Kurzsichtigkeit (Myopie)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Kurzsichtigkeit bedingt ein unscharfes Sehen beim Blick in die Ferne. Eine Myopie kann verschiedene Ursachen haben und wird entsprechend auf verschiedene Weisen behandelt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kurzsichtigkeit?

Ein Arztbesuch ist anzuraten, sobald sich eine Verminderung der gewohnten Sehkraft einstellt. Können Gegenstände oder Personen bei einem Blick in die Ferne nicht mehr wie üblich erkannt werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
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Myopie ist eine Fehlsichtigkeit, bei der Gegenstände, die weit vom Betrachter entfernt sind, unscharf gesehen werden. Bei vorliegender Kurzsichtigkeit werden dagegen Dinge, die sich nahe beim Betrachter befinden, scharf gesehen.

Menschen, die unter Myopie leiden, aber keine entsprechenden optischen Hilfsmittel (Brille oder Kontaktlinse) tragen, zeigen häufig beim Blick in die Weite ein Zusammenkneifen der Augen; so kann die Sicht bei Kurzsichtigkeit kurzfristig besser werden.

Diesem Fakt verdankt die Myopie auch ihre Bezeichnung, denn die griechische Bezeichnung der Kurzsichtigkeit lehnt sich an das Wort 'Myops' an; dies bedeutet im Deutschen soviel wie 'Blinzelgesicht'.

Die Ausprägung der Kurzsichtigkeit wird individuell in der Einheit Dioptrien angegeben; dabei ist eine Myopie gekennzeichnet durch Dioptrienwerte im negativen Bereich, also z.B. -0,5 Dioptrin.

Ursachen

Einer Kurzsichtigkeit können verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Dabei liegt die in Deutschland am häufigsten vorkommende Ursache der Myopie in einem Augapfel, der in Relation zu seiner Brechkraft zu lang ist (man spricht bei dieser Form der Myopie auch von der sogenannten Achsenmyopie).

Die auf das Auge fallenden Lichtstrahlen bündeln sich bei dieser Form der Kurzsichtigkeit also bereits, bevor sie auf die Netzhaut treffen, und die Abbildung auf der Netzhaut wird dadurch unscharf. Die Achsenmyopie als Form der Myopie kann erblich bedingt sein, wird aber auch häufig beobachtet bei Menschen, die zu früh auf die Welt kamen.

Eine weitere mögliche Ursache einer Kurzsichtigkeit ist eine zu hohe Brechkraft oder eine Verkrümmung von Hornhaut oder Linse; bezeichnet wird diese Form der Kurzsichtigkeit als Brechungsmyopie. Diese Form der Myopie kommt in Deutschland seltener vor.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Kurzsichtigkeit zeigt sich oftmals schon im frühen Kindesalter, seltener entwickelt sie sich erst im Erwachsenenalter. Dabei sind die Symptome der Myopie meist derart, dass sie sich mit der Zeit verstärken. Das bedeutet, dass die Sehkraft mit der Zeit immer eingeschränkter wird. Mit Sehhilfen lässt sich das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit allerdings gut eindämmen, bis schließlich keine weitere Verschlechterung mehr auftritt.

Die ersten Anzeichen bestehen meist darin, dass die Betroffenen die Augen unbewusst zusammenkneifen, wenn sie etwas ferner Liegendes betrachten. Das kommt durch den Versuch, die unzureichende Akkomodation der Linse durch einen geringeren Lichteinfall auszugleichen, zustande. Entsprechend zeigt sich dies erstmals bei weit entfernten Gegenständen, später dann bei recht nahe liegenden Gegenständen.

Es kommt bei der Erkennung von Gesichtern, Schriftzügen und so weiter zunehmend zu Problemen. Das Lesen eines Buches verursacht hingegen keine Schwierigkeiten. Beleuchtete Objekte werden dabei als besonders unscharf wahrgenommen. Wird der Fokus länger auf entfernte Objekte gerichtet - beispielsweise auf einen Vortrag oder einen mehrere Meter weit weg stehenden Fernseher - kann es zu [[[Kopfschmerzen]] oder Schwindel kommen. Zudem können die Augen zuweilen zu Schmerzen beginnen.

