Labiensynechie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Labiensynechie haften die kleinen Schamlippen aneinander und können im Verlauf Bakterien einen Nährboden bieten, sodass Harnwegsinfekte und sogar Hydonephrosen begünstigt sind. Die häufigste Ursache des Phänomens sind Traumata der Epithelschicht. Die Behandlung erfolgt durch tägliche Applikation einer Salbe mit Wirkstoff Östrogen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Labiensynechie?

Rund ein Drittel aller Patientinnen leidet durch die Adhäsion der kleinen Schamlippen häufig an Harnwegsinfekten. Bakterien sammeln sich im Adhäsionsbereich der Labia minora und wandern in die Harnwege ein, wo sie die Entzündung hervorrufen.
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Als Labia minora werden die kleinen Schamlippen bezeichnet. Eine Synechie kennt die Medizin auch als Verklebung. Wenn die Labia minora komplett oder anteilig aneinander haften, ist von einer sogenannten Labiensynechie die Rede. Die Prävalenz der Erkrankung wird mit zwei bis fünf Prozent angegeben. Betroffen sind vor allem Mädchen zwischen dem dritten Monat und dem vierten Lebensjahr.

Ihren Gipfel erreicht die Labiensynechie zwischen dem 13. und dem 23. Lebensmonat. Die Labiensynechie kann in Einzelfällen auch unmittelbar nach der Geburt bestehen. Bei einer Synechie der Labia minora bestehen allerdings keine direkten Verwachsungen. Dieser Zusammenhang unterscheidet die Labiensynechie von etwaigen Missbildungen, die auf eine genetische Ursache, äußere Einflussfaktoren während der Schwangerschaft und Störungen bei der embryonalen Entwicklung zurückgehen.

Ursachen

Eine Labiensynechie kann verschiedene Ursachen haben. So führen zum Beispiel Traumata zu einem Abrieb der oberflächlichen Epithelschicht. Auf diese Weise kann es zu einer Narbenbildung kommen, die in die Adhäsion der beiden Labien mündet. Als Traumaarten kommen in diesem Zusammenhang Entzündungen wie die Vulvitis oder die Vulvovaginitis infrage.

Ursache für solche Entzündungen kann mangelnde Hygiene sein. Auch Seborrhoe oder atopische Dermatitis kann entzündliche Reaktionen hervorrufen. Dasselbe gilt für Madenwürmer, eine Lazeration der kleinen Schamlippen oder einen Spagath. Zusätzlich kommen sexueller Missbrauch und Masturbation als Ursachen für das Trauma infrage.

In Einzelfällen ist Östrogenmangel die primäre Ursache für eine Labiensynechie. Bei einem solchen Mangel kann sich die Stärke der epithelialen Zellen vermindern. Traumata der Schamlippen werden dadurch zumindest begünstigt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Labiensynechie manifestiert sich klinisch in unterschiedlichen Symptomen. Symptomatisch ist vor allem die abnormale Miktion. Neben einem abweichenden Urinstrahl beim eigentlichen Akt der Miktion kann ein starkes Nachträufeln nach der Miktion auftreten. An einigen Fällen wurde zusätzlich eine Obstruktion festgestellt, die mit einer Blasenerweiterung oder einer Hydronephrose vergesellschaftet sein kann.

Rund ein Drittel aller Patientinnen leidet durch die Adhäsion der kleinen Schamlippen häufig an Harnwegsinfekten. Bakterien sammeln sich im Adhäsionsbereich der Labia minora und wandern in die Harnwege ein, wo sie die Entzündung hervorrufen. Rund 20 bis 40 Prozent der Patientinnen sind von diesem Symptom betroffen. Die Manifestation kann alternativ dazu auch einer asymptomatischen Bakteriurie entsprechen.

In diesem Fall sammeln sich zwar Bakterien, sie werden mit der Miktion aber ausgeschieden und verursachen keine Harnwegsinfekte oder andere Folgeerkrankungen. Da die Vulvitis als eine mögliche Ursache der Labiensynechie gilt, kann in Einzelfällen eine solche Entzündung das klinische Bild vervollständigen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose auf eine Labiensynechie wird auf Basis des klinischen Bilds gestellt. Da die meisten Mädchen mit einer Adhäsion der kleinen Schamlippen relativ asymptomatisch bleiben, stellt der Arzt die Synechie oft in Form eines Zufallsbefunds bei einer Routineuntersuchung fest. Urogenital zeigen sich eine flache Vulva und adhärente Labien von der Mittellinie bis über die Klitoris.

Die Membran der Schamlippen scheint über dem Introitus und dem Hymen dünn durch. Die Prognose für betroffene Patientinnen ist günstig. Die oben genannten Symptome wie der abweichende Urinstrahl, das Nachträufeln, die Bakteriurie und die Harnwegsinfekte treten in der Regel erst im späten Verlauf auf. Nach einer Früherkennung und einer daran anschließenden Behandlung bleiben die meisten Patientinnen also gänzlich asymptomatisch. Eine weitere Abklärungen ist bei einer Adhäsion der kleinen Schamlippen in der Regel nicht indiziert.

