Ulcus molle (weicher Schanker)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ulcus molle (Chancroid), umgangssprachlich auch weicher Schanker genannt, ist eine sexuell übertragene Krankheit, die durch das Bakterium Haemophilus ducreyi hervorgerufen wird. Die Geschlechtskrankheit führt zu Geschwüren an den Genitalien, begleitet von einem Anschwellen der Lymphknoten. Ulcus molle lässt sich erfolgreich mit Antibiotika behandeln.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Ulcus molle?

Grundsätzlich empfiehlt sich zur Vermeidung einer Infektion mit Ulcus molle der geschützte Geschlechtsverkehr (Safer Sex). Die Vermeidung des Eindringens von Scheiden- oder Samenflüssigkeit in den Körper wird durch die Verwendung eines Kondoms gesichert.
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Ulcus molle ist eine sexuell übertragbare Infektionskrankheit. Die Erkrankung findet sich überwiegend in wärmeren Ländern und tritt nur sporadisch in der Europa auf, gewöhnlich bei Personen, die kürzlich aus endemischen Gebieten zurückgekehrt sind.

Jüngste Berichte aus Süd-Ostasien und Afrika zeigen, dass das Auftreten von Ulcus molle im Verhältnis zu genitalem Herpes derzeit sinkt. Durch verschiedene Studien konnte inzwischen belegt werden, dass Ulcus molle einen erheblichen Ko-Faktor bei der Übertragung des Immunschwächevirus Typ 1 (HIV-1) darstellt.

Die verbesserte Diagnose und Behandlung von Ulcus molle spielt daher auch eine wesentliche Rolle bei der Bekämpfung der HIV-1-Epidemie. Hauptsächlich Männer sind von Ulcus molle betroffen, während bei Frauen der Krankheitsverlauf bei etwa der Hälfe der Infektionen ohne erkennbare Symptome verläuft.

Ursachen

Ulcus molle wird durch den Streptobacillus Haemophilus ducreyi hervorgerufen, der durch Geschlechtsverkehr mit infizierten Personen übertragen wird. Das Bakterium reagiert sehr empfindlich auf Austrocknung und Kälte, weshalb es vorwiegend in tropischen Ländern (Afrika, Lateinamerika oder Asien) vorkommt.

Der infektiöse Prozess von Ulcus molle befällt die Genitalhaut infolge winziger epidermaler Schürfwunden beim Geschlechtsverkehr, währenddessen sich der Erreger unter der Haut einnistet. Zunächst entwickeln sich 4-7 Tage nach der Infektion leicht entzündete Bläschen bevor sich Pusteln bilden. Läsionen infolge Ulcus molle treten in der Regel an der Vorhaut und am Penisschaft der Männer sowie an der Vulva, dem Gebärmutterhals oder an den Schamlippen der Frau auf.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ulcus molle ist durch Geschwüre im Genitalbereich gekennzeichnet. Sowohl Männer als auch Frauen können davon betroffen sein. Die Erkrankung beginnt mit der Bildung eines kleinen Knötchens an der Eintrittsstelle des Erregers. Im weiteren Verlauf entwickelt sich der kleine Knoten zu einem Geschwür (Ulcus). Das Geschwür erscheint unregelmäßig begrenzt, flach und rot gerändert.

Es verursacht heftige Schmerzen und bildet Eiterherde, die aufplatzen können. Der Rand des Geschwürs ist weich (lat. mollis). Der weiche Schanker besteht in der Regel aus mehreren Geschwüren, die miteinander verschmelzen können. Beim Mann zeigen sich die Geschwüre hauptsächlich am Penis, unter der Vorhaut oder am Hautbändchen, welches sich unterhalb der Eichel befindet.

Bei der Frau treten die Geschwüre in der Regel an der Scheide auf. Da sie dort oft keine Schmerzen bereiten, kann Ulcus molle bei der Frau auch unbemerkt bleiben. Abhängig von den Praktiken des Geschlechtsverkehrs ist auch eine Geschwürbildung am After oder an der Mundschleimhaut möglich. Die Hälfte der Patienten entwickeln weitere Symptome, die auf eine Ausbreitung des Erregers über das Lymphsystem zurückzuführen sind.

In der Leistengegend kann es zu schmerzhaften [[Lymphknotenentzündung|Entzündungen der Lymphknoten kommen. Sie schwellen dann an und können ebenfalls Geschwüre und Abszesse bilden. Der weiche Schanker ist gut therapierbar. Während der Infektion ist jedoch das Risiko für die Ansteckung mit weiteren sexuell übertragbaren Erkrankungen stark erhöht.

