Paraphimose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Paraphimose wird eine schmerzhafte Form der Vorhautverengung bezeichnet. Sie gilt als medizinischer Notfall.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Paraphimose?

Das Abschnüren der venösen Gefäße des Penis zieht eine ödematöse Vorhautschwellung nach sich. Dabei lagert sich Gewebeflüssigkeit ein. Infolgedessen kommt es auch zum Zusammenpressen von Gewebe, das in tieferen Regionen liegt.
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Von einer Paraphimose ist die Rede, wenn im Rahmen einer Vorhautverengung (Phimose) die Vorhaut des Penis hinter die Eichel (Glans penis) zurückgestreift wird und es dabei zu ihrem Hängenbleiben am Eichelkranz kommt.

Die Paraphimose trägt auch die Bezeichnung Spanischer Kragen.

So erinnert das Ruhen der Eichel auf dem Eichelkranz an den Kragen eines spanischen Edelmanns im 16. Jahrhundert. Dabei bildet sich ein schmerzhafter Schnürring, der eine Verminderung der Durchblutung nach sich zieht.

Die Paraphimose ist die Folge einer bereits bestehenden Verengung der Vorhaut, die in der Medizin als Phimose bezeichnet wird. Sie geht zumeist aus einer Erektion hervor und bedeutet einen medizinischen Notfall.

Ursachen

Grund für eine Paraphimose ist eine Vorhautverengung. Diese Phimose ist entweder angeboren oder wird im Laufe des Lebens erworben. Als mögliche Ursachen für die erworbene Form kommen Vernarbungen in Betracht. Diese werden wiederum durch Entzündungen, Blutungen oder Einrisse ausgelöst. Wodurch eine angeborene Phimose hervorgerufen wird, ist bislang unbekannt.

Eine akute Paraphimose kann auftreten, wenn der Betroffene seine zu enge Vorhaut zurückstreift, um sie zu waschen. Danach lässt sich die Vorhaut jedoch nicht wieder zurückschieben. Dieses Problem tritt am häufigsten beim Geschlechtsverkehr infolge einer Erektion auf. So hat die Vorhaut bei einem nicht erigierten Penis meist noch die normale Weite. Durch die Zunahme des Penisumfangs aufgrund einer Erektion kann es jedoch zu einer Paraphimose kommen. Als weiterer Risikofaktor gilt das Einsetzen eines Blasenkatheters. Mitunter wird bei dieser Prozedur vergessen, die Vorhaut nach dem Einbringen des Katheters wieder zurückzustreifen.

Im Falle einer akuten Paraphimose lässt sich die Vorhaut nicht mehr in ihre ursprüngliche Lage zurückversetzen. Dies hat das Abdrücken der Blutgefäße zur Folge. Auf diese Weise kommt es in der Eichel zu einem Rückstau von Wasser und Blut, was wiederum zum Anschwellen der Eichel führt. Dadurch ist es für den Betroffenen noch schwieriger, die Vorhaut wieder in ihre Ausgangsposition zurückzubringen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Abschnüren der venösen Gefäße des Penis zieht eine ödematöse Vorhautschwellung nach sich. Dabei lagert sich Gewebeflüssigkeit ein. Infolgedessen kommt es auch zum Zusammenpressen von Gewebe, das in tieferen Regionen liegt. Dort befinden sich die arteriellen Blutgefäße. Die Paraphimose kann die arterielle Blutzufuhr in Mitleidenschaft ziehen und sogar vollkommen zum Stillstand bringen.

Wird diese Durchblutungsstörung nicht rasch von einem Arzt behandelt, droht das Gewebe abzusterben. Mediziner bezeichnen diesen Vorgang als Glasgängran. Sie kann schwere Schäden am Penis hervorrufen. Ein typisches Symptom der Paraphimose sind die starken Schmerzen, unter denen der Betroffene leidet. Darüber hinaus verfärben sich Eichel und Vorhaut bläulich bis schwarz.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Paraphimose wird als medizinischer Notfall eingestuft. Das bedeutet, dass der Patient umgehend einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen muss, wenn es ihm nicht aus eigener Kraft gelingt, die Vorhaut wieder zurückzuziehen. In einer Klinik ist es empfehlenswert, umgehend eine Fachabteilung für Urologie aufzusuchen. Die Diagnose Paraphimose stellt der Arzt anhand des typischen Schnürrings, der in der Eichelfurche entsteht.

Zur Absicherung seines Urteils tragen die Symptome wie Schmerzen, Schwellung und Verfärbung des Penis bei. Für den Verlauf einer Paraphimose ist es überaus wichtig, so rasch wie möglich mit einer medizinischen Behandlung zu beginnen, da sonst eine Entzündung der Eichel droht. Eine weitere mögliche Komplikation ist das Entstehen von Geschwüren. Darüber hinaus kann es zum Absterben des Gewebes kommen. Wird die Paraphimose jedoch frühzeitig behandelt, nimmt sie in der Regel einen positiven Verlauf.

