Gutartige Knochentumoren

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die meisten gutartigen Knochentumoren lösen keine Beschwerden aus und müssen nicht behandelt werden. Zeigen sich doch Symptome, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind gutartige Knochentumoren?

Je nach Art und Lage des Tumors kann es zu Schmerzen im betroffenen Bereich, Schwellungen und Frakturen kommen. Ein gelenknaher Tumor kann einen Gelenkerguss hervorrufen, der äußerlich zu erkennen ist und meist stark schmerzt.
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Knochentumoren sind per Definition Geschwulste in knöchernem Gewebe. Sie werden in primäre und sekundäre Knochentumoren unterteilt. Primäre Knochentumoren entstehen aus dem Knochengewebe selbst und können gutartig oder bösartig sein.

Gutartige Knochentumoren wachsen nur langsam und bilden keine Metastasen. Sekundäre Knochentumoren sind bösartig. Sie entstehen durch Metastasen eines Krebstumors aus einem anderen Organ, zum Beispiel der Brust oder der Lunge. In den meisten Fällen liegt aber ein gutartiger Knochentumor vor.

Man unterscheidet zwei große Gruppen:

Zum einen gibt es große, schmerzhafte Tumorgebilde, die im schlimmsten Fall eine Deformität der Wirbelsäule oder Lähmungen hervorrufen können. Gutartige Knochentumoren, die kleiner als zwei Zentimeter sind, werden Osteoidosteome genannt. Sie können vor allem in der Nacht Schmerzen auslösen und ebenfalls die Stabilität der Wirbelsäule beeinträchtigen.

Die am meisten verbreitete Art ist das Osteochondrom. Dies ist ein pilzförmiger Tumor, der sich bevorzugt in den Enden von langen Röhrenknochen bildet. Meist treten Osteochondrome vereinzelt auf. In seltenen Fällen liegt ein multiples Osteochondrom vor, bei dem sich meist im Kindesalter viele Geschwülste auf einmal bilden.

Ursachen

Die Ursachen für gutartige Knochentumoren sind oft nicht ganz klar. Die Arten Osteochondrom und Osteom können vererbt werden. Als weitere mögliche Ursachen werden chemische und physikalische Einflüsse von außen diskutiert, dazu gehören Einwirkungen durch nukleare Strahlung oder Verletzungen.

Besonders häufig treten gutartige Knochentumoren auf, wenn ein schnelles Knochenwachstum vorliegt. Die meisten Betroffenen sind daher bis zum Alter von 30 Jahren zu finden. Wachstumshormone können das Risiko für einen gutartigen Knochentumor beeinflussen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Gutartige Knochentumoren können sehr unterschiedlichen Symptome und Beschwerden hervorrufen. Je nach Art und Lage des Tumors kann es zu Schmerzen im betroffenen Bereich, Schwellungen und Frakturen kommen. Ein gelenknaher Tumor kann einen Gelenkerguss hervorrufen, der äußerlich zu erkennen ist und meist stark schmerzt.

Typisch für gutartige Knochentumoren sind Druckschäden an Nerven und Gefäßen. Zudem ist das Knochenwachstum gehemmt und es besteht ein akutes Risiko, dass sich Knochen und Gelenke verformen. In schweren Fällen führt ein Knochentumor zu einer Bewegungseinschränkung. Die betroffene Person verspürt dann bereits bei leichten Bewegungen starke Schmerzen, die körperliches Arbeiten und sportliche Betätigung erheblich erschweren.

Gutartige Knochentumoren sind aber selten lebensbedrohlich. Die Symptome können schleichend stärker werden, aber auch über das gesamte Leben in derselben Intensität auftreten. Kleine Tumoren bleiben von dem Erkrankten oftmals unbemerkt und werden erst im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung erkannt.

Große Knochentumoren sind unter Umständen von außen zu erkennen, etwa dann, wenn sich ein Erguss bildet oder sich der Knochen verformt. Es kann zu einer Metastasierung oder Rezidiven kommen. Auch die Entwicklung chronischer Schmerzen ist möglich, wenn der Tumor zu spät oder gar nicht behandelt wird.