Auch sind Kurzsichtige anfälliger dafür, im eigenen Sichtfeld Schatten oder Schlieren wahrzunehmen. Dies ist auf verflüssigte Anteile im Augapfel zurückzuführen, die bei Kurzsichtigen früher auftreten als bei Menschen mit gänzlich gesunden Augen.

Krankheitsverlauf

Schematische Darstellung zur Anatomie des Auges mit Kurzsichtigkeit und nach der Behandlung. Klicken, um zu vergrößern.

Eine Kurzsichtigkeit entwickelt sich meist innerhalb der ersten drei Lebensjahrzehnte und schreitet dann nicht mehr oder deutlich langsamer fort. Bei einer stark ausgeprägten Myopie kann es allerdings auch nach Vollendung des 3. Lebensjahrzehnts noch zu deutlichen Verschlechterungen kommen.

Liegt eine Myopie in Form einer Achsenmyopie vor (ist also der Augapfel verhältnismäßig verlängert), steigt mit zunehmender Stärke der Myopie bzw. mit zunehmender Länge des Augapfels das Risiko, dass sich die Netzhaut verdünnt.

In der Folge kann es dadurch bei einer starken Kurzsichtigkeit zu einer Netzhautablösung kommen. Damit steigt auch das Risiko, bei nicht rechtzeitig erfolgender augenärztlicher Behandlung der Netzhautablösung zu erblinden.

Komplikationen

In der Regel führt eine Kurzsichtigkeit nicht zu besonderen Komplikationen beim Patienten. Die Krankheit ist allerdings in den meisten Fällen nicht ursächlich heilbar, sodass die Patienten auf eine Brille oder auf Kontaktlinsen angewiesen sind. Es tritt auch keine Selbstheilung ein. Die Betroffenen leiden aufgrund der Kurzsichtigkeit an Sehstörungen und können Objekte nicht mehr richtig erkennen.

In der Regel treten Komplikationen erst dann ein, wenn die Kurzsichtigkeit nicht behandelt wird und der Betroffene auch keine Sehhilfe trägt. Dabei werden die Muskeln der Augen weiterhin stark angestrengt, sodass sich die Fehlsichtigkeit noch weiter verstärken kann. Im schlimmsten Fall kann es dabei auch zu einer vollständigen Erblindung des Patienten kommen.

Im Erwachsenenalter kann die Kurzsichtigkeit mit Hilfe eines Lasereingriffes behandelt werden. Dabei kommt es nicht zu Komplikationen und die Beschwerden verschwinden nach dem Eingriff. Allerdings ist auch das Tragen von Brillen oder Kontaktlinsen möglich. Möglicherweise kann der Betroffene bestimmte Berufe oder Tätigkeiten aufgrund der Kurzsichtigkeit nicht durchführen. Die Lebenserwartung des Patienten wird davon allerdings nicht beeinflusst oder verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arztbesuch ist anzuraten, sobald sich eine Verminderung der gewohnten Sehkraft einstellt. Können Gegenstände oder Personen bei einem Blick in die Ferne nicht mehr wie üblich erkannt werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Ist das eigene Sehen im direkten Vergleich zu Menschen aus dem nahen Umfeld erheblich verschlechtert, ist ein Arzt von den Beobachtungen zu berichten. Kommt es zu einem unscharfen Sehen oder werden anvisierte Konturen nur verschwommen erkannt, bringt ein Sehtest Aufschluss über die vorhandenen Beeinträchtigungen. Nimmt die Sehkraft plötzlich oder allmählich ab, besteht Anlass zur Besorgnis. Ein Arzt ist ebenfalls zu konsultieren, wenn die Fähigkeit des weiten Sehens nur sporadisch vermindert ist.

Stressauslöser, die Einnahme von Medikamenten oder andere Ursachen können zu einer vorübergehenden Kurzsichtigkeit führen. Damit es zu keinen dauerhaften Schäden kommt, ist ein Kontrollbesuch bei einem Arzt anzuraten. Leidet der Betroffene unter Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder nimmt er ein Schmerzempfinden im Auge wahr, ist ein Arztbesuch erforderlich. Bei einem Druckgefühl im Kopf, einer inneren Unruhe, einer Abnahme der Konzentration oder Leistungsfähigkeit sollte ein Arzt um Rat gebeten werden. Treten die Auffälligkeiten des verminderten Sehens trotz einer vorhandenen Sehhilfe ein, muss ein Arzt aufgesucht werden. Es sind Korrektureinstellungen notwendig, damit eine weitere Verschlechterung der Sehkraft verhindert wird.

