Wald-Ruhrkraut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wald-Ruhrkraut ist ein weit verbreitetes, flächendeckend gedeihendes Gewächs aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die kleinwüchsige, eher unscheinbare Heil- und Zierpflanze verdankt ihren Namen ihrem einstigen populären Einsatz gegen die Ruhr. Heute findet sich das vielseitig anwendbare Wald-Ruhrkraut oder Wollkraut zumeist als Ziergewächs in heimischen Steingärten.

Vorkommen & Anbau des Wald-Ruhrkraut

Zu den in Deutschland verbreiteten Ruhrkräutern zählen weitere nicht gefährdete Unterarten. Das Norwegische Ruhrkraut (Gnaphalium norvegicum) ist in seiner Erscheinung dem Wald-Ruhrkraut ähnlich - mit kurzer Blütenähre und wenigen, nichtblühenden Rosettenblättern.
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Das mehrjährige Wald-Ruhrkraut, botanischer Name Gnaphalium sylvaticum, ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit nichtblühenden, grünen Rosettenblättern. Sie ist weißgrau-filzig und wollig behaart und besitzt braun-gelbweiße, ährenförmige Blütenköpfe mit jeweils bis zu 70 einzelnen Blüten. Der Same ist eine gelbbraune Nuss, die im Spätherbst reift. Die nur 10 bis 40 cm kleine Pflanze weist einen geraden, schlanken Wuchs auf.

Sie ist lichtliebend und gedeiht auf kalkarmen, sauren und mäßig frischen Lehmböden. Die Blütezeit ist von Juli bis September. Der Verbreitungsraum ist international, insbesondere in Mitteleuropa und Ost-Amerika ist die weit verzweigte Gattung der Ruhrkräuter anzutreffen. In Deutschland gedeiht das Wald-Ruhrkraut flächendeckend in allen Bundesländern. Es wächst an Waldwegen, auf Waldlichtungen, in Sandgruben und Heidelandschaften bis in Höhenlagen von 1700 Metern.

Zu den in Deutschland verbreiteten Ruhrkräutern zählen weitere nicht gefährdete Unterarten. Das Norwegische Ruhrkraut (Gnaphalium norvegicum) ist in seiner Erscheinung dem Wald-Ruhrkraut ähnlich - mit kurzer Blütenähre und wenigen, nichtblühenden Rosettenblättern. Es wächst insbesondere in Gebirgslagen und der Alpenregion. Das hierzulande gleichfalls häufig anzutreffende Sumpf-Ruhrkraut (Gnaphalium uliginosum) gedeiht vornehmlich auf Ackerböden und an feuchten Uferplätzen.

In höheren Alpenlagen sind auch das Zwerg-Ruhrkraut und Hoppes Ruhrkraut anzutreffen. Die kleinwüchsigen Ruhrkräuter sind vorwiegend ein- selten auch zweijährige, ausdauernde und krautige Blütenpflanzen. Oft finden sich diese Wildgewächse in der Umgebung von Flüssen und Bächen. Mit etwa 120 verschiedenen Arten sind die Ruhrkräuter wahre kosmopolitische Verbreitungskünstler. Unter den sechs in Mitteleuropa heimischen Arten sind das Wald-Ruhrkraut und das Sumpf-Ruhrkraut die meist verbreiteten Spezies.

Wirkung & Anwendung

Im Mittelalter und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein, wurde die im Englischen Heath Cudweed genannte, kraftvolle Heilpflanze zur Linderung der symptomatischen Beschwerden bei Durchfall, Katarrh und Atemwegserkrankungen eingesetzt. Aufgrund ihrer stark adstringierenden, antiseptischen Eigenschaften verwendeten Naturheilkundler und Mediziner Zubereitungen aus den oberirdischen Pflanzenteilen auch zur Behandlung von Ruhr, Bronchitis, Ekzemen, Gürtelrose, Gallenkrankheiten, Warzen, Wunden und Entzündungen.

