Hirschzungenfarn

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Heilpflanzen Hirschzungenfarn
Der Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium L), kurz Hirschzunge, manchmal auch nur Zunge genannt, gehört zur Familie der Streifenfarngewächse. Anders als andere Farnarten, mit ihren einfach oder mehrfach gefiederten Wedeln, fällt der Farn durch seine glatten, langen Blätter auf. Bestimmte Zierarten gibt es mit stark gewellten Blatträndern.

Vorkommen & Anbau des Hirschzungenfarns

Die mehrjährige Pflanze wird bis zu 50 Zentimeter hoch und hängt in Bögen.

Heimisch ist der Hirschzungenfarn in Nordamerika, Ostasien und Europa. Er bevorzugt gemäßigtere Klimazonen und ist vorwiegend in Gegenden mit milden Wintern zu finden. In Deutschland kommt er vor allem im Südwesten vor, im Bereich der Schwäbischen Alb und im Alpenvorland. Seine Verbreitung ist allerdings nicht flächendeckend. Es sind meist nur zehn bis hundert Pflanzen an einer Stelle zu finden. Kalkböden, humusreiche Erde, schattige Plätze unter Ahorn, Eschen und Linden, das sind bevorzugten Lebensbereiche des Farns.

Seine Lieblingsplätze sind feuchte Felsen und Bergwälder. Selbst auf Schutthalden und in feuchtem, kalkhaltigen Mauerwerk fühlt er sich wohl, so dass er an Friedhofsmauern und in Brunnen, als sogenannter Spaltenwurzler zu finden ist. Die mehrjährige Pflanze wird bis zu 50 Zentimeter hoch und hängt in Bögen. Aus dem Wurzelstock kommen die dunkelgrünen Blätterbüschel, während die neuen Blätter im Frühjahr eine hellgrüne Farbe aufweisen. An der Unterseite der Blätter befinden sich längliche Sporen, die von Juli bis September reifen. Der Hirschzungenfarn steht laut Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz.

Wirkung & Anwendung

In der mittelalterlichen Naturheilkunde hatte der Hirschzungenfarn große Bedeutung als pflanzliches Heilmittel für allerlei Beschwerden. Geschätzt wurde die adstringierende Wirkung auf die Schleimhäute, den auswurffördernden und schleimlösenden Effekt bei Husten, die entzündungshemmende Wirkung auf Wunden. Den medizinischen Abhandlungen der Naturheilkundigen Hildegard von Bingen ist zu entnehmen, dass er zur Lungenreinigung und verschiedenen Eingeweideleiden verordnet wurde.

Die Hildegard-Medizin lehrt ebenso wie die TCM, die Traditionelle Chinesische Medizin, dass bei chronischen Erkrankungen die Leber mitbehandelt werden muss. Der Hirschzungenfarn wurde daher immer zusätzlich als Stärkungs- und Reinigungsmittel der Leber eingesetzt. Anwendung fand er gegen Husten, zur Stärkung der Bauchspeicheldrüse, gegen Kopfschmerzen und als harntreibendes Mittel. Offene Wunden wurden mit den Blättern behandelt. Eine ausgleichende hormonelle Wirkung während der Menstruation und Wechseljahre wird der Pflanze ebenfalls nachgesagt.

Zu den wichtigen Inhaltsstoffen der Pflanzen gehören Schleimstoffe, Gerbstoffe, Cholin und Vitamin C. Cholin spielt zusammen mit anderen Stoffen eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel und hat daher Einfluss auf die Verdauungsorgane. Hirschzungenfarn wird hauptsächlich als Elixier verwendet, in manchen Fällen auch als Pulver. Da die Pflanze unter Naturschutz steht, muss auf getrocknete Kräuter aus der Apotheke zurückgegriffen werden oder der geschickte Gärtner versucht die Anpflanzung im eigenen Garten.

