Ösophagusvarizenblutung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Ösophagusvarizenblutung

Bei einer Ösophagusvarizenblutung kommt es zu Blutungen aus Krampfadern innerhalb der Speiseröhre. Sie wird als medizinischer Notfall eingestuft und ist lebensgefährlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Ösophagusvarizenblutung?

Symptome zeigen sich bei Ösophagusvarizen erst spät. Sie sind gekennzeichnet durch eine Ösophagusvarizenblutung, bei der die Patienten plötzlich Blut erbrechen.
© lom123 – stock.adobe.com

Als Ösophagusvarizen werden Krampfadern (Varizen) in der Speiseröhre (Ösophagus) bezeichnet. Sie entstehen zumeist durch Pfortaderhochdruck (portale Hypertension). Ösophagusvarizen führen zu einer Erweiterung der Venen innerhalb der Speiseröhre. Häufig stellen sie eine Komplikation der fortgeschrittenen Leberzirrhose dar.

Aber auch andere Erkrankungen können für das Auftreten von Ösophagusvarizen verantwortlich sein. Im Rahmen einer Leberzirrhose zeigen sich Ösophagusvarizen bei rund 50 Prozent aller Patienten. Kommt es zu einer Ösophagusvarizenblutung, versterben etwa 30 Prozent aller betroffenen Personen trotz medizinischer Behandlung. Das Risiko eines erneuten Auftretens von Blutungen in der Speiseröhre beträgt circa 70 Prozent.

Ursachen

Verursacht wird eine Ösophagusvarizenblutung durch einen Einriss der Varizen in der Speiseröhre. Die Krampfadern im Ösophagus bilden sich, wenn kein richtiger Abfluss des Blutes aus der Leber mehr möglich ist, wie im Falle einer fortgeschrittenen Leberzirrhose. Das Blut sucht nach einem Ausweichkreislauf in Richtung Herz. Dadurch entsteht in den Lebervenen ein erhöhter Druck, was zu einem Blutrückstau an der Leber führt. Ärzte sprechen dann von einem Pfortaderhochdruck.

Damit das Blut dennoch zum Herzen transportiert werden kann, sucht das Blut über bereits vorhandene Kollateralkreisläufe nach anderen Wegen. Die starke Belastung, die deswegen zustande kommt, hat schließlich die Bildung von Krampfadern zur Folge. Eine Ösophagusvarizenblutung setzt bei äußeren Verletzungen der dünnen Gefäßwand ein.

Diese können unter anderem durch feste Speisen hervorgerufen werden. Ein weiterer Auslöser ist ein verstärkter Gefäßdruck im Rahmen der Darmentleerung, bei der es zur Bauchpresse kommt. Die Krampfadern verfügen nicht über eine Muskulatur, die stark genug ist, die Blutung zu regulieren und zu stoppen. So kann die große Blutmenge nicht an der Leber vorbeigelangen.

Dies ruft wiederum das Ausleiern der Speiseröhrenvenen hervor. Im weiteren Verlauf dünnen die Venen immer mehr aus, bis sie schließlich platzen. Es bestehen mehrere Risikofaktoren für eine Ösophagusvarizenblutung. Dazu gehören der Konsum von Alkohol trotz Leberzirrhose, das Bestehen von sehr umfangreichen Ösophagusvarizen sowie bereits erlittene Blutungen in der Speiseröhre.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Symptome zeigen sich bei Ösophagusvarizen erst spät. Sie sind gekennzeichnet durch eine Ösophagusvarizenblutung, bei der die Patienten plötzlich Blut erbrechen. Das Blut zeigt sich schwallartig und in großen Mengen. Von der Speiseröhre aus kann es außerdem unmittelbar in den Magen fließen, wodurch wiederum Teerstuhl entsteht.

Weil das Blut in Kontakt mit der Magensalzsäure gerät, wird es aufgrund von chemischen Veränderungen schwarz gefärbt. Ein weiterer Hinweis auf eine Ösophagusvarizenblutung ist eine blasse Haut der betroffenen Person, was auf den erheblichen Blutverlust zurückzuführen ist. Dadurch erfolgt das Absinken des Blutdrucks.

