Harnstoff (Urea)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Harnstoff, auch Urea genannt, ist ein Endprodukt des Proteinstoffwechsels im Körper und wird über den Urin ausgeschieden. Seine Bildung erfolgt im sogenannten Harnstoffzyklus über die Ammoniaksynthese aus Aminosäuren. Die Harnstoffkonzentration im Harn ist neben der Kreatininkonzentration ein Indikator für verschiedene Störungen des Eiweißstoffwechsels und von Nierenerkrankungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Harnstoff?

Harnstoff, auch Urea genannt, ist ein Endprodukt des Proteinstoffwechsels im Körper und wird über den Urin ausgeschieden.

Harnstoff ist die erste organische Verbindung, die aus anorganischen Ausgangsstoffen synthetisiert worden ist. Mit der Harnstoffsynthese aus Kaliumcyanat und Ammoniak bewies der deutsche Chemiker Friedrich Wöhler im Jahre 1828, dass es bei der Herstellung von organischen Stoffen keiner Organismen bedarf.

So verschwand die geheimnisvolle Grenze zwischen organischer und anorganischer Chemie. Der chemische Name für Harnstoff ist Kohlensäurediamid. Es enthält im Molekül zwei Aminogruppen und eine CO-Doppelbindung. Die Summenformel von Harnstoff lautet CH4N2O.

Harnstoff ist eine ungiftige, weiße und kristalline Substanz mit hygroskopischen (Wasser anziehend) Eigenschaften, die die größte Bedeutung als Düngemittel in der Landwirtschaft besitzt. Neben Kohlendioxid, Wasser und Mineralien ist es außerdem eines der wichtigsten Stoffwechselendprodukte des Körpers.

Pharmakologische Wirkung

Der Organismus erzeugt Harnstoff über den sogenannten Harnstoffzyklus. Letztendlich werden über diesen Zyklus die Amino- und Carboxylgruppen der Aminosäuren zur Synthese von Harnstoff herangezogen.

Die zurückbleibende stickstofffreie Verbindung wird weiter zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut oder wieder in den Stoffwechsel zurückgeführt. Auch die Aminogruppen können wieder in den Stoffkreislauf integriert werden. In Form von Harnstoff ist der Stickstoff nicht mehr für den Aufbau körpereigener Stoffe verfügbar und wird deshalb ausgeschieden. Die Stickstoffbilanz kann nur durch proteinhaltige Nahrungsmittel ausgeglichen bleiben. Obwohl die Harnstoffkonzentration im Urin je nach Ernährungsstatus und körperlicher Situation stark schwanken kann, ohne eine Aussage über den gesundheitlichen Zustand machen zu können, deutet eine längerfristige Über- oder Unterkonzentration auf gesundheitliche Störungen hin.

Eine zu hohe Harnstoffkonzentration kann bei verstärktem Proteinabbau durch katabole Erkrankungen, wie Krebs, intensive entzündliche Prozesse oder Nekrosen auftreten. Auch Filtrationsstörungen der Nieren führen zu erhöhten Harnstoffwerten, weil das durch den Stoffwechsel erzeugte Ammoniak nicht mehr richtig in den Stoffkreislauf zurückgeführt wird. Als Alternative bleibt dann nur dessen Umwandlung in Harnstoff.

Ansonsten würde der erhöhte Ammoniakwert zur Vergiftung des Körpers führen. Zu niedrige Harnstoffwerte deuten auf eine stark eiweißarme Ernährung oder auf Erkrankungen mit Resorptionsstörungen, wie die Zöliakie, hin. Die Harnstoffanalyse kann aber nur im Zusammenhang mit anderen Laborwerten zu einer aussagekräftigen Diagnose führen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Medizinisch ist Harnstoff sowohl analytisch, als auch therapeutisch von Bedeutung. Die analytische Bedeutung ergibt sich aus der bereits erwähnten Indikatorfunktion für verschiedene Erkrankungen.

Eine Funktion für die eventuelle Behandlung von inneren Erkrankungen spielt Harnstoff nicht. Dafür hat es Eigenschaften, die seine Anwendung z. B. in Kosmetika interessant machen. So ist Harnstoff hygroskopisch, also Wasser anziehend. Es ist im Schweiß enthalten, um die Haut geschmeidig zu machen. Fehlt Harnstoff, dann wird die Haut trocken und neigt zur Ausbildung von Ekzemen und Juckreiz. Deshalb ist Harnstoff in vielen Cremes enthalten, um die Haut mit ausreichender Feuchtigkeit zu versorgen.

Im Allgemeinen befinden sich in Harnstoff-Cremes 2 bis 20 Prozent Harnstoff. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für Harnstoff ergibt sich aus dessen keratolytischer (Hornhaut auflösender) Wirkung. Rezepturen mit 40-prozentigem Harnstoffgehalt sind in der Lage, Hühneraugen und Schwielen aufzulösen. Weiterhin werden harnstoffhaltige Cremes bei Neurodermitis und Schuppenflechte angewendet. Ein besonders interessantes Einsatzgebiet ist die Verwendung bei Nagelpilz, wobei der Nagel aufgeweicht wird, um den Pilz so zu entfernen.

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Risiken & Nebenwirkungen

Harnstoff enthaltende Cremes sollten nicht bei Überempfindlichkeit der Haut gegen Harnstoff angewendet werden. Das gilt auch bei entzündeter und verletzter Haut. Auch der Augen- und Schleimhautkontakt mit harnstoffhaltigen Mitteln ist zu vermeiden. Erfahrungen zur Behandlung von Kindern liegen nicht vor.

Deshalb ist auch hier vom Einsatz harnstoffhaltiger Substanzen abzuraten. Überempfindlichkeitsreaktionen sind selten. Sollten sie jedoch auftreten, kann es zum Brennen, Jucken oder Rötung der Haut kommen. Manchmal steigert Harnstoff die Freisetzung von Arzneimitteln aus anderen Cremes und Salben, wobei dessen Wirkung gesteigert werden kann.

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