Neurodermitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Neurodermitis oder atopische Dermatitis ist eine Entzündungserkrankung der Haut, bei der es zu chronischen und schubweisen Reaktionen kommt. Neurodermitis wird vor allem durch Umwelteinflüsse und Allergene ausgelöst. Typische Symptome sind trockene und schuppige Haut sowie starke Juckreize.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Neurodermitis?

Die Haut des Betroffenen zeigt sich bei Neurodermitis durch eine sehr empfindliche und trockene Haut, zudem Hautrötungen. Auf äußere Reize, ist sie besonders anfällig. Es kommt schnell zu Juckreizen. Typische Stellen sind meistens die Armbeugen, die Kniekehlen sowie die Hals- und Gesichtspartie.

Neben dem Heuschnupfen und Asthma, gehört die Neurodermitis bzw. atopische Dermatitis zu den sogenannten atopischen Krankheiten. Hierbei kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems, welches sich mit der Bildung von Abwehrstoffen schon bei ungefährlichen Umwelteinflüssen zu einer allergieartigen Krankheit entwickelt.

Vor allem Pollen und Nahrungsmittel lösen dann bekannte Allergene aus. Weitere Bezeichnungen füe die Neurodermitis sind: Endogenes Ekzem, Neurodermitis atopica und Atopisches Ekzem.

Der Begriff Neurodermitis ist dem Griechischen entlehnt und bedeutet soviel wie "Nervenbedingte Hautentzündung". Der bezug zu einer nervlichen Ursache gilt jedoch als veraltet.

Ursachen

Wie bei anderen Allergien auch, ist die Ursache für Neurodermitis eine Überreaktion bzw. Abwehrreaktion des Immunsystems auf diverse Umweltstoffe. Vor allem Staub, Blütenpollen und verschiedene Nahrungsmittel gelten als Auslöser. Gelangen dieser Allergene in das Blut, versuchen die weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) diese Stoffe zu bekämpfen. In der Folge produziert der menschliche Körper Massen dieser Antikörper, owbohl die Allergene eigentlich keine Bedrohung für den Menschen darstellen.

Vor allem der Abwehrstoff Immunglobulin E (IgE) wirkt mit anderen Botenstoffen (Zytokinen) dann eine entzündliche Hautreaktion. Zusätzlich fördern weiße Blutlörperchen, wie T-Lymphozyten und der Botenstoff Histamin die Entzündungen an der Haut. Dier Prozess gilt auch als Ursache des starken Juckreizes bei einer Neurodermitis.

Weitere Ursachen einer Neurodermitis sind: Reibung und Kontakt mit Wolle, Nahrungsmittel, wie Milch, Weizenprodukte und Nüsse, Kälte und Hitze, sowie Infektionen. Auch psychische Belastungen und Überansrengung können eine Neurodermitis auslösen. Zumeist sind die Betroffenen durch erbliche bzw. genetische Vorbelastungen besonders gefährdet. Eltern, die bereits Neurodermitis haben, bekommen mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenso Kinder, die an dieser Erkrankung leiden werden.

Typische Symptome & Anzeichen

Neurodermitis tritt meistens im Gesicht, an den Händen oder auf der Kopfhaut auf. Dabei können die Symptome der Krankheit sehr unterschiedlich ausfallen, je nach ihrer Ausprägung und dem Alter des Patienten. Sie tritt meist in Schüben auf und die Beschwerden sind mit jedem Schub verschieden stark ausgeprägt. Am stärksten sind sie im Säuglings- und Kindesalter, doch auch in der Pubertät klagen Erkrankte über Beschwerden.

Die Schübe können auch durch bestimmte äußerliche Faktoren ausgelöst werden, beispielsweise durch schlechte Luftqualität. Neurodermitis löst einen starken Juckreiz der Haut aus. Entweder sind nur bestimmte Körperpartien betroffen, oder aber die gesamte Haut juckt. Zudem ist sie stark gerötet. Im Säuglingsalter bildet die Krankheit sich auch oftmals in den Arm- und Kniebeugen.

Auch im Bereich des Mundes kann sie auftreten. Die Stellen sind schuppig, gerötet und zum Teil nässend. Bei Erwachsenen bildet sich häufig eine lederartige Verdickung der Haut aus, meist im Gesicht, doch auch an anderen Körperstellen. Oft sind gerade die Augen- und Stirnpartie, der Hals und ebenfalls die Gelenkbeugen betroffen.

Erkrankte leiden häufig auch unter psychischer Belastung aufgrund der Neurodermitis. Es kann sein, dass sie sich nicht mehr unter Menschen trauen, da sie sich für die geröteten Hautstellen schämen, weshalb sie sich stark zurückziehen.