Diagnose & Verlauf

Werden die Pusteln nicht behandelt, bilden sich innerhalb von 2-3 Tagen flache, schmerzhafte Geschwüre mit knötchenartigen Zellansammlungen und eitrigem Ausfluss. Darüber hinaus enthalten Ulcus molle Geschwüre zahlreiche positive T-Lymphozyten, die die Anfälligkeit von HIV-infizierten Personen zusätzlich erhöht.

Zu den Komplikationen infolge Ulcus molle gehören bei Männern eine Vorhautverengung sowie fortschreitende Geschwürbildungen. Hinzu kommen schmerzhaft geschwollene Lymphknoten, die bei starker Vereiterung spontan aufbrechen können. Eine rechtzeitige Diagnose von Ulcus molle ist zumeist erst mit krankhaften Veränderungen möglich. Bereits bei ersten Symptomen sollte daher unbedingt ein Urologe aufgesucht werden.

Zur Diagnose wird eine klinische Untersuchung eines Abstriches auf den Erreger von Ulcus molle aus einem Geschwür oder der Lymphflüssigkeit vorgenommen. Um eine Infektion mit einer anderen Geschlechtskrankheit auszuschließen, wird die Diagnose zusätzlich durch eine Anzucht aus dem Erregerstamm abgesichert. Grundsätzlich sollte parallel zur Diagnose von Ulcus molle ein HIV-Test durchgeführt werden.

Komplikationen

Bei Ulcus molle leiden die Patienten in erster Linie an einer starken Entzündung. Diese tritt dabei vor allem an der Stelle auf, an der der Erreger eingetreten ist. Die Stelle selbst ist dabei deutlich gerötet und kann auch von einem Juckreiz betroffen sein.

Weiterhin bildet sich dort aufgrund des Ulcus molles auch ein sehr schmerzhaftes Geschwür aus, welches die Lebensqualität des Betroffenen deutlich verringert und einschränkt. In vielen Fällen leiden diese auch an Minderwertigkeitskomplexen oder an einem verringerten Selbstwertgefühl, da sich die Beschwerde auch sehr negativ auf die Ästhetik des Betroffenen auswirken kann. Weiterhin schwellen auch die Lymphknoten des Patienten deutlich an und der Betroffene fühlt sich schwach und abgeschlagen.

Weiterhin kann die Erkrankung auch zu einer schmerzhaften Vorhautverengung führen. In den meisten Fällen kann Ulcus molle relativ einfach und schnell mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden. Nach ungefähr einer Woche verschwinden die Beschwerden und es kommt zu keinen weiteren Komplikationen. Allerdings sind die Patienten auf regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen beim Arzt angewiesen, damit es zu keinen weiteren Beschwerden kommt. Die Lebenserwartung des Patienten wird bei einer erfolgreichen Behandlung nicht negativ beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Ulcus molle ist immer ein Arzt aufzusuchen. Es handelt sich dabei um eine ernsthafte Krankheit, die zu schweren Komplikationen führen kann, wenn sie nicht richtig behandelt wird. Daher muss bei dieser Krankheit schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen ein Arzt aufgesucht werden, um weitere Komplikationen oder Beschwerden zu verhindern.

Je früher bei dieser Krankheit ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist meist auch der weitere Verlauf der Krankheit. Ein Arzt ist dann zu kontaktieren, wenn es zu einem sehr starken Fieber kommt. In der Regel fühlen sich die Patienten dabei müde und abgeschlagen und können nicht mehr aktiv am Alltag teilnehmen. Vor allem nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr sollte bei Auftreten dieser Symptome ein Arzt aufgesucht werden. Weiterhin kommt es auch zu starken Schmerzen in den Gelenken und zu einer allgemeinen Schwäche.

Die Krnakehit Ulcus molle kann in einem Krankenhaus oder durch einen Allgemeinarzt erkannt werden. Je früher der Arzt aufgesucht wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Ulcus molle erfolgt üblicherweise mit einer Antibiotika-Therapie, wobei schwangere Frauen mit Sorgfalt behandelt werden sollten. Üblicherweise bewährt hat sich bei der Therapie von Ulcus molle eine dreitägige orale Therapie mit zweimal täglich 500 mg Ciprofloxacin.

Ebenfalls möglich ist die Einnahme von Erythromycin über einen Zeitraum von 7-10 Tagen. Als intramuskuläre Injektion kann gleichfalls Ceftriaxon als Einmaldosis verabreicht werden. Gefüllte Lymphknoten werden gegebenenfalls geöffnet, um einem späteren entzündlichen Aufbrechen der Knoten vorzugreifen.

