Stimmbänder

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die paarig angelegten Stimmbänder dienen als wichtiger Bestandteil der Stimmlippen in erster Linie der Stimmbildung des Menschen. Umgangssprachlich werden die Stimmlippen oftmals als Stimmbänder bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind die Stimmbänder?

Schematische Darstellung zur Anatomie der Stimmbänder und ihrer verschieden Erkrankungen. Klicken, um zu vergrößern.

Als Stimmband (Ligamentum vocale) wird ein elastisches Band bezeichnet, das sich von der rückseitigen Fläche des Schildknorpels (Cartilago thyreoidea) zum Processus vocalis des Stellknorpels (Cartilago arytaenoidea) zieht und im mittleren Bereich des Kehlkopfes (Larynx) liegt.

Die paarig angelegten Stimmbänder befinden sich wie die Stimmmuskel (Musculus vocalis) in den Stimmlippen ( Plicae vocales) und regulieren über die Kontraktionstätigkeit der Musculi vocalis und weiterer beteiligter Kehlkopfmuskeln die Form und Spannung der Stimmlippen sowie der Stimmritze (Rima glottidis) und somit die Stimmbildung (fachsprachlich auch Phonation).

Anatomie & Aufbau

Die Stimmbänder modellieren die mediale (mittlere) Kante der Plicae vocales sowie die Rima glottidis (Stimmritze) und sind den ebenfalls paarig angelegten Stimmmuskeln aufgelagert.

Die Muskelfasern der Musculi vocalis gehen in die Stimmbänder über und strahlen in diese ein. Der in Richtung des Kehlkopflumens gelegene Abschnitt der Stimmbänder ist mit Schleimhaut aus Plattenepithel bedeckt. Der Nervus recurrens innerviert (versorgt) als Ast des Nervus vagus die für die Stimmbandbewegung verantwortliche Muskulatur des Kehlkopfes, zu der auch der Musculus vocalis gehört.

Die Stimmlippen werden alltagssprachlich oftmals als Stimmbänder bezeichnet, wenngleich die beiden eigentlichen Stimmbänder lediglich durch das dem Musculus vocalis aufliegende Epithel sowie den oberen Schichten aus Fasern gebildet werden.

Funktionen & Aufgaben

Die Stimmbänder dienen in erster Linie der Stimmbildung bzw. Phonation. Werden die Bänder durch den Luftstrom während der Ausatmung in Schwingung versetzt, entstehen Töne.

Die Frequenz dieser Schwingungen und somit die Grundtonhöhe werden durch Veränderungen des Spannungszustands der Stimmbänder angepasst. So werden die Stimmlippen und Stimmbänder für die Artikulation von hohen Tönen mit Hilfe der Kehlkopfmuskulatur angespannt, während eine erschlaffte Muskulatur tiefe Töne hervorruft. Da Männer in aller Regel über längere Stimmbänder verfügen, weisen sie eine tiefere Stimme auf.

Die Lautstärke der Töne wird hingegen nicht durch die Stimmbänder gesteuert, sondern durch die Stärke des Luftstromes. Die stimmliche Klangfärbung und Fülle wird durch den Resonanzraum, der durch den Rachen sowie die Mund- und Nasenhöhle gebildet wird, erzeugt. Während der Einatmung ist die von den Stimmbändern und -lippen gebildete Stimmritze weit geöffnet, so dass der Luftstrom hier passieren und über die Luftröhre in die unteren Atemwege weiter strömen kann.

Darüber hinaus fungiert die von den Stimmbändern und -muskeln gesteuerte Stimmritze als Schutzschranke, über welche die Öffnung und der Verschluss der Luftröhre bewusst gesteuert werden kann, was beispielsweise bei Bewegung unter Wasser eine Rolle spielt.

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Krankheiten & Beschwerden

Da die Stimmbänder über keine eigenen schleimbildenden Drüsen verfügen, können sie schnell austrocknen, insbesondere im Winter bei trockener Heizungsluft.

Infolge der Austrocknung werden die Stimmbänder gereizt, wodurch die Stimme eine kratzige und raue Färbung bekommt. Zudem kann eine kratzige und raue Stimme auf eine mangelnde Flüssigkeitsversorgung hindeuten, insbesondere bei Vorliegen von Erkältungserkrankungen, die mit einer Beteiligung des Halses einhergehen. Die meisten Störungen der Funktionalität der Stimmbänder gehen allerdings von Reizungen und Entzündungen der Stimmlippenschleimhaut aus.

Pathologische Veränderungen der Stimmlippen beeinträchtigen in aller Regel auch die Stimmbänder, da diese zusammen mit den Stimmmuskeln größtenteils die Stimmlippen bilden. So können untherapierte Halsentzündungen Gewebeneubildungen wie Stimmlippenpolypen (geschwulstartige benigne Wucherungen der Schleimhaut) bedingen, die die Funktionalität der Stimmbänder einschränken.

Stimmlippenpolypen manifestieren sich in aller Regel anhand von Diplophonie (, auch Biphonie bzw. Doppeltönigkeit) und Heiserkeit, können aber bei größerer Ausprägung auch zu einer Erstickungsgefahr führen.Darüber hinaus können Stimmlippenknötchen, die auch als Schreiknötchen bezeichnet werden, da sie auf eine dauerhafte Fehl- und/oder Überlastung des Stimmbandapparates zurückgeführt werden können, und durch Erhebungen an den Rändern der Stimmlippen charakterisiert sind, die Stimmbänder beeinträchtigen.

Ferner können dauerhafter Zigarettenrauch sowie allergische Reaktionen die Stimmbänder und -lippen reizen. Sind die Stimmlippen infolge eines operativen Eingriffs an der Schilddrüse, einer Lähmung des Stimmbandnervs, eines Tumors oder einer Virusinfektion nicht mehr in der Lage, vollständig zu schließen oder zu öffnen, wird von einer Stimmbandlähmung gesprochen, die mit einer gestörten Phonation (v.a. Heiserkeit) und Atemproblemen einhergehen kann.

Des Weiteren kann ein Stimmlippen-Ödem (Reinke-Ödem) die Funktionsfähigkeit der Stimmbänder beeinträchtigen und Heiserkeit, Stimmlosigkeit sowie Atembeschwerden bedingen.

Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 3 – Hals. Springer, Berlin 2004
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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