Ästhesioneuroblastom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Ästhesioneuroblastom

Bei einem Ästhesioneuroblastom handelt es sich um einen seltenen Tumor im Inneren der Nase. Das Ästhesioneuroblastom ist auch unter der Bezeichnung Olfactorius-Neuroblastom bekannt und zählt zu den Krebskrankheiten der Nasenschleimhaut. Die Häufigkeit des Ästhesioneuroblastoms schätzen Mediziner auf weniger als 1:1.000.000.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Ästhesioneuroblastom?

Die typischen Beschwerden des Ästhesioneuroblastoms machen sich zunächst im Bereich der Nase und im Zusammenhang mit ihren Funktionen bemerkbar. So verstopfen die Nasenwege durch das Ästhesioneuroblastom und es kommt häufig zu Nasenbluten.
© gritsalak – stock.adobe.com

Eine erstmalige wissenschaftliche Beschreibung des Ästhesioneuroblastoms erfolgte im Jahr 1924 durch die Ärzte Luc und Berger. Das Ästhesioneuroblastom entwickelt sich ausgehend von der Riechschleimhaut und dabei insbesondere vom Neuroepithel. Die Riechschleimhaut befindet sich hauptsächlich auf der sogenannten Lamina cribrosa.

Mitunter bildet sich das Ästhesioneuroblastom auch auf dem Septum der Nase oder im oberen Bereich der Nasenmuscheln. Grundsätzlich kommen Ästhesioneuroblastome in der Bevölkerung enorm selten vor, wobei Forscher von einer Prävalenz von unter 1:1.000.000 ausgehen. Dabei ist unbekannt, ob das Ästhesioneuroblastom bei Männern oder Frauen gehäuft auftritt. Neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass der maligne Tumor aus einer Stammzelle der Riechschleimhaut infolge einer Entartung hervorgeht.

In gleichen Abschnitt der Nase kommen auch andere Krankheiten wie Sarkome, Karzinome oder Lymphome vor. Allerdings ist das Ästhesioneuroblastom von diesen Erkrankungen durch einfache mikroskopische Untersuchungen differenzierbar. Das Ästhesioneuroblastom entwickelt sich in verschiedenen Stadien, die durch einen zunehmenden Schweregrad gekennzeichnet sind.

Im Frühstadium wächst das Ästhesioneuroblastom im Inneren der Nasenhöhle. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung geht der Tumor von der Nasenhöhle in mindestens eine Nasennebenhöhle über. Im Endstadium des Ästhesioneuroblastoms breitet sich der Tumor auch außerhalb der Nasennebenhöhlen aus, beispielsweise in die Schädelbasis, das Gehirn oder die Lymphknoten des Halses. Zudem entwickeln sich mitunter Fernmetastasen.

Ursachen

Die genauen Ursachen des Ästhesioneuroblastoms sind derzeit noch nicht geklärt. Moderne medizinische Forschungsstudien weisen darauf hin, dass sich das Ästhesioneuroblastom womöglich aus einer olfaktorischen Stammzelle heraus entwickelt, nachdem diese Zelle entartet ist. Grundsätzlich besteht beim Ästhesioneuroblastom ebenso wie bei zahlreichen anderen Arten von Tumoren noch Forschungsbedarf bezüglich der Pathogenese.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die typischen Beschwerden des Ästhesioneuroblastoms machen sich zunächst im Bereich der Nase und im Zusammenhang mit ihren Funktionen bemerkbar. So verstopfen die Nasenwege durch das Ästhesioneuroblastom und es kommt häufig zu Nasenbluten. Die Patienten mit Ästhesioneuroblastom leiden an verstärktem Ausfluss aus der Nase, empfinden Schmerzen und verlieren zunehmend ihren Geruchssinn.

Grundsätzlich geht das Ästhesioneuroblastom von den Riechzellen aus. Der Tumor tritt gehäuft bei Menschen um das 20. und das 50. Lebensjahr auf. Das Ästhesioneuroblastom zeichnet sich durch ein langsames Wachstum aus und bleibt vorerst meist örtlich begrenzt. Mit fortschreitendem Stadium des Ästhesioneuroblastoms entwickeln sich mitunter Fernmetastasen in Organen wie den Lungen, Knochen, im Gehirn und den Halslymphknoten.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose des Ästhesioneuroblastoms stellt beispielsweise ein Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. Im anfänglichen Patientengespräch thematisiert der Arzt die Symptomatik und den Anfang der Beschwerden. Bei der klinischen Untersuchung der erkrankten Person nutzt der Facharzt hauptsächlich bildgebende Verfahren.

