Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome wird ein neuropsychiatrisches Syndrom verstanden. Es setzt sich aus zahlreichen unterschiedlichen Symptomen zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome?

Bei dieser Erkrankung leiden die Patienten an einer Reihe verschiedener Beschwerden. In der Regel wirken die Patienten dabei aggressiv und dauerhaft gereizt.
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Das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome wird in Kurzform auch als PANS bezeichnet. Gemeint ist damit eine neuropsychiatrische Störung, die plötzlich einsetzt. Sie zeigt sich das erste Mal im Kindes- oder Jugendalter. Dabei ist es gekennzeichnet von zwanghaften Verhaltensauffälligkeiten und Denkstörungen.

Ebenso gehören Tics sowie physisch-neurologische Auffälligkeiten zu den Merkmalen des Syndroms. Entdeckt wurde das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome bei der PANDAS-Forschung, die sich mit dem neuropsychiatrischen Syndrom „Pediatric Autoimmune Neuropsychiatric Disorders Associated with Streptococcal Infections“ (PANDAS) befasste.

Die Forschungen fanden im US-amerikanischen NIMH-Institut in Bethesda (Maryland) statt. NIMH steht für „National Institute for Mental Heath“ und gilt weltweit als größtes Institut zur Erforschung von psychischen Erkrankungen. Es stellt eine Unterbehörde des amerikanischen Gesundheitsministeriums dar. Die Erforschung von PANS dauert nach wie vor an und befasst sich schwerpunktmäßig mit der Entstehung, Behandlung und Prognose des Syndroms.

Ursachen

Bislang war es noch nicht möglich, die exakten pathophysiologischen Ursachen für das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome aufzuklären. Es wird in manchen Fällen vermutet, dass PANS die Folge von Infektionen mit Viren oder Bakterien ist. Als verdächtige Bakterien gelten unter anderem Mykoplasmen, Streptokokken und Borrelien. Aber auch genetische Veränderungen oder Störungen des Stoffwechsels werden als verdächtig eingestuft, für PANS verantwortlich zu sein.

So wurden Veränderungen von Stoffwechselprodukten wie Kynorenin und Entzündungsmarkern wie TNF-a und Neopterin beschrieben. Einige Wissenschaftler nehmen an, dass bestimmte Gehirnstrukturen durch immunologische Abläufe in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies gilt insbesondere für die Region der Basalganglien.

Als prototypischen pathogenen Mechanismus betrachtet die Forschung die neurologische Erkrankung Chorea minor. Beim Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome sind jedoch die psychiatrischen Symptome dominierend. Das Syndrom ist verantwortlich für Denkstörungen, Zwangssymptome, motorische Störungen und Veränderungen des Verhaltens. Darüber hinaus kann PANS auch der Auslöser von Tic- und Zwangsstörungen bei erwachsenen Menschen sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Typisch für das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome ist, dass die Beschwerden abrupt bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Dabei entsprechen die Symptome einer Basalganglien-Dysfunktion. Darüber hinaus können sich viele unterschiedliche Beschwerden zeigen. Dazu gehören Aggressionen, aufsässiges Verhalten, Reizbarkeit, Ängstlichkeit, Depressionen, Rückschritte in der Verhaltensentwicklung sowie Verschlechterungen der schulischen oder beruflichen Leistungen.

Weiterhin kann es zu Schlafproblemen kommen, bei denen der REM-Schlaf oder Tag-Nachtrhythmus gestört ist. Ferner sind motorische oder sensorische Auffälligkeiten zu verzeichnen, zu denen zum Beispiel eine Verschlechterung der Handschrift zählt. Mitunter zeigen sich somatische Beschwerden wie Bettnässen (Enuresis) sowie eine veränderte Häufigkeit beim Wasserlassen.

Des Weiteren sind neurologisch-psychiatrische Auffälligkeiten wie Gedächtnisstörungen, kognitive Defizite oder Trennungsängste im Bereich des Möglichen. Nicht selten leiden die Patienten unter Tics oder Zwangsgedanken und verweigern die Aufnahme von Lebensmitteln.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Bei Verdacht auf ein Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome ist eine ärztliche Untersuchung notwendig. Der Arzt erstellt die Diagnose durch die Symptome, die bei PANS auftreten. Als charakteristisch gelten Tics, Denkstörungen, zwanghaftes Verhalten sowie die Weigerung zu essen. Darüber hinaus muss die Erkrankung bei einem Kind oder Jugendlichen vorkommen.

Als weiteres Kriterium gilt eine kurz zuvor aufgetretene Infektion. Ferner verlaufen die Beschwerden schubweise. Um den Verdacht auf PANS zu bestätigen, müssen mindestens zwei der Leitsymptome beim Patienten auftreten. Ein weiteres Diagnosekriterium stellt der Umstand dar, dass sich die Beschwerden nicht durch andere Krankheiten wie das Tourette-Syndrom, Chorea minor oder Lupus erythematodes erklären lassen.

