Saugreflex

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Saugreflex bezeichnet einen angeborenen (in der Medizin unbedingten) Reflex, der bei einer ganzen Reihe von Säugetieren verzeichnet wird – der Mensch ist eines von ihnen. Normalerweise wird dieser Reflex jedoch während des Heranwachsens verlernt. Beim Menschen passiert dies meistens innerhalb des ersten Lebensjahres.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Saugreflex?

Beim Stillen an der Mutterbrust sorgt der Saugreflex dafür, dass das Baby die Muttermilch aus der Brust saugt.

Unter dem Saugreflex verstehen die Medizin und die Biologie einen unbedingten und somit angeborenen Reflex, der bei den meisten Säugetieren vorhanden ist. Normalerweise verliert sich dieser Reflex im Laufe des Heranwachsens. Wie lange er vorhanden ist, das hängt allerdings von der Art des Säugetiers ab. Beim Menschen lässt sich ein Nachlassen des Reflexes meist gegen Ende des ersten Lebensjahres feststellen.

Ausgelöst wird der Saugreflex beispielsweise bei einem Kind, wenn die Lippen und die Zungenspitze berührt werden. Ist dies der Fall, beginnt der Säugling ganz von allein zu saugen. Beim Stillen an der Mutterbrust sorgt dies zum Beispiel dafür, dass das Baby die Muttermilch aus der Brust saugt. Zusätzlich übt das Kind mit der Zunge Druck auf die Brustwarze und somit auf den Milchkanal aus, wodurch die Milch ebenfalls herausgepresst wird. Nur beim Füttern mit der Flasche wird tatsächlich nur gesaugt – auch das lernen Säuglinge jedoch in den meisten Fällen recht schnell.

Funktion & Aufgabe

Der Saugreflex dient grundlegend dem Erhalt des Säugetiers in seiner jüngsten Form. Er soll dafür sorgen, dass der Nachwuchs selbst im jüngsten Alter in der Lage ist, ernährt zu werden. Aus diesem Grund ist der Saugreflex tatsächlich ein natürlicher Reflex. Deshalb saugen oder pressen Säuglinge und auch Babys von anderen Säugetierarten sofort, wenn ihnen etwas an den Mund geführt wird – etwa die Hand oder ein Finger.

Der Saugreflex involviert eine ganze Reihe von Muskeln und Nerven im Gesicht und im restlichen Körper. Die Liste der Muskelgruppen, die beim Saugreflex zusammenwirken, ist lang: die wohl bekanntesten sind die Mundbodenmuskulatur, die Lippenmuskulatur, die Wangenmuskulatur und die Zungenmuskulatur.

Ist der Saugreflex bei einem Säugling allerdings gestört oder nicht im gesunden Maße vorhanden, wird es vor allem in den ersten Lebensmonaten schwer, diesen zu ernähren. Denn in dieser Zeit finden noch zahlreiche Vorgänge des Körpers eher unterbewusst statt. Mittlerweile gibt es hierfür zahlreiche Hilfsmittel. Nicht immer bringen diese jedoch den gewünschten Erfolg.

Der Saugreflex verliert sich während des Heranwachsens grundlegend dann, wenn er zum Lebenserhalt nicht mehr benötigt wird. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn das Junge oder das Baby damit beginnt, andere Nahrungsarten neben der Muttermilch aufzunehmen. In der Regel verliert sich der Reflex beim Menschen meistens innerhalb des ersten Lebensjahres. Da während dieser Zeit allerdings der natürliche Vorgang des Saugens erlernt wird, ist es meist auch danach noch problemlos möglich, ein Kleinkind zu stillen oder mittels Flasche zu füttern.


Krankheiten & Beschwerden

Ein gesundes und junges Baby wird mit verschiedenen unbedingten Reflexen und Reaktionen geboren. Beim Menschen sind dies beispielsweise Reflexe und Reaktionen wie der Saugreflex, der Greifreflex und der Schreitreflex. Diese Reflexe finden alle eher unterbewusst statt und dienen dem Heranwachsen und, wie beim Saugreflex, dem Überleben des Babys.

Jedoch gibt es auch Fälle und Krankheiten, in denen der Saugreflex geschädigt, beeinträchtigt oder gänzlich nicht vorhanden sein kann. Hinzu kommt die Komplexität der Schluck- und Saugvorgänge, was dazu führt, dass diese durch zahlreiche Erkrankungen – etwa der Muskulatur – beeinträchtigt werden können.

Eine bekannte Erkrankung der Muskulatur, von der häufig auch der Saug- und Schluckreflex betroffen ist, ist beispielsweise eine Myotone Dystrophie. Diese wird genetisch vererbt, tritt allerdings nach aktuellen Studien nur in 5 von 100.000 Fällen auf.

Liegen beispielsweise Schädigungen oder Erkrankungen des Hirns vor, kommt es manchmal zu Beeinträchtigungen der Reflexe und somit auch des Saugreflexes. Zudem gibt es Dinge wie eine angeborene Saugschwäche, bei der der Saugreflex zwar vorhanden, aber nur sehr schwach ausgeprägt ist. Darüber hinaus kann es Fehler beim Schluckreflex geben, der sehr eng mit dem Saugreflex zusammenhängt und für einen Säugling ebenfalls überlebenswichtig ist.

Die Medizin bietet hierzu zahlreiche Mittel und Wege an, um einen schwachen Saugreflex zu stärken oder um auch Säuglinge ernähren zu können, die über keinen solchen verfügen. Bei einem schwachen Saugreflex lässt sich das Kind beispielsweise durch spezielle Aufsätze oder durch Flaschen mit sehr weichen Saugstücken, bei denen nicht zu stark gepresst und gesaugt werden muss, füttern. Vor allem bei starken Schädigungen oder Beeinträchtigungen des Saug- und Schluckreflexes bringen diese jedoch nicht immer den gewünschten Erfolg. Hier ist eine künstliche Ernährung oft unausweichlich.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M.: Die Geburtshilfe. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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