Pancreas anulare

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Pancreas anulare handelt es sich um eine Fehlanlage der Bauchspeicheldrüse (medizinische Bezeichnung Pankreas). Die Erkrankung ist dadurch gekennzeichnet, dass die vorderen und hinteren Teile des Pankreas unvollständig miteinander verschmelzen. Pancreas anulare ist eine sehr selten auftretende Erkrankung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Pancreas anulare?

Im Rahmen von Pancreas anulare können diverse Symptome auftreten, die von der Ausprägung der Erkrankung und deren Schweregrad abhängig sind. Es kann vorkommen, dass die Erkrankung Pancreas anulare vollkommen asymptomatisch verläuft.
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Bei der Erkrankung Pancreas anulare umschnürt der Pankreas das Duodenum ringförmig. Ein spezieller Teil der Pankreasanlage umfasst das am oberen Ende angrenzende Duodenum. Dies hat eine fehlerhafte Organlage des Duodenum zur Folge. In Abhängigkeit der Ausprägung der Kompression können erhebliche Hindernisse in der Passage der Pankreas auftreten.

Mitunter wird Pancreas anulare nicht als Missbildung, sondern je nach Ausmaß auch als Normvariante betrachtet. In Abhängigkeit der Ausprägung der entstehenden Passagebehinderung kann die Fehlbildung bereits im Mutterleib oder bei dem betroffenen Neugeborenen in Erscheinung treten. Darüber hinaus kann Pancreas anulare auch erst im dritten oder vierten Lebensjahrzehnt auftreten oder vollständig symptomlos bleiben.

Ursachen

Die Ursachen der Erkrankung Pancreas anulare liegen in Fehlbildungen während der Entwicklung des Embryos im Mutterleib. Ein bestimmter Teil der Pankreas geht aus dem Duodenum hervor. Bedingt durch unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten bei der Drehung des Duodenums verschmilzt der Ausführungsgang der Pankreas mit einem speziellen Teil der Gallenwege (medizinische Bezeichnung Ductus choledochus).

Im weiteren Verlauf beginnt die Produktion von Hormonen, wobei der drüsige Teil während der Fetalzeit vorerst ohne Funktion bleibt. In der medizinischen Forschung wird vermutet, dass dem Hormon Insulin eine bedeutende Rolle bei der Wachstumsregulation zukommt. Hier setzt die Entstehung des Pancreas anulare an. Im Rahmen der Bildung der vorderen Pankreasanlage können sich zwei Lappen mit einer Ausrichtung zur Vorderseite bilden.

Bei einer zusätzlichen Weiterentwicklung in Richtung der Rückseite und der Fixierung des hinteren Teils kann es zur Bildung eines Rings um einen speziellen Teil des Duodenums kommen. Dadurch kann dessen Lumen eingeengt werden und Pancreas anulare entsteht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Im Rahmen von Pancreas anulare können diverse Symptome auftreten, die von der Ausprägung der Erkrankung und deren Schweregrad abhängig sind. Es kann vorkommen, dass die Erkrankung Pancreas anulare vollkommen asymptomatisch verläuft. In diesem Fall zeigen sich keinerlei Symptome, was zur Folge hat, dass die betroffenen Personen die Erkrankung nicht bemerken, sodass sie nicht diagnostiziert und behandelt werden kann.

Für den Fall, dass im Rahmen von Pancreas anulare ein besonders starker Druck auf das Duodenum ausgeübt wird, ist Erbrechen nach der Aufnahme von Nahrung das häufigste Symptom der Krankheit. In diesem Zusammenhang kann auch galliges Erbrechen auftreten. Generell gilt, dass asymptomatische Formen von Pancreas anulare im Verlauf des Lebens symptomatisch werden können. Dadurch wird Pancreas anulare in einigen Fällen erst im Erwachsenenalter entdeckt.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Zur Diagnose von Pancreas anulare stehen diverse Methoden der Untersuchung zur Verfügung, über deren Einsatz der behandelnde Arzt je nach gezeigter Symptomatik und dem Schweregrad der Krankheit entscheidet. Mittels Pränataldiagnostik kann das Double-Bubble-Phänomen einen wichtigen auf Hinweis auf das Vorliegen von Pancreas anulare geben.

Im Fall eines klinischen Verdachts wird in der Regel eine Sonographie des Abdomen sowie eine Leeraufnahme des Abdomen durchgeführt. Mit Hilfe der Sonographie kann zudem eine Differentialdiagnose durchgeführt werden. Dies ist besonders vor dem Hintergrund relevant, als dass Pancreas anulare Symptome zeigen kann, die jenen anderer, teilweise ernsthafterer Erkrankungen ähneln. Im Rahmen dieser Abgrenzung müssen in erster Linie eine Hypertrophe Pylorusstenose und die Duodenalatresie ausgeschlossen werden.

