Vogelgrippe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Vogelgrippe oder aviäre Influenza ist eine Viruskrankheit, die weltweit verbreitet ist. Überwiegend sind hiervon Vögel bzw. Geflügel betroffen. Allerdings haben sich, vor allem in Asien, auch einige hundert Menschen mit der Vogelgrippe angesteckt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Vogelgrippe?

Die Vogelgrippe äußert sich beim Menschen durch Symptome, die auch bei einer schweren Grippe auftreten. Als erstes Anzeichen tritt in der Regel hohes Fieber auf, das von Husten und Atemnot begleitet wird.
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Die Vogelgrippe wird auch als aviäre Influenza bezeichnet und ist seit über 100 Jahren bekannt. Dabei existieren nur wenige aber dafür sehr krankmachende Vogelgrippeviren. Gerade die Viren des Subtyps Influenza A/H5N1 können in der Nutzgeflügelhaltung schwere Schäden anrichten.

Viele Tiere können durch diese Infektion verenden. Aus diesem Grund wird diese schwere Form der Vogelgrippe bei Tieren auch als Geflügelpest bezeichnet. Besteht ein sehr enger Kontakt zwischen infiziertem Tier und Mensch, besteht auch die Möglichkeit, dass sich der Mensch ansteckt.

Ursachen

Der Ursache liegt ein bestimmter Erreger zugrunde, nämlich der Vogelgrippe-Virus. Dieser gehört zu den sogenannten Influenza-A-Viren, die auch bei einem normalen Menschen mit Grippeviren vorkommen. Dabei kommt der Influenza-A-Virus in den Unterarten H- und N-Subtypen vor. So bezeichnen die Buchstaben die Eiweiße der Virushülle Hämagglutinin und Neuraminidase.

Treten Influenza-A-Viren bei einem Menschen auf, gehören diese in der Regel zu den Subtypen H1, H2 und H3. Oftmals sind die Subtypen H5 und H7 für den Ausbruch der Geflügelpest verantwortlich. Hierbei sind vor allem Zugvögel, wie zum Beispiel Enten, Hühner und Puten betroffen. Wesentlich seltener infizieren sich Schweine, Pferde, Katzen oder auch Menschen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Von Vogelgrippe sind vornehmlich Hühner, Puten und Enten betroffen. Bei den Tieren äußert sich die Krankheit in Form von Fieber, Fressunlust, Durchfall und einer Schwarzfärbung des Kamms. Durch Mutation kann sich auch der Mensch mit der Vogelgrippe anstecken. Besonders gefährlich dabei sind die Viren H5N1 und H7N9. Meist verläuft die Vogelgrippe beim Menschen harmlos.In einigen Fällen ist ein schwerer Krankheitsverlauf möglich.

Die Inkubationszeit beträgt wenige Stunden bis mehrere Tage. Die ersten Symptome beim Menschen treten blitzartig auf und ähneln einer Grippe. Der Betroffene erleidet hohes Fieber und bekommt starke Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen. Husten und Atemnot kommen hinzu. Seltener wird die Erkrankung durch Nasenbluten oder Schleimhautblutungen eingeleitet.

Im weiteren Verlauf konzentriert sich die Vogelgrippe auf die Atemwege. Lungenentzündungen bis hin zum Versagen der Atemorgane sind die Folge. Bei den Patienten lässt sich eine Erhöhung der Leberwerte feststellen. Die weißen und roten Blutkörperchen nehmen ab und es kommt zu einer Anämie.

Weiterhin treten Störungen der Nierenfunktion auf und der Patient erleidet Herzrhythmusstörungen. Beinahe die Hälfte aller mit Vogelgrippe in Krankenhäusern eingelieferten Patienten sterben an Lungenversagen. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass es sich um einen für unser Abwehrsystem bislang unbekannten Erreger handelt.

Diagnose & Verlauf

Die Vogelgrippe äußert sich beim Menschen durch Symptome, die auch bei einer schweren Grippe auftreten. Als erstes Anzeichen tritt in der Regel hohes Fieber auf, das von Husten und Atemnot begleitet wird. Zudem kann es auch zu Durchfall kommen. Eher selten treten Bauchschmerzen, Erbrechen und Übelkeit auf. Gliederschmerzen, Kopfschmerzen sowie Halsschmerzen kommen dagegen nicht in allen Fällen vor. In sehr schweren Fällen kann sogar eine Lungenentzündung entstehen.

Besteht der Verdacht auf eine Vogelgrippe, erfolgt die Diagnose durch einen Erregernachweis. Dabei sind zuverlässige Testverfahren verfügbar, mit denen innerhalb weniger Stunden Vogelgrippe-Viren nachgewiesen werden können. Als weiteres Material für Tests kann auch ein Rachen- oder Nasenabstrich sowie ein abgehustetes Bronchialsekret dienen. Der Verdacht auf eine Vogelgrippe ergibt sich dann, wenn die betreffende Person nach dem Kontakt mit einem bereits infizierten Tier grippeähnliche Symptome zeigt.