Die Ösophagusvarizenblutung gilt als lebensbedrohlich und stellt einen medizinischen Notfall dar. So besteht die Gefahr, dass der Patient in kurzer Zeit stirbt. Die Blutungen in der Speiseröhre bilden die häufigste Todesursache bei einer Leberzirrhose. Je stärker die Leberzirrhose vorangeschritten ist, umso größer fällt die Todesgefahr durch eine Ösophagusvarizenblutung aus.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Zur Diagnose einer Ösophagusvarizenblutung wird zumeist eine Endoskopie vorgenommen. Der Arzt führt zu diesem Zweck einen dünnen Schlauch, der mit einer Kamera ausgestattet ist, via Mundraum in die Speiseröhre ein. Mithilfe eines angeschlossenen Monitors wird der Arzt in die Lage versetzt, die Speiseröhrenschleimhaut zu untersuchen und die Ösophagusvarizen zu identifizieren.

Wichtig ist zudem eine Differentialdiagnose zu anderen Ursachen, die für Blutungen im Magen-Darm-Trakt infrage kommen. Dabei kann es sich um Entzündungen der Magenschleimhaut oder Magengeschwüre handeln. Nicht selten nimmt eine Ösophagusvarizenblutung trotz Blutstillung einen negativen Verlauf.

So versterben rund 30 Prozent aller Patienten an ihr. Grund dafür ist in den meisten Fällen ein Schock aufgrund der massiven Blutungen. Selbst wenn die erste Blutung überlebt wird, stirbt circa ein Drittel der Betroffenen an Rezidivblutungen.

Komplikationen

Die Ösophagusvarizenblutung stellt einen äußerst lebensbedrohlichen Notfall dar. Sogar bei Behandlung kommt es zu einer hohen Todesrate. So versterben auch unter einer Therapie bis zu 30 Prozent aller Patienten. Ohne Behandlung ist die Mortalität selbstverständlich noch viel höher und liegt bei fast 100 Prozent.

Meist handelt es sich um eine sehr massive Blutung, wenn die prall mit Blut gefüllten Krampfadern in der Speiseröhre aufbrechen. Es kommt zu einem lebensgefährlichen Blutverlust, der nur durch schnelles Abklemmen oder Sklerosierung der betroffenen Varizen gestoppt werden kann. Auch wenn die Blutung zum Stillstand gebracht wird, sterben weitere 30 Prozent der Betroffenen an Rezidivblutungen.

Die Ursachen für den oft letalen Verlauf der Ösophagusvarizenblutung sind neben dem hohen Blutverlust und dem daraus folgenden Flüssigkeitsverlust auch Erstickungsanfälle, Pneumonien durch Blutaspiration beim Einatmen oder die Ausbildung einer Sepsis mit Multiorganversagen. Da einer Ösophagusvarizenblutung in der Regel eine schwere Leberzirrhose zugrunde liegt, treten häufig noch weitere schwerwiegende und teils tödliche Komplikationen auf.

Die Ösophagusvarizenblutung kann im akuten Stadium nur symptomatisch behandelt werden. Mithilfe dieser Therapie können nur ihre unmittelbaren Auswirkungen verhindert werden. Eine wirkliche Heilung ist nur mit Hilfe einer kurativen Behandlung der Leberinsuffizienz möglich. Wenn die Ursache nicht beseitigt wird, kommt es immer wieder zu Rezidivblutungen. Manchmal kann nur noch mit Hilfe einer Lebertransplantation das Leben der Patienten gerettet werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das Erbrechen von Blut oder plötzliche akute gesundheitliche Veränderungen gelten als stark besorgniserregend. Da es sich bei der Ösophagusvarizenblutung um ein Notfall handelt, muss unverzüglich eine ärztliche Versorgung eingeleitet werden. Nimmt der Betroffene Auffälligkeiten im Bereich der Speiseröhre war, kommt es zu einer plötzlichen Abnahme des Wohlbefindens oder zeigt sich ein Krankheitsgefühl, ist ein Arzt aufzusuchen. Bei einer inneren Schwäche, einem blassen Hautbild sowie Auffälligkeiten beim Toilettengang besteht Handlungsbedarf. Blut im Urin oder Stuhl sind Alarmsignale des Organismus.