Behandlung Therapie

Sehschwäche haben heutzutage viel mehr Menschen, als noch vor einem Jahrhundert. Erst ein Sehtest bringt Gewissheit, wie es um die Leistungsfähigkeit der Augen bestellt ist.

Kurzsichtigkeit kann auf verschiedene Weisen behandelt werden. Eine Möglichkeit besteht in der Anwendung von optischen Hilfen (Brillen oder harte sowie weiche Kontaktlinsen). Bei Kurzsichtigkeit verwendete Linsen sind Zerstreuungslinsen. Sie zeichnen sich aus durch eine negative Brechkraft. Gegen gering ausgeprägte Myopie können sogenannte OK-Kontaktlinsen angewendet werden; sie können die Hornhaut vorübergehend leicht abflachen.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind (entsprechend der Form einer vorliegenden Myopie) operative Eingriffe zur Korrektur der Kurzsichtigkeit; bei Achsenmyopie kann ein operativer Eingriff beispielsweise in Form einer Laserbehandlung stattfinden. Eines dieser Verfahren ist das LASIK (Laser-in-situ-Keratomileusis)-Verfahren.

Hierbei wird per Skalpell eine schmale Schicht der Hornhaut angehoben und nach oben geklappt; im Anschluss werden bei Myopie per Laser feine Anteile des Zentrums der Hornhaut verdampft, sodass sich einfallendes Licht erst auf der Netzhaut bündelt und so ein schärferes Sehen möglich ist. Der Eingriff erfolgt meist ambulant und dauert einige Minuten. Eine Verbesserung beim Sehen in die Ferne ist oft nach einigen Stunden feststellbar.

Die Erfolgschancen auf ein vollständiges Ausgleichen einer Kurzsichtigkeit sind in der Regel umso höher, je geringer eine Kurzsichtigkeit ausgeprägt ist.


Aussicht & Prognose

Kurzsichtigkeit bietet eine relativ gute Prognose. Die Myopie kann durch Sehhilfen und operative Eingriffe vollständig behoben werden. Betroffene Personen haben die Möglichkeit, sich einer Laserbehandlung zu unterziehen oder andere Maßnahmen zu ergreifen, um die Kurzsichtigkeit zu reduzieren.

Schlechter ist die Prognose, wenn die Myopie im Rahmen einer chronischen Erkrankung auftritt, die weiter voranschreitet. So kann eine Kurzsichtigkeit bei einer Erbkrankheit zwar symptomatisch behandelt werden, die Sehfähigkeit nimmt jedoch immer weiter ab. Der Patient erblindet schließlich vollständig. Dadurch nimmt die Lebensqualität erheblich ab, da frühere Tätigkeiten nun nicht mehr ausgeübt werden können. Oftmals muss der Beruf gewechselt werden und es treten finanzielle Belastungen auf, da die Krankenkasse nicht für die Folgen einer plötzlichen Erkrankung aufkommt.

Generell ist die Prognose einer Kurzsichtigkeit jedoch positiv. Insofern der Betroffene eine Sehhilfe trägt oder sich einem Eingriff unterziehen lässt, ist ein normales Weiterleben möglich. Die Lebenserwartung wird durch eine Kurzsichtigkeit nicht beeinträchtigt. Bei einer angeborenen Kurzsichtigkeit ist oft keine Laserbehandlung oder ein anderweitiger Eingriff möglich. Die Betroffenen sind meist auf Sehhilfen angewiesen. Dies stellt jedoch allenfalls einen optischen Makel dar und hat in der Regel keine weiteren gesundheitlichen Beschwerden zur Folge.

Vorbeugung

Es gibt wenige Möglichkeiten, einer Kurzsichtigkeit effektiv vorzubeugen. Je nach Form einer Myopie kann man aber eventuellen Folgen vorbeugen (so kann bei starker Kurzsichtigkeit beispielsweise ein regelmäßiger Augenarztbesuch dazu beitragen, eine Ablösung der Netzhaut frühzeitig zu verhindern bzw. zu beheben); der Verlauf einiger Formen der Brechungsmyopie kann durch eine konsequente Behandlung zugrunde liegender Problematiken (bspw. Grauer Star) positiv beeinflusst werden.