Der Verlauf einer Vogelgrippe kann bei einem Menschen sehr unterschiedlich ausfallen. Dabei kann es zu gar keinen Beschwerden, leichten Erkältungssymptomen bis hin zu einer schweren Lungenentzündung kommen. In diesem Fall ist auch ein tödlicher Verlauf der Vogelgrippe möglich. Oftmals nimmt die Vogelgrippe beim Menschen einen sehr schweren Verlauf.

Durch die gleichzeitige Erkrankung eines Menschen an einer normalen Grippe und einer Vogelgrippe kann es zu einer Mischung sowie Veränderung des Erbmaterials der unterschiedlichen Viren kommen. Dies stellt ein hohes Risiko dar, denn diese gemischten Viren wären leichter von Mensch zu Mensch übertragbar als die Vogelgrippe-Viren. So kann im weiteren Verlauf eine Epidemie ausgelöst werden.

Komplikationen

Zu den möglichen Folgeerscheinungen der Vogelgrippe zählt der sogenannte Zytokinsturm (Hyperzytokinämie). Dabei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Immunsystem-Entgleisung. Infolgedessen kommt es zu einer Rückkoppelung zwischen Immunzellen und Zytokinen. Die adaptive Immunantwort versagt und es entsteht eine Überreaktion des Abwehrsystems.

So werden von Abwehrsystemzellen wie Makrophagen oder T-Zellen erhebliche Zytokinmengen ausgeschüttet, was eine ausgeprägte Entzündung zur Folge hat. Im weiteren Verlauf droht eine schwere Lungenentzündung (Influenzapneumonie). Ebenso ist ein Versagen der Organe sowie ein akutes Lungenversagen denkbar. In solchen Fällen bedarf der Patient einer intensivmedizinischen Therapie sowie einer künstlichen Beatmung.

Im Rahmen einer Vogelgrippe drohen zusätzliche Beschwerden wie ein Mangel an weißen Blutkörperchen, ein Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie), ein septischer Schock oder eine Anämie (Blutarmut). Bei einigen Patienten kommt es außerdem zu einer Niereninsuffizienz (Nierenschwäche). Im Extremfall versagen die Nieren komplett.

Zu den schwersten Folgeerscheinungen der Vogelgrippe zählt der toxische Schock. Grund dafür ist die deutlich radikalere Abwehrreaktion des Körpers auf Vogelgrippeviren im Unterschied zu den gewöhnlichen Grippeviren. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Multiorganversagen, das den Tod des Patienten nach sich zieht.

Dabei tritt der Tod entweder durch Lungenversagen oder Nierenversagen ein. Als besonders gefährlich gilt die Vogelgrippe, wenn Vogelgrippeviren und gewöhnliche Grippeviren aufeinander treffen. So lassen sich diese Virus-Mischformen leichter von einem Menschen zum anderen übertragen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Verschlechtert sich der allgemeine Gesundheitszustand innerhalb weniger Stunden oder mehrerer Tage, ist dies als Warnsignal zu deuten. Es besteht Handlungsbedarf, da bei einer Vogelgrippe ein schwerer Krankheitsverlauf möglich ist. Zur Klärung der Ursache der Befindlichkeit und Stellung einer Diagnose wird ein Arzt benötigt. Kopfschmerzen, Unregelmäßigkeiten im Bereich des Halses oder Beschwerden der Muskulatur sind erste Anzeichen einer vorliegenden Erkrankung.

Klagt der Betroffene über plötzliches Nasenbluten oder Störungen der Schleimhäute, sollte er die wahrgenommenen Veränderungen mit einem Arzt besprechen. Kommt es zu Beeinträchtigungen der Atemtätigkeit, einem allgemeinen Unwohlsein oder einem Krankheitsgefühl, ist die Abklärung eines Arztes anzuraten.

Eine inneren Schwere, Schlafstörungen, Durchfall, Bauchschmerzen, Mattigkeit oder Abgeschlagenheit sind weitere Beschwerden, die von einem Arzt näher untersucht werden sollten. Husten, Auswurf oder Schweißausbrüche sollten ebenfalls von einem Arzt begutachtet werden. Kommt es zu Atemnot, Panik oder Angst, sollte unverzüglich gehandelt werden. In einer akuten Situation ist ein Notarzt zu alarmieren.

Zur Vermeidung von Komplikationen und der Verringerung von weiteren Risiken sind die Anweisungen des Rettungsdienstes bis zur Ankunft des Arztes umzusetzen. Da es sich bei einer Vogelgrippe um eine stark ansteckende Erkrankung handelt, sollten Menschen, die sich in unmittelbarer Umgebung eines Erkrankten aufgehalten haben, vorsorglich ihren eigenen Gesundheitszustand überprüfen lassen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie bei einer Vogelgrippe zielt darauf ab, dass die Viren bekämpft und die Beschwerden gelindert werden. Gegen die Viren kommen dann entsprechende virusabtötende Medikamente zum Einsatz. Diese werden auch als Virostatika bezeichnet. Zur Linderung der Beschwerden sind Schmerzmittel und fiebersenkende Medikamente geeignet.