Es werden Funktionsaufnahmen erstellt, zudem zeigt sich bei Vorliegen von Pancreas anulare bei der Abdomenleeraufnahme das sogenannte Double-Bubble-Phänomen. Um eine Abgrenzung zu funktionell relevanten Stenosen vorzunehmen, kann die Magen-Darm-Passage mit speziellen wasserlöslichen Kontrastmitteln untersucht werden. Weitere Möglichkeiten der Diagnose von Pancreas anulare bestehen in der Durchführung von speziellen Computertomographien.

Komplikationen

Bei dieser Krankheit kann es zu sehr unterschiedlichen Komplikationen und Beschwerden kommen. In einigen Fällen verläuft die Krankheit allerdings auch vollständig ohne Beschwerden, sodass mitunter auch keine Behandlung notwendig ist. Die Erkrankung kann allerdings zu Beschwerden bei der Einnahme von Nahrung führen.

Die Patienten leiden dabei häufig an Übelkeit und Erbrechen. In vielen Fällen kann dabei nicht richtig diagnostiziert werden, woher diese Beschwerden kommen, sodass auch eine direkte Behandlung in erster Linie nicht möglich ist. Das dauerhafte Erbrechen kann dabei zu schweren psychischen Beschwerden und zu Depressionen führen und dabei die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verringern. Ebenso können dabei auch Kinder an Störungen der Entwicklung leiden, falls die Krankheit nicht richtig behandelt wird.

In der Regel kann die Fehlbildung bei Pancreas anulare relativ gut mit Hilfe eines operativen Eingriffs entfernt werden. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf. Weiterhin kann es allerdings zu Narben oder zu Fisteln kommen. Möglicherweise ist der Patient auch an einem späteren Zeitpunkt nochmals auf eine Behandlung angewiesen. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird bei einer erfolgreichen Behandlung nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Vielzahl der Patienten zeigen sich bei einer Pancreas anulare lebenslang keinerlei Beschwerden. Häufig bleibt die Fehlbildung daher unbemerkt und wird nicht diagnostiziert. Ein Arztbesuch ist nicht notwendig. Zeigen sich keinerlei Beeinträchtigungen, wird kein Kontrollbesuch benötigt. Neugeborene, bei denen sich Auffälligkeiten bei der Nahrungsaufnahme einstellen, müssen ärztlich begutachtet werden. Wird die zugeführte Muttermilch oder die Säuglingsnahrung sofort erbrochen, muss ein Arzt aufgesucht werden.

Bei einer Gewichtsabnahme, einer Apathie oder einer schlaffen Muskulatur besteht Handlungsbedarf. Liegt keine Körperspannung vor, ist dies als Warnhinweis zu betrachten. Im Normalfall findet in den ersten Tagen nach der Entbindung eine Betreuung von medizinisch geschulten Personal statt. Es werden Tipps und Hinweise im richtigen Umgang mit dem Neugeborenen gegeben. Zeigen sich Unregelmäßigkeiten, übernehmen die Pflegekräfte oder Krankenschwestern in den meisten Fällen die Organisation weiterer Schritte. Ein Arzt wird von ihnen um Hilfe gebeten und eine gründliche Untersuchung des Säuglings wird eingeleitet.

Wird im Erbrochenen eine Verfärbung beobachtet, sind diese Informationen an den behandelnden Arzt weiterzuleiten. Zeigen sich die Unregelmäßigkeiten im weiteren Entwicklungs- und Wachstumsprozess des Kindes, ist ebenfalls ein Arztbesuch notwendig. Untergewicht, Mangelerscheinungen, eine innere Schwäche sowie Teilnahmslosigkeit müssen einem Arzt vorgestellt werden. Ein Druckgefühl im Körperinnern ist ein weiteres Anzeichen einer gesundheitlichen Störung.

Behandlung & Therapie

Zur Behandlung von Pancreas anulare steht nur eine geringe Auswahl an therapeutischen Methoden zur Verfügung. Für den Fall, dass symptomatische Formen der Erkrankung Panreas anulare vorliegen, werden die betroffenen Patienten operativ versorgt. Im Rahmen des chirurgischen Eingriffs wird ein Bypass in dem betroffenen stenosierten Darmabschnitt gelegt. Die Operation findet in der Regel unter Vollnarkose statt.

Eine weitere therapeutische Maßnahme besteht darin, den Schnürring des Pankreas zu spalten. Diese Methode ist jedoch veraltet, da sie diverse Risiken mit sich bringt. Dazu zählen beispielsweise Fistelbildungen, Gangverletzungen und Narbenschrumpfungen, die eine erneute Kompression zur Folge haben können.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Pancreas anulare ist nach den individuellen Ausprägungen der gesundheitlichen Störung zu bewerten. Grundsätzlich handelt es sich um eine angeborene Erkrankung, deren Intensität bei jedem Betroffenen anders dokumentiert wird und deren Aussichten günstig sind. Es gibt eine Vielzahl von Patienten, die lebenslang beschwerdefrei sind. Dennoch sollten sie in regelmäßigen Abständen fachärztlich untersucht werden, damit bei Veränderungen unverzüglich reagiert werden kann.