Diagnose & Verlauf

Um gutartige Knochentumoren festzustellen, werden Schmerz- und Funktionstests durchgeführt, wie zum Beispiel ein Belastungstest. Auch die Durchblutung der betroffenen Knochen und Gelenke wird bei der Diagnose untersucht.

Bei stark fortgeschrittenem Verlauf können Verformungen der Gelenke und Knochen zu sehen sein. Eine endgültige Diagnose wird mithilfe eines Röntgenbildes gestellt, auf dem typische Veränderungen zu sehen sind. Ein CT, MRT und/oder eine Gewebeprobe geben Sicherheit darüber, ob der Tumor gutartig oder bösartig ist.

Weiterhin treten bestimmte Arten von gutartigen Knochentumoren bevorzugt an bestimmten Stellen auf. So werden beispielsweise Osteochondrome meist an den gelenknahen Enden von Unter- und Oberschenkelknochen gefunden.

Die meisten Betroffenen gehen nur zum Arzt, wenn ihr gutartiger Knochentumor schmerzhaft auf einen Nerv drückt oder die Bewegungsmöglichkeiten an einem Gelenk einschränkt. Oft bleibt ein gutartiger Knochentumor unentdeckt und symptomfrei.

Meist wächst die Wucherung nur solange, wie der Knochen wächst. Deshalb werden die Tumore vor allem bei Kindern und Jugendlichen gefunden. Bestimmte Geschwulstarten können sich zu bösartigen Tumoren entwickeln. Insgesamt sind die Heilungschancen von gutartigen Knochentumoren aber sehr gut.

Komplikationen

In vielen Fällen müssen diese Tumore nicht von einem Arzt behandelt oder untersucht werden. Es treten dabei in der Regel keine Schmerzen oder andere Symptome auf und die Lebensqualität des Patienten wird durch die Erkrankung nicht beeinflusst. Eine Behandlung ist allerdings dann notwendig, wenn es durch diese Tumore zu Beschwerden kommt.

Es treten dabei Schmerzen an den betroffenen Knochen auf und die Knochen können viel einfacher gebrochen werden, sodass die Unfallgefahr des Patienten ansteigt. Ebenso treten verschiedene Verformungen der Knochen und Gelenke auf, die zu Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen des Patienten führen können. Bei Kindern kommt es zu einem verringerten Wachstum der Knochen. Dieses kann auch zu Beschwerden nach Knochenbrüchen führen, wenn die Knochen nicht mehr richtig zusammenwachsen.

Nicht selten treten neben den Belastungsschmerzen auch Ruheschmerzen auf, die den Schlaf des Betroffenen negativ beeinflussen können. Die Diagnose erfolgt in der Regel nur zufällig. Nur bei Beschwerden kann eine gezielte Diagnose durchgeführt werden. Bei der Behandlung kommt es nicht zu weiteren Komplikationen. Die Tumore können relativ einfach entfernt werden, sodass die Beschwerden danach verschwinden. Die Lebenserwartung wird in der Regel nicht verringert. Allerdings kann es in einigen Fällen auch zur Ausbildung von Knochenkrebs kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, die unter Veränderungen des Knochengerüsts leiden, müssen einen Arzt konsultieren. Treten ohne äußere Einwirkungen Schwellungen auf oder bilden sich Geschwüre am Körper, gilt dies als ungewöhnlich und sollte abgeklärt werden. Kommt es zu Einschränkungen der Bewegungsabläufe, einer einseitigen Körperhaltung oder einer fehlerhaften Belastung des Körpers, ist ein Arztbesuch notwendig. Bei einem Spannungsgefühl auf der Haut, Verfärbungen oder Rissen in der Haut ist ein Arzt zur Abklärung der Beschwerden aufzusuchen.