Nachsorge

Die Nachsorge bezweckt die frühzeitige Behandlung einer erneut aufgetretenen Krankheit. Dieses kennt man beispielsweise von Tumoren. Bei der Kurzsichtigkeit verhält es sich aber anders. Sie liegt dauerhaft vor und kann damit nicht wiederholt in Erscheinung treten. Darüber hinaus stellt sie auch keine lebensbedrohliche Krankheit dar. Die Nachsorge zielt hier eher darauf, den Betroffenen in ihrem Alltag zu unterstützen und Komplikationen zu verhindern.

Dieses geschieht primär durch die Bereitstellung geeigneter Hilfsmittel wie Brillen und Kontaktlinsen. Eine hinreichende Sehkraft ist nicht nur eine Voraussetzung für eine Teilnahme am Straßenverkehr, sondern ist für nahezu alle Lebensbereiche unabdingbar. Da sich aber im Lauf des Lebens nicht selten Sehstärkeveränderungen ergeben, empfehlen Augenärzte eine jährliche Kontrolle.

Bei dieser werden auch weitere Folgeerkrankungen abgeklärt. Der akute Beschwerdeumfang bildet die Grundlage für den Umfang einer Untersuchung. Mittlerweile besteht auch die Möglichkeit einer operativen Korrektur. Das Ergebnis eines solchen Eingriffs lässt sich aber nicht immer vorhersagen.

Wird das erwünschte Ziel in der Form einer hundertprozentigen Sehkraft erreicht, ist auf lange Sicht keine Nachsorge mehr notwendig. Nur bei akuten Sehkraftverlusten wendet sich der Patient einen Augenarzt. Im Falle dessen, dass ein chirurgischer Eingriff nicht den gewünschten Effekt erzielt, muss weiterhin eine Sehhilfe verwendet werden.

Das können Sie selbst tun

Lässt sich intensive, langwierige Augenarbeit nicht vermeiden, hilft eine zeitweilige Entspannung der Augenmuskulatur. Betroffene sollten den Blick ab und an auf einen Punkt in der Ferne richten. Dadurch ändert sich die Krümmung der Linse, die Augen werden neu „eingestellt“ und temporär entlastet. Beim Arbeiten am Computer empfiehlt sich ein Mindestabstand von 50 cm zum Monitor. Zahlreiche Einstellungen wie ein optimal gewählter Kontrast, eine vergrößerte Darstellung der Objekte und selektiv anwählbare Vergrößerungsgläser erleichtern Kurzsichtigen die Bildschirmarbeit. Im Extremfall empfiehlt sich eine Braille-Tastatur. Spezielle Computerprogramme lesen Bildschirmtexte vor, in der Freizeit erübrigen Hörbücher oder Hörzeitschriften das Selbstlesen.

Im häuslichen Alltag bewähren sich eine straffe Ordnung sowie eine gute Kennzeichnung von Gegenständen. Betroffene können scharfe, spitze oder zerbrechliche Utensilien mit Markierband in leuchtenden Farben weithin kenntlich machen. An Elektrogeräten wie Herd oder Waschmaschine helfen Markierungspunkte in unterschiedlichen Farben, Formen und Größen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Schaltereinstellungen ertasten. Um schwerwiegende Verwechselungen bei Medikamenten auszuschließen, gibt es Medikamentendosierer aus der Apotheke. Dort hinein können Angehörige die benötigte Tagesdosis einsortieren. Bei harmlosen Substanzen, beispielsweise Getränken oder Nahrungsmitteln, hilft das Hinzuziehen weiterer Sinneswahrnehmungen. Vieles lässt sich über seine Textur, Größe, Gewicht und Geruch erkennen. Blendfreies, flimmerfreies Licht unterstützt die Sicht.

Im öffentlichen Raum gibt es Sonderservices für Sehbehinderte. Beispielsweise bieten einige Fluggesellschaften eine Begleitung am Flughafen an. Sehbehinderte Bahnreisende können vorab eine Umsteighilfe buchen und viele Fahrpläne verfügen über einen Textmodus.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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