Seitenbandriss am Knie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Seitenbandriss am Knie ist entweder der Riss des Außen- oder des Innenbands oder beider Bänder. Durch die Ruptur (Riss) verliert das Kniegelenk seine Stabilität und seine Funktionstüchtigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Seitenbandriss am Knie?

Schematische Darstellung der gesunden Kreuzbänder und die verschiedenen Formen von Kreuzbandriss. Klicken, um zu vergrößern.

Ein Seitenbandriss am Knie betrifft immer entweder das Außenband auf der Außenseite oder das Innenband auf der inneren Seite des Knies. Am Knie befinden sich zur Stabilisierung des Kniegelenks, neben Muskeln und Sehnen, auch mehrere Bänder.

Jeweils rechts und links liegen die Seitenbänder und innerhalb des Gelenks zwei Kreuzbänder. Das Innenband verläuft leicht schräg vom Oberschenkelknochen zum Schienbein. Es ist relativ breit und ist mit der Gelenkkapsel, die das Kniegelenk umschließt, und mit Anteilen des Meniskus (Knorpelscheibe) verwachsen.

Das Außenband verläuft vom Oberschenkelknochen zum Wadenbein. Es ist etwas schmaler und ist nicht mit der Gelenkkapsel verbunden. Bei einem Seitenbandriss zerreißen eines oder beide Bänder und das Kniegelenk verliert seine Stabilität. In der Regel reißen die Seitenbänder komplett durch, unvollständige Risse sind eher selten.

Ursachen

Die Ursache eines Seitenbandrisses ist meist eine schnelle plötzliche Drehbewegung im Knie. Seitenbandrisse passieren häufig beim Sport, besonders beim Fußball und beim Skifahren. Ob die Bänder der übermäßigen Belastung standhalten oder reißen, ist manchmal schon genetisch bedingt.

Statistiken zeigen, dass bei Frauen die Bänder schneller reißen als bei Männern. Doch auch der körperliche Zustand spielt eine Rolle. Wer trainiert ist und oft Sport treibt, dessen Bänder sind belastbarer. Menschen, die sich weniger bewegen oder zusätzlich noch an Übergewicht leiden, haben ein höheres Risiko für einen Seitenbandriss.

Eine typische Bewegung, die beim Ballsport einen Seitenbandriss verursacht, ist ein plötzlicher Richtungswechsel in einer Laufbewegung. Dabei ist der Fuß noch in der ursprünglichen Laufrichtung am Boden, der Oberkörper dreht sich bereits in die neue Richtung und das Knie wird plötzlich und heftig verdreht. Beim Skifahren passiert ein Seitenbandriss häufig, wenn die Bindungen nicht aufgehen oder wenn die Skier aufgrund von Unerfahrenheit in verschiedene Richtungen fahren.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Seitenabriss am Knie ist oftmals eine sehr schmerzhafte Angelegenheit, die demnach von typischen und eindeutigen Symptomen begleitet wird. Unmittelbar nach dem Abriss kommt es zu einem stechenden Schmerz, der selbst im Ruhezustand bestehen bleibt. Bereits kleinste Bewegungen und Belastungen des Knies verursachen starke Schmerzen.

Nicht selten tritt in diesem Zusammenhang eine sichtbare Schwellung auf, die direkt am Knie zu erkennen ist. In besonders schweren Fällen kann es sogar zur Bildung eines Abszess kommen, der unbedingt ärztlich versorgt werden sollte. Betroffene Personen, die sich frühzeitig für eine Behandlung entscheiden, können innerhalb weniger Wochen mit einer deutlichen Besserung rechnen.

Von Tag zu Tag kann das Knie mehr belastet werden, sofern dazu die ärztliche Freigabe vorliegt. Wer mit so einer Belastung zu früh anfängt, der kann den gesamten Heilungsprozess in die Länge ziehen. Ein Sehnenabriss am Knie kann unter Umständen eine langwierige Angelegenheit werden.

Umso mehr das betroffene Knie geschont und ruhig gestellt wird, desto schneller schreitet der Heilungsprozess voran. Dabei wirkt sich natürlich eine ärztliche und medikamentöse Behandlung positiv auf den Heilungsprozess aus. Bei einer Nichtbehandlung kann eine vollständige Genesung nicht gewährleistet werden. Unter Umständen kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen, die zu permanenten Folgeschäden am Knie führen.

