Weitsichtigkeit (Hyperopie)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Weitsichtigkeit oder Hyperopie ist eine Beeinträchtigung des Sehvermögens, die im Rahmen der Übersichtigkeit bekannt ist und eine Abweichung vom normalen Sehvermögen darstellt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Weitsichtigkeit?

Schematische Darstellung zur Anatomie des Auges mit Kurzsichtigkeit und nach der Behandlung. Klicken, um zu vergrößern.

Die Bezeichnung Weitsichtigkeit wird in der Regel im umgangssprachlichen Gebrauch verwendet. Fachlich exakt gelten in der Augenheilkunde und der Medizin Begriffe wie Hyperopie und Hypermetropie als klassische Begriffe.

Die Weitsichtigkeit ist eine Form der Fehlsichtigkeit und muss bei geringem Grad der Ausprägung nicht immer mit einer Sehhilfe korrigiert werden. Im Normallfall bemerken die Betroffenen die Weitsichtigkeit erst bei starkem Ausmaß und meist erst im fortgeschrittenen Alter.

Die Weitsichtigkeit oder Hyperopie basiert auf ganz unterschiedlichen Formen, die als Achsenhyperopie und Brechungshyperopie bezeichnet werden. Grundsätzlich befindet sich bei der Weitsichtigkeit der Brennpunkt der in das Augen dringenden Lichtreflexe nicht vor, sondern hinter der Netzhaut, was bis zu einem gewissen Grad unmerklich und auf natürliche Weise ausgeglichen werden kann.

Ursachen

Die Ursachen, die für eine Weitsichtigkeit auch schon im Kindesalter verantwortlich sind, werden auf zwei Faktoren beschränkt. Die Weitsichtigkeit kann dadurch entstehen, dass das Auge anatomisch so beschaffen ist, dass der Abstand zwischen Hornhaut und Netzhaut zu kurz ist, um die volle Brechkraft realisieren zu können.

Durch die Verkürzung der Achsen kann eine dementsprechende Weitsichtigkeit entstehen Dies ist eine typische Ursache für die Weitsichtigkeit als Achsenhyperopie. Die Achsenhyperopie als Weitsichtigkeit wird am häufigsten diagnostiziert. Schon Kinder kommen mit dieser Sehschwäche zur Welt.

Zu einer Brechungshyperopie oder der Weitsichtigkeit aufgrund von Beeinträchtigungen der Brechkraft des Auges kommt es durch genetisch angeborene Defekte. Die Brechungshyperopie ist nicht so häufig anzutreffen. Eine Spezialform der Brechungshyperopie als Ursache für die Weitsichtigkeit ist das Fehlen der Augenlinse. Bei beiden Ursachen für eine Weitsichtigkeit kommt es zu einem unscharfen Sehen des Auges.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Weitsichtigkeit macht sich in den meisten Fällen erst im Erwachsenenalter bemerkbar. Im Kindes- oder Jugendalter kann das Auge die Sehschwäche häufig durch Akkomodation, das Anpassen der Brechkraft, ausgleichen. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer versteckten Hyperopie.

Wenn sich die Weitsichtigkeit mit zunehmendem Alter stärker bemerkbar macht, kommt es im Nahbereich verstärkt zu verschwommenem Sehen, zum Beispiel beim Lesen oder Arbeiten am Computer. Um noch einigermaßen scharf sehen zu können, müssen Betroffene den Gegenstand immer weiter vom Auge entfernt halten. Neben einer Sehstörung im Nahbereich kann eine Weitsichtigkeit eine Reihe weiterer Beschwerden verursachen wie Kopfschmerzen, Schmerzen und Brennen der Augen, die Augen ermüden schneller und teilweise können auch Bindehautentzündungen auftreten, weil sich die Augen durch die Anspannung permanent überanstrengen müssen, um das verschwommene Sehen im Nahbereich auszugleichen.

Wenn eine Weitsichtigkeit schon im Kindesalter festgestellt wird, sollte sie unbedingt ausgeglichen werden, da die ständige Anpassung des Auges sonst bei betroffenen Kindern zu einem Einwärtsschielen führen kann. Menschen mit einer Weitsichtigkeit brauchen in der Regel auch früher eine Lesebrille als Normal- oder Kurzsichtige.

Diagnose & Verlauf

Um eine Weitsichtigkeit zu erkennen, wird die Bestimmung der Brechkraft durch den Augenarzt herangezogen. Dieser wird auch als Refraktionstest bezeichnet und kann bei angenommener Weitsichtigkeit auch vom Optiker durchgeführt werden. Diese Methode ermöglicht gleichsam eine Feststellung, wie stark die Weitsichtigkeit ist.

