Wirbelsäulenverletzung (Spinaltrauma)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wirbelsäulenverletzungen werden in der medizinischen Fachsprache auch als Spinaltrauma bezeichnet. Bänder, Nerven, Rückenmark, Bandscheiben und Muskeln können davon betroffen sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Wirbelsäulenverletzung?

Bei einem Spinaltrauma treten natürlich in erster Linie Rückenschmerzen auf. Diese entstehen meist sehr plötzlich unmittelbar nach dem Unfall.
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Unterschieden werden bei einer Verletzung der Wirbelsäule die Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule. Die häufigste Form des Spinaltraumas ist eine Distorsion, also eine Verdrehung der Wirbelsäule, bei welcher weder Knochen noch Rückenmark betroffen sind.

Das Spinaltrauma entsteht meist in Folge eines Unfalls und kann zu Stauchungen, Prellungen oder gar Brüchen von Wirbelknochen führen. Normalerweise sind diese Wirbelknochen recht stabil - bei Verkehrsunfällen jedoch, wo ein großer Druck ausgeübt wird, können diese leicht verletzt werden.

Besonders gefährdet sind auch Menschen mit Osteoporose, denn bei ihnen sind die Knochen bereits instabil.

Ein Spinaltrauma verläuft in den meisten Fällen gut, lediglich in 15 bis 20 Prozent der Fälle kommt es zu einer Verletzung des Rückenmarks. Dies wiederum kann schlimmstenfalls zu Lähmungen führen.

Ursachen

Die Hauptursache für ein Spinaltrauma sind Verletzungen beim Sport oder Autounfälle. Bei beiden wirkt ein großer Druck auf die Wirbelsäule, der zu einem Spinaltrauma führen kann.

Meist handelt es sich bei Autounfällen um ein sogenanntes Schleudertrauma der Halswirbelsäule, welches erst Stunden nach dem Unfall Schmerzen verursacht. Auch eine plötzliche Überdehnung oder Anspannung der Wirbelsäule kann zu einem Spinaltrauma führen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einer bestehenden Wirbelsäulenverletzung treten in der Regel immer sehr eindeutige Symptome und Anzeichen auf, die daraufhin deuten können. Natürlich stehen die Schmerzen bei einer solchen Verletzung klar im Vordergrund. Die betroffene Person wird unmittelbar nach der Verletzung einen starken Schmerz verspüren, der selbst im Ruhezustand bestehen bleiben kann.

Weitere Symptome hängen natürlich vom Schweregrad der bestehenden Wirbelsäulenverletzung ab. In besonders schweren Fällen ist natürlich auch eine Schwellung an der Wirbelsäule zu erkennen. Wer an dieser Stelle auf einen Besuch beim Arzt verzichtet, der geht ein sehr großes Risiko ein. Die Schmerzen werden sich erheblich verstärken, sodass es in besonders schlimmen Fällen sogar zu dauerhaften Folgeschäden kommen kann.

Häufig kommt es in diesem Zusammenhang auch zu starken Schwellungen, falls eine Fraktur der Wirbelsäule besteht. Natürlich sollte in so einem Fall unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, um auftretende Symptome zu beseitigen. Sämtliche Verletzungen der Wirbelsäule sollten stets von einem Arzt begutachtet werden. Bei einer bestehenden Verletzung dieser Art ist der gesamte Bewegungsablauf stark eingeschränkt, sodass zwingend eine entsprechende Behandlung erfolgen muss. Andernfalls werden sich die Schmerzen verschlimmern und es können dauerhafte Folgeschäden entstehen, die im Nachhinein nicht mehr effektiv behandelt werden können.

Diagnose & Verlauf

Bei einem Spinaltrauma treten natürlich in erster Linie Rückenschmerzen auf. Diese entstehen meist sehr plötzlich unmittelbar nach dem Unfall. Nun muss eine entsprechende Diagnose gestellt und festgestellt werden, ob es sich lediglich um eine Verdrehung der Wirbelsäule oder aber um einen Wirbelbruch handelt. Letztgenannter ist meist deutlich zu ertasten.

Wurde das Rückenmark nicht in Mitleidenschaft gezogen, können sich die Patienten meist bereits nach einigen Tagen wieder schmerzfrei bewegen. Wurde das Rückenmark allerdings beschädigt, nimmt das Ausheilen Wochen oder gar Monate in Anspruch. Ein geringer Teil der Patienten kann sich gar nicht mehr bewegen und bleibt querschnittsgelähmt.