Vorbeugung

Indem jeglicher Kontakt zu infizierten Tieren vermieden wird, kann einer Vogelgrippe vorgebeugt werden. Allerdings ist das Ansteckungsrisiko auch bei einem Kontakt mit infizierten Tieren sehr gering. Weltweit sind ungefähr 200 Millionen Tiere an der Vogelgrippe verendet. Hierbei haben sich nur etwa 500 Menschen mit dem Virus infiziert.

Trotz des geringen Risikos sollten entsprechende Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Hierzu gehört vor allem die Vermeidung des Kontaktes mit infizierten Tieren. Sollte trotzdem Kontakt bestehen, sollte auf eine gründliche Handhygiene geachtet werden. Des Weiteren sollten Geflügel sowie auch Eier lange gekocht oder gebraten werden.

Durch das Erhitzen bei 70 Grad Celsius werden die Viren getötet. Auf den Genuss von rohem oder auch halbgarem Geflügelfleisch sollte verzichtet werden. Wer kranke oder auch tote Wildvögel findet, sollte diese in keinem Fall berühren, sondern das zuständige Veterinäramt verständigen. Eine normale Grippeschutzimpfung hilft gegen die Vogelgrippe-Viren nicht. Bisher existiert noch keine Impfung gegen die Vogelgrippe.

Nachsorge

In den meisten Fällen sind die Betroffenen bei der Vogelgrippe auf eine schnelle und vor allem auf eine frühzeitige Behandlung durch einen Arzt angewiesen. Dabei sind die Maßnahmen einer Nachsorge in der Regel deutlich eingeschränkt und stehen dem Betroffenen fast gar nicht zur Verfügung. Daher sollte schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen dieser Krankheit ein Arzt aufgesucht werden, damit es im weiteren Verlauf nicht zu Komplikationen oder anderen Beschwerden mehr kommen kann.

In der Regel kann keine Selbstheilung bei einer Vogelgrippe-Erkrankung eintreten. Die Krankheit selbst wird dabei meistens durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten behandelt. Dabei sollte der Betroffene auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf eine richtige Dosierung achten, um den Beschwerden richtig und dauerhaft entgegenzuwirken.

Bei Unklarheiten oder bei Fragen sollte zuerst ein Arzt konsultiert werden. Weiterhin empfiehlt sich Bettruhe, um den Körper nicht unnötig zu belasten. In einigen Fällen ist daher auch die Unterstützung und die Hilfe der eigenen Familie bei dieser Krankheit sehr wichtig, wodurch auch Depressionen und andere psychische Verstimmungen gelindert werden können. Bei einer richtigen Behandlung verringert die Vogelgrippe nicht die Lebenserwartung des Betroffenen und schränkt diese auch nicht anderweitig ein.

Das können Sie selbst tun

Wenn nach dem Kontakt mit möglicherweise erkrankten Tieren typische Vogelgrippe-Symptome wie Husten, Atemnot oder Unwohlsein auftreten, sollte ein Arzt konsultiert werden. Der Mediziner ist über den Verdacht zu informieren, damit die notwendigen Quarantäne-Maßnahmen eingeleitet werden können.

Patienten, die an Vogelgrippe erkrankt sind, müssen die ärztlichen Vorgaben einhalten. In der Regel ist eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich. Nach der Entlassung gelten Schonung und Bettruhe. Symptome wie Fieber und Magen-Darm-Beschwerden können noch einige Tage bestehen bleiben. Es gelten die üblichen Allgemeinmaßnahmen, wie Schonkost, viel Schlaf und die Vermeidung von Stress. Die körperlichen Warnsignale müssen beobachtet werden. Im Zweifelsfall ist der Arzt zu informieren, da die Gefahr einer Verschleppung der Erkrankung besteht.

Die Vogelgrippe sollte nach ein bis zwei Wochen vollständig abgeklungen sein. Im Rahmen der ärztlichen Kontrolluntersuchung können etwaige Rückstände des H5N1-Erregers festgestellt werden. Wurde der Erreger durch die ärztliche Behandlung vollständig abgetötet, sind keine weiteren Maßnahmen notwendig. Der Auslöser der Erkrankung sollte ermittelt werden, damit andere Menschen vor einer Ansteckung bewahrt werden. Begleitend dazu müssen zudem Gesundheitsamt und Seuchenschutzbehörde eingeschaltet werden.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Modrow, S., Falke, D.: Molekulare Virologie. Springer Spektrum, Berlin 2010

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