Granuloma inguinale (Donovanosis)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Geschlechtskrankheit Granuloma inguinale oder Donovanosis ist vor allem in tropischen Ländern verbreitet. Bei frühzeitigem Behandlungsbeginn ist die Infektion oft vollständig heilbar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Granuloma inguinale?

In der Regel führt das Granuloma inguinale nicht zu besonderen Komplikationen. Sie kann relativ gut und einfach behandelt werden, wenn eine frühzeitige Behandlung eintritt.
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Das Granuloma inguinale zählt zu den infektiösen Geschlechtskrankheiten (Erkrankungen, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden). Die Bezeichnung der Donovanosis geht zurück auf den Tropenarzt Charles Donovan, der die Erkrankung im Jahr 1905 erstmals beschrieb.

Zwar ist das Granuloma inguinale weltweit verbreitet, ein gehäuftes Vorkommen zeigt sich aber in Ländern der Tropen und Subtropen (so etwa in Mittel- und Südamerika oder Afrika). Vom Granuloma inguinale sind Männer ungefähr doppelt mal so häufig betroffen wie Frauen.

Da die Donovanosis in vielen Fällen nicht ausreichend behandelt wird, zeigen sich häufig chronische Verläufe. Typische Symptome bei vorliegendem Granuloma inguinale sind Geschwüre, die sich an den Genitalien bilden.

Ursachen

Verursacht wird die Donovanosis durch das Bakterium Klebsiella granulomatis. Aufgrund dieser Tatsache wird das Bakterium auch als Donovan-Körperchen bezeichnet. Das Bakterium ist unbewegliche und bekapselt.

Eine Übertragung des Bakteriums Klebsiella granulomatis kann durch direkten Hautkontakt erfolgen; vor allem geschieht dies während des Geschlechtsverkehrs. Dort, wo der Erreger der Donovanosis in die Haut eindringt, verursacht er eine Pusteln, die in der Medizin auch als Primäreffekt bezeichnet wird. Obwohl die Pustel des Granulomas inguinale zunächst meist schmerzfrei ist, kommt es später in der Regel zu Geschwüren.

Diese sind anfällig für die Infizierung mit Bakterien, was eine weiterführende bakterielle Infektion verursachen kann. In der Folge kann die Donovanosis dann zu Schmerzen führen. Sehr selten können die für das Granuloma inguinale verantwortlichen Bakterien über das Blut in Organe oder Gelenke gelangen und hier Beschwerden verursachen.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Granuloma inguinale ruft zunächst keine eindeutigen Symptome hervor. Das erste Anzeichen sind die sichtbaren Hautveränderungen. Meist bilden sich an der Stelle, wo die Erreger in die Haut eingedrungen sind, kleine, rötliche Knötchen. Diese verursachen keine Schmerzen und bilden sich nach einigen Tagen von selbst wieder zurück. Rund um den Hautdefekt entwickeln sich weitere Geschwüre.

Diese sind meist fleischfarben und wirken ausgestanzt, rufen aber meist ebenfalls keine merklichen Beschwerden hervor. Erst bei einer bakteriellen Superinfektion kommt es zu Schmerzen. Das Granuloma inguinale tritt normalerweise im Schambereich auf. Bei Männern ist es meist am Penis lokalisiert, bei Frauen im Bereich der inneren Schamlippen. Oft ist die Hautveränderung mit einer Schwellung verbunden und beginnt im Verlauf zu schmerzen.

Die benachbarten Lymphknoten sind ebenfalls angeschwollen und schmerzen bei Berührung. Die Erkrankung kann Begleitsymptome wie Fieber, Unwohlsein und Übelkeit hervorrufen. Im Falle einer Superinfektion besteht die Gefahr einer Blutvergiftung, welche sich zunächst durch den charakteristischen rötlichen Streifen äußert, der von der infizierten Stelle weg und zum Herzen hinführt. In seltenen Fällen gelangen die Erreger in andere Körperregionen und rufen beispielsweise Gelenk- oder Knochenschmerzen hervor.

Diagnose & Verlauf

Diagnostiziert wird das Granuloma inguinale in der Regel durch einen Nachweis des Bakteriums Klebsiella granulomatis. Möglich ist dies beispielsweise mithilfe eines Abstriches oder auch einer Gewebeprobe des betroffenen Gewebes.

Kann eine entsprechende Probe unter dem Mikroskop nicht eindeutig ein Vorliegen von Donovan-Körperchen bestätigen, besteht für den behandelnden Arzt die Möglichkeit, zunächst eine Zellkultur anzulegen, die dann auf ein vorliegendes Granuloma inguinale untersucht wird.

Ausgeschlossen werden müssen außerdem weitere Erkrankungen als Verursacher auftretender Symptome, die denen der Donovanosis ähneln; hierzu zählen beispielsweise durch den Herpes simplex-Virus Typ 2 verursachte Erkrankungen oder Syphilis.

Bei frühzeitiger Entdeckung und Behandlung verläuft die Donovanosis in der Regel positiv und Symptome heilen vollständig aus. Hat sich ein Granuloma inguinale aber bereits ausgebreitet und liegt schon längere Zeit vor, kann es unter anderem zu Narben, einer verengten Harnröhre oder gar zu Verstümmelungen kommen.