Daneben empfiehlt sich bei Ulcus molle eine gründliche Körperhygiene im Genitalbereich, um die Geschwüre zu trocknen bzw. sauber zu halten und damit weiteren entzündlichen Prozessen entgegenzuwirken. Dazu eignen sich Bäder mit Chinosol, Kaliumpermanganat oder entzündungshemmenden Substanzen. Ein Therapieerfolg bezieht neben der Notwendigkeit absoluter sexueller Abstinenz unbedingt den oder die regelmäßigen Sexualpartner in die Behandlung mit ein, um eine wiederholte Ansteckung mit Ulcus molle zu vermeiden. Eine Nachfolgeuntersuchung nach 3 Monaten kann eine Ausheilung bestätigen, womit ein chronischer Zustand ausgeschlossen wird.


Vorbeugung

Grundsätzlich empfiehlt sich zur Vermeidung einer Infektion mit Ulcus molle der geschützte Geschlechtsverkehr (Safer Sex). Die Vermeidung des Eindringens von Scheiden- oder Samenflüssigkeit in den Körper wird durch die Verwendung eines Kondoms gesichert. Nur so kann verhindert werden, dass das Erregerbakterium über die Schleimhäute in den Körper gelangt.

Nachsorge

Eine medizinische Nachsorge ist bei vollständig auskuriertem Ulcus molle nicht notwendig. Es ist bei frühzeitiger und konsequenter Therapie mit Antibiotika davon auszugehen, dass die Infektion keine ernsten Spätfolgen hinterlässt. Die Geschwüre heilen nach einiger Zeit ab. Bis zum vollständigen Abheilen sollte auf Sexualverkehr verzichtet werden, damit das geschwächte Gewebe sich erholen kann und weitere Infektionsrisiken ausgeschlossen werden können. Das Tragen von locker sitzender Unterwäsche kann das Abheilen der angegriffenen Körperpartien erleichtern.

Eine Nachsorge kann bei Ulcus molle lediglich dann notwendig werden, wenn die bakterielle Infektion über einige Zeit verschleppt wurde. Dies gilt besonders dann, wenn die Lymphknoten schon stark befallen sind und sich eitrige Abzesse gebildet haben. Diese bedürfen zum einen eines Öffnens durch den Arzt und stellen zum anderen eine Eintrittspforte für Erreger dar. In diesen Fällen ist eine gute Wundversorgung auch nach der Antibiose wichtig.

Bei schwer zu therapierenden oder sehr lang verschleppten Fällen sollte zudem über eine Nachsorgeuntersuchung nachgedacht werden. Diese kann feststellen, ob eine antibiotische Therapie gegen den weichen Schanker vollständig erfolgreich war oder nicht. Dennoch führt Ulcus molle in der Regel weder zu ernsthaften Komplikationen noch zu Folgeleiden. Eine medizinische Nachsorge ist daher in den meisten Fällen nicht notwendig.

Das können Sie selbst tun

Ein wichtiger Beitrag zur Selbsthilfe besteht bei einer Infektion mit dem Bakterium Haemophilus ducreyi darin, auf gründliche Sauberkeit und Hygiene im Intimbereich zu achten. Die durch die Infektion hervorgerufenen Geschwüre müssen unbedingt trocken und sauber gehalten werden, um die Abheilung zu beschleunigen. So beugen die Betroffenen außerdem Sekundärinfektionen vor.

Am besten erfolgt die Reinigung der Intimzone unter der Dusche. Hilfreich können aber auch Sitzbäder mit entzündungshemmenden Substanzen wie etwa Kaliumpermanganat sein. Eine günstige Wirkung wird auch Bädern mit hoch konzentriertem Salz aus dem Schwarzen Meer zugesprochen. Salzbäder können bei offenen Geschwüren aber schmerzhaft sein, diese Therapieform empfiehlt sich deshalb nicht für schmerzempfindliche Patienten.

Wichtig ist darüber hinaus sexuelle Abstinenz bis zum Abklingen der Symptome. Ein fester Sexualpartner sollte außerdem unbedingt in die Therapie mit einbezogen werden, da andernfalls die Gefahr einer dauernden gegenseitigen Ansteckung besteht.

Ulcus molle wird meist mit Antibiotika behandelt. Frauen, die sensibel auf diese Wirkstoffe reagieren, sollten vorsorglich Milchsäure-Zäpfchen aus der Apotheke verwenden. Diese Präparate stabilisieren das Scheidenmilieu und können so verhindern, dass die Behandlung mit Antibiotika zu einer Scheidenpilzinfektion führt.

Um erneute Infektionen zu verhindern, sollte nach erfolgreicher Therapie von ungeschütztem Geschlechtsverkehr Abstand genommen werden. Insbesondere sollte der direkte Kontakt mit Scheiden- und Samenflüssigkeit vermieden werden.

Quellen

  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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