mehrere Formen der Placenta accreta unterschieden. Die schwerste Form ist die Placenta increta oder Placenta percreta. Eine der leichtesten Formen ist die Sonderform der Placenta adhaerens. Der Verdacht auf eine Plazenta accreta stellt sich in der Regel lange vor der Geburt ein, sodass die Schwangere vorab entweder einer Schnittgeburt zustimmen oder trotz des Komplikationsrisikos eine vaginale Geburt mit entsprechenden Vorbereitungen verlangen kann.

Ursachen

Bei einer Placenta accreta fehlt die Gebärmutterschleimhaut oder die Schleimhaut ist zumindest nicht gut ausgebildet. Damit wachsen die Trophoblasten ungehindert an die Muskulatur der Gebärmutter heran. In manch einem Fall wachsen die Trophoblasten sogar in den Muskel der Gebärmutter mit ein. Eingewachsene Trophoblasten entsprechen einer schweren Placenta accreta. Lediglich herangewachsene Trophoblasten finden sich dagegen bei den leichteren Formen.

Auch Narbengewebe an der Gebärmutter kann eine Placenta accreta verursachen. In diesem Fall kommt als primäre Ursache zum Beispiel das Asherman-Syndrom infrage, dem in der Regel eine Gebärmutteroperation oder eine Schnittentbindung vorausgeht. Experten halten die zunehmende Tendenz zum Kaiserschnittverfahren im 21. Jahrhundert daher für die Hauptursache der angestiegenen Placenta-accreta-Rate.

Auch Myomentfernungen oder Kürettagen verursachen manchmal das Asherman-Syndrom. In einem Alter von mehr als 35 Jahren steigt das allgemeine Komplikationsrisiko für Schwangerschaften an. Auch mit dem allgemeinen Komplikationsrisiko steigt das Risiko für eine Placenta accreta.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die gesamte Schwangerschaft lang kann die Placenta accreta weitestgehend symptomlos bleiben. Gegen Ende der Schwangerschaft treten manchmal vaginale Blutungen auf. Diese Blutungen sind allerdings kein zwingendes Anzeichen. Die Ultraschalluntersuchung kann die Erscheinung noch in der Schwangerschaft in aller Regel ans Licht bringen.

Rund die Hälfte aller Patientinnen mit einer Placenta accreta leidet in der Schwangerschaft zugleich an einer fehlerhaften Lage des Mutterkuchens. Manchmal bleibt die Erscheinung aber auch bis zur Geburt unentdeckt und stellt sich erst beim Geburtsvorgang heraus. In wieder anderen Szenarien muss die Schwangerschaft vorzeitig beendet werden, da im Rahmen der Placenta accreta starke Blutungen auftreten, die das Kind und die Mutter in Gefahr bringen. In der Regel findet die vorgezogene Entbindung zu einem Zeitpunkt statt, zu dem das Embryo bereits reif und voll lebensfähig ist.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Mittlerweile wird die Placenta accreta durch die Fortschritte in der Sonographie meist vor der eigentlichen Geburt erkannt. Vor allem die Erfahrung des betreuenden Arztes spielt für die Früherkennung eine wichtige Rolle. Der Verlauf der Placenta accreta wird von der Schwere der Erscheinung bestimmt. Auch der Zeitpunkt der Diagnose kann Einfluss auf den Verlauf nehmen.

Falls die Erscheinung erst bei der Geburt erkannt wird, wird der Verlauf vor allem von der Reaktionsschnelligkeit der Geburtshelfer bestimmt. Wenn die Anomalie vor der Geburt erkannt wurde, wird in der Regel von vorneherein ein Kaiserschnitt als Geburtsmodus empfohlen, was die Komplikationen in aller Regel vermindert.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es durch die Placenta accreta nicht zu besonderen Komplikationen. Auch die Schwangerschaft selbst verläuft dabei gewöhnlich und ist nicht mit Schmerzen oder anderen Beschwerden verbunden. Allerdings kann die Frau zum Ende der Schwangerschaft an vaginalen Blutungen leiden.