Verantwortlich dafür ist das Zusammenspiel der im Ruhrkraut enthaltenen potenten Inhaltsstoffe. Seine Gerbstoffe wirken adstringierend und entzündungshemmend, die Bitterstoffe entfalten appetitanregende und verdauungsfördernde Eigenschaften und die ätherischen Pflanzenöle wirken krampf- und schleimlösend im Bereich des Magen-Darm-Trakts. Heute ist das unscheinbare Kraut mit seinen vielfältigen und nachweislich gesundheitsfördernden Wirkstoffen als Heilpflanze fast gänzlich in Vergessenheit geraten und wird in der modernen Pflanzenheilkunde kaum noch genutzt.

Wer die robuste Zierpflanze zu Nutzzwecken selbst anbauen möchte, der sollte das Wald-Ruhrkraut im Frühling aussäen. Es schätzt sandige, saure und kalkarme Böden und halbschattige Plätze. Erntefähig sind sowohl das blühende und nicht blühende Kraut. Die oberirdischen Pflanzenteile werden frisch gebündelt und luftig getrocknet. Zu buschigen Trockensträußen gebunden, sieht die zarte Steingartenpflanze auch auf dem Küchentisch äußerst dekorativ aus.

Als Teeaufguss wird ein Teelöffel getrocknetes Kraut mit 250 ml kochendem Wasser aufgebrüht und zehn Minuten ziehen gelassen. Zwei bis drei Tassen Wald-Ruhrkraut-Tee sind ein wirkungsvolles Homöopathikum gegen Durchfall und Erkältungskrankheiten. Für pastöse Kräuter-Umschläge sollten zwei Teelöffel Tee-Konzentration zubereitet werden. Diese wirken schmerzlindernd und heilungsfördernd bei akuten Hautkrankheiten und Wundreizungen.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

In der traditionellen Kräuterheilkunde fand das Wald-Ruhrkraut bereits als probates Mittel gegen Fieber, Nachtschweiß und als Auflage bei Prellungen medizinische Beachtung. Der bedeutende US-amerikanische Homöopath Dr. Arthur Hill Grimmer (1874-1967) und langjährige Präsident des amerikanischen Instituts für Homöopathie beschrieb in einer fragmentarischen Skizze vor dem Präsidium der Materia Medica 1950 die vielseitigen heilungskräftigen Eigenschaften des global heimischen Wildkrauts.

Er betonte, dass Gnaphalium nicht nur „eine große Medizin zur Linderung von Schmerzen ist, sondern auch ein tiefgreifendes Heilmittel mit breitem Aktionsradius“, welches umfassend studiert werden sollte. In seiner Chicagoer Naturheilkundepraxis behandelte der anerkannte Krebsspezialist mit dem Ruhrkraut sehr erfolgreich chronische und hartnäckige Fälle von Arthritis. Grimmers gezielter Einsatz von Gnaphalium bescherte ihm weltweite Aufmerksamkeit und verlieh seinen Ausführungen medizinische Glaubwürdigkeit. Seine gesammelten Werke geben heute einen umfassenden Einblick in mehr als 80 Beschreibungen von Homöopathika und ihren Indikationen.

Die wissenschaftliche Namensbezeichnung Gnaphalium verweist auf ihren griechischen Ursprung: „gnaphalon“ bedeutet übersetzt „Wollsträhne“, in Assoziation zum wollig behaarten Ruhrkraut. Als homöopathisches Präparat mit Gesundheitspotenzial findet Gnaphalium in Form von Komplexmitteln noch immer therapeutische Anwendung. Zur Gewinnung werden frische Pflanzenteile in Alkohol mazeriert. Zu den vegetarisch heilbaren Hauptanwendungsbereichen zählen Ischias-Schmerzen, Rheumatismus, chronische Rückenschmerzen, Hexenschuss, Neuritis, Nervenschmerzen, Taubheitsgefühl oder Waden- und Fußkrämpfe.

Der homöopathische Fachhandel, Arzneimittelhersteller, Apotheken und Naturheilpraxen bieten eine kompakte Auswahl an zertifizierten Gnaphalium-Mitteln an, etwa als Dilution, Tablette und Globuli in Potenzen von D2 bis D6. Zufriedene Anwender bescheinigen dem Heilmittel eine ausgezeichnete Wirksamkeit und Verträglichkeit, ohne sichtbare Nebenwirkungen. Um das Risiko unkontrollierter Ruhrkraut-Selbsttherapien gering zu halten, ist stets eine umfassende therapeutische Abklärung der Beschwerden nötig.

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