Patelladysplasie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Patelladysplasie ist eine Fehlbildung, die zur Asymmetrie der Kniescheibe führt und sowohl angeboren, als auch erworben sein kann. Angeborene Dysplasien der Kniescheibe sind oft das Symptom eines Fehlbildungssyndroms, während erworbene Formen auf Unfälle zurückgehen. Die Therapie besteht vorwiegend aus Physiotherapie und der Gabe von Schmerzmitteln.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Patelladysplasie?

Die Symptome einer Patelladysplasie hängen stark von der Ursache der Missbildung ab. Gemeinsam ist den Dyplasien der Patella in der engeren Definition eine Asymmetrie, die belastungsbedingt einen Abrieb der Knorpelschicht hervorruft.
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Die Patella ist auch als Kniescheibe bekannt. Es handelt sich dabei um einen flachen, scheibenförmigen, dreieckigen Knochen vor dem Kniegelenk. Die Kniescheibe ist an den Gelenkflächen des Kniegelenks beteiligt und übernimmt in der Sehne des angrenzenden Muskels die Funktion eines Sesambeins. Die hauptsächliche Aufgabe der Patella ist die Schnürung des Kniegelenks und die Hebelarmverlängerung des Musculus quadriceps femoris.

Unter eine Dysplasie versteht die Medizin die Miss- oder Fehlbildung von Geweben oder Organen. Die Patelladysplasie entspricht vor diesem Hintergrund einer Fehlbildung der knöchernen Kniescheibe. Nichtanlagen sind im engeren Sinne keine Fehlbildungen. Unterentwicklungen oder Überentwicklungen der Kniescheibe können jedoch durchaus als Patelladysplasie bezeichnet werden.

Die Fehlbildung der Kniescheibe kann die Folge einer Erberkrankung sein, unter Umständen aber auch durch Unfälle im Laufe des Lebens erworben werden. In der engeren Definition ist nur dann die Rede von einer Patelladysplasie, wenn die Kniescheibe asymmetrische Form aufweist.

Ursachen

Die Ursachen einer Patelladysplasie reichen von genetischen Mutationen bis hin zu Prozessen des Patellagewebes nach Traumata. Damit lässt sich im Zusammenhang mit der Kniescheibendysplasie zwischen angeborenen und erworbenen Ursachen unterscheiden. Die Dysplasie der Patella kann zum Beispiel im Rahmen verschiedener Fehlbildungssyndrome auftreten und ist dann in den meisten Fällen auf genetische Mutationen zurückzuführen.

Solche Mutationen können eine erbliche Basis besitzen und so zum Beispiel im autosomal-dominanten oder autosomal-rezessiven Erbgang weitervererbt werden. Wenn die Fehlbildung der Patella im Rahmen eines Syndroms auftritt, handelt es sich bei ihr lediglich um das Symptom einer übergeordneten Erscheinung. Die Dysplasie kann aber auch erworben sein und so zum Beispiel einer Komplikation nach Operationen oder Verletzungen der Kniescheibe entsprechen. Abhängig von der jeweiligen Ursache äußert sich die Fehlbildung mitunter in klinisch verschiedenen Symptomen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome einer Patelladysplasie hängen stark von der Ursache der Missbildung ab. Gemeinsam ist den Dyplasien der Patella in der engeren Definition eine Asymmetrie, die belastungsbedingt einen Abrieb der Knorpelschicht hervorruft. Bereits im Kleinkindalter kann eine ausgeprägte Patelladysplasie so beträchtliche Schmerzen hervorrufen.

Eine dezente Fehlbildung der Kniescheibe kann aber auch jahrzehntelang asymptomatisch bleiben und ruft so keinerlei Beschwerden hervor. Die meisten Betroffen klagen anfangs ausschließlich über belastungsabhängige Schmerzen. Später kann der Schmerz auch in Entspannungssituationen auftreten. Eine fortschreitende Patelladysplasie macht sich außerdem in knirschenden Geräuschen bei Belastung und in Blutergüssen auf der Haut bemerkbar.

