Durst

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Januar 2019
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Was ist Durst, wie entsteht Durst und welche Bedeutung hat der Durst für den Menschen? Schon in der griechischen Mythologie gilt der Durst als eine der schwersten Qualen. So verhängte zum Beispiel der wütende Zeus über seinen Sohn Tantalos die Strafe, zu dursten und zu hungern, weil er göttliche Geheimnisse verraten hatte. Tantalus stand bis zum Knie im klaren Wasser, wollte er jedoch trinken, entwich es. Über ihm hingen viele saftige Früchte, die sich aber mit dem Wind entfernten, sobald er sie pflücken wollte. Durst, ewiger Durst, Tantalosqualen heißt es seit Jahrhunderten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Durst?

Durst ist ein Gefühl, das ausgelöst wird, wenn die Salzkonzentration der Körperflüssigkeiten ansteigt - sei es infolge Wassermangels, beispielsweise nach starkem Schwitzen und nach Durchfällen oder nach Aufnahme zu stark gesalzener Mahlzeiten.

Befragen wir nun einen Physiologen, was Durst wirklich ist, wird er etwa folgendermaßen antworten: Durst ist ein Gefühl, das ausgelöst wird, wenn die Salzkonzentration der Körperflüssigkeiten ansteigt - sei es infolge Wassermangels, beispielsweise nach starkem Schwitzen und nach Durchfällen oder nach Aufnahme zu stark gesalzener Mahlzeiten.

Der Begriff Körperflüssigkeit umfasst nicht nur das Blut, man versteht darunter auch die Gewebsflüssigkeit, die sich zwischen und in den Zellen befindet. Außer den für den Zellstoffwechsel wichtigen Nährstoffen sind darin verschiedene Mineralien, wie Natrium, Kalium, Magnesium, Kalzium, Chlor usw. gelöst, die alle in einem genauen Verhältnis zueinander stehen und an dem ungestörten Ablauf fast aller Funktionen des Körpers beteiligt sind. Dieser Salzspiegel ist kein Zufallsprodukt, sondern muss durch Mitarbeit mehrerer Organe immer in der gleichen Höhe gehalten werden.

An erster Stelle sind hier die Nieren zu nennen. Von ihrer Tätigkeit hängt die wechselnde Menge und Konzentration des Urins ab, die dem Wasser und Mineralbestand des Körpers angepasst sind. Auch die Funktionsweise der Haut, Lunge und des Darms beeinflussen den Flüssigkeits- und Mineralbestand des Organismus. Bei jeder noch so geringen Veränderung desselben setzen sofort Regulationen ein, um ein Schwanken der Salzkonzentration zu verhüten. Deshalb muss jeder Flüssigkeitsverlust unbedingt ersetzt werden. Durst ist also ein Gefühl, das wir dann verspüren, wenn in unserem Wasser-Mineral-Gleichgewicht etwas nicht stimmt. Man könnte ihn mit der roten Kontrollampe einer Maschine vergleichen. Wie groß unser Durst ist, können wir nur selbst ermessen. Objektiv registrieren wir mit Hilfe komplizierter Apparate nur den Salzgehalt des Blutes.

Funktionsweise des Durstgefühls

Wenn wir vom Durst sprechen, der uns tiefgreifende Veränderungen im Wasser und Mineralhaushalt zu Bewußtsein bringt oder von den Organen, durch deren Funktion die Salzkonzentration des Blutes konstant gehalten wird, so müssen wir uns auch fragen, wo sich das Zentrum für die Regulationen befindet, das Abweichungen vom Normalen registriert und Impulse an die Organe weitergibt. Neben anderen lebenswichtigen Zentren, die zum Beispiel für das Funktionieren des Wärmehaushalts und des Schlafes verantwortlich sind, liegt auch das sogenannte Wasserzentrum im Zwischehhirn.

Es sendet seine Impulse entweder über die Bahnen des vegetativen, also von unserem Willen unabhängigen Anteils des Nervensystems, oder es gibt Anregungen an die Hypophyse, deren Hinterlappen das Hormon Adiuretin absondert, wenn der Wasserbestand des Körpers unter den Normalwert abzusinken droht. Das Adiuretiri bremst die Wasserausscheidung durch die Nieren und trägt auf diese Weise mit dazu bei, den Flüssigkeitsspiegel des Organismus konstant zu halten. Außerdem wird der Wasser- und Mineralhaushalt durch die Tätigkeit der Hormone der Nebennierenrinde reguliert. Der Durst ist in dieses System insofern hineingefügt, als er uns die Veränderung in den Säften des Körpers bewusst werden lässt und uns zu aktiver Abhilfe auffordert.

Im allgemeinen aber, regeln Angewohnheiten und Vorstellungen unsere Flüssigkeitsaufnahme auf dem Wege der bedingten Reflexe, ohne dass jedesmal Durst verspürt wird. Daraus resultiert auch, dass die Trinkmenge nicht immer dem echten Bedürfnis des Organismus nach Flüssigkeit entspricht. Meist wird auch während des Durstgefühls mehr Flüssigkeit aufgenommen, als der Organismus benötigt. Das ist leicht begreiflich, wenn man weiß, dass der Durst erst dann erlischt, wenn das Wasser vom Darm resorbiert wird. Nur allzu oft passiert es, dass wir an heißen Sommertagen nach starkem Schwitzen großen Durst verspüren, aber aus irgendwelchen Gründen keine Möglichkeit haben, ihn sogleich zu löschen.