Ein Pulver aus Hirschzungenfarn hat sich als Sofortmaßnahme bei verschiedenen Schmerzgeschehen, Nervosität und Ängsten vor Prüfungen oder Reisen bewährt. Es schmeckt allerdings etwas bitter.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Die Wirkung des Hirschzungenfarns wird in der modernen Naturheilkunde heute noch hoch geschätzt. Er dient der Entgiftung des Magen-Darm-Traktes, hilft bei Unterleibsschmerzen, gegen Hormonstörungen während der Wechseljahre, bei Funktionsstörungen von Schilddrüse und Bauchspeicheldrüse, gegen chronischen Husten und Bronchitis, bei allergischem Asthma, und er unterstützt die schwache Lunge oder Leber.

Hirschzungenfarn gilt als optimale Schmerztherapie ohne Nebenwirkungen. Das Pflanzen-Elixier kann als fertige Mischung gekauft oder selbst hergestellt werden. Dazu wird das Kraut des Hirschzungenfarns benötigt, Honig (vorzugsweise Maronihonig der besonders die Leber stärkt), Stangenpfeffer, Zimtrinde und lieblicher Wein. Im ersten Kochgang werden Kräuter und Wein gekocht, im zweiten den Honig hinzufügen, im dritten Pfeffer und Zimt. Alles zusammen noch einmal aufkochen, danach abfiltern. Der Sud hält sich im Kühlschrank etwa zwei Wochen. Von diesem Elixier dreimal täglich ein Likörglas trinken.

Bei chronischen oder länger andauernden Erkrankungen, wie Leber- und Lungenleiden, Bronchitis oder auch zur Stärkung des Verdauungstraktes empfiehlt sich eine kurmäßige Anwendung, die sich über sechs Wochen erstrecken sollte. Gegen asthmatische Beschwerden sind Intervalle sinnvoll. Mit einer Acht-Wochen-Kur beginnen, danach acht Wochen Pause, um dem Körper Ruhe zur Verarbeitung zu gönnen. Danach wieder mit einer Acht-Wochen-Kur beginnen. Diesen Rhythmus solange beibehalten, bis die Beschwerden endgültig abgeklungen sind. Sollten sie erneut auftreten, mit der zyklischen Kur wieder anfangen.

Auch wenn der Hirschzungenfarn-Wein ein gutes Mittel gegen Bronchitis und asthmatische Beschwerden ist, so hilft er nicht beim sogenannten Raucherhusten. Äußerlich helfen Umschläge mit der Tinktur gegen Hautentzündungen und Verbrennungen. Als Besonderheit gilt das Hirschzungenfarn-Pulver, aufgrund seiner raschen Wirkung. Daher wird es als Sofortmedizin bei Unfällen eingesetzt, wenn danach Kopfschmerzen, eine Gehirnerschütterung oder posttraumatische Zustände auftreten.

Das Pulver wird in einem Likörglas mit warmem Wein oder Fencheltee aufgelöst und dem Unfallopfer drei Tage lange alle zwei Stunden verabreicht. Das Pulver kann auch pur mehrmals täglich direkt von der Hand aufgeleckt werden(etwa zwei Messerspitzen). Auch Schmerzen in den Gelenken und an der Wirbelsäule sprechen auf das Farnpulver an. Je nach Schmerzgrad mehrmals täglich das Pulver von der Hand lecken. Wem das Pulver zu bitter ist, kann ersatzweise mehrmals am Tag einen Esslöffel des Elixiers einnehmen.

Bei akut auftretenden Schmerzen wird das Pulver stündlich eingenommen, bis die Schmerzen nachlassen. Verkrampfungen im Körper, die aufgrund eines Schocks entstanden sind, lassen sich ebenfalls mit Hirschzungenfarn-Pulver therapieren, selbst wenn die Ursache schon längere Zeit zurückliegt. Die Behandlungsdauer beträgt zwischen sechs und zwölf Monaten.


Das könnte Sie auch interessieren