Wie schnell eine Patelladysplasie fortschreitet und wie stark die Schmerzen im Verlauf sind, hängt von der Ursache ab. Genetisch bedingte Dysplasien können im Einzelfall zum Beispiel durch schnelles Fortschreiten gekennzeichnet sein. Auch das Maß der Belastung spielt für das Fortschreiten eine Rolle.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Eine Dysplasie der Patella lässt sich über eine Röntgenbildgebung abbilden und auf diese Weise zweifellos diagnostizieren. Die Ursachenforschung gestaltet sich etwas schwieriger. Die Anamnese kann dem Arzt erste Hinweise auf zurückgelegene Unfälle mit Kniescheibenverletzung oder genetische Erberkrankungen geben. Eine ausgeprägte Dysplasie der Patella kann ein Fachmann mit bloßen Auge erkennen.

Trotzdem ist die Röntgenbildgebung für die Diagnostik relevant, da sie das Ausmaß der Dysplasie besser einschätzbar macht. In vielen Fällen wird eine Dysplasie der Patella erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, da sie bis dahin nicht zwingend Symptome hervorrufen muss. Die typischen Symptome belastungsabhängiger Schmerz und Knirschlaute in den Knien sind dem Arzt Anlass, eine Bildgebung durchzuführen.

Die Prognose hängt für Patienten mit Patelladysplasie von der Ursache ab. Im Großen und Ganzen ist jede Asymmetrie der Patella weitestgehend irreversibel. Allerdings werden unfallbedingte Patelladysplasien oft früher diagnostiziert als genetisch bedingte und können so leichter blockiert werden.

Komplikationen

Aufgrund der Patelladysplasie leiden die Patienten in erster Linie an starken Schmerzen. Diese treten dabei vor allem bei Belastungen und bei der Bewegung auf, sodass die Patienten in ihrem Alltag stark eingeschränkt sind. Es kommt dabei zu Bewegungseinschränkungen und zu einer allgemeine verringerten Belastbarkeit. Die Knie sind oft angeschwollen und mit Blutergüssen bedeckt.

Auch ohne Belastung kann die Patelladysplasie zu deutlichen Schmerzen führen, sodass viele Patienten dabei auch an psychischen Beschwerden oder an Depressionen erkranken. Weiterhin können die Schmerzen dieser Krankheit auch nachts auftreten und damit zu Schlafbeschwerden oder zu einer Gereiztheit des Betroffenen führen. Die Lebensqualität des Patienten wird damit erheblich eingeschränkt und verringert. Auch bei Kindern kann diese Krankheit schon auftreten und damit möglicherweise auch die Entwicklung deutlich einschränken.

Eine kausale Behandlung der Patelladysplasie ist nicht möglich. Die Betroffenen sind in ihrem Leben damit auf verschiedene Therapien und auf die Einnahme von Schmerzmitteln angewiesen, um diese Beschwerden zu lindern. Die Lebenserwartung wird von der Krankheit nicht verringert. Allerdings kann die Krankheit das Leben des Patienten einschränken, sodass sie an sportlichen Aktivitäten nicht mehr teilnehmen können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Werden bei einem neugeborenen Kind optische Auffälligkeiten des Skelettsystems im Bereich des Knies beobachtet, sollte eine ärztliche Abklärung der vorhandenen Veränderungen erfolgen. Im Normalfall kommt es zu einer Geburt, die im stationären wie häuslichen Bereich von Geburtshelfern begleitet wird. Unmittelbar nach der Niederkunft übernehmen die Hebammen, Pflegekräfte sowie anwesende Ärzte die Erstuntersuchungen des Kindes.