Komplikationen

In der Regel handelt es sich bei der Paraphimose um einen Notfall. Aus diesem Grund muss auch sofort ein Arzt aufgesucht werden, da es sonst zu schwerwiegenden Komplikationen und Schäden kommen kann. Das Gewebe des Betroffenen wird deutlich zusammengepresst, sodass es zu starken Schmerzen kommt. Auch die Durchblutung des Gewebes wird in der Regel unterbrochen, sodass das Gewebe im schlimmsten Falle auch absterben kann.

Aufgrund der gestörten Blutzufuhr kann es auch an den Extremitäten möglicherweise zu Störungen beziehungsweise zum Absterben der Extremitäten kommen. Diese Schäden sind dabei irreversibel. Vor allem am Penis kann es durch die Paraphimose zu schweren und irreversiblen Schäden kommen. Die Schmerzen sind meistens sehr stark, sodass die Betroffenen auch das Bewusstsein verlieren können.

Die Behandlung der Paraphimose findet in der Regel mit Hilfe eines Eingriffs statt. Dabei treten keine Komplikationen ein. Allerdings muss die Behandlung schnell erfolgen, da es sonst zu irreparablen Schäden am Penis kommen kann. Die Lebenserwartung des Patienten wird von der Paraphimose nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn die Vorhaut schmerzhaft eingeklemmt ist und sich nicht mehr zurückschieben lässt, sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Nachts und am Wochenende wird am besten der ärztliche Notdienst oder die nächste Klinik aufgesucht. Wenn die Beschwerden wiederholt auftreten, ist ärztlicher Rat gefragt. Auch bei starken Schmerzen, die das Wohlbefinden einschränken oder zu Problemen beim Geschlechtsverkehr führen, muss ein Arzt hinzugezogen werden. Der Mediziner kann die Paraphimose anhand der sichtbaren Verletzung sowie der typischen Schwellung und Rötung feststellen und sofort einen Facharzt hinzuziehen.

Oftmals muss die Paraphimose operativ behandelt werden. Wenn die genannten Beschwerden während des Geschlechtsverkehrs oder der Selbstbefriedigung sowie bei einem Unfall auftreten, liegt höchstwahrscheinlich eine Paraphimose zugrunde. Symptome, die nach dem Legen eines Blasenkatheters auftreten, deuten ebenfalls auf das Vorliegen eines medizinischen Notfalls hin. Neben dem Hausarzt kann der Urologe aufgesucht werden. Abhängig von der Ausprägung der Beschwerden kann man außerdem einen Hautarzt in die Behandlung involvieren. Bei starken Beschwerden empfiehlt sich ein Besuch im Krankenhaus.

Behandlung & Therapie

Tritt eine akute Paraphimose auf, kann der Patient zunächst selbst versuchen, die Vorhaut wieder in ihre vorherige Position zurückzubefördern. Allerdings sollte selbst beim Gelingen dieser Prozedur anschließend ein Facharzt aufgesucht werden. Dieser kann verhindern, dass in Zukunft noch weitere Paraphimosen vorkommen. So lässt sich die Vorhaut zum Beispiel durch eine Zirkumzision chirurgisch entfernen.

Gelingt es nicht, die Vorhaut selbstständig wieder zurückzustreifen, ist umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auf dem Weg dorthin empfiehlt es sich, den Penis mit Eis zu kühlen. Am sinnvollsten gilt eine Behandlung durch einen erfahrenen Urologen. Dieser presst die geschwollene Eichel behutsam aus. Da dieser Prozess sehr schmerzhaft ist, erhält der Patient im Vorfeld eine Betäubung. Durch das Auspressen lässt sich die Vorhaut einfacher in ihre Ausgangsposition bringen.

Eine weniger schmerzhafte Alternative stellt das Ausdrücken der geschwollenen Eichel in einer Kompresse dar, die in eine Lösung aus Kochsalz getränkt wird. Der Vorgang nimmt etwa zehn Minuten in Anspruch. Dabei genügt es, nur die Penisnerven zu betäuben. In den meisten Fällen kann der Arzt durch das Ausdrücken die Vorhaut des Patienten wieder in die vordere Richtung bewegen.

Handelt es sich um einen schweren Fall von Paraphimose, bei dem zum Beispiel bereits das Absterben der Vorhaut eingesetzt hat, ist ein operativer Eingriff erforderlich, was jedoch nur selten geschieht. Zu einer Operation rät der Arzt auch häufig, um Vernarbungen zu vermeiden. Eine Zirkumzision, bei der die Vorhaut beschnitten wird, findet meist statt, wenn diese sich nicht erfolgreich in ihre Ursprungsposition zurückversetzen lässt.