Komplikationen

In der Regel kommt es aufgrund der Labiensynechie zu Infekten an den Harnwegen. Diese Infekte können sehr unangenehm sein und dabei zum Beispiel auch zu einem Schmerz beim Wasserlassen führen. Nicht selten schämen sich die Patienten für diese Beschwerde und leiden dabei an brennenden Schmerzen. Aufgrund der dauerhaften Schmerzen kann es auch zu Depressionen oder zu anderen psychischen Verstimmungen und Beschwerden kommen.

Weiterhin ist auch der Geschlechtsverkehr der Patientin aufgrund der Labiensynechie deutlich eingeschränkt, sodass es zu Spannungen in einer Beziehung kommen kann. Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch diese Krankheit erheblich eingeschränkt und verringert. In den meisten Fällen wird die Behandlung dieser Krankheit mit Hilfe von Medikamenten, Cremes und Salben durchgeführt. Die Behandlung führt dabei in der Regel zu einem Erfolg und es treten keine besonderen Komplikationen oder anderen Beschwerden auf.

In der Regel stellt sich ein positiver Krankheitsverlauf ein. Nur in seltenen und schwerwiegenden Fällen sind die Betroffenen auf einen operativen Eingriff angewiesen. Die Lebenserwartung des Patienten wird nicht verringert oder eingeschränkt. Weitere Komplikationen treten ebenfalls nicht auf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Frauen, die Probleme beim Wasserlassen haben, sollten mit dem Gynäkologen sprechen. Ärztlicher Rat ist auch gefragt, wenn immer wieder Harnwegsinfekte auftreten oder andere ungewöhnliche Symptome im Genitalbereich bemerkt werden. Beschwerden, die längere Zeit bestehen bleiben oder nach einer beschwerdefreien Phase erneut auftreten, deuten auf eine ernste Erkrankung wie die Labiensynechie hin, und müssen deshalb unbedingt untersucht werden. Brennende Schmerzen beim Urinieren sowie Probleme beim Geschlechtsverkehr sind ein Hinweis dafür, dass die Krankheit bereits fortgeschritten ist.

Um keine weiteren Komplikationen zu riskieren, sollten die betroffenen Frauen umgehend mit dem Frauenarzt sprechen. Eltern, die bei ihrem Kind Anzeichen einer Labiensynechie bemerken, sollten mit dem Arztbesuch nicht zögern. Entzündungen im Intimbereich sowie hormonelle Beschwerden sind mögliche Auslöser der Verklebung der Labien. Auch ein Wurmbefall sowie Ekzeme im Bereich der Scheide gehören zu den denkbaren Ursachen, die abgeklärt werden müssen. Treten die Beschwerden im Zusammenhang mit den genannten Erkrankungen auf, wird am besten direkt ein Facharzt aufgesucht. Neben dem Gynäkologen kann ein Internist oder ein Dermatologe aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Eine Labiensynechie wird niemals manuell gelöst. Das Risiko für eine traumatische Verletzung der Epithelschichten ist bei einer manuellen Lösung der Adhäsion groß. Oft bleiben Narben zurück und eine abermalige Adhäsion kann begünstigt werden. Ebenso wenig wie die manuelle Lösung ist eine operative Trennung der Schamlippen indiziert.

Die Behandlung erfolgt konservativ und beschränkt sich bei asymtomatischen Fällen auf die Therapie mittels konjugierter Creme des Wirkstoffes Östrogen. Besonders häufig kommt Premarin zum Einsatz. Die Patientin oder die Eltern der Patientin werden angewiesen, jeden Tag kleinere Mengen der Creme auf die Stelle der Adhäsion zu geben. Abhängig von der Stärke der Adhäsion kann auch zweimal täglich eine Applikation der Creme erforderlich sein.

In der Regel löst diese Behandlung die Synechie der kleinen Schamlippen innerhalb von spätestens einem Monat auf. Für die Creme-Behandlung gilt eine Erfolgsrate von rund 90 Prozent. Falls bereits eine Harnwegsinfektion vorliegt, werden der Patientin zusätzlich Antibiotika zur Bekämpfung der bakteriellen Besiedelung verschrieben. Dasselbe gilt beim Vorliegen einer Vulvitis. Ein operativer Eingriff ist einzig und allein bei einer Obstruktion mit Hydronephrose angezeigt. Der Eingriff beseitigt die Obstruktion und löst gleichzeitig idealerweise die Hydronephrose auf.


Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einer Labiensynechie ist in der Regel sehr günstig. Die Lebenserwartung wird durch die Erkrankung nicht eingeschränkt und es treten keinerlei Spätfolgen auf. Vor allem bei betroffenen Mädchen unter sechs Jahren kommt es häufig zu einer raschen Heilung ohne weitere Komplikationen.

In vielen Fällen löst sich die Verklebung der Schamlippen innerhalb weniger Wochen oder Monate von selbst auf. Bei einigen Patientinnen verläuft sie während dieser Zeit völlig asymptomatisch. Nicht immer muss die Labiensynechie tatsächlich medizinisch behandelt werden. Die Behandlung führt üblicherweise schnell zum Erfolg. Die Therapie mit östrogenhaltigen Cremes bewirkt eine schnelle Verbesserung der Symptome. Innerhalb weniger Wochen löst sich die Labiensynechie dadurch gänzlich auf.

Vor allem beim vorzeitigen Abbrechen der Therapie kann es dazu kommen, dass die Schamlippen erneut verkleben. Die Wiederholung der Behandlung führt zumeist zur völligen Heilung. Wird die Erkrankung trotz starker Beschwerden längere Zeit nicht behandelt, können allerdings Komplikationen auftreten. Dadurch wird selten eine operative Behandlung notwendig, die in der Regel ambulant durchgeführt wird. Dabei ist die Prognose generell sehr gut. Es kann jedoch zu einer Vernarbung des betroffenen Gewebes kommen, die üblicherweise innerhalb einiger Monate verheilt.

Vorbeugung

Um einer Labiensynechie vorzubeugen, steht eine prophylaktische Behandlungsschritte zur Verfügung. Diese Prophylaxe wird vor allem dann angewandt, wenn nach einer Adhäsion der kleinen Schamlippen und deren Auflösung ein Rezidiv verhindert werden soll. Die häufigste Prophylaxe ist der Auftrag von Vasiline, der einmal täglich im Bereich der vorausgegangenen Adhäsion stattfindet. Wenn in der Vergangenheit nie eine Adhäsion bestanden hat, sind etwaige Vorbeugemaßnahmen in der Regel nicht erforderlich.

Nachsorge

Dem Patienten stehen bei einer Labiensynechie meistens nur wenige oder sogar gar keine besonderen Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei sollte in erster Linie eine schnelle Diagnose und Behandlung der Krankheit erfolgen, damit keine weiteren Komplikationen und Beschwerden auftreten können. Eine selbstständige Heilung kann in der Regel nicht eintreten, sodass immer eine Behandlung durch einen Arzt erfolgen muss.

In den meisten Fällen wird die Krankheit durch die Applikation einer Creme behandelt. Hierbei sollten die Betroffenen auf eine richtige Anwendung und ebenfalls auf eine richtige Dosierung dieser Arzneimittel achten. In vielen Fällen müssen dabei auch die Eltern bei Kindern die richtige Anwendung kontrollieren, damit die Beschwerden richtig und vor allem dauerhaft gelindert werden.

Da die Labiensynechie in vielen Fällen mit einem starken Schamgefühl und auch mit einem verringerten Selbstbewusstsein einhergeht, sind liebevolle und intensive Gespräche mit dem Kind sehr hilfreich und wichtig. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen kann sinnvoll sein, da es dabei zu einem Austausch an Informationen kommt. Diese können dann den Alltag der Patientin erleichtern. In der Regel verringert die Labiensynechie nicht die Lebenserwartung des Patienten.

Das können Sie selbst tun

In der Regel sind bei einer Labiensynechie keine besonderen Möglichkeiten der Selbsthilfe möglich oder notwendig. Die Behandlung der Erkrankung wird dabei mit Hilfe von Cremes und Salben durchgeführt, operative Eingriffe sind dabei nicht notwendig. Die Creme sollte höchstens zweimal am Tag aufgetragen werden, um die Haut nicht zu reizen.

Da die Labiensynechie auch zu einem Infekt der Harnwege führen kann, sollte die Patientin ihren Gynäkologen oder einen Urologen aufsuchen, um weitere Beschwerden zu vermeiden. Die Behandlung dieser Infekte wird meist mit Hilfe von Antibiotika durchgeführt. Dabei sollte die Betroffene auf Alkohol verzichten und eventuell mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten behandeln. Um die Behandlung der Labiensynechie nicht zu verzögern, sollte die Betroffene auch auf sexuelle Aktivitäten während dieser verzichten.

Bei psychischen Beschwerden, Depressionen oder Minderwertigkeitskomplexen eignen sich dabei Gespräche mit engen Freunden oder mit dem Partner. Vor allem das verringerte Selbstwertgefühl kann dadurch sehr häufig gesteigert werden. Eventuell kann auch der Informationsaustausch mit anderen Betroffenen zu einem positiven Verlauf der Erkrankung beitragen. Eine psychologische Behandlung ist allerdings dann notwendig, wenn die Labiensynechie durch sexuellen Missbrauch aufgetreten ist.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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