Auch der Mutterkuchen befindet sich durch die Placenta accreta in den meisten Fällen in einer falschen Lage, sodass eine vaginale Geburt dabei nicht mehr möglich ist. In schwerwiegenden Fällen muss die Schwangerschaft im schlimmsten Falle allerdings unterbrochen werden, wenn die Schwangerschaft eine Gefahr für das Kind und die Mutter darstellen kann. Ebenso kann eine frühzeitige Entbindung eingeleitet werden, um weitere Komplikationen zu vermeiden.

Das Kind erleidet dabei in der Regel keine besonderen Schäden oder Komplikationen. Bei starken Blutungen ist die Frau auf Bluttransfusionen angewiesen. Ebenso kann es bei den darauffolgenden Schwangerschaften auch zur Placenta accreta kommen, sodass diese einer Beratung von einemn Arzt unterliegen. In einigen Fällen muss nach der Geburt die Gebärmutter der Patientin vollständig entfernt werden. Die Lebenserwartung des Kindes und der Mutter wird durch die Placenta accreta bei einer erfolgreichen Geburt nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Während der Schwangerschaft bleibt die Placenta accreta oft unbemerkt. Erst im letzten Drittel der Schwangerschaft können vaginale Blutungen auftreten, die ärztlich diagnostiziert werden müssen. Der Frauenarzt kann die Ursachen abklären und wird dabei auch eine Placenta accreta als Auslöser in Betracht ziehen. Oft wird das Leiden im Rahmen der Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft entdeckt. Sollte es kurz vor dem geplanten Geburtstermin zu starken Blutungen kommen, ist der zuständige Arzt zu informieren. Unter Umständen muss die Schwangerschaft vorzeitig beendet werden, um Mutter und Kind nicht zu gefährden.

Meist ist das Baby zu diesem Zeitpunkt bereits lebensfähig und die Entbindung verläuft ohne Komplikationen. Bei einer erneuten Schwangerschaft muss eine umfassende Untersuchung der Gebärmutter vorgenommen werden, denn eine Placenta accreta kann wiederholt auftreten. Üblicherweise wird der Patientin bei folgenden Geburten zu einem Kaiserschnitt geraten. Betroffene Frauen sollten mit dem Gynäkologen über die Einzelheiten sprechen und gegebenenfalls auch einen Therapeuten in die Beratung involvieren.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Placenta accreta kann bei der Geburt konservativen Techniken wie einer Embolisation der Uterusarterien entsprechen. Auch eine Ballon-Katheterisierung ist denkbar. Bei einer leichten Placenta accreta muss keine Schnittgeburt vollzogen werden. Um bei einer vaginalen Geburt die Blutung zu minimieren, wird neben Wehenmitteln in der Regel eine Infusionsbehandlung gegeben, die dem Volumenersatz dient.

Manchmal wird eine Bluttransfusion notwendig, damit starke Blutungen die Patientin nicht in Lebensgefahr bringt. Trotzdem muss die werdende Mutter nach der Geburt in der Regel mit einem Eingriff rechnen. Noch bei der vaginalen Geburt müssen die Helfer die Plazenta manuell entfernen und meist muss die Gebärmutter nach der Geburt ausgeschabt werden. Zuweilen ist auch eine Entfernung der gesamten Gebärmutter notwendig. Falls dieses Verfahren schlichtweg abgelehnt wird oder falls ein weiterer Kinderwunsch besteht, kann eine Resektion um die Plazenta stattfinden.

Das Komplikationsrisiko steigt bei diesem Verfahren aber an. Wenn einmal eine placenta accreta vorgelegen hat, dann ergibt sich bei den darauffolgenden Schwangerschaften automatisch das Risiko einer Wiederholung, da die Komplikation im Uterus Narbengewebe hinterlassen hat. Es muss in den nachfolgenden Schwangerschaften aber nicht zwingend zu einer Placenta accreta kommen.

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Aussicht & Prognose

In der Regel kann keine allgemeine Prognose über den weiteren Verlauf bei einer Placenta accreta gemacht werden, da der weitere Verlauf der Erkrankung sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose und auch von der Ausprägung dieser Krankheit abhängig ist. Daher sollte der Betroffene idealerweise schon sehr früh einen Arzt aufsuchen und auch eine Behandlung einleiten, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt. Je früher dabei eine Behandlung eingeleitet wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf der Erkrankung.