Eine CT- oder MRT-Untersuchung stellen das Ästhesioneuroblastom bildlich dar und zeigen Größe und Lokalisation des Tumors. Zudem kommen bei der Diagnose des Ästhesioneuroblastoms histologische Analysen zum Einsatz. Die Diagnose des Tumors findet durchschnittlich sechs Monate nach dem Beginn der Beschwerden des Ästhesioneuroblastoms statt.

Dabei ist eine rasche Diagnosestellung enorm wichtig für eine günstige Prognose des Ästhesioneuroblastoms. Denn dann ist eine rechtzeitige Entfernung des Tumors möglich. Wichtig ist eine Unterscheidung des Ästhesioneuroblastoms von anderen malignen Erkrankungen des Naseninneren, etwa Sarkomen, Karzinomen oder Lymphomen. Die Differentialdiagnose erfolgt meist mittels lichtmikroskopischer Untersuchungen. Dabei ist das Ästhesioneuroblastom auch von der benignen Polyposis nasi abzugrenzen.

Komplikationen

In vielen Fällen kommt es beim Ästhesioneuroblastom erst relativ spät zu einer Behandlung, sodass sich dabei schon Metastasen ausgebildet haben. In diesem Fall ist mit einer deutlich verringerten Lebenserwartung bei dem Patienten zu rechnen. Wird der Tumor allerdings schon früh diagnostiziert, kann dieser entfernt werden.

Die Betroffenen leiden durch das Ästhesioneuroblastom sehr häufig an Nasenbluten, welches ohne einen besonderen Grund und ohne Verletzungen auftreten kann. Auch ein starker Ausfluss aus der Nase kann dabei auftreten und sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten auswirken. Die meisten Betroffenen leiden auch an Schmerzen in der Nase und an einem veränderten Geruchssinn.

Die Nase selbst wirkt dabei häufig verstopft, sodass es auch zu Beschwerden bei der Atmung kommen kann. Das Ästhesioneuroblastom kann in der Regel mit Hilfe einer Strahlentherapie behandelt werden. Dabei treten keine Komplikationen auf. Auch ein chirurgischer Eingriff ist eventuell notwendig. Der weitere Verlauf hängt allerdings stark vom Zeitpunkt der Diagnose des Ästhesioneuroblastoms ab. Da der Tumor erneut auftreten kann, sind die meisten Patienten auf weitere regelmäßige Untersuchungen bei einem Arzt angewiesen, um diese Komplikationen zu vermeiden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Kommt es wiederholt oder in kürzeren Zeitabständen zu Nasenbluten, besteht Anlass zur Besorgnis. Ein Arztbesuch ist dann notwendig, wenn es keinerlei äußere Einwirkungen gab, die auslösend für die Blutungen waren. Verliert der Betroffene seinen Geruchssinn oder bemerkt er Einschränkungen der olfaktorischen Wahrnehmung, ist eine medizinische Untersuchung anzuraten. Es kann sich bei dieser Entwicklung um eine Erkrankung handeln, bei der Handlungsbedarf besteht. Bei einem Ausfluss aus der Nase, Schwellungen im Bereich der Nase und Störungen der Atemtätigkeit ist ebenfalls ein Arzt zu konsultieren. Schnarchen, eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit und Beschwerden bei der Ausführung sportlicher Aktivitäten deuten auf eine gesundheitliche Störung hin.

Zur Klärung der Ursache ist ein Arzt aufzusuchen, da nur über verschiedene medizinische Tests eine Diagnosestellung erfolgen kann. Werden bei einem Schnupfen Unregelmäßigkeiten oder Schmerzen wahrgenommen, ist unverzüglich ein Arztbesuch notwendig. Veränderungen des Hautbildes, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen sind weitere Anzeichen für eine Erkrankung. Da es unbehandelt zu schweren gesundheitlichen Entwicklungen und Komplikationen kommen kann, ist bereits bei den ersten Unregelmäßigkeiten ein Arzt aufzusuchen. Eine verstopfte Nase ist Anzeichen für eine vorliegende Gewebeveränderung. Da die Krebserkrankung in schweren Fällen zu einem vorzeitigen Ableben führen kann, wird bereits im Frühstadium eine Behandlung benötigt.