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf einer Neurodermitis beginnt zumeist im Kleinkindalter. Dabei weist die Neurodermitis einen wiederkehrenden und chronischen Verlauf auf. Obwohl keine 100 prozentige Heilung möglich ist, kann man die Symptome bei frühzeitiger Diagnose und intensiver Therapie günstig behandeln. Es gibt dazu verschiedene Medikamente und Therapieansätze, mit denen sich ein einigermaßen normales Leben, trotz Neurodermitis, führen lässt.

Komplikationen

Aufgrund der Neurodermitis leiden die Betroffenen in der Regel an verschiedenen Hautbeschwerden. Diese ist in den meisten Fällen trocken und kann schuppen. Auch eine Rötung und Juckreiz treten bei dieser Krankheit auf und verringern die Lebensqualität des Patienten erheblich. In der Regel kann sich die Neurodermitis auch auf andere Körperregionen ausbreiten.

Die Betroffenen schämen sich dabei nicht selten für die Beschwerden und leiden damit an einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl und in einigen Fällen auch an Depressionen oder anderen psychischen Beschwerden. Auch ein allgemeines Krankheitsgefühl oder eine Abgeschlagenheit können durch die Neurodermitis auftreten und den Alltag erschweren. Bei Kindern kann es aufgrund der sichtbaren Symptome zu Mobbing oder zu Hänseleien kommen.

Weiterhin kommt es nicht selten zu Schmerzen, wenn die betroffenen Hautregionen im Alltag genutzt werden. Die Behandlung der Neurodermitis erfolgt in der Regel ohne Komplikationen mit Hilfe verschiedener Pflegemitte. Dabei kommt es relativ schnell zu einem Erfolg und die Beschwerden verschwinden in den meisten Fällen ohne Komplikationen. Die Lebenserwartung wird durch die Neurodermitis ebenso nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Nur ein Arzt kann feststellen, ob eine Neurodermitis vorliegt. Personen, die ungewöhnliche Hautveränderungen sowie Juckreiz oder schuppige Ekzeme im Bereich der Ellen- und Kniebeugen bemerken, sollten ärztlichen Rat einholen. Auch anderweitige Symptome der Haut sollten – auch wenn sie nur leicht ausgeprägt sind – medizinisch abgeklärt werden. Spätestens dann, wenn die Hautveränderungen stärker werden oder sich weitere Beschwerden einstellen, muss man ärztlichen Rat einholen. Der Hausarzt kann die Diagnose Neurodermitis stellen und gegebenenfalls einen Dermatologen hinzuziehen.

Wenn in der Familie Fälle von Neurodermitis oder allergischen Erkrankungen wie zum Beispiel Heuschnupfen oder allergisches Asthma vorliegen, besteht ein erhöhtes Risiko. Auch Menschen mit bestehenden Hautkrankheiten oder hormonellen Beschwerden sowie Personen, die unter großem Stress stehen oder unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leiden, gehören zu den Risikogruppen und sollten die genannten Symptome zügig abklären lassen. Die richtige Anlaufstelle ist der Hausarzt, ein Dermatologe oder ein Allergeloge. In Rücksprache mit dem Arzt kann mit Neurodermitis auch zu einem Heilpraktiker gegangen werden.

Behandlung & Therapie

Bei den ersten Anzeichen einer Neurodermitis sollte ein Arzt aufgesucht werden. Neurodermitis ist nicht lebensgefährlich, aber die Begleitsymptome können das Leben der Betroffenen zum Teil zur Qual werden lassen, sodass eine medizinische Therapie anzuraten ist.

Bisher setzt man in der Behandlung der Neurodermitis auf zwei Komponenten. Als erste Therapiemaßnahme gilt die Basistherapie, bei der es hauptsächlich um eine spezifische Behandlung bzw. Pflege der entzündeten Haut geht. Die vom Arzt verschriebenen Pflegemittel sollten dabei großräumig auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden. Hierbei geht es vor allem um eine gute Einfettung und Versorgung mich Feuchtigkeit für die Haut.

Daneben erfolgt zumeist eine Therapie durch Arzneimittel bzw. Medikamente. Dazu gehören vor allem Cremes, Salben und Emulsionen für die äußere Behandlung, sowie Infusionen und Tabletten für die innere Behandlung. Diese Form sollte allerdings nur bei schweren Fällen von Neurodermitis verwendet werden. Je früher mit der Therapie gegen Neurodermitis begonnen wird, desto besser und nachhaltiger lassen sie die Schübe der Ekrankung lindern bzw. hinauszögern.

Nachsorge

In den seltensten Fällen tritt das endogene Ekzem einmalig auf, vielmehr verläuft es in Schüben. Daher ist neben der Therapie in der Akutphase vor allem die Nachsorge zwischen den Schüben wichtig. Denn mithilfe einer adäquaten Hautpflege, unterstützenden Maßnahmen und einer speziellen Säuglingsernährung können die Symptome der Schübe gemildert und Sekundärefflorenzen umgangen werden.