Komplikationen

In der Regel führt das Granuloma inguinale nicht zu besonderen Komplikationen. Sie kann relativ gut und einfach behandelt werden, wenn eine frühzeitige Behandlung eintritt. Dabei kommt es auch nicht zu einer Verringerung der Lebenserwartung oder zu weiteren Beschwerden. In den meisten Fällen führt das Granuloma inguinale zu einer Rötung der Hautstellen oder zur Ausbildung von kleinen Knötchen auf den betroffenen Regionen.

Diese Hautstellen sind auch von einem Juckreiz betroffen, der für den Patienten sehr unangenehm sein kann. Weiterhin kommt es an den Geschlechtsteilen zu starken Schmerzen, sodass das Sexualleben des Patienten durch das Granuloma inguinale negativ beeinflusst wird. Obwohl nur wenige Beschwerden auftreten, können diese den Alltag des Patienten sehr negativ beeinflussen und zu einer allgemeinen Abgeschlagenheit führen.

Die Granuloma inguinale wird in der Regel mit Hilfe von Antibiotika behandelt und kann so relativ gut bekämpft werden. Es treten keine weiteren Komplikationen auf. In seltenen und schwerwiegenden Fällen können sich Narben bilden. Ebenso ist es nicht ausgeschlossen, dass das Granuloma inguinale nach der Behandlung nicht noch ein Mal auftreten kann. Falls keine frühzeitige Behandlung eintritt, kann sich ein Tumor auf der Haut ausbilden und dass Gewebe zerstören.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Treten unmittelbar nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder dem intimen Hautkontakt zu einem anderen Menschen Veränderungen im Intimbereich auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bei Juckreiz, Rötungen der Haut, einem brennenden Gefühl oder allgemeinem Unwohlsein ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Kommt es zu Schwellungen, Wucherungen, Geschwüren oder der Bildung von Knötchen im Genitalbereich, sollte ein Arztbesuch schnellstmöglich erfolgen.

Entwickeln sich durch die vorhandenen Beschwerden offene Wunden an den äußeren oder inneren Genitalien, wird ärztliche Hilfe benötigt. Über die offenen Hautstellen können weitere Keime und Krankheitserreger in den Organismus gelangen. In schweren Fällen droht eine Blutvergiftung. Daher ist rechtzeitig bei ungewohnten Veränderungen oder Entzündungen eine Kontrolluntersuchung einzuleiten.

Breiten sich die vorhandenen Beschwerden an den Geschlechtsorganen weiter aus oder halten sie für mehrere Tage an, wird ein Arzt benötigt. Leidet der Betroffene aufgrund der Symptome unter einem erhöhten Stresserleben oder einer Reizbarkeit wird ein Arzt benötigt. Bei emotionalen und psychischen Problemen, anhaltenden Emotionen wie Ekel oder Schuld sowie einem Krankheitsgefühl sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu sexuellen Funktionsstörungen, Beschwerden während des sexuellen Aktes oder einer verminderten Libido sollte der Betroffene einen Arzt konsultieren.

Behandlung & Therapie

Bei einem frühzeitig entdeckten Granuloma inguinale kann ein erfolgreicher Therapiebaustein häufig die Gabe von Antibiotika sein. Im Schnitt erfolgt die antibiotische Behandlung der Donovanosis über einen Zeitraum von ca. 2 bis 3 Wochen. Erweist sich die antibiotische Therapie eines Granulomas inguinale als erfolgreich, so beginnt die Heilung der beteiligten Hautpartien meist nach ca. einer Woche.

Häufig erfolgt eine Heilung kleinerer Knötchen bei vorliegender Donovanosis, ohne dass Narben an den betroffenen Hautpartien zurückbleiben. Bei abgeheilten größeren Geschwüren kann es allerdings zu einer Narbenbildung kommen. In Einzelfällen kann es nach einer erfolgten Heilung zu Rückfällen kommen; diesen wird dann in der Regel mit Nachuntersuchungen begegnet.

Mediziner empfehlen, während des Zeitraums der Therapie auf sexuelle Kontakte zu verzichten. Wird ein Granuloma inguinale nicht frühzeitig oder gar nicht behandelt, können Zerstörungen des betroffenen Gewebes die Folge sein. In Extremfällen kann sich bei unbehandelter Donovanosis ein bösartiges Hautkrebsgeschwür an den befallenen Hautstellen bilden.

Aussicht & Prognose

Wird die Granuloma inguinale frühzeitig erkannt und therapiert, kann der Patient mit einer günstigen Prognose rechnen. In diesen Fällen bestehen guten Aussichten, dass die Erkrankung vollständig geheilt werden kann.

Die Schwellungen und Geschwüre bilden sich durch die Gabe von Arzneien allmählich zurück, bis es zu einer vollständigen Beschwerdefreiheit kommt. Die Funktionsfähigkeit der Geschlechtsorgane sowie der Harnröhre sind im Anschluss wieder hergestellt. Es sind bei diesen Patienten keine Langzeitfolgen oder Einschränkungen zu erwarten.