Bei erwachsenen Personen existiert ein strukturell analoges Syndrom, das die Bezeichnung PIBS (Post-inflammatory Brain Syndrome) trägt. Grundsätzlich sind die Diagnosekriterien von PANS und PANDAS sehr ähnlich. Allerdings entsteht das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome nicht zwangsläufig durch eine Infektion mit Streptokokken.

Seine Manifestation erreicht PANS in der Regel bei Kindern und Jugendlichen. Die Erkrankung kann bis ins Erwachsenenalter anhalten. Während manche Fälle einen akuten Verlauf nehmen, muss bei den meisten Patienten mit einer Chronifizierung gerechnet werden. In unterschiedlich starker Ausprägung besteht PANS dann das ganze Leben lang.

Komplikationen

Bei dieser Erkrankung leiden die Patienten an einer Reihe verschiedener Beschwerden. In der Regel wirken die Patienten dabei aggressiv und dauerhaft gereizt. Da die Krankheit schon bei Kindern und Jugendlichen auftritt, kann es dabei zu schwerwiegenden sozialen Beschwerden und zu Problemen bei der Entwicklung des Kindes kommen. Auch Depressionen und andere psychische Verstimmungen treten dabei oft auf.

Die Patienten selbst leiden dabei an einer Verwirrung und oft an einer Ängstlichkeit. Auch die beruflichen oder schulischen Leistungen können unter dieser Krankheit leiden. Weiterhin leiden die Patienten oft auch im Erwachsenenalter noch an schwerwiegenden psychischen Beschwerden. Aufgrund der Schlafstörungen wird das aggressive Verhalten in der Regel zusätzlich begünstigt. Auch ein Bettnässen im jugendlichen Alter kann dabei auftreten.

Weiterhin führt die Krankheit zu Gedächtnisstörungen oder zu Essstörungen. Auch die Eltern und die Angehörigen leiden bei dieser Krankheit oft an psychischen Beschwerden oder auch an Depressionen. Die Lebensqualität wird dabei erheblich verringert. Die Behandlung dieser Erkrankung richtet sich nach der Ursache. Besondere Komplikationen treten dabei zwar nicht ein, allerdings kann eine vollständige Heilung nicht garantiert werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es sich beim Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome um eine angeborene Erkrankung handelt, die nicht von alleine wieder verschwindet, muss sie in jedem Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Nur durch eine ärztliche Behandlung können die Symptome so weit eingeschränkt werden, dass der Betroffene ein gewöhnliches Leben führen kann.

Der Arzt ist dann aufzusuchen, wenn das betroffene Kind schon im jungen Alter an Depressionen, Angstzuständen oder Reizbarkeit leidet. Ebenso kann es dabei zu starken Schlafbeschwerden kommen, welche sich sehr negativ auf die schulischen Leistungen auswirken. Häufig sind die Kinder durch das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome aggressiv oder leiden an Gedächtnisstörungen, sodass auch die kindliche Entwicklung selbst deutlich verlangsamt und behindert ist. Ein Arzt ist auch dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an Ticks oder an Zwangsgedanken leidet.

Das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome kann von einem Psychologen festgestellt und behandelt werden. Je früher die Diagnose der Krankheit eintritt, desto höher ist die Chance auf eine vollständige Heilung. In der Regel wird die Lebenserwartung des Patienten durch das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome nicht negativ beeinflusst.

Behandlung & Therapie

Eine allgemein anerkannte Behandlung der Ursachen des Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndroms gibt es nicht. Grund dafür ist, dass sich sowohl PANS als auch dessen Subgruppen PANDAS und PITANDS noch in der Erforschungsphase befinden. Aus diesem Grund beschränkt sich die Therapie des Syndroms auf die Symptome.

Als mögliche Therapieoptionen werden vom NIMH-Institut antibiotische und immunbasierte Behandlungsformen genannt. Sind Bakterien der Auslöser des Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndroms, lassen sich zur Vorbeugung Antibiotika verabreichen, um weiteren Schüben entgegenzuwirken. Routinemäßig findet die Gabe der antibiotischen Mittel allerdings noch nicht statt, weil die entsprechenden Forschungen bislang nicht zum Abschluss gelangt sind.

So existieren bisher nur die Studienresultate der PANDAS-Untergruppe. Damit das Leiden keinen chronischen Verlauf nimmt, empfehlen die meisten Ärzte, so früh wie möglich mit der Behandlung von PANS zu beginnen. In Europa wird das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome seit 2011 in einer Leitlinie zum Tourette-Syndrom und weiteren Ticstörungen berücksichtigt.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie betont die Notwendigkeit einer Behandlung von PANS bei Kindern, bei denen erst seit kurzem Zwangsstörungen bestehen.