Laut aktuellem Standard gilt als optimale tägliche Hautpflege eine rückfettende und neutrale Creme, die mehrmals dünn aufgetragen wird. Auch Wassertemperaturen unter 39 Grad Celsius schützen die Lipidbarriere und regenerieren die geschädigten Hautzellen. Zudem unterstützen Kleidung und Bettwäsche aus Baumwolle oder Seide die Luftzirkulation und verhindern dadurch einen Hitzestau und Mazerationen.

Die meisten Patienten empfinden zudem die Reibung von Baumwolle oder Seide auf der Haut als angenehm im Gegensatz zu Wolle oder Polyester. Insbesondere Kinder sollten die Nägel kurz halten, denn im Schlaf kratzen sich viele zu Beginn eines Schubes blutige Male. Unterstützende Maßnahmen wie eine Phototherapie oder eine allergiearme Diät können wirksam Medikamente wie Kortison ersetzen.

Zudem empfiehlt es sich, eine allergenarme Umgebung zu schaffen und Raumtemperaturen unter 22 Grad Celsius zu gewährleisten. Falls im Bekanntenkreis das Auftreten von Herpes, Windpocken oder MRSA bekannt wird, sollten Patienten mit Neurodermitis den Kontakt meiden, da vulnerable Hautpartien extrem anfällig für Infektionen sind. Bei familiärer Disposition empfehlen Experten zudem, Säuglinge sechs Monate mit Muttermilch zu stillen und Nahrungsallergene nur langsam zu steigern und separat zu füttern.


Aussicht & Prognose

Die Neurodermitis ist eine unheilbare Erkrankung. Allerdings klingt die Erkrankung bei rund zwei Drittel der betroffenen Kinder bis zum Erwachsenenalter wieder ab. Neurodermitis kann in jedem Alter ausheilen und dann ein Leben lang nicht mehr auftreten. In anderen Fällen bleibt das Leiden ein ganzes Leben lang bestehen und ruft typische Beschwerden hervor, welche die Lebensqualität einschränken.

Die chronische Neurodermitis betrifft etwa 30 Prozent der Patienten. Eine beständige Therapie bewirkt bei den meisten Patienten eine deutliche Linderung der Symptome. Akute Krankheitsschübe können vor allem bei Säuglingen zu starken Reizungen der Haut führen. Zudem kommt es durch wiederholtes Kratzen an den betroffenen Stellen zu Wunden und Infektionen. Das Wohlbefinden ist deshalb gerade bei kleinen Kindern erheblich eingeschränkt. Eine medikamentöse Behandlung und die damit verbundenen Neben- und Wechselwirkungen ist oft die einzige Alternative.

Bei Erwachsenen treten ebenso schwere Symptome auf, wobei die Trigger meist bekannt sind und effektiv vermieden werden können. Die Prognose stellt in der Regel der zuständige Dermatologe. Da die Hautkrankheit spontan abklingen kann, wird die Prognose immer wieder neu erstellt. Hierzu zieht der Mediziner die Symptome und den bisherigen Krankheitsverlauf zurate.

Das können Sie selbst tun

Eine Neurodermitis kann im Alltag sehr lästig und unangenehm sein. Die betroffenen Hautstellen jucken ständig, die Kleidung kratzt und als Erkrankter muss man das Schwimmbad, viel Sonne und Sport meiden. Dazu kommt, dass die gerötete, aufgekratzte und dazu manchmal blutende Haut unangenehme Blicke von Fremden auf sich zieht. All dies stellt eine große Belastung dar.

Um die Neurodermitis nicht noch zu verschlimmern, kann man einige Tipps beachten. Auf jeden Fall sollten Betroffene dem Drang widerstehen, die betroffenen juckenden Hautstellen weiter aufzukratzen. In der Nacht lassen sich dafür leichte Baumwollhandschuhe nutzen, um Kratzen im Schlaf zu vermeiden. Bei der Wahl von Pflegeprodukten und Kleidung gilt es besonders aufzupassen.

Es empfiehlt sich keine Seife zu verwenden, sondern die Körperstellen einzig mit klarem Wasser zu reinigen. Beim Abtrocknen tupfen, nicht reiben. Die Kleidung sollte nicht aus synthetischem Stoff bestehen und nur locker auf der Haut liegen. Sie darf nicht kratzen und ein starkes Schwitzen sollte vermieden werden. Auch bei Reinigungsmitteln gilt Vorsicht. Diese sollten möglichst umweltschonend sein. Beim Putzen unbedingt gefütterte Gummihandschuhe tragen.

Oft liegt die Ursache der Neurodermitis in der Ernährung. Es empfiehlt sich deshalb, auf besonders gesunde Ernährung zu achten und bei Bedarf einen Allergietest beim Arzt durchführen zu lassen.

Quellen

  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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