In diesen Fällen müssen die Angehörigen keine weiteren Schritte einer Ursachenforschung für die optischen Besonderheiten einleiten. Zeigt sich die Fehlbildung der Kniescheibe erst im Verlauf des Lebens, besteht Handlungsbedarf. Bei Störungen der Fortbewegung, Einschränkungen der Beweglichkeit des Kniegelenks sowie einer geringen körperlichen Belastbarkeit wird ein Arzt benötigt.

Schmerzen, eine geringe Muskelkraft, Schwellungen sowie Störungen der Durchblutung sind untersuchen und behandeln zu lassen. Kommt es zu einer Geräuschbildung im Bereich des Knies während der Fortbewegung, ist dies ein alarmierendes Zeichen. Ein Arztbesuch sollte erfolgen, damit sich keine weiteren Schäden einstellen. Liegt eine Beschwerdefreiheit trotz der erkennbaren Fehlbildung der Kniescheibe vor, wird ein Kontrollbesuch bei einem Arzt empfohlen. Bei dem Betroffenen werden die Funktionen des Knies überprüft und dokumentiert. Folgebesuche bei einem Arzt sind in diesen Fällen nur notwendig, wenn sich im Laufe des Lebens Veränderungen zeigen oder Beschwerden entwickeln.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer Patelladysplasie ist auf ursächlicher Basis nicht möglich. Weder genetische Ursachen, noch Traumata der Kniescheibe lassen sich rückgängig machen, um das Symptom der Asymmetrie zu revidieren. Symptomatische Behandlungen stehen für Patienten mit Dysplasie der Kniescheibe zur Verfügung. Im Einzelfall sind die Therapiemöglichkeiten vom vorliegenden Fortschritt der Knorpelschädigungen abhängig.

Zerstörter Knorpel lässt sich nicht wiederaufbauen. Wenn die Dysplasie der Patella allerdings früh genug diagnostiziert wird, kann das Fortschreiten der Knorpelschädigungen unter Umständen aber eingeschränkt werden. Im Mittelpunkt der Therapie stehen somit Maßnahmen, die zum Erhalt des noch bestehenden Knorpels beitragen. Das betroffene Knie sollte zum Beispiel vor übertriebenen Belastungen geschützt werden.

In diesem Zusammenhang kann die Physiotherapie dem Patienten Strategien zur Belastungsreduktion vermitteln. In physiotherapeutischer Betreuung baut der Patient außerdem Muskeln auf, die rund um die Knie angesiedelt sind und somit dämpfend und stabilisierend auf die Kniescheibe wirken können. Eine konservative Therapie mit Schmerzmitteln kann die Schmerzen der Patienten lindern.

In Extremfällen findet in einem späteren Stadium ein operativer Ersatz der betroffenen Patella statt, um dem Patienten die Lauffähigkeit zu erhalten. Auch nach einer solchen Operation ist Physiotherapie unumgänglich.


Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einer Patelladysplasie ist nach den individuellen Gegebenheiten einzuschätzen. Von einer Heilung ist jedoch nicht auszugehen. Bei einer angeborenen Störung ist eine Genesung nicht möglich, da das genetische Erbmaterial des Menschen aus rechtlichen Gründen von Medizinern nicht verändert werden darf. Die Behandlung richtet sich nach der individuellen Ausprägung des Fehlbildungssyndroms.

Im Normalfall wird der Entwicklungs- und Wachstumsprozess des Patienten kontinuierlich physiotherapeutisch begleitet. Dadurch lernt der Betroffene bereits zu Beginn seines Lebens, wie eine optimale Belastung des Körpers erfolgen sollte. Wenngleich keine vollständige Heilung zu erwarten ist, kann dennoch eine erhebliche Linderung vorhandener Beschwerden stattfinden. Gleichzeitig kann erreicht werden, dass schwerwiegende Folgestörungen vermieden werden.