Komplikationen

Eine Wirbelsäulenverletzung kann eine Reihe von Symptomen und Komplikationen hervorrufen – abhängig vom Ausmaß der Verletzung. Es kann zu harmlosen Verletzungen der Muskulatur kommen, doch auch ernste Wirbelkörperbrüche können auftreten. Tritt eine Fraktur der Wirbelkörper auf, können sich Bruchstücke der Knochen verschieben und Verletzungen an Nervenwurzeln und Rückenmark hervorrufen.

Schwere Wirbelsäulenverletzungen rufen in der Regel auch Bewegungsstörungen und andere neurologische Symptome hervor. So kann es zu Gefühlsstörungen wie Taubheit, Kribbeln oder Lähmungserscheinungen im Bereich der Arme und Beine kommen. Ist das Rückenmark durchtrennt, kann eine Wirbelsäulenverletzung Kreislaufversagen, einen Kontrollverlust über Blase und Stuhlgang und andere Komplikationen nach sich ziehen.

Wird der Verletzte unsachgemäß transportiert, kann es zu einer Verschlimmerung der Verletzung kommen. Bei der operativen Behandlung besteht die Gefahr, dass das Rückenmark oder Nervenstränge im Bereich des Rückens verletzt werden. Zudem können Entzündungen auftreten.

Eine schlechte Wundheilung kann die Entstehung von ästhetisch unschönen Narben begünstigen. Daraus können bleibende Sensibilitätsstörungen resultieren. Es besteht außerdem das Risiko, dass sich der verletzte Wirbelkörper erneut löst und in einem weiteren operativen Eingriff gerichtet werden muss.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Stellen sich nach einem Unfall, einem Sturz oder einer Gewalteinwirkung Schmerzen oder gesundheitliche Unregelmäßigkeiten im Bereich der Wirbelsäule ein, sollte ein Arzt alarmiert werden. In besonders akuten Fällen ist ein Rettungsdienst zu kontaktieren. Bis zu dessen Ankunft sollten anwesende Personen Erste-Hilfe Maßnahmen leisten, um den Gesundheitszustand des Betroffenen zu stabilisieren. Bei Lähmungen, Einschränkungen der Mobilität sowie einer Druckempfindlichkeit besteht Handlungsbedarf.

Können die gewohnten Bewegungsabläufe nicht mehr beschwerdefrei ausgeführt werden oder werden alle Bewegungen verzögert ausgeführt, müssen ärztliche Untersuchungen durchgeführt werden. Schmerzen, Veränderungen des Hautbildes und eine plötzliche Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit sind besorgniserregend. Ein Arzt wird benötigt, damit eine Klärung der ursächlichen Störung stattfinden kann. Insbesondere bei Beschwerden der Wirbelsäule ist schnellstmöglich ein Arztbesuch notwendig, damit Langzeitschäden oder Folgeerkrankungen möglichst vermieden werden.

Häufig können erlangte Schäden in dem Bereich langfristig nicht mehr vollständig korrigiert werden. Daher sollte auch bei leichten Unregelmäßigkeiten im Bereich des Rückens ein Arztbesuch für eine Kontrolle erfolgen. Auf diesem Weg werden mögliche Risiken begutachtet und eingeschätzt werden. Kann der Betroffene Bereiche seines Körpers gar nicht mehr bewegen und kommt es zu einer plötzlichen Inkontinenz, liegt eine Notfallsituation vor. In diesen Fällen muss unverzüglich gehandelt werden und ein Notarzt ist zu informieren.

Behandlung & Therapie

Da eine Wirbelsäulenverletzung meist durch einen Unfall hervorgerufen wird, ist eine entsprechende Erstbehandlung am Unfallort notwendig. Vor allem wenn der Patient Gefühlsstörungen oder gar Lähmungserscheinungen hat, sollte man ihn keinesfalls aufstehen lassen. In diesem Fall könnte das Rückenmark verletzt sein - eine falsche Bewegung kann eine vollständige Durchtrennung des Rückenmarks auslösen.

Auch der geeignete Transport ist entscheidend über den Verlauf der Krankheit beziehungsweise für die weiteren Heilungschancen. Über die anschließende Behandlung beziehungsweise Therapie entscheidet dann natürlich die Art des Spinaltraumas. In leichten Fällen, das heißt wenn keine Wirbel oder kein Rückenmark verletzt ist, genügt meist die sogenannte konservative Therapie.

Diese besteht in der Regel aus Wärme- oder Kälteanwendungen, bzw. dem Ruhigstellen der Wirbelsäule. Ist ein Wirbelknochen gebrochen, wird dieser operativ wieder gerichtet. Geschieht dies nicht, könnten einzelne Wirbelstücke in das Rückenmark gelangen und dieses durchtrennen. Um die Wirbel bestmöglich zu fixieren und zu stabilisieren, werden medizinische Nägel und Schrauben eingesetzt. Wurde das Rückenmark bereits bei dem Unfall vollständig durchtrennt, kann meist jedoch auch eine Operation nicht helfen und der Patient bleibt querschnittsgelähmt.