Diagnose & Verlauf

Der Seitenbandriss wird sofort durch einen starken Schmerz wahrgenommen. Manchmal kann man sogar das Geräusch des reißenden Bandes hören. Der Betroffene kann nicht mehr aufstehen und das Knie hat seine Funktionsfähigkeit verloren.

Da die zerrissenen Bänder bluten, fließt Blut ins Gewebe um das Kniegelenk und lässt es anschwellen. Durch den Bluterguss (Hämatom) entsteht eine Blaufärbung um das Knie.

Meist erkennt der Arzt schon durch die typischen Symptome und durch die Beschreibung des Unfallvorganges, dass ein Seitenbandriss vorliegen kann. Die Untersuchung des Kniegelenks ist meist schwierig, da der Patient starke Schmerzen hat und die Beweglichkeit unter diesen Umständen schwer zu testen ist.

Ist eines der beiden Seitenbänder gerissen, so kann der Arzt dies durch ein seitliches Aufklappen des Gelenks feststellen, das bei intakten Bändern nicht möglich ist. Mit einer Röntgenaufnahme wird überprüft, ob auch Knochenanteile beschädigt sind. Den Seitenbandriss kann man mit einer MRT-Untersuchung (Magnetresonanztomografie) zweifelsfrei abklären.

Komplikationen

In erster Linie kommt es beim Seitenbandriss am Knie zu sehr starken Schmerzen. Diese können sich dabei in vielen Fällen auch in die benachbarten Regionen ausbreiten, sodass es auch am Bein zu starken Schmerzen kommen kann. Ebenso leiden die Betroffenen dabei meistens an einem Bluterguss und ebenso an einer starken Schwellung im Bereich der Knie.

Weiterhin kommt es bei dieser Beschwerde zu erheblichen Einschränkungen in der Bewegung und damit auch im Alltag des Betroffenen. Die meisten Patienten können dabei nicht mehr allein laufen und benötigen eine Gehhilfe oder sind in ihrem Alltag auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Bei Kindern kann der Seitenbandriss am Knie auch zu Einschränkungen in der Entwicklung führen.

Sollten die Schmerzen auch in der Nacht auftreten, so kann es dadurch zu Schlafbeschwerden und möglicherweise zu einer Gereiztheit des Betroffenen und zu psychischen Beschwerden kommen. Die Behandlung dieser Erkrankung erfolgt in der Regel mit Hilfe von Medikamenten und durch die Ruhestellung des Knies. Dabei treten keine Komplikationen auf. In einigen Fällen sind die Betroffenen allerdings auch auf operative Eingriffe angewiesen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Seitenbandriss am Knie muss immer durch einen Arzt untersucht und behandelt werden. Bei dieser Krankheit kann es in der Regel nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass der Patient immer auf eine medizinische Behandlung angewiesen ist. Nur durch eine frühzeitige und richtige Behandlung kann ein richtiges Verwachsen garantiert werden. Ein Arzt ist bei einem Seitenbandriss am Knie dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an sehr starken Schmerzen im Knie leidet.

Die Schmerzen treten schon bei geringen Bewegungen und Belastungen auf und können sich auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten. Dabei bildet sich in der Regel auch ein Abszess und die meisten Patienten haben auch einen Bluterguss oder eine starke Schwellung am Knie. Treten diese Beschwerden auf, so sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Vor allem nach einem Unfall oder nach einer starken Verletzung ist ein Arzt aufzusuchen.

Der Seitenbandriss am Knie kann durch einen Orthopäden behandelt werden. Bei starken Schmerzen oder direkt nach einem Unfall kann auch das Krankenhaus aufgesucht oder ein Notarzt verständigt werden. In den meisten Fällen schränkt der Seitenbandriss am Knie die Lebenserwartung des Betroffenen nicht ein.

Behandlung & Therapie

Ein Seitenbandriss im Knie sollte sofort mit einer Akutbehandlung versorgt werden. Dabei wird das sogenannte PECH-Schema angewendet.

1. P wie Pause: Die laufende Aktivität muss sofort abgebrochen werden.

2. E wie Eis: Das Gelenk sollte umgehend gekühlt werden. Bei einem Skiunfall bietet sich Schnee an, ansonsten sind auch einfache kühle Umschläge von Nutzen.

3. C wie Compression: Um das Kniegelenk wird ein Druckverband angelegt, um die Schwellung in Grenzen zu halten.

4. H wie Hochlagern: Das Bein sollte hochgelagert werden, da dadurch Blut und Gewebsflüssigkeit abfließen können und sich nicht im Kniegelenk stauen.

