Stillen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Stillen oder die Stillzeit bezeichnet die erste Lebenszeit des Babys, in der es von der Muttermilch ernährt wird. Muttermilch stellt in den ersten Lebensmonaten die einzige, später die hauptsächliche Nährstoffquelle dar. Zudem ist das Stillen entscheidend für die Mutter-Kind-Bindung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Stillen?

Das Stillen oder die Stillzeit bezeichnet die erste Lebenszeit des Babys, in der es von der Muttermilch ernährt wird.

Die Stillzeit bezeichnet die Zeit, in der das Baby gestillt wird. Sie beginnt unmittelbar nach der Geburt und endet mit dem Abstillen des Kindes und der vollständigen Umstellung auf andere Nahrung.

Die Stillzeit ist in den ersten Lebenstagen ein entscheidendes Element der Mutter-Kind-Bindung und außerdem die einzige Nährstoffquelle des Neugeborenen. In der Muttermilch ist alles enthalten, was der Säugling in den ersten Monaten braucht. Etwa ab dem 4. Monat darf er nach Bedarf Beikost bekommen, die Stillzeit endet damit jedoch nicht.

Manche Mütter beenden die Stillzeit nach dem 6. Monat, da ihre Babys von der Muttermilch nicht mehr satt werden oder sie nicht mehr stillen wollen, andere dehnen die Stillzeit auf 2 oder sogar 3 Jahre aus.

Es geht bei der Stillzeit nie allein um die Nährstoffaufnahme, sondern immer auch um die Zeit, die Mutter und Kind miteinander verbringen. Der enge Körperkontakt zur Mutter vermittelt dem Baby während der Stillzeit Sicherheit und Vertrauen, die Mutter kann sich emotional an ihr Baby binden. Wird das Baby mit der Flasche ernährt, spricht man dagegen nicht mehr von der Stillzeit, da hiermit nur das tatsächliche Stillen gemeint ist.

Funktion & Aufgabe

Der hauptsächliche Sinn der Stillzeit ist die Versorgung des Babys mit allen Nährstoffen und Abwehrstoffen, die es braucht. In der Muttermilch sind nicht nur Nährstoffe, sondern auch Immunstoffe enthalten, die Flaschennahrung nicht ersetzen kann.

Deswegen wird empfohlen, die Stillzeit zumindest unmittelbar nach der Geburt ernst zu nehmen. Gerade die erste Muttermilch enthält sehr wichtige Immunzellen für das Baby, die ihm direkt nach der Geburt einen wertvollen Schutz vor Erkrankungen geben. Auch Müttern, die nur eine sehr kurze Stillzeit wollen, wird deswegen empfohlen, dem Neugeborenen die erste Muttermilch an den ersten Lebenstagen zu geben, bevor sie auf die Flasche umsteigen.

Die meisten Babys werden von der Muttermilch ausreichend gesättigt, sodass für die ersten Monate zumindest keine Beikost erforderlich ist. Manche Mütter ergänzen die Stillzeit zur Sättigung und Versorgung sowie zur eigenen Erleichterung durch Flaschennahrung oder Beikost aus dem Gläschen, wenn das Baby so weit entwickelt ist. Etwa ab dem 6. Monat kann es in der Stillzeit passieren, dass das Baby allein von Muttermilch nicht mehr satt wird und nährstoffhaltigere Ergänzungsnahrung braucht.

Neben der reinen Nahrungsaufnahme dient die Stillzeit dem Bonding, also dem Aufbau einer Bindung zwischen Mutter und Kind. Gerade das erste Anlegen, das den Beginn der Stillzeit markiert, ist für beide ein bedeutendes Ereignis.

Durch das häufige Stillen in den ersten Monaten und die damit verbundene körperliche Nähe verbringen Mutter und Baby zwangsläufig viel Zeit miteinander, intensivieren dadurch aber auch wie von allein die Bindung zwischen einander. Das Baby bekommt die Nähe, die es braucht, um Vertrauen zur Mutter aufzubauen, und die Mutter verstärkt die Muttergefühle für ihr Kind.


Krankheiten & Beschwerden

Die Stillzeit ist nicht immer ganz komplikationsfrei. Das erste Anlegen des Babys ist für Erstlingsmütter oft schwierig, da sie die richtige Stillposition finden müssen und das Baby sich ebenfalls an die Brust gewöhnen muss. Diese Schwierigkeiten lassen sich aber meist schon durch die Hilfe einer erfahrenen Hebamme im Krankenhaus lösen.

Während der Stillzeit kann es aus verschiedenen Gründen immer wieder passieren, dass sich das Baby nicht gut anlegen lässt. Manche Babys reagieren bei Erkältungen so, andere etwa bei starker Müdigkeit. Stillbabys müssen etwa alle 2 Stunden angelegt werden, was nachts für die Mutter natürlich sehr anstrengend sein kann.

Wenn das Baby zu viel Luft schluckt, kann es eine schmerzhafte Kolik entwickeln, diese sind als 3-Monats-Koliken besonders in den ersten Lebensmonaten ein Problem. Für das Baby sind sie meistens harmlos und lassen sich gut behandeln, sind aber sehr schmerzhaft weshalb die Babys viel schreien.

Da in der Stillzeit die Brustwarzen stark beansprucht werden, können sie manchmal gereizt reagieren. Rötungen oder sogar Entzündungen der Brustwarzen sind zwar unangenehm für die Mutter, in der Stillzeit aber auch normal.

Aufsätze für das Baby erleichtern das Stillen für beide, außerdem gibt es zur Behandlung geeignete Cremes. Um einen Milchstau zu vermeiden, sollte die Mutter immer mit beiden Brüsten stillen und dafür sorgen, dass sie leer sind, wenn das Baby fertig gestillt ist.

Der Milchstau kann gerade in der Anfangszeit des Stillens manchmal eintreten und ist für die Mutter schmerzhaft, aber meist leicht zu behandeln. Löst er sich nicht, kann es jedoch zu einer schwerwiegenden Entzündung kommen, sodass der Arzt in jedem Fall konsultiert werden muss.

Ein wertvoller Helfer in der Stillzeit ist dafür die Milchpumpe, um die Brust vollständig zu entleeren oder Milch kurz zu lagern. Während der Stillzeit geht jedes Nahrungsmittel ins Blut der Mutter über, sodass sie beispielsweise vor dem Alkoholgenuss Milch abpumpen sollte, da nach einer Partynacht nicht gestillt werden sollte.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M.: Die Geburtshilfe. Springer, Berlin Heidelberg 2011

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