Kommt es zu Wunden, Blutungen oder dem Austritt anderer Körperflüssigkeiten sollte ein Arzt umgehend konsultiert werden. Eine Verringerung der gewohnten körperlichen Kraft und Leistungsfähigkeit sowie Beschwerden der Muskeln, Sehnen oder Nerven, sind untersuchen und behandeln zu lassen. Treten Störungen der Durchblutung auf, ist es wichtig, schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen. Bei Knochenschmerzen, einem Wärmeempfinden auf der Haut, erhöhter Temperatur oder Fieber muss ein Arzt die Beschwerden abklären.

Leidet der Betroffene unter einer erhöhten Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gangunsicherheiten oder Schwindel, sollte er eine medizinische Behandlung in Anspruch nehmen. Kommt es zu innerer Unruhe, psychischen Problemen oder Verhaltensauffälligkeiten, wird ein Arzt benötigt. Patienten mit diagnostizierten gutartigen Knochentumoren sollten einen Arzt konsultieren, sobald es zu Veränderungen der Auffälligkeiten kommt oder sich die vorhandenen Beschwerden weiter ausbreiten.

Behandlung & Therapie

Die jeweilige Behandlung hängt davon ab, um was für einen Tumor es sich handelt, wie groß er ist, wo er sich befindet und wie alt der Patient ist. Die meisten gutartigen Knochentumoren werden so schonend wie möglich operativ entfernt. An diese Stelle werden entweder künstliche Implantate oder eigenes gesundes Knochengewebe gesetzt.

Nach der Operation werden gegebenenfalls Verklebungen im Narbenbereich durch Ultraschall oder Softlaser gelöst. Wird die Bewegungsfähigkeit durch Verklebungen an den Gelenken eingeschränkt, werden Krankengymnastik und/oder Ergotherapie verschrieben.

Bei Wucherungen, die nur sehr langsam wachsen und keine Symptome auslösen, kann es oft ausreichen, den Verlauf auf Veränderungen zu beobachten. Manche gutartige Knochentumoren bilden sich nach einiger Zeit von selbst zurück und bedürfen keinerlei Behandlung. Es gibt auch Tumoren, die nach einem Knochenbruch verheilen.

Liegt ein Osteochondrom vor, sollte dieser operativ entfernt werden, da sich diese gutartige Tumorart in zehn bis 20 Prozent der Fälle zu Knochenkrebs entwickeln kann.

Aussicht & Prognose

Die Prognose von gutartigen Knochentumoren ist abhängig von der Art und Gruppenzugehörigkeit des Tumors. Grundsätzlich kann ein Patient trotz der Knochentumoren ohne eine Verkürzung seiner Lebenszeit mit der Erkrankung eine gute Lebensgestaltung haben. Zu empfehlen ist jedoch eine Entfernung des Tumors, da es zu Komplikationen und einer immensen Verschlechterung der günstigen Prognose kommen kann.

Es gibt Tumore, die auf umliegende Regionen im Körper drücken und dadurch Beschwerden auslösen. Gefäße und andere Versorgungsleitungen des Organismus werden durch die Tumore in ihrer Funktionstätigkeit eingeschränkt und lösen Symptome aus. Es kann zu Lähmungen oder starken Schmerzen kommen. Ohne eine Behandlung und eine Beseitigung des Tumors nehmen die Beschwerden allmählich zu. Die Lebensqualität des Patienten sinkt. Mit einem operativen Eingriff erfolgt eine Entfernung des erkrankten Gewebes, so dass sich die ausgebildeten Symptome zurückbilden.

Es können in der Behandlung Komplikationen auftreten und es besteht die Möglichkeit, dass umliegende Bereiche irreparable Schäden erlitten haben. Die am meisten verbreitete Art der gutartigen Knochentumoren ist ein pilzartiger Tumor. Häufig kann das Osteochondrom durch Ultraschall oder Lasertechnik gelöst und aus dem Organismus abtransportiert werden. Findet keine medizinische Versorgung statt, trägt der Patient das Risiko, dass der Tumor im weiteren Krankheitsverlauf zu einem bösartigen Tumor mutiert.


Vorbeugung

Bisher sind keine Möglichkeiten bekannt, gutartigen Knochentumoren vorzubeugen. Bei Beschwerden wie Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder sogar Verformungen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Dies gilt vor allem für Kinder, die sich noch in der Wachstumsphase befinden.

Nachsorge

Auch gutartige Knochentumoren können einer operativen Entfernung und längerer Überwachung bedürfen. Die Gutartigkeit dieser Tumor-Arten bezieht sich lediglich auf die Tumormasse selbst. Sie ist in den meisten Fällen nicht lebensgefährlich oder tödlich.

Trotzdem können gutartige Knochentumoren zu Knochenbrüchen und anderen gesundheitlichen Folgen führen. Der Begriff "gutartige Knochentumoren" beschreibt langsam wachsende Geschwulste, die sich in der Knorpelmasse oder im Knochengewebe festsetzen.

Die scharfe Begrenzung und die mangelnde Weichteil-Beteiligung sind typische Kennzeichen für die Gutartigkeit. Gleichwohl müssen diese Knochentumoren meist entfernt werden, weil benigne Tumoren wie diese zu Schmerzen und Knochenfrakturen führen können.

Bei etwa der Hälfte der gutartigen Knochentumoren muss nach der operativen Entfernung der Tumormasse nur bis zum Abheilen der Wunde eine Nachsorge erfolgen. Die Abgrenzung von tumor-ähnlichen Läsionen - etwa Knochenzysten, Ganglien, fibröser Dysplasie oder fibrösen Kortikalis-Defekten - sollte erfolgen.

Bekannt ist, dass die Existenz gutartiger Knochentumoren wie dem Riesenzelltumor durchaus zu einer Metastasierung führen kann. In diesem Fall muss die Behandlung entsprechend ausfallen. Sie beinhaltet eine medizinische Nachsorge. Diese kann sich über fünf oder zehn Jahre erstrecken. Prekär sind aus medizinischer Sicht auch tumor-ähnliche Läsionen. Diese können, wie eine aneurysmale Knochenzyste, zu Zerstörungen oder Gelenkverlust führen.

Das können Sie selbst tun

Gutartige Knochentumoren benötigen im Allgemeinen keine Behandlung, wenn sie keine körperlichen Strukturen einengen oder Funktionsstörungen auslösen. Dennoch gibt es einige Dinge, die Patienten im Rahmen der Selbsthilfe tun können.

Wenn der Tumor nicht operiert ist, sollten Betroffene die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen einhalten beziehungsweise bei neuen oder sich verändernden Symptomen den Arzt aufsuchen, um Komplikationen zu vermeiden. Auch wenn keine Beschwerden vorliegen, ist Selbsthilfe im Alltag auf lange Sicht hilfreich.

Denn auch gutartige Knochentumoren können das Risiko für einen Bruch des betroffenen Knochens erhöhen. Hier haben Patienten zwei Möglichkeiten, diese Risiko im Alltag zu verhindern: Zum einen gilt es, starke oder abrupte Belastung, vor allem die Kombination von Verwringung und Stauchung des Knochens, zu vermeiden. Zum anderen ist es auch wichtig, durch entsprechendes Training ein Muskelkorsett aufzubauen, das die Knochenstruktur schützt und stabilisiert.

Auch nach einer Operation eines gutartigen Knochentumor ist die Mitarbeit des Patienten wichtig. Vor allem bei niedriger Belastbarkeit oder Einschränkungen in der Funktion lernt der Betroffene im Rahmen von Physio- oder Ergotherapie Übungen, die den Knochen muskulär stützen und seine Funktionalität wieder aufbauen. Diese Übungen können dann zu Hause in Eigenregie weitergeführt werden. Zudem kann der Patient durch eine konsequente Narbenpflege auch die Regeneration des für die OP notwendigen Hautschnitts beschleunigen.

Quellen

  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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