Die weitere Therapie orientiert sich am Ausmaß der Schädigung. Manche Seitenbandrisse können konservativ (ohne Operation) behandelt werden. Das Bein wird dabei mittels einer Schiene für mehrere Wochen stabilisiert. Sind zusätzlich weitere Strukturen und Knochenanteile verletzt, so ist meist eine Operation unumgänglich.

In einem chirurgischen Eingriff werden die Bänderteile wieder zusammengefügt oder völlig entfernt und durch eine andere körpereigene Sehne ersetzt. Sowohl nach der konservativen als auch nach der operativen Therapie eines Seitenbandrisses müssen die Patienten über mehrere Wochen die Muskeln um das Kniegelenk durch krankengymnastische Übungen wieder stärken.


Vorbeugung

Gegen einen Seitenbandriss kann man nicht vorbeugen, da er in der Regel durch einen Unfall passiert. Manche Sportarten wie Ballsport oder Skifahren haben allerdings ein erhöhtes Risiko für einen Seitenbandriss.

Nachsorge

Der Seitenbandanriss am Knie ist eine Verletzung, die konsequenter Nachsorge bedarf, um die Regeneration zu optimieren und ihren bestmöglichen Erfolg zu bewirken. Die Nachsorge kann mit Physiotherapeuten und Rehasportlehrern, aber auch mit Fitnesstrainern oder dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Wichtig ist es, die das Kniegelenk umgebende Muskulatur zu stärken, um eine nachhaltige Stabilisierung des Gelenks zu erzielen.

Beim Seitenbandanriss sind in diesem Zusammenhang besonders die Adduktoren und Abduktoren sowie die Außen- und Innenrotatoren zu stärken. Es sind die Muskeln, die das Abspreizen und das Heranführen des Beines sowie dessen Drehbewegungen nach innen und außen vollführen. Dies ist am besten mit Krafttraining möglich. Gewichte sind hierfür eine Möglichkeit, aber auch Therabänder können den Zweck erfüllen. Gewichtstraining an Maschinen bietet aber den Vorteil, dass geführte Bewegungen wenig verletzungsanfällig sind.

Das Training ist unter größtmöglicher Schonung der verletzten Strukturen durchzuführen. Überlastungen sind zwingend zu vermeiden. Auch eine sanfte Dehnung der Muskulatur ist wichtig. Im Alltag kommt der Schonung ebenfalls hohe Bedeutung zu. Starke Beugung mit Drehbewegungen im Kniegelenk ist unter allen Umständen zu vermeiden. Auf stabiles Schuhwerk oder Barfußlaufen in der Wohnung oder auf dem Rasen sollte in der Nachsorge ebenfalls ein Fokus gerichtet sein. Wurde eine Kniebandage empfohlen, entscheiden Arzt oder Therapeut, wie lange diese zu tragen ist.

Das können Sie selbst tun

Der Seitenbandriss am Knie braucht medizinische Versorgung, sowohl Akutphase als auch Regeneration können jedoch durchaus im Rahmen der Selbsthilfe ubterstützt werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Schonung des Knies für die vom Arzt oder Physiotherapeuten festgelegte Dauer. Dies gilt beim Seitenbandriss am Knie vor allem für seitliche Belastungen des Knies, die ungünstige Auswirkungen auf die Stabilität des jeweiligen Innen- beziehungsweise Außenbandes haben können. Sportler müssen aufpassen, nicht zu früh wieder in das gewohnte Training einzusteigen.

Muskeltraining ist ein wichtiger Faktor, um das betroffene Kniegelenk wieder umfassend zu stabilisieren. Gerade die Muskulatur an Außen- beziehungsweise Innenseite des Beines ist in diesem Zusammenhang wichtig, aber auch das Training von Beinbeuger und -strecker ist hier eine wertvolle Unterstützung. Die Übungen können vom Krankengymnasten erlernt und dann entweder in einem speziellen Programm des Rehasports oder im Fitnessstudio weitergeführt werden. Dies ist mit dosierter, langsam ansteigender Belasung durchzuführen.

In der Akutphase ist der Seitenbandriss am Knie oft mit Schmerzen und Schwellungen sowie einem Hämatom verbunden. Hier ist es hilfreich, das betroffene Gewebe zu kühlen und das betroffene Bein stabil und etwas erhöht zu lagern. Eine seitliche Verdrehung ist in jedem Fall zu vermeiden. Dies gilt auch für die Nachtruhe, wo das Knie im Bett mit diversen Kissen stabilisiert werden kann.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Krämer, J., Grifka, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Berlin 2013
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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