Vibrio

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bakterien der Gattung Vibrio gehören zu den gramnegativen Bakterien. Die meisten Bakterien dieser Art leben im Wasser. Ein bekannter Erreger der Familie ist Vibrio cholerae, der Erreger der Cholera.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Vibrio-Bakterien?

Vibrionen sind vor allem in Süß- und Salzwasser heimisch. Dank ihrer Geißeln können sich die Stäbchenbakterien gezielt im Wasser fortbewegen. Auch der Erreger Vibrio cholerae fühlt sich vor allem in Brack- und Küstengewässern wohl.
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Bakterien der Gattung Vibrio werden auch als Vibrionen bezeichnet. Vibrionen sind gramnegative Bakterien. Sie lassen sich in der Gram-Färbung rot anfärben. Im Gegensatz zu grampositiven Bakterien besitzen gramnegative Bakterien eine dünne Peptidoglykanschicht aus Murein. Zusätzlich sind sie von einer äußeren Zellmembran umgeben.

Die gramnegativen Vibrionen sind gebogene Stäbchenbakterien. An ihrer Außenwand weisen sie sogenannte unipolare Geißeln auf. Geißeln sind Zellfortsätze, die den Bakterien als Bewegungsorganellen dienen. Begeißelte Bakterien wie die Vibrionen können zu Zielobjekten hinschwimmen oder sich von schädigenden Orten entfernen. Diese Vorgänge werden als positive und negative Taxis bezeichnet.

Bekannte Vertreter der Vibrionen sind Vibrio alginolyticus, Vibrio harveyi, Vibrio parahaemolyticus, Vibrio natriegens, Vibrio cholerae und Vibrio fischeri. Für den Menschen sind die Erreger Vibrio cholerae, Vibrio vulnifiucs und Vibrio parahaemolyticus gefährlich.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Vibrionen sind vor allem in Süß- und Salzwasser heimisch. Dank ihrer Geißeln können sich die Stäbchenbakterien gezielt im Wasser fortbewegen. Auch der Erreger Vibrio cholerae fühlt sich vor allem in Brack- und Küstengewässern wohl. Die Aufnahme durch kontaminiertes Wasser ist der Hauptinfektionsweg. Hauptinfektionsquelle ist in der Regel unzureichend aufbereitetes Trinkwasser. Auch Lebensmittel, die mit dem kontaminierten Wasser in Kontakt gekommen sind, sind potenziell infektiös. Obst und Gemüse werden beispielsweise bei der Düngung kontaminiert oder mit kontaminiertem Wasser bespritzt. Ein Mensch kann sich somit auch durch den Verzehr von Lebensmittels mit Cholera infizieren. Häufiger findet sich Vibrio cholerae noch in Fisch oder Meeresfrüchten.

Patienten, die an