Ohne die Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung oder bei einem verzögerten Therapiebeginn kann es zu einem chronischen Krankheitsverlauf kommen. Die Prognose ist bei diesen Patienten dadurch verschlechtert. Es besteht die Möglichkeit, dass sich im weiteren Verlauf Narben bilden oder die Harnröhre verengt ist.

Dies führt zu Folgeerscheinungen und Beschwerden beim Wasserlassen. Bei einigen Patienten kann dadurch langfristig die Nierentätigkeit beeinflusst werden. In schweren Fällen kann es zu Verstümmelungen im Genitalbereich oder der Harnröhre kommen. Dadurch sind sexuelle Funktionsstörungen oder eine verringerte Libido zu erwarten.

Als Folge werden bei den Betroffenen meist psychische Störungen diagnostiziert, die zu einer Verschlechterung des Wohlbefinden sowie der Lebensqualität beitragen. In seltenen Fällen führt die Granuloma inguinale zu einer Ausbildung eines Hautkrebses. Die Geschwüre können unbehandelt mutieren und zu einer Lebensbedrohung werden.

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Vorbeugung

Da es sich bei der Donovanosis um eine sexuell übertragbare Erkrankung handelt, kann ihr vor allem vorgebeugt werden durch das Praktizieren von geschütztem Sex (mithilfe von Kondomen). Vor allem gilt dies für Länder, in denen ein hohes Infektionsrisiko besteht; zu diesen Ländern zählen etwa Papua-Neuguinea und Brasilien. Einem chronischen Verlauf der Donovanosis kann vor allem mit einer frühzeitigen, effektiven Therapie der akuten Donovanosis vorgebeugt werden.

Nachsorge

Bei Granuloma inguinale stehen dem Betroffenen nur sehr wenige Maßnahmen oder Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Patient in erster Linie auf eine vollständige Behandlung der Erkrankung angewiesen, wobei vor allem eine frühzeitige Behandlung und Erkennung der Granuloma inguinale sehr wichtig ist. Wird die Granuloma inguinale schon früh erkannt und behandelt, so kommt es in der Regel zu keinen weiteren Komplikationen. Eine vollständige Heilung dieser Erkrankung ist dabei möglich.

Nach der Behandlung sind meist keine weiteren Maßnahmen der Nachsorge mehr notwendig. Die Granuloma inguinale wird dabei in der Regel mit Hilfe von Medikamenten behandelt, wobei vor allem Antibiotika eingesetzt werden. Dabei sollte der Betroffene diese immer nach ärztlicher Anweisung einnehmen. Auch beim Abheilen der Granuloma inguinale sollten die Antibiotika trotzdem noch bis zum Ende eingenommen werden, um die Erkrankung vollständig zu behandeln.

Sollte es zu Narben gekommen sein, können diese eventuell durch einen chirurgischen Eingriff ebenfalls behandelt werden. Da es auch nach dem Abheilen der Granuloma inguinale zu einem erneuten Auftreten kommen kann, sind regelmäßige Untersuchungen sehr sinnvoll. Auch Untersuchungen auf Krebs sind dabei sehr sinnvoll, da es an den betroffenen Stellen zu einer Ausbildung von Tumoren kommen kann.

Das können Sie selbst tun

Patienten mit Granuloma inguinale leiden einerseits an dem starken, durch die Geschwüre hervorgerufenen Juckreiz sowie andererseits an einem Gefühl der Scham angesichts der Krankheit. Besonders relevant ist es zunächst, sich exakt an die Hinweise zur Einnahme der verschriebenen Medikamente zu halten sowie weitere Ratschläge des behandelnden Arztes zu befolgen. Um ihr allgemeines Wohlbefinden nicht zu gefährden, achten die Patienten besonders auf das Auftreten etwaiger Nebenwirkungen und suchen in solchen Fällen umgehend ärztliche Hilfe.

Damit die akuten Beschwerden rasch nachlassen und sich nicht verschlimmern, ist es entscheidend, dem Juckreiz zu widerstehen und nicht an den Geschwüren im Genitalbereich zu kratzen. Vor diesem Hintergrund sind eine gründliche Körperhygiene sowie eine angepasste Intimhygiene zu berücksichtigen, die mit dem zuständigen Arzt abzusprechen sind.

In diesem Zusammenhang kann auch passende Unterbekleidung dazu beitragen, den unangenehmen Juckreiz nicht weiter zu verstärken. Die Patienten bevorzugen daher während der Genesungsphase Bekleidung aus Naturfasern und bestenfalls solche für Allergiker, um keine weiteren Irritationen zu provozieren. Generell ist es der Regeneration förderlich, wenn sich die Patienten mit Granuloma inguinale während der medikamentösen Behandlung viel Ruhe gönnen und sich auch physisch nicht überlasten, etwa bei sportlichen Aktivitäten.

Quellen

  • Diesfeld, H.J., Krause, G., Teichmann, D.: Praktische Tropen- und Reisemedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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