Eine Genesung ist ebenfalls bei einer erworbenen Patelladysplasie unwahrscheinlich. Wurde der Knorpel im Bereich des Knies geschädigt oder vollständig zerstört, so kann er nicht wiederhergestellt werden. Es ist ebenfalls eine Langzeittherapie notwendig, damit eine Veränderung der körperlichen Belastbarkeit erlernt wird. Ziel der Therapie ist eine Minimierung der Schmerzen und dennoch eine möglichst optimale Gestaltung des alltäglichen Lebens.

In besonders schweren Fällen wird ein operativer Eingriff vorgenommen. Diese Entscheidung ist unabhängig von der Ursache und richtet sich nach den vorhandenen Schäden. Verläuft die Operation ohne weitere Komplikationen, kann im Anschluss mit der physiotherapeutischen Betreuung begonnen werden.

Vorbeugung

Einer Kniescheibendysplasie lässt sich nicht vollumfänglich vorbeugen. Manche erworbenen Patelladysplasien sind die Folge aus Fehlstellungen oder Fehlhaltungen. Dieser Art der Dysplasien lässt sich durch Training vorbeugen.

Nachsorge

Bei der Patella-Dysplasie stehen Betroffenen in vielen Fällen keine besonderen oder nur eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Daher sollte der Patient schon bei den ersten Symptomen oder Anzeichen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt. Da es sich um eine genetisch bedingte Krankheit handelt, kann diese nicht vollständig wieder geeilt werden.

Sollte ein Kinderwunsch vorliegen, empfiehlt sich eine genetische Untersuchung und Beratung, um ein erneutes Auftreten der Patelladysplasie zu verhindern. Die meisten Betroffenen sind auf die Maßnahmen einer Physiotherapie oder einer Krankengymnastik angewiesen. Dabei kann der Betroffene auch viele der Übungen im eigenen Zuhause durchführen und damit die Beweglichkeit des Körpers steigern.

Ebenso sind die meisten Betroffenen auf die Hilfe und die Unterstützung der eigenen Familie im Alltag angewiesen. Dabei ist nicht selten auch eine psychologische Unterstützung notwendig, damit es nicht zu Depressionen oder zu anderen psychischen Verstimmungen kommt. Auch sind regelmäßige Besuche bei einem Arzt sehr sinnvoll, um den Zustand der Beschwerden zu kontrollieren. Ob es durch die Patelladysplasie zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt, kann dabei nicht universell vorhergesagt werden.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Patelladysplasie sind das Knie und das betroffene Bein keinen starken Belastungen auszusetzen. Sportliche Aktivitäten sollten auf die Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmt werden, damit der Organismus nicht weiter geschädigt wird. Gemeinsam mit dem Arzt oder einem Physiotherapeuten können Übungen und Trainingseinheiten erarbeitet werden, die täglich in Eigenregie und selbstverantwortlich durchgeführt werden. Dies dient der Unterstützung einer optimalen Versorgung der Muskeln, Sehnen und Nervenfasern. Darüber hinaus können die Ansprüche der Knochen und Gelenke bestmöglich gefördert werden.

Das Tragen und Heben von schweren Gegenständen sollte unterlassen werden. Einseitige Bewegungen sowie Fehlhaltungen sind ebenfalls zu vermeiden. Damit das Skelettsystem keinen weiteren Überanstrengungen ausgesetzt wird, ist auf das Eigengewicht zu achten. Übergewicht oder eine starke Gewichtszunahme haben einen negativen Einfluss auf die Gesundheit des Betroffenen. Zu empfehlen ist ein Körpergewicht nach den Vorgaben des BMI.

Zur kognitiven Bewältigung von Schmerzen oder anderen Beschwerden, kann die Anwendung von Entspannungsverfahren zu einer Linderung führen. Durch Methoden wie Meditation oder Yoga wird eine innere Anspannung abgebaut und zugleich wird das Wohlbefinden gestärkt. Für eine Förderung der eigenen Gesundheit ist eine optimale Ernährung anzuraten. Die aufgenommenen Nährstoffe über frische Lebensmittel oder Flüssigkeiten bewirken eine Regeneration und stärken das körpereigene Abwehrsystem.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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