Komplikationen bei Flüssigkeitsmangel

Unser relatives Wohlbefinden zeigt, dass es dadurch noch nicht zu ernsten Veränderungen in der Zusammensetzung, der Körpersäfte gekommen ist. Dies liegt daran, dass der Körper in seinem Unterhautgewebe über Flüssigkeitsreserven verfügt, die im Notfall sehr schnell mobilisiert werden können und einen Ausgleich herbeiführen. Gleichzeitig stellen die Nieren - wie oben schon genannt - ihre Tätigkeit auf die neuen Verhältnisse um, das heißt, sie produzieren weniger, aber dafür konzentrierteren Harnstoff. Die Flüssigkeitsabgabe durch die Haut kann jedoch in diesem Fall nicht gedrosselt werden, da durch die ständige Verdunstung von Feuchtigkeit auf der Haut vom Körper Wärme abgezogen und so die Temperatur des Organismus reguliert wird.

Besonders quälend ist der Durst bei Arbeiten unter hoher Temperatur, wie zum Beispiel im Sommer in der Sonne, in Küchen und Bäckereien oder in der Stahlverarbeitung. Durch die erhöhte Schweißabsonderung ist man geneigt, wahllos zu trinken, und wundert sich, dass der Durst trotz der reichlichen Flüssigkeitszufuhr nicht gestillt wird. Wie ist das zu erklären? Mit dem Schweiß wird nicht nur Wasser, sondern auch Kochsalz - also Natrium und Chlor - ausgeschieden, dessen Aufgabe es unter anderem ist, Wasser im Organismus zurückzuhalten. Führen wir unserem Körper diese Stoffe nicht wieder mit der Flüssigkeit zu; das heißt, greifen wir nur zu Leitungswasser, Cola oder Kaffee, so kommt es zu einer Salzverarmung im Organismus.

Als Folge davon wird das aufgenommene Wasser sofort wieder ausgeschieden. Der Mensch hat also Durst, weil er zuviel Wasser trinkt. Aus diesem Grunde sollten wir an heißen Tagen oder an den oben genannten Arbeitsstellen Mineralwasser oder eine etwas stärker gesalzene Mahlzeit zu uns nehmen. Betont sei aber, dass stärker gesalzenes Essen aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Gewohnheit werden sollte.

Wie lange vermag nun ein Mensch ohne Flüssigkeitszufuhr zu leben? Experimentell ist erwiesen, dass bereits bei 15 Prozent Wasserverlust des Körpers der Tod eintritt. Wie schnell dieser Zeitpunkt erreicht ist, hängt unter anderem von den Wasserreserven des Organismus, von der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit ab, und davon, ob gleichzeitig schwere körperliche Arbeit geleistet wird. Sicher ist, dass wir den Durstzustand nur wenige Tage zu überleben vermögen.

Der Erwachsene kann zwar 24 Stunden ohne Trinken bei leidlichem Wohlbefinden überstehen, beim Säugling kann es dann schon zu lebensbedrohlichen Störungen kommen. Wasser können wir also nicht, wie irgendein anderes Nahrungsmittel oder das Essen überhaupt, für mehrere Tage entbehren. Das ist nur zu begreiflich, wenn man bedenkt, dass unser Körper zu 60-70 Prozent aus Wasser besteht. Beim Neugeborenen sind es sogar 75 Prozent. Nehmen wir ein Körpergewicht von 70 Kilogramm an, so sind dies allein 48 Kilogramm Wasser. Den größten Anteil daran hat die Muskulatur mit 50 Prozent und das Fettgewebe mit 15 Prozent des gesamten Flüssigkeitsbestandes.

Die große Bedeutung des Wassers ergibt sich auch aus der Tatsache, dass die Funktion der Körperzellen an die wäßrige Lösung der Nährstoffe gebunden ist. Die Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten durch die Nieren ist ohne Wasser ebenfalls nicht möglich und die Verdauung ohne Flüssigkeit gleichfalls undenkbar. Täglich werden ungefähr 8 Liter Verdauuhgssäfte in den Darm abgesondert. Diese werden normalerweise im Dickdarm weitgehend wieder aufgesaugt. Es kann jedoch bei Durchfallserkrankungen zu großen Flüssigkeitsverlusten kommen, wenn die Rückresorption infolge Entzündung der Darmschleimhaut gestört ist.

Während ein Zuwenig gebieterisch nach Flüssigkeit verlangt, kann der Körper ein Zuviel in gewissen Grenzen vertragen, weil wir eben mehrere Ausscheidungsorgane haben, wie die Nieren, die Haut, die Lungen und den Darm. Täglich scheiden wir ungefähr 2,5 Liter aus (1500 ml Harn, 500 ml Schweiß, der Rest entfällt auf den Feuchtigkeitsgehalt des Kotes und der Ausatemluft). Beim gesunden Erwachsenen kann sich diese Menge auf 5 Liter und mehr erhöhen, wenn der Betreffende über den Durst getrunken hat.

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Quellen

  • Emminger, H., Kia, T. (Hrsg.): Exaplan – Das Kompendium der klinischen Medizin. Urban & Fischer, München 2010
  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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