Aussicht & Prognose

Die Paraphimose ist ein medizinischer Notfall. Kann die über die Eichel gestreifte Vorhaut nicht mehr in ihre Ausgangsposition zurückgeführt werden, blockiert dies den Blutfluss im Penis. Ein solcher, im medizinischen Fachjargon auch "spanischer Kragen" genannter Vorfall kann bleibenden Schäden hervorrufen. Wird das Leiden nicht umgehend behandelt, droht der Verlust des Glieds. Gleichzeitig ist eine frühzeitige Behandlung fast immer erfolgreich. Insofern noch keine Gefäße abgestorben sind, erholt sich das männliche Geschlechtsorgan innerhalb weniger Tage vollständig. Anschließend oder bereits unmittelbar nach dem Vorfall wird die Vorhaut meist operativ verkürzt, um eine erneute Paraphimose oder eine Phimose zu vermeiden.

Bei einer Paraphimose sollte umgehend ein Urologe konsultiert werden. Der Arzt kann die Vorhaut lösen und eine Prognose geben. Zunächst kann nach dem Eingriff eine Schwellung an der Eichel zurückbleiben. Auch Entzündungen und Schmerzen sind typische Symptome, die aber schnell wieder abklingen sollten. Je nach Behandlungsmethode kann bereits die Therapie relativ schmerzhaft sein, da die angeschwollene Eichel ausgepresst werden muss. Die Behandlung erfolgt meist unter Betäubung und birgt entsprechend das Potenzial für Nebenwirkungen. Bei einer notärztlichen Behandlung ist eine weitere Untersuchung durch einen Facharzt notwendig.

Vorbeugung

Damit es gar nicht erst zu einer Paraphimose kommt, ist es ratsam, die verengte Vorhaut nicht mit Gewalt zurückzustreifen. Nach dem Waschen gilt es, sie sogleich wieder in ihre Ursprungslage zurückzubringen.

Nachsorge

Bei einer Paraphimose sind die Maßnahmen und die Möglichkeiten einer Nachsorge in den meisten Fällen deutlich eingeschränkt. Der Betroffene sollte aus diesem Grund schon sehr früh einen Arzt aufsuchen, damit es im weiteren Verlauf nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt. Es handelt sich dabei auf jeden Fall um einen Notfall, welcher sofort durch einen Arzt behandelt werden muss, damit es nicht zu irreversiblen Schäden beim Patienten kommt.

In der Regel ist bei der Paraphimose ein operativer Eingriff notwendig, durch welchen diese Beschwerde gelindert wird. Der Betroffene sollte sich dabei nach einem solchen Eingriff ausruhen und seinen Körper schonen. Von Anstrengungen oder von körperlichen und stressigen Aktivitäten ist dabei abzusehen. Dabei sollte vor allem die Region um den Penis vorsichtig und behutsam behandelt werden.

Nach dem Abheilen der Wunde sind weiterhin regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt nötig, um andere Schäden schon früh zu erkennen und zu behandeln. In der Regel kann die Paraphimose vollständig wieder geheilt werden, wenn rechtzeitig ein Arzt aufgesucht wird. Weitere Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge stehen dem Patienten dabei nicht zur Verfügung. Die Krankheit verringert dabei auch nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Eine Paraphimose stellt einen medizinischen Notfall dar. Der Betroffene sollte umgehend den Notarzt rufen oder das nächste Krankenhaus aufsuchen. Um Verletzungen zu vermeiden darf die Vorhaut nicht ruckartig bewegt werden. Es empfiehlt sich, den Penis leicht zu kühlen und eine bequeme Position einzunehmen, in welcher der Schaft möglichst frei liegt. Dadurch kann ein etwaiger Abbruch des Blutflusses hinausgezögert werden.

Nach der ärztlichen Behandlung sollte der Patient zunächst auf sexuelle Aktivitäten verzichten. Bei einem positiven Verlauf sollte die Schwellung innerhalb weniger Tage abgeklungen sein. Der Patient sollte mit dem Urologen über eine Beschneidung sprechen, um eine erneute Paraphimose zu verhindern.

Sollte es infolge einer Paraphimose zu Komplikationen kommen, muss in vielen Fällen umgehend operiert werden. Nach dem Eingriff gelten die üblichen ärztlichen Vorgaben. Körperliche Anstrengung ist zu vermeiden, während leichte Übungen aus der Krankengymnastik die Genesung unterstützen können. Nach einem chirurgischen Eingriff sollte für einige Tage auf sexuelle Aktivitäten verzichtet werden. Sollte es im Zusammenhang mit einer Paraphimose zu größeren Beschwerden kommen, wird am besten der zuständige Urologe oder der ärztliche Notdienst informiert.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Finke, F., Piechota, H., Schaefer, R.M., Sökeland, J., Stephan-Odenthal, M., Linden, P.: Die urologische Praxis. Uni-Med, Bremen 2007
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014

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