Behandlung & Therapie

Bei der Therapie des Ästhesioneuroblastoms steht die vollständige Entfernung des Tumors im Rahmen einer chirurgischen Intervention im Mittelpunkt. Im Anschluss an die Operation unterziehen sich die Patienten üblicherweise einer Strahlentherapie. Zudem findet die Behandlung des Ästhesioneuroblastoms teilweise in der umgekehrten Reihenfolge statt.

Die Heilungsrate liegt beim Ästhesioneuroblastom zwischen 50 und 80 Prozent. Während Fernmetastasen relativ selten sind, besteht das Risiko einer Rezidivbildung am ursprünglichen Ort des Ästhesioneuroblastoms. Bei Menschen, die eine erstmalige Operation eines Ästhesioneuroblastoms erhalten, gilt die Krankheit in etwa 50 Prozent der Fälle als geheilt.

Die Prognose des Ästhesioneuroblastoms verbessert sich, umso jünger der Patient bei der Ersterkrankung ist. Zudem wirken sich die Ausdehnung des Ästhesioneuroblastoms auf die Nasennebenhöhlen sowie der histologische Befund auf die Prognose der Krankheit aus. Infolge der chirurgischen Entfernung des Ästhesioneuroblastoms verlieren die Patienten ihren Geruchssinn ganz oder teilweise. Die mittelfristige Überlebenswahrscheinlichkeit liegt beim Ästhesioneuroblastom bei circa 70 Prozent und bezieht sich auf ein Zeitfenster von zwei bis fünf Jahren nach der Stellung der Diagnose.

Treten örtliche Rezidive des Tumors auf, sind weitere therapeutische Interventionen notwendig. Insgesamt erfordert das Ästhesioneuroblastom auch nach erfolgreicher Resektion und Strahlentherapie eine kontinuierliche ärztliche Überwachung. Auf diese Weise erkennen Ärzte mögliche Rezidivbildungen des Ästhesioneuroblastoms im Inneren der Nase rasch, sodass entsprechende Gegenmaßnahmen möglich sind.


Vorbeugung

Dem Ästhesioneuroblastom lässt sich nicht wirkungsvoll vorbeugen, da die Ursachen des Tumors unklar sind. Eine rasche Diagnose und Behandlung verbessern die Prognose des Ästhesioneuroblastoms, die bei jungen Patienten und vollständiger Resektion des Tumors am günstigsten steht.

Das können Sie selbst tun

Je nach Verlauf und Ausprägung kann ein Ästhesioneuroblastom in einigen Fällen den Alltag des Erkrankten erheblich einschränken. So leiden viele Betroffene etwa unter starken Schlafstörungen und einer verstopften Nase. Oft ist es daher nicht möglich, einer beruflichen Tätigkeit und sonstigen Verpflichtungen nachzukommen.

Zumeist kommt es zu starken und unerwarteten Blutungen. Die Betroffenen sollten daher immer darauf achten, dass sie stets Taschentücher mit sich führen. Zudem erleben die Patienten üblicherweise durch die Behandlung des Ästhesioneuroblastoms erhebliche Einschränkungen. Aus diesem Grund sind sie häufig auf die Hilfe von Familienmitgliedern oder Angehörigen angewiesen. Während der Therapie können die Betroffenen in der Regel nicht ihrem Beruf nachgehen. In seltenen Fällen verursacht die Krebserkrankung jedoch keinerlei Beschwerden, sodass sie zunächst gänzlich unbemerkt bleibt. Dabei kommt es manchmal sogar zum vorzeitigen Ableben des Patienten.

Vor allem während der Therapie ist es wichtig, dass die Betroffenen sich gesund und ausgewogen ernähren. Es empfiehlt sich, zu diesem Zweck eine Ernährungsberatung aufzusuchen. Außerdem sollten Menschen mit einem Ästhesioneuroblastom das Rauchen und den Konsum alkoholhaltiger Getränke einstellen. Da die Krebserkrankung in der Regel eine starke Belastung darstellt, ist manchmal der Besuch einer Selbsthilfegruppe zum Austausch mit anderen Erkrankten anzuraten.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

Das könnte Sie auch interessieren