Im Gegensatz zu vielen Erkrankungen der Augen ist eine Weitsichtigkeit nicht abhängig vom Alter. Schon Kleinkinder können unter einer Weitsichtigkeit leiden, ohne dass diese bemerkt wird und beim Sehen Probleme bereitet. Die Weitsichtigkeit verschlechtert sich in der Regel mit zunehmendem Alter nicht und kann ab einer gewissen Stärke durch eine Sehhilfe ausgeglichen werden.

Mit fortschreitendem Alter bemerken die Betroffenen die Weitsichtigkeit jedoch immer mehr und fühlen sich durch diese Sehschwäche merklich eingeschränkt in ihrer Sehfähigkeit. In diesem Zusammenhang kann eine verstärkte Brille hilfreich sein und einem Einwärtsschielen bei Kindern vorbeugen.

Komplikationen

In der Regel handelt es sich bei der Weitsichtigkeit nicht um eine schwerwiegende Erkrankung, die mit Hilfe einer Brille oder durch Kontaktlinsen behandelt werden kann. Allerdings hängt der weitere Verlauf stark von der Grunderkrankung ab, falls diese vorhanden ist. Im schlimmsten Fall kann der Betroffene dabei auch vollständig seine Sehkraft verlieren.

Komplikationen treten meistens dann auf, wenn der Betroffene seine Sehhilfe nicht nutzt. Dabei werden die Beschwerden meistens nur noch verstärkt, sodass die Sehkraft des Patienten weiterhin abnimmt. Die Weitsichtigkeit kann dabei zu Einschränkungen im Alltag des Patienten und dadurch auch zu einer verringerten Lebensqualität führen. Auch ein Schielen kann dadurch auftreten. Vor allem bei Kindern kann das Schielen auch zu Depressionen oder zu Mobbing oder zu Hänseleien führen.

Bei der Behandlung der Weitsichtigkeit treten in der Regel keine Komplikationen auf. Im Erwachsenenalter kann die Beschwerde mit Hilfe eines Lasereingriffes behandelt werden, sodass die Sehstärke vollständig wiederhergestellt wird. Dabei treten ebenso keine Komplikationen auf und die Krankheit wirkt sich nicht auf die Lebenserwartung des Patienten aus. Auch ohne eine Laserbehandlung kann die Weitsichtigkeit mit Sehhilfen so gut eingeschränkt werden, dass es im Alltag nicht zu weiteren Einschränkungen kommt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Stellt der Betroffene Veränderungen seines Sehvermögens fest, ist ein Kontrollbesuch bei einem Arzt anzuraten. Eine Überempfindlichkeit gegenüber Lichteinflüssen, ein unscharfes Sehen sowie allgemeine Veränderungen der gewohnten Sehkraft sind überprüfen und kontrollieren zu lassen. Nimmt der Betroffene im unmittelbaren Vergleich zu Personen aus seinem nahen Umfeld Beeinträchtigungen seines Sehvermögens war, sollte er die Beobachtungen mit einem Arzt besprechen.

Treten Kopfschmerzen, Verspannungen im Nacken oder Entzündungserkrankungen im Bereich des Kopfes auf, besteht Handlungsbedarf. Die Beschwerden sollten als Warnsignale verstanden werden. Kommt es häufiger zu den genannten gesundheitlichen Beeinträchtigungen, muss die Ursache weiter erforscht werden. Vermindert sich die Sehkraft im Verlauf des Tages, gilt dies als ungewöhnlich. Können Gegenstände oder Personen nicht gesehen werden, obwohl sie sich unmittelbar vor dem Sichtfeld des Betroffenen befinden, ist ein Arztbesuch notwendig. Schmerzen der Augen oder ein brennendes Gefühl im Bereich der Augen sollten unverzüglich untersucht werden.

Zeigen sich Minderungen der Beeinträchtigungen bei einer Abnahme von Überanstrengung, kann der Betroffene selbst neben einer ärztlichen Behandlung unterstützend für die Verbesserung seines Sehvermögens aktiv werden. Ist die allgemeine Unfallgefahr aufgrund der verminderten Sehfähigkeit erhöht, ist ein Arztbesuch notwendig. Stellen Menschen, die bereits ein Instrument zur Verbesserung der Sehkraft nutzen, Veränderungen fest, sollten auch sie einen Arzt konsultieren.

Behandlung & Therapie

Für die Behandlung der Weitsichtigkeit stehen mehrere Therapiemöglichkeiten zur Auswahl. Diese werden in Abhängigkeit vom Alter der Betroffenen und vom Ausmaß der Beeinträchtigung des Sehens eingesetzt.

Grundsätzlich zielen die behandlungstypischen Maßnahmen darauf ab, die Brechung der Augen insoweit zu korrigieren, dass ein uneingeschränktes Sehen möglich ist. Der Brennpunkt des oder der Augen muss so gelenkt werden, dass dieser bei der Weitsichtigkeit vor der Netzhaut liegt. Im Resultat entsteht bei der Weitsichtigkeit durch die entsprechende Behandlung oder eine Sehhilfe ein normal scharfes Sehen.