Zeigen sich Beeinträchtigungen der Fortbewegung, erlebt der Betroffene einen Verlust der körperlichen Belastbarkeit oder klagt er über eine Muskelschwäche, muss schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Die Erkrankung kann unbehandelt das vorzeitige Ableben zur Folge haben. Es liegen innere Blutungen vor, die zu einem Verlust der inneren Kräfte führen. Kann der Betroffene seine gewohnten körperlichen Aktivitäten nicht mehr ohne Hilfe oder Beschwerden ausführen, benötigt er Hilfe. In akuten Fällen ist ein Rettungsdienst zu alarmieren und parallel dazu sind Maßnahmen der Ersten Hilfe anzuwenden. Charakteristisch ist eine Veränderung des gesundheitlichen Zustandes innerhalb weniger Minuten. Ein geringer Blutdruck, eine Verzögerung der gewohnten Reaktionsfähigkeit und kognitive Einbußen oder Orientierungsstörungen sind daher schnellstmöglich untersuchen und behandeln zu lassen.

Behandlung & Therapie

Im Falle einer Ösophagusvarizenblutung ist eine sofortige medizinische Versorgung erforderlich, da höchste Lebensgefahr besteht. Zu den wichtigsten Therapiemaßnahmen gehört das Stabilisieren des Kreislaufs, denn der Patient büßt in kurzer Zeit viel Blut und Flüssigkeit ein. Um diesem Zustand entgegenzuwirken, erhält der Erkrankte auf intravenösem Wege Flüssigkeit.

Falls nötig, kann auch eine Bluttransfusion vorgenommen werden. Des Weiteren erfolgt der Versuch, die Blutungen zum Stillstand zu bringen. Dabei führt der Arzt zumeist eine endoskopische Ligatur durch. Das bedeutet, dass er die Ösophagusvarizen mithilfe von Clips aus Kunststoff abbindet. Ebenso ist eine medikamentöse Blutstillung möglich. Zu diesem Zweck werden dem Patienten Medikamente wie Somatostatin oder Terlipressin verabreicht.

Sie wirken sich senkend auf den Blutdruck innerhalb des Pfortadersystems aus. Liegen starke Blutungen vor, besteht die Option, eine Ballontamponade in die untere Speiseröhre einzuführen. Der Arzt bläst den Ballon in der Speiseröhre auf, wodurch die Blutgefäße zusammengepresst werden. Weil das Risiko von Komplikationen jedoch als hoch gilt, kommen in erster Linie eine Endoskopie oder die Darreichung von Medikamenten zur Anwendung.

Ein weiterer Bestandteil der Therapie ist die Gabe von Antibiotika. Auf diese Weise wird einer möglichen Infektion mit Bakterien entgegengewirkt. Daher erhält der Patient einige Tage lang Ciprofloxacin. Tritt die Ösophagusvarizenblutung im Zusammenhang mit einer Leberzirrhose auf, gilt es, einem Leberkoma vorzubeugen.


Vorbeugung

Einer Ösophagusvarizenblutung lässt sich nicht vorbeugen. Aus diesem Grund ist es wichtig, auslösende Grunderkrankungen rechtzeitig zu behandeln.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Geschmack von Blut im hinteren Bereich des Rachens sollte der Betroffene unverzüglich einen Arzt konsultieren. Es handelt sich bei der Ösophagusvarizenblutung um einen medizinischen Notfall. Die Maßnahmen der Selbsthilfe genügen nicht, um eine ausreichende gesundheitliche Versorgung eigenverantwortlich leisten zu können.

Erkrankte sollten künftig verstärkt auf die Zufuhr ihrer Lebensmittel achten. Nahrungsmittel, in denen sich spitze oder scharfe Elemente befinden, sollten auf keinen Fall aufgenommen werden. Zu ihnen gehören beispielsweise Gräten im Fisch, Knäckebrot oder Zwieback. Diese könnten Beschädigungen der Speiseröhre herbeiführen. Darüber hinaus ist grundsätzlich darauf zu achten, dass der Kaufvorgang optimiert wird. Aufgenommene Nahrung ist ausreichend im Mund durch die Zähne zu zermahlen, bevor es in den Hals verschoben wird. Bereits zuvor sollte es in möglichst kleiner Häppchen zerkleinert werden.

Bei einem Absinken des Blutdrucks, Schwäche oder einem allgemeinen Unwohlsein sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden oder ein Rettungsdienst alarmiert werden. Es besteht eine potentielle Gefährdung des Lebens, die eine schnellstmögliche medizinische Versorgung notwendig werden lässt.

Zudem sind körperliche Aktivitäten, die eine starke Belastung auf den Organismus ausüben, zu unterlassen. Die Gestaltung der Freizeit sowie sportliche Tätigkeiten sollten von den Betroffenen auf der Basis der Möglichkeiten des Organismus optimiert werden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

Das könnte Sie auch interessieren