In den meisten Fällen wird die Empfehlung eines operativen Eingriffs ausgesprochen. Dieser hat das Ziel, eine lebenslange Beschwerdefreiheit zu erreichen. Verläuft die Operation ohne weitere Komplikationen, wird der Patient meist nach einigen Wochen als genesen aus der Behandlung entlassen. Ebenfalls möglich ist ein Krankheitsverlauf, der von einer Dauermedikation bestimmt wird. Dies ist abhängig von der gesundheitlichen Verfassung des Betroffenen.

Aufgrund der Beschwerden können sich weitere Erkrankungen ausbilden. Bei den betroffenen Patienten ist das Risiko einer psychischen Zusatzstörung erhöht. Grund hierfür ist die emotionale Belastung der Erkrankung sowie deren Symptome. Es kann zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität kommen. Mit einem Rückfall der Beschwerden ist nach einem operativen Eingriff nicht zu rechnen. Dennoch können Folgeerkrankungen auftreten, wenn während der Behandlung nicht alles optimal verlaufen ist. Bei einer unerwünschten Narbenbildung sollte überprüft werden, ob die Anwendung weiterer Therapien angezeigt ist.

Vorbeugung

Die Erkrankung Pancreas anulare bildet sich in den meisten Fällen bereits beim Embryo aus. Aus diesem Grund bestehen keine wirksamen Methoden zur Prävention der Krankheit. Von umso größerer Relevanz ist es, bei den ersten Anzeichen und Symptomen von Pancreas anulare einen Arzt zu konsultieren und weiterführende diagnostische Untersuchungen einleiten zu lassen. Tritt die Erkrankung bereits im Kindesalter in Erscheinung, ist eine sofortige ärztliche Untersuchung geboten.

Verläuft Pancreas anulare asymptomatisch und entwickeln sich erst im Erwachsenenalter Symptome, sollten diese auch differentialdiagnostisch abgeklärt werden. Bei einer Diagnose von Pancreas anulare wird der behandelnde Arzt dem betroffenen Patienten individuelle Hinweise etwa bezüglich der Wahl der Speisen geben, um den weiteren Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen und Komplikationen vorzubeugen.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei Pancreas anulare in den meisten Fällen nur eingeschränkte und auch nur wenige Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollte der Betroffene bei dieser Krankheit idealerweise schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen einen Arzt aufsuchen, damit es im weiteren Verlauf nicht zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden beim Betroffenen kommt.

Je eher ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist meist auch der weitere Verlauf der Erkrankung, sodass schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Krankheit ein Arzt zu kontaktieren ist. Die meisten Betroffenen sind dabei auf einen operativen Eingriff angewiesen. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Patient ausruhen und seinen Körper schonen, wobei eine strikte Bettruhe einzuhalten ist und stressige Aktivitäten zu vermeiden sind.

Im Allgemeinen sind auch nach dem Eingriff regelmäßige Kontrollen durch einen Arzt sehr wichtig, um weitere Schäden schon früh zu erkennen und zu behandeln. Weitere Maßnahmen einer Nachsorge stehen dem Betroffenen bei der Pancreas anulare nicht zur Verfügung. In den meisten Fällen verringert diese Krankheit nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Da der Pancreas anulare ganz individuell ausgeprägt sein kann, sind auch die Beschwerden der betroffenen Patienten ganz unterschiedlich. Möglicherweise haben sie keine Probleme, bei anderen wiederum helfen nur operative Eingriffe.

Falls Erbrechen zu den Symptomen gehört, ist es für die Patienten wichtig, sich besonders gewissenhaft zu ernähren, um Mangelzustände zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für Kinder, deren Entwicklung sonst gestört werden könnte. Es empfehlen sich mehrere kleine Mahlzeiten täglich, die leicht verdaulich sein sollten, aber gleichzeitig auch vitamin-, mineral- und ballaststoffreich. Eine bewusste Ernährung hat nicht nur einen positiven Einfluss auf die Symptome, sondern kann gleichzeitig auch eine eventuell bestehende Neigung zu Depressionen ausgleichen. Denn eine ständige Übelkeit und Erbrechen lösen bei manchen Betroffenen Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht aus.

Den Patienten sind darüber hinaus psychotherapeutische Sitzungen anzuraten. Aber auch verschiedene Entspannungstechniken helfen, mit dieser seltenen Erkrankung zu leben. Dazu gehören die sanften Sportarten wie Yoga, Qigong und Tai Chi. Reiki, Musiktherapien oder die Klopftherapie EFT haben sich ebenfalls als entlastend erwiesen. Leicht zu erlernen und sehr effektiv ist die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, die selbst in Volkshochschulen gelehrt wird. Auch Meditationen und Atemübungen sind gute Möglichkeiten, krankheitsbedingten Stress abzubauen. Sport, insbesondere die Bewegung im Freien, sorgt ebenfalls für Ausgeglichenheit.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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