Wird die Krankheit nicht behandelt, so kann es im schlimmsten Falle zum Tode des Kindes und damit zu einer Totgeburt kommen. Bei einer Behandlung ist in vielen Fällen ein operativer Eingriff notwendig, um die Beschwerden der Placenta accreta zu lindern. Ein solcher Eingriff kann dabei auch weitere Komplikationen verhindern und heilt in den meisten Fällen auch diese Erkrankung. Falls das Kind ohne Komplikationen geboren wird, kommt es auch im weiteren Leben nicht zu Beschwerden oder zu anderen Problemen. Auch die Gesundheit der Mutter ist bei einer gewöhnlichen Geburt nicht beeinträchtigt, wenn die Placenta accreta nicht geheilt wird.

Vorbeugung

Der Placenta accreta ist leider nicht vorzubeugen. Schwere Komplikationen lassen sich bei der Geburt aber trotzdem vermeiden, indem die Patientin einer Schnittgeburt zustimmt. Falls die Placenta accreta in Kombination mit einer fehlerhaften Lage des Mutterkuchens auftritt und so der Geburtskanal verschlossen ist, muss die Geburt ohnehin als Schnittgeburt stattfinden.

Nachsorge

Betroffenen stehen bei Placenta accreta in den meisten Fällen wenige oder gar keine besonderen Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Daher sollten Betroffene idealerweise schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen, um eine weitere Verschlechterung der Beschwerden oder andere Komplikationen zu verhindern. Eine Selbstheilung kann bei Placenta accreta in der Regel nicht eintreten.

Besondere Maßnahmen einer Nachsorge stehen nach der Geburt des Kindes nicht zur Verfügung. Mutter und Kind müssen dabei besonders gut versorgt und von einem Arzt kontrolliert werden. Ebenso kann nach der Geburt die Gebärmutter vollständig entfernt werden, falls die Placenta accreta nicht anders behandelt werden kann. Dabei ist die Betroffene in vielen Fällen auf die intensive Unterstützung und Pflege durch den Partner und die eigene Familie angewiesen.

Dadurch kann mitunter auch die Entstehung von Depressionen oder anderen psychischen Verstimmungen verhindert werden. Nach der Geburt ist auch das Kind auf eine dauerhafte Überwachung durch einen Arzt angewiesen. Besondere Komplikationen treten dabei meist nicht auf. Auch die Lebenserwartung des Kindes und der Mutter werden durch die Krankheit nicht verringert, wenn diese rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

Das können Sie selbst tun

Im Rahmen der Selbsthilfe sollten schwangere Frauen an den regelmäßig angebotenen Kontrolluntersuchungen während der Schwangerschaft teilnehmen. In diesen wird die Placenta accreta im Optimalfall rechtzeitig entdeckt, so dass die Überlegungen für die Umstände der Geburt frühzeitig besprochen und festgelegt werden können. Zur Vermeidung von Komplikationen wird von den Ärzten ein Kaiserschnitt empfohlen. Es ist anzuraten, dieser Empfehlung zu folgen, wenngleich die schwangere Frau vor der Diagnosestellung andere Vorstellungen hatte.

Sobald sich Auffälligkeiten und Besonderheiten während der Gestation zeigen, ist eine ärztliche Kontrolle angezeigt. Die Ergreifung von eigenverantwortlichen Maßnahmen ist nicht zu empfehlen. Nach Möglichkeit sind Aufregungen, Stress oder Unruhe während der Schwangerschaft und auch der Geburt zu vermeiden.

Die Lebensweise sollte gesund und an den natürlichen Bedürfnissen von Mutter und Kind ausgerichtet sein. Der Konsum von Schadstoffen wie Alkohol, Nikotin oder Koffein ist zu unterlassen. Die Schwangere benötigt ausreichenden Schlaf, sollte Überanstrengungen vermeiden und eine Lebensführung haben, die vorbereitend auf den Neuankömmling ist.

Zusätzlich sind Informationen rund um die Geburt einzuholen. Die Klärung offener Fragen verfolgt das Ziel, über mögliche Abläufe und Vorgänge der Niederkunft bestmöglich informiert zu sein. Das Wissen darum kann unnötigen Überraschungen vorbeugen, die zu einer Überforderung beitragen würden.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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