Warfarin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Warfarin ist ein medizinischer Wirkstoff mit blutgerinnungshemmenden Eigenschaften. Hauptsächlich in den USA wird es zur Behandlung von Thrombosen verwendet. In Europa kommt dafür meist Phenprocoumon, ein Arzneistoff der gleichen Wirkstoffklasse, zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Warfarin?

Warfarin ist ein medizinischer Wirkstoff mit blutgerinnungshemmenden Eigenschaften. Er wird zur Behandlung von Thrombosen verwendet.

Warfarin gehört zur Stoffklasse der Kumarine. Kumarine sind zum Beispiel in verschiedenen Weidepflanzen vorhanden. Man entdeckte, dass die unsachgemäße Lagerung von Heu bei der Silage bei vielen Weidetieren zu unstillbaren Blutungen führte.

Diese Blutungen beruhen auf der Wirkung von Dicoumarol, welches sich durch Pilzbefall des Heus bildet. Aufgrund dieser Tatsache wurde die neu entdeckte Substanz auf die Möglichkeit eines medizinischen Einsatzes zur Behandlung von Thrombosen untersucht.

Dabei waren drei Derivate des Dicoumarols interessant, die unter den Bezeichnungen Warfarin, Phenprocoumon und Tromexan als Antikoagulanzien zur medizinischen Anwendung kamen. Zuvor setzte man Warfarin als Rattengift ein. Nachdem die Ratten das Gift mit der Nahrung aufnahmen, starben sie durch innere Blutungen, die zeitverzögert auftraten.

Pharmakologische Wirkung

Kumarine hemmen die Blutgerinnung auf indirektem Weg. Sie wirken als Antidot (Gegengift) zu Vitamin K. Dieses Vitamin steuert unter anderem die Bildung von verschiedenen Blutgerinnungsfaktoren, die u. a. dann wirksam werden, wenn Blut durch Wunden aus dem Blutkreislauf austritt. Kumarine, wie z. B. Warfarin stören die Wirkungsweise von Vitamin K und verhindern so die Neubildung der Blutgerinnungsfaktoren. Die Wirkung tritt jedoch zeitverzögert ein, da noch Gerinnungsfaktoren vorhanden sind, die nur langsam abgebaut werden.

Nach Beendigung der Behandlung mit Warfarin oder anderen Kumarinderivaten dauert es noch eine gewisse Zeit, bis die übliche Konzentration der Blutgerinnungsfaktoren wieder vorhanden ist.

Diese Zeit wird durch die Halbwertzeit des Abbaus der entsprechenden Kumarine bestimmt. Dabei hat Warfarin eine Halbwertzeit von 2 Tagen, während Phenprocoumon eine Halbwertzeit von 10-14 Tagen besitzt. Das bedeutet, dass bei Einsatz von Warfarin nach 2 Tagen und bei Einsatz von Phenprocoumon nach 10-14 Tagen die normale Blutgerinnung wieder funktioniert.

Ist eine schnelle Normalisierung der Blutgerinnung notwendig, weil vielleicht eine dringende Operation ansteht, muss Vitamin K als Antidot zu den Kumarinen verabreicht werden. Wegen der geringeren Halbwertzeit von Warfarin wäre dessen Einsatz als Blutgerinnungshemmer sinnvoller als der Einsatz von Phenprocoumon.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Der Einsatz von Warfarin oder anderen Kumarinen wird notwendig bei schweren Herz-/Kreislauferkrankungen, die eine Bildung von Blutgerinnseln befürchten lassen.

So werden bereits vorhandene Thrombosen aufgelöst, um das Auftreten einer eventuellen Embolie zu verhindern. Solche Blutgerinnsel können zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Lungenembolien führen. Prophylaktisch wird Warfarin bei anstehenden Operationen oder längerer Bettlägerigkeit eingesetzt, um hier die Bildung von Thromben und Blutgerinnseln zu verhindern. Es gibt auch Erkrankungen, die eine schnelle Behandlung mit Warfarin oder anderen Kumarinderivaten erfordern, so z. B. beim Vorhofflimmern. Das ist eine Herzrhythmusstörung mit einer besonders hohen Emboliegefahr.

Bei vorhandenen Thrombosen, besonders in den Beinen, soll die Antikoagulation (Auflösung der Thromben) ein Rezidiv (ein Wiederauftreten) der Thrombose verhindern. In seltenen Fällen ist eine lebenslange Behandlung mit Kumarinen notwendig, z. B. bei wiederholten Thrombosen oder angeborenen Blutgerinnungsstörungen. Während der Behandlung mit Warfarin sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass über die Nahrung möglichst wenig Vitamin K aufgenommen wird. Wie bereits erwähnt, wirkt Vitamin K als Antidot zu Warfarin und würde dessen Wirksamkeit neutralisieren.


Risiken & Nebenwirkungen

Warfarin sollte nicht verwendet werden bei Erkrankungen mit einer erhöhten Blutungsneigung, wie z. B. bei Magen-Darm-Blutungen, nach Operationen, bei Leber- und Nierenstörungen.

Als Nebenwirkung der Behandlung mit Warfarin kann es zu Blutungen, Hepatitis, Gelbsucht, Abnahme der Knochendichte oder verstärktem Haarausfall kommen. Es ist zu beachten, dass jeder Mensch anders auf Warfarin reagiert, was sich in den unterschiedlichen Konzentrationsbereichen, in denen sich seine blutgerinnungshemmende Wirkung entfaltet, äußert.

Dabei sind die Wirkungsgrenzen sehr eng gezogen, wobei eine etwas zu geringe Konzentration zur Wirkungslosigkeit und eine etwas zu hohe Konzentration unter Umständen zu schweren Blutungen führen können. Die Wirkungsgrenzen sind von genetischen Voraussetzungen und dem Gehalt von Vitamin K in der Nahrung abhängig.

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