Entweder das Tragen einer Brille mit sogenannten Sammellinsen oder von passenden Kontaktlinsen kann dies gewährleisten. Zu einem endgütigen Korrigieren der Weitsichtigkeit ohne äußerliche Sehhilfe führen Verfahren, die in der refraktiven Chirurgie erfolgreich ausgeführt werden. Innerhalb eines operativen Eingriffs kann mittels Einsatz eines Lasers die Weitsichtigkeit ausgeglichen werden.


Vorbeugung

Es ist nur begrenzt möglich, einer Weitsichtigkeit vorzubeugen. Empfehlenswerte und direkt wirksame Vorgehenswiesen sind bislang leider nicht bekannt. Wichtig ist es jedoch, die Augen zu schonen und diese bei Bekanntwerden der Weitsichtigkeit therapieren zu lassen. Gerade bei kleinen Kindern ist die unerkannte Weitsichtigkeit häufig ein Auslöser dafür, dass die Kinder zu schielen beginnen und sich die Stellung der Augen verändert. Durch eine rechtzeitige Untersuchung der Augen der Kinder auf ein mögliches Vorhandensein der Weitsichtigkeit kann dieser Folgeschaden verhindert werden.

Nachsorge

Da die Weitsichtigkeit keine Krankheit ist, muss sie auch nicht behandelt werden. Mit der Nutzung einer angepassten Brille oder Kontaktlinsen werden die Muskeln im Auge entlastet. Somit werden die Symptome deutlich gemildert. Regelmäßige Sehtests gewährleisten, dass Änderungen der Weitsichtigkeit rechtzeitig erkannt werden. Dadurch wird langfristig dem Wiederkehren der Symptome vorgebeugt.

Dies unter der Voraussetzung, dass keine anderen Fehlsichtigkeiten oder tatsächlichen Erkrankungen vorhanden sind. Neben der Weitsichtigkeit können beispielsweise auch Winkelfehlsichtigkeiten, eine unkorrigierte Hornhaut- oder Linsenverkrümmung (Astigmatismus), sowie eine nicht erkannte Krankheit ausschlaggebend für Kopfschmerzen, Schwindel sein. Sehtests können bei einem Augenarzt oder dem ortsansässigen Augenoptiker gemacht werden.

Dabei werden sogenannte Optotypen, wie Zahlen oder Buchstaben gezeigt. Anhand dessen kann eine Änderung der Sehschärfe gut erkannt werden. Der Refraktionist, welcher den Sehtest durchführt, wird zudem feststellen können, ob eine weitere Untersuchung angeraten ist. Mit einem Korrektionsmittel, Brillengläser oder Kontaktlinsen, wird dann das Licht regelrecht ins Auge gelenkt. Ein anstrengungsfreies und deutliches Sehen soll so gewährleistet werden.

Es kann hier bei Erstgebrauch zu einer Eingewöhnungszeit kommen, die abhängig von Fehlsichtigkeit, Alter und körperlichem Zustand der weitsichtigen Person ist. Trotz wiederkehrender unauffälliger Prüfung der Sehleistung sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt nicht zu Ersetzen.

Das können Sie selbst tun

Auch bei einer gut behandelten Weitsichtigkeit durch korrigierende Maßnahmen wie Lesebrillen oder Kontaktlinsen kommt es darauf an, die Sehkraft zu erhalten und entsprechend vorbeugend zu handeln. Es ist immer ratsam bei einer Veränderung der Augen den Augenarzt aufzusuchen, da bei Weitsichtigen das Risiko erhöht ist, einen Grünen Star zu entwickeln. Hierfür wird der Augendruck gemessen, was übrigens nicht im Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen enthalten ist, aber in Ausnahmefällen übernommen wird.

Von sogenannten „Augentrainings“ wird aus medizinischer Sicht inzwischen abgeraten, da Training der Augenmuskulatur keinerlei Effekt auf die Sehstärke der Augen zeigt. Vielmehr kommt es darauf an, regelmäßig seine Sehhilfe zu verwenden und sich vorher zu überlegen, in welchen Situationen des Alltags man diese benötigt. Es ist zum Beispiel ratsam, beim Autofahren eine Brille im Auto direkt zu verwahren. Auch bietet es sich an, am Schreibtisch seine Brille gut griffbereit zu halten, damit diese zu einem integralen Alltagsgegenstand wird.

Lesen oder Fensehschauen darf ohne Sehhilfe nicht erfolgen. Ein Band an der Brille ermöglicht es dem Träger, sie stets in der Nähe zu haben. Das verhindert unnötiges Suchen. Durch die häufige Verwendung bleibt es nicht aus, diverse Verschleißteile an der Brille in regelmäßigen Abständen auszutauschen. Optiker bieten kostenlos kleinere Reperaturen - wie das Austauschen verfärbter Nasenpads, die sich am unteren Brillengestell befinden, - an.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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