Im Anschluss an die Therapie eines Spinaltraumas erfolgt meist eine umfangreiche Rehabilitation. Diese zielt darauf ab, den Rücken und seine Muskulatur zu entspannen. Massagen und Rückenschule sind hier die optimalen Therapiemaßnahmen.

Röntgenaufnahmen und Computertomographie geben zudem Aufschluss darüber, um welche Art der Verletzung es sich handelt und wie diese am besten behandelt werden kann.


Vorbeugung

Vorbeugen kann man einem Spinaltrauma kaum, da dies meist die Folge eines Unfalls ist. Daher sollte man bei entsprechenden Sportarten Vorsicht walten lassen. Klettern oder Paragliding sind die Sportarten, bei welchen eine Verletzung der Wirbelsäule besonders häufig vorkommt. Im Handel erhältlich sind zudem sogenannte Wirbelsäulenprotektoren, die beispielsweise Motorradfahrer bei einem Unfall schützen sollen.

Die Wirbelsäule ist von ihrem Aufbau her sehr komplex beschaffen und somit eine besonders empfindsame Partie des Skeletts. Eine Verletzung der Wirbel kann zu bleibenden Schäden führen, die Beweglichkeit der betroffenen Knochen wird dabei eingeschränkt. Es besteht die Gefahr einer Wirbelversteifung. Ist das Rückenmark ebenfalls verletzt, führt dies zu Lähmungserscheinungen oder neurologischen Ausfällen. Eine Nachsorge bei einem Spinaltrauma ist unerlässlich, um einer dauerhaften Schädigung vorzubeugen oder die Schäden so gering wie möglich zu halten.

Nachsorge

Die Verletzungen reichen von vergleichsweise glimpflich bis hin zu irreversibel. Die Nachsorge richtet sich nach dem Schweregrad des Spinaltraumas. Gerade nach einer Operation an der Wirbelsäule muss ein Arzt den Zustand des Patienten konsequent über einen längeren Zeitraum hinweg überwachen. Wirbelsäulenverletzungen erfordern in den meisten Fällen einen mehrwöchigen Aufenthalt in der Reha.

Dennoch ist eine vollständige Ausheilung nach einem Spinaltrauma trotz ärztlicher Behandlung kaum möglich. Wurden verletzte Wirbel operativ versteift, lernt der Erkrankte bei der nachsorgenden Betreuung den Umgang mit der neuen Situation im alltäglichen Geschehen. Die Folgen einer Wirbelsäulenverletzung belasten den Betroffenen insbesondere am Anfang seiner Krankheitsgeschichte. Eine gleichzeitige psychologische Betreuung kann sich positiv auf seinen seelischen Zustand auswirken.

Das können Sie selbst tun

Eine Wirbelsäulenverletzung sollte zunächst von einem Arzt abgeklärt werden. Die wichtigste Selbsthilfe-Maßnahme ist Schonung. Ein Spinaltrauma deutet auf eine ernste Verletzung hin, die durch Sport nicht weiter verstärkt werden darf. Betroffene Personen sollten die sportliche Aktivität reduzieren, bis die Ursache für das Trauma ermittelt wurde. Im Zweifelsfall kann der Arzt eine geeignete Behandlung empfehlen.

Massagen und Maßnahmen aus der chinesischen Medizin oder dem Yoga können zusätzlich helfen. Wie ein Spinaltrauma im Detail behandelt werden muss, entscheidet der behandelnde Arzt. Gegebenenfalls müssen weitere Fachärzte wie der Physiotherapeut oder ein Sportmediziner hinzugezogen werden. Eine Wirbelsäulenverletzung bedarf einer guten Kühlung. Zur Linderung der Schmerzen können beispielsweise Kühlakkus aufgelegt oder Quarkwickel verwendet werden. Sanfte Lockerungsübungen tragen zusätzlich zu einer raschen Genesung bei.

In Rücksprache mit dem Arzt können zudem natürliche Schmerzmittel getestet werden. Die Naturheilkunde bietet beispielsweise Ringelblumensalbe oder Präparate mit Johanniskraut, welche die Schmerzen auf natürliche Weise lindern. Die Ernährung muss bei einer Wirbelsäulenverletzung nicht unbedingt umgestellt werden. Allerdings sollte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet werden, damit der Körper schnell genesen kann.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014

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