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Aussicht & Prognose

Das rapide Einsetzen eines Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome (PANS oder PANDAS) betrifft Kinder. Es handelt sich um eine systemische neurologische Erkrankung, die chronisch fortschreitet. Sie kann zum Beispiel in Folge eines überstandenen Infektes mit Streptokokken ausgelöst werden. Das Syndrom kann auch mit fluktuierenden Symptomen auftreten. Es ist jedoch immer eine lebenslang bestehende Erkrankung. Das beeinflusst die Möglichkeiten für eine Heilung.

Mit dieser plötzlich einsetzenden Erkrankung gehen zahlreiche Störungen aus dem neurologischen und psychischen Umfeld einher. Heutzutage gibt es neuropsychiatrische und immunologische Behandlungsansätze für das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome. Mit Antibiotika sollen Infektionen im Keim erstickt, oder vorbeugend behandeln werden.

Die Forscher sind noch dabei, diese Erkrankung, ihre Verursacher und mögliche Behandlungsansätze zu erforschen. Daher kann die Prognose für das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome derzeit nicht hinreichend beurteilt werden. Sie könnte zukünftig verbessert werden. Je früher das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome diagnostiziert, und dessen Verursacher ausgemacht werden, desto besser ist die Prognose. Bei manchen Patienten schlägt die Behandlung gut an. Sie erholen sich.

Ist jedoch der Verursacher nicht bekannt, und die Behandlung schlägt nicht an, sieht es schlechter aus. Sofern weitere Infektionen unterdrückt oder verhindert werden können, kann der chronische Verlauf des Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndromes oft verlangsamt werden.

Vorbeugung

Empfehlenswerte Vorbeugemaßnahmen gegen das Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome gibt es bislang nicht. So sind die genauen Ursachen des Syndroms noch immer unklar.

Nachsorge

Betroffenen stehen beim Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome in den meisten Fällen nur wenige beziehungsweise eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei sollten Betroffene bei dieser Krankheit schon sehr früh einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu anderen Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt. Je früher die Diagnose erfolgt, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf der Erkrankung.

Die Betroffenen sind während der akuten Behandlung und oft noch lange danach auf die Einnahme unterschiedlicher Medikamente angewiesen, um die Beschwerden der Krankheit dauerhaft und vor allem richtig zu lindern. Hierbei sind stets die Anweisungen des Arztes zu beachten, wobei Betroffene bei Fragen oder bei starken Nebenwirkungen ebenso zuerst einen Arzt kontaktieren sollten.

Wird das Syndrom mit Hilfe von Antibiotika behandelt, darf während der Behandlung kein Alkohol eingenommen werden. Kinder, die am Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome leiden, müssen bei dieser Krankheit besonders gut von ihren Eltern unterstützt und gefördert werden. Dabei ist vor allem eine intensive Förderung in der Schule sehr wichtig, damit es im Erwachsenenalter nicht zu Komplikationen kommt.

Das können Sie selbst tun

Neben medikamentösen Maßnahmen für die vielfältigen Symptome kann auch in Eigenregie zu einer Besserung der Lebensqualität beigetragen werden.

An erster Stelle stehen hierbei das Vermeiden jeglicher körperlichen Anstrengung, da der Körper durch die schwere Immunreaktion stark geschwächt ist. Daneben ist es wichtig eventuell auftretende weitere Beschwerden mit dem Arzt abzuklären, damit die Therapie im Zweifelsfall frühzeitig angepasst und intensiviert werden kann. Insbesondere das Auftreten von Fieber oder auch Schüttelfrost sind deutliche Zeichen für eine Verschlechterung und bedürfen umgehender Behandlung.

Um den Körper in der Selbstheilung zu unterstützen ist es zudem ratsam die Ernährung zunächst auf Schonkost umzustellen und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Gerade bei erkrankten Kindern ist durch die Eltern auf eine erhöhte Flüssigkeitsmenge zu achten, da diese schneller als Erwachsene zu Dehydration neigen.

In der akuten Krankheitsphase muss der Kontakt insbesondere zu Kindern oder immungeschwächten Personen aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr nach Möglichkeit vermieden werden. Aber auch Personen die keiner Risikogruppe angehören, können sich leicht anstecken und sollten auf entsprechende Hygiene achten.

Sofern nach Abklingen der Erkrankung noch Symptome wie Verhaltensauffälligkeiten zurückgeblieben sind, können diese durch das Wahrnehmen von Verhaltenstherapien mit gutem Erfolg behandelt werden. Hierbei werden die eigenen Verhaltensweisen analysiert, eventuelle Probleme aufgedeckt und ein Umdenken gefördert.

Quellen

  • Michaelis, R., Niemann, G.W.: Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Remschmidt, H.: Kinder- und Jugendpsychiatrie. Thieme, Stuttgart 2011
  • Steinhausen, H.-C. (Hrsg.): Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Urban & Fischer, München 2010

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