Pneumothorax

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Pneumothorax ist eine Luftansammlung im Zwischenraum von Lunge und Brustkorb. Er führt zu Funktionseinschränkungen der Lunge und in Folge zu Sauerstoffmangel.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Pneumothorax?

Wenn nur wenig Luft in den Pleuraspalt gelangt ist, bleibt die Lunge weiterhin aufgebläht und der Patient wird fast keine Beschwerden verspüren. Ist aber die Lunge kollabiert, lassen sich deutliche Symptome feststellen.
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Von einem Pneumothorax spricht man, wenn sich im sogenannten Pleuraspalt Luft angesammelt hat. Der Pleuraspalt ist ein schmaler Raum zwischen Lungenflügeln und Brustkorb. Sowohl die Außenseite der Lunge als auch die innere Wand des Brustkorbs sind mit der Pleura, einer dünnen Hautschicht, ausgekleidet.

Normalerweise besteht zwischen den beiden Hautschichten ein Unterdruck, durch den die Lunge am Brustkorb festgesaugt wird und der verhindert, dass sie zusammenfällt. Bei einem Pneumothorax dringt Luft in den Pleuraspalt ein und der Unterdruck wird aufgehoben.

Dies hat zur Folge, dass die Lunge sich beim Atmen nicht mehr gemeinsam mit dem Brustkorb ausdehnt und somit weniger Sauerstoff aufnimmt. Es gibt verschiedene Abstufungen eines Pneumothorax, von leichter Verringerung des Atemvolumens bis zum totalen Zusammenfallen der Lungenflügel, wobei sowohl nur ein Lungenflügel als auch beide betroffen sein können.

Ursachen

Es sind verschiedene Ursachen für einen Pneumothorax möglich. Je nach Auslöser unterscheidet man den idiopathischen und den symptomatischen Spontanpneumothorax, den Spannungs- oder Ventilpneumothorax sowie den traumatischen Pneumothorax.

Beim idiopathischen Spontanpneumothorax ist keine deutliche Ursache erkennbar. Bekannt ist nur, dass etwa 90 % der Patienten Raucher sind und Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Der idiopathische Spontanpneumothorax entsteht durch einen Riss im Lungengewebe. Der symptomatische Pneumothorax bildet sich bei Menschen mit einer bereits bestehenden Lungenerkrankung und tritt als zusätzliches Symptom auf. Die beiden beschriebenen Arten werden auch als geschlossener Pneumothorax bezeichnet, weil die eindringende Luft aus dem Körperinneren kommt.

Dagegen gehört der traumatische Pneumothorax zu den offenen Formen, da hierbei durch eine Verletzung Luft von außen in den Pleuraspalt eindringt. Ebenfalls als offene Art bezeichnet man den Spannungs- oder Ventilpneumothorax, der die gefährlichste Variante darstellt. Hierbei kann, wie bei einem Ventil, nur Luft ein- aber nicht mehr ausströmen. Bei diesem Pneumothorax entsteht ein großer Druck auf Lunge und Herz, was schwerwiegende Durchblutungsstörungen verursacht und zu einem lebensgefährlichen Zustand führen kann.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Pneumothorax hat je nach Stärke seiner Ausprägung unterschiedliche Symptome. Wenn nur wenig Luft in den Pleuraspalt gelangt ist, bleibt die Lunge weiterhin aufgebläht und der Patient wird fast keine Beschwerden verspüren. Ist aber die Lunge kollabiert, lassen sich deutliche Symptome feststellen. Typisch ist die plötzlich einsetzende beschleunigte Atmung, die durch die Atemnot verursacht wird.

Der Betroffene beginnt zu hecheln und versucht damit die Luftzufuhr zu steigern. Zusätzlich kommt es zu Schmerzen im Brustkorb, die bis in die Schulter hin ausstrahlen können. Dieses Symptom wird oft als Herzinfarkt gedeutet, was starke Angstgefühle auslösen kann. Weiterhin kann trockener Reizhusten auftreten, der ebenfalls Schmerzen verursacht.

Ist der Pneumothorax durch eine Verletzung entstanden, kann sich am Ort der Verletzung ein Hautemphysem bilden; das ist eine deutlich sichtbare Luftansammlung in der Unterhaut. Entwickelt sich im weiteren Verlauf ein Spannungspneumothorax, verschlimmern sich die genannten Symptome und es besteht Lebensgefahr. Die Atemnot steigert sich und Haut und Schleimhäute verfärben sich aufgrund des Sauerstoffmangels blau.

Das Herz beginnt zu rasen und schlägt nur noch ganz flach. Da der Blutkreislauf nicht mehr funktioniert, fällt der Blutdruck rapide ab. Das Blut staut sich. Ohne Behandlung tritt letztendlich der totale Ausfall der Lungenfunktion ein und das Herz-Kreislauf-System bricht zusammen.

Diagnose & Verlauf

Die Symptome eines Pneumthorax können unterschiedlich sein. Ist nur wenig Luft in den Pleuraspalt eingedrungen, so ist das Atemvolumen nicht übermäßig reduziert und der Patient nimmt kaum Beschwerden wahr. Ist die Lunge allerdings vollständig zusammengefallen, so kommt es zu Atemnot.

Im Brustkorb und im Bauch sowie in der Herzgegend, ausstrahlend bis zur Schulter, treten Schmerzen auf. Beim gefährlichen Spannungspneumothorax fällt der Blutdruck extrem ab und das Herz beginnt zu rasen (Tachykardie). Die ersten Anzeichen eines Pneumothorax wird der Arzt bereits durch die vorhandenen Symptome erkennen. Beim Abklopfen (Perkussion) des Brustkorbs lassen sich durch den Druckanstieg dunklere Klopftöne feststellen und beim Abhören mit dem Stethoskop (Auskultation) sind veränderte Atemgeräusche zu hören.

Des Weiteren kann die Haut aufgrund von Sauerstoffmangel bläulich verfärbt sein, der Blutdruck niedrig und der Puls höher als normal. Mithilfe von Blutuntersuchungen wird der Sauerstoffgehalt im Blut überprüft. Eine weitere diagnostische Maßnahme ist das Röntgen, mit dem man die zusammengefallene Lunge sowie das durch den Druck verlagerte Herz und Zwerchfell sehen kann.

Komplikationen

Bei einem Pneumothorax besteht immer die Gefahr einer lebensgefährlichen Komplikation. Ob es dazu kommt, ist abhängig von dessen Ausprägung. Als gefährlichste Komplikation gilt der Spannungspneumothorax. Er stellt einen akut lebensbedrohlichen Notfall dar, der nur durch sofortige Notmaßnahmen behoben werden kann.

Der Spannungspneumothorax entsteht aufgrund einer Thoraxverletzung, die über eine Ventilwirkung den Druck im Pleuraspalt so stark erhöhen kann, dass die Thoraxorgane komprimiert werden. Dabei kommt es unter anderem zur Verdrängung des Herzens auf die Gegenseite und zur Abquetschung der oberen und unteren Hohlvene. Die Verletzung wirkt wie ein Lippenventil, welches die Luft nur in den Pleuraspalt einziehen aber nicht mehr entweichen lässt.

Dadurch wird bei jeder Thoraxbewegung immer mehr Luft angezogen. Die Spannung steigt dabei ständig weiter. Das Abdrücken der Hohlvenen und die Verdrängung des Mittelfells erwirkt eine zunehmende Atemnot und führt zum Blutdruckabfall. Bei Ausatmung senkt sich auf der betroffenen Seite der Brustkorb nicht mehr. Pralle Halsvenen deuten auf eine venöse Einflussstauung aufgrund des gesteigerten Drucks im Brustraum hin.

Auch nach Beatmung erholt sich der Patient nicht. Um die Sauerstoffversorgung des Organismus zu gewährleisten, kommt es zu einer starken Steigerung der Herzfrequenz. Schließlich kann der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Unbehandelt tritt dann der Tod aufgrund eines Kreislaufstillstands ein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Symptome wie ein plötzlicher einseitiger Brustschmerz, Hustenreiz oder Atemnot deuten auf einen Pneumothorax hin. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn die Beschwerden akut auftreten und nicht innerhalb einiger Minuten abklingen. Feuchtkalte Hände, Ängste und blasse Haut deuten auf einen Spannungsthorax hin, der umgehend ärztlich abzuklären ist. Bei akuter Atemnot, intensiven Brustschmerzen und Herzrasen sollte sofort ein Notarzt gerufen werden. Die weitergehende Behandlung übernimmt der Lungenfacharzt.

Je nach Symptombild und Ursache des Leidens können außerdem Onkologen, Internisten und HNO-Ärzte involviert werden. Wenn die Beschwerden im Rahmen einer Lungenerkrankung auftreten, sollte zunächst der zuständige Arzt informiert werden. Personen, die zwischen 55 und 65 Jahre alt sind, gehören zu den Risikopatienten. Auch Asthmatiker, Fibrose-Patienten und Menschen mit einer Immunschwäche zählen zu den Risikogruppen und sollten mit den genannten Beschwerden zügig zum Haus- oder Facharzt gehen. Dieser kann die Diagnose stellen und durch Medikamente und anderweitige Therapiemaßnahmen für eine rasche Linderung der Beschwerden sorgen.

Behandlung & Therapie

Bei einem leichten idiopathischen Spontanpneumothorax benötigt der Patient oft nur Bettruhe und die Gabe von Sauerstoff. Die Luft im Pleuraspalt wird meist vom Körper aufgenommen und der normale Unterdruck stellt sich von selbst wieder ein.

Bis zur Wiederherstellung des Normalzustands dauert es zwischen 2 und 4 Wochen. Da der Spontanpneumothorax zu Wiederholungen neigt, besteht die Möglichkeit, in den Pleuraspalt ein Medikament einzuspritzen, welches die beiden Hautschichten miteinander verklebt, damit keine Luft mehr eindringen kann. Dies bezeichnet man als Pleurodese.

Tritt der Pneumothorax als Begleitsymptom einer bestehenden Lungenerkrankung auf oder wurde er durch eine Verletzung verursacht, so wird oft eine Drainage gelegt. Dabei wird ein Schlauch in den Pleuraspalt eingebracht, um die Luft abzusaugen und den Unterdruck wieder herzustellen.

Der lebensbedrohliche Spannungspneumothorax benötigt eine sofortige Notfallbehandlung, in welcher mit einer großen Kanüle Luft abgelassen wird, um einen Druckausgleich herzustellen.


Vorbeugung

Man kann dem idiopathischen Pneumothorax vorbeugen, in dem man auf das Rauchen verzichtet. Bei bestehenden Lungenerkrankungen sollte man frühzeitig den Arzt aufsuchen, um einen Pneumothorax als Begleitsymptom zu verhindern.

Wurde der Pneumothorax mit einer Drainage behandelt und treten im Anschluss daran erneut Atembeschwerden oder Thoraxschmerzen auf, muss sich der Patient umgehend an einen Arzt wenden. So besteht das Risiko, dass es zu einem respiratorischen Versagen mit Hypoxämie kommt, sodass Beatmungspflichtigkeit vorliegt. Dabei richtet sich die Gefahr nach dem Ausmaß des Lungenkollapses und wie lange der Pneumothorax vor der Drainage andauerte.

Nachsorge

Im Rahmen der Pneumothorax-Nachsorge gibt es für den Patienten einige wichtige Dinge zu beachten. So darf er sich für einen Zeitraum von ungefähr vier Wochen nicht in größeren Höhen ab 2.000 Metern aufhalten, was auch nach einem operativen Eingriff zu bedenken ist. Außerdem muss sich die betroffene Person rund zwei bis vier Wochen konsequent körperlich schonen.

Im Normalfall kann nach der Pneumothorax-Behandlung die Arbeit wieder aufgenommen werden, was auch körperliche Betätigungen beinhaltet. Sportliche Aktivitäten, die mit ausgeprägter körperlicher Anstrengung einhergehen, sollten bis zur kompletten Entfaltung der Lunge jedoch unterbleiben.

Nach einer konservativen Therapie ist es ratsam, solange nicht zu fliegen, bis durch eine Röntgenuntersuchung das vollständige Ausdehnung der Lunge festgestellt wurde. Dies kann bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen. Die Kontrolluntersuchungen werden zumeist vom Hausarzt vorgenommen. Drei Monate lang darf der Patient nach einem Pneumothorax kein Blasinstrument benutzen. Auch auf das Tauchen ist zu verzichten.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Pneumothorax sammelt sich Luft zwischen der Lunge und dem Brustkorb. Die Atemtätigkeit sollte trotz der Beschwerden ohne Aufregungen oder Hektik erfolgen. Angst und Panik verschlechtern den gesundheitlichen Zustand des Betroffenen und verstärken die vorhandene Atemnot.

Der Konsum von Schadstoffen wie Nikotin, Drogen, das Rauchen mit einer E-Zigarrette oder einer Wasserpfeife sind unbedingt zu unterlassen. Sie haben einen negativen Einfluss auf den Organismus und die Atmung des Patienten. Orte, an denen geraucht wird, sollten weiträumig gemieden werden, da auch das passive Rauchen zu Beeinträchtigungen der Atemtätigkeit führen. Zudem sind Räumlichkeiten regelmäßig mit ausreichendem Sauerstoff zu versorgen. Insbesondere der Nachtschlaf sollte gut überwacht werden. Regelmäßiges Lüften führt dazu, dass stickige Luft mit Sauerstoff angereichert wird. Tägliche Aufenthalte bei frischer Luft stärken den Patienten und fördern die Gesundheit. Überanstrengungen jeglicher Art sind zu vermeiden. Der Betroffene benötigt Ruhe und sollte sich keinen unnötigen Belastungen aussetzen.

Körperliche Aktivitäten sollten gut kontrolliert werden, damit keine Überforderung eintritt. Stress, Hektik und Konflikte sind zu vermeiden. Die Aufregungen können das Wohlbefinden vermindern und die Atmung verschlechtern. Sportliche Aktivitäten sowie die Freizeitgestaltung sind den Möglichkeiten des Körpers anzupassen. Bemerkt der Betroffene erste Unregelmäßigkeiten, sollte er sich eine Pause gönnen, damit eine ausreichende Regeneration stattfindet.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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