Glandula sublingualis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Glandula sublingualis ist die kleinste der drei großen Speicheldrüsen des Menschen und liegt unterhalb der Zunge. Sie produziert ein gemischtes Sekret, das hauptsächlich aus schleimigen, mukösen Komponenten besteht. Die Speicheldrüse gliedert sich in zwei Bereiche auf, in die Glandula sublingualis major, einem zusammenhängenden Drüsengebilde und in den Bereich der Glandulae sublinguales minores, kleineren Drüsenpaketen mit jeweils eigenen Ausgängen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Glandula sublingualis?

Die Hauptfunktion der Glandula sublingualis besteht in der Sekretion von Speichel aufgrund sympathisch und parasympathisch gesteuerter Anregungen und aufgrund bestimmter Reflexe, die z. B. durch den Anblick oder den Geruch von Speisen ausgelöst werden können.
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Die Speichelsekretion beim Menschen erfolgt über drei sogenannte große Speicheldrüsen, die eigenständige Organe darstellen und über eine Vielzahl kleiner Speicheldrüsen, die Teil der Mundschleimhaut sind. Die Glandula sublingualis oder Unterzungenspeicheldrüse ist die kleinste der drei großen Speicheldrüsen. Sie besteht aus zwei Bereichen, der Glandula sublingualis major, ein zusammenhängendes Drüsenpaket mit einem gemeinsamen Ausführungsgang und einem Bereich mit mehreren kleinen Drüsenpaketen, den Glandulae sublinguales minores mit jeweils eigenen Ausgängen.

Der Speichel, der von den Unterzungenspeicheldrüsen produziert wird, dient hauptsächlich der Einspeichelung der Nahrung und der Erleichterung des Weitertransportes. Der von den Unterzungenspeicheldrüsen sekretierte Schleim enthält deshalb hauptsächlich muköse, aber auch seröse, Bestandteile. Die Anregung der Glandulae sublinguales zur Speichelsekretion geschieht über das vegetative Nervensystem. Parasympathisch werden die Unterzungenspeicheldrüsen von einem Ast des siebten Hirnnerven, dem Nervus facialis, innerviert.

Anatomie & Aufbau

Die Glandula sublingualis gehört zu den gemischten Drüsen, da der sezernierte Speichel zu einem geringen Teil aus serösen, hauptsächlich aber aus mukösen Anteilen besteht. Die Speicheldrüse ist unterhalb der Zunge, beidseits des Zungenbändchens, paarig angeordnet. Die Ausführungsgänge des größeren Speicheldrüsenkomplexes, der Glandula sublingualis major, vereinigen sich mit den Ausführungsgängen der Unterkieferspeicheldrüse und enden auf der sogenannten Hungerwarze, einer Papille unmittelbar rechts und links des Zungenbändchens gelegen.

Die Ausführungsgänge der kleineren Drüsenkomplexe der Glandulae sublinguales minores sind zahlreich und enden seitlich der Zunge. Weil der Speichel nur einen geringen Anteil an serösen Komponenten enthält, ist der Anteil der Schaltstücke und Streifenstücke gering, die bei serösem Speichel für die elektrolytische Aufbereitung des Primärspeichels und für den notwendigen Salzentzug und -rücktransport sorgen. Die Glandula sublingualis wird – wie auch alle anderen Speicheldrüsen – durch das vegetative Nervensystem gesteuert.

Die quantitative und qualitative Steuerung der Sekretion erfolgt sympathisch und parasympathisch. Die parasympathische Innervation erfolgt durch Seitenäste des siebten Hirnnervs über den Nervus facialis in einer komplexen Verschaltung im Nucleus salivatorius und über das Ganglion submandibulare. Die sympathische Innervation kommt aus den Nervenkomplexen, die der Wirbelsäule im Übergangsbereich Hals-Brust-Wirbel entspringen.

Funktion & Aufgaben

Die Hauptfunktion der Glandula sublingualis besteht in der Sekretion von Speichel aufgrund sympathisch und parasympathisch gesteuerter Anregungen und aufgrund bestimmter Reflexe, die z. B. durch den Anblick oder den Geruch von Speisen ausgelöst werden können. Die Unterzungenspeicheldrüse sekretiert zusammen mit den beiden anderen großen Speicheldrüsen etwa 90 % des Speichels, der unter Normalbedingungen mit einer täglichen Menge von 500 bis 1.500 ml angenommen werden kann. Die Reduzierung der Sekretion erfolgt über das parasympathische Nervensystem.

Weil der Speichel der Glandula sublingualis nur einen geringen serösen Anteil enthält, kommt dem Speichel hauptsächlich eine physikalisch-schlucktechnische Aufgabe zu. Beim Kauvorgang wird die Drüse mechanisch zur Abgabe des Speichels angeregt. Die Nahrung wird durchfeuchtet und kann dadurch Geschmacksstoffe abgeben und die Weiterbeförderung zum Rachenbereich zur Aufnahme in die Speiseröhre wird ermöglicht und erleichtert. Auch für den normalen Sprechvorgang erfüllt der muköse Anteil des Speichels eine wichtige Funktion. Er ermöglicht eine schmerz- und reibungsfreie Anpassungen des Mund- und Rachenraums auf die unterschiedlichen Lautbildungen und er verhindert aufgrund seiner hohen Viskosität ein ständiges Auslaufen des Speichels aus dem Mund.

Die Unterzungenspeicheldrüse trägt im Verbund mit den beiden anderen großen und mit der Vielzahl der kleinen Speicheldrüsen dazu bei, dass die Schleimhaut der Mundhöhle vor Austrocknung und vor bakteriellen Infektionen geschützt wird und dass die Zähne nach Genuss saurer Nahrung mit einem pH-Wert unter 7 remineralisiert werden und sich der Zahnschmelz regenerieren kann. Zahnschmelz wird im sauren Milieu angegriffen und verliert wichtige Mineralstoffe.


Krankheiten

Im Zusammenhang mit der Speichelsekretion der Glandula sublingualis sind viele Störungen möglich, die entweder durch Erkrankungen oder Funktionsstörungen der Drüse selbst oder durch Störungen in der neuronalen Steuerung der Speichelproduktion oder durch Autoimmunreaktionen ausgelöst werden können, die das Gewebe der Drüse angreifen. Die häufigsten krankhaften Störungen und Beschwerden liegen in bakteriellen oder viralen Entzündungen (Sialadenitis), die meist zu schmerzhaftem Anschwellen der betroffenen Drüse führt und zu Störungen in der quantitativen und qualitativen Speichelsekretion. Ein Beispiel für eine viral verursachte Sialadenitis ist Mumps.

Entzündungen der Speicheldrüsen kann auch durch Tumoren, Bestrahlungen oder Verletzungen verursacht werden mit Auslösung der entsprechenden Symptome. Die quantitativen und/oder qualitativen Störungen der Speichelproduktion werden als Dyschilie bezeichnet. Eine zu geringe Produktion führt zu unangenehm trockenem Mund. Die Symptome der Mundtrockenheit, die als Xerostomie bezeichnet wird, können auch als unerwünschte Nebenwirkungen bestimmter Medikamente oder durch die Autoimmunkrankheit Sjögren-Syndrom verursacht werden. Das Sjögren-Syndrom ist eine Autoimmunkrankheit, in dessen Verlauf das Immunsystem Gewebezellen der Speichel- und Tränendrüsen angreift.

Auch ein als Hypersalivation oder Sialorrhö bezeichneter überhöhter Speichelfluss kann krankhaft sein und zu ernsthaften körperlichen und seelischen Symptomen führen. Eine qualitativ gestörte Sekretion des Speichels kann zur Ausbildung von Speichelsteinen führen, die entfernt werden müssen, wenn sie den Ausgang der betroffenen Drüse verlegen und die Ableitung des Speichels behindern.

Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 3 – Hals. Springer, Berlin 2004
  • Schoppmeyer, M.: Anatomie und Physiologie. Kurzlehrbuch für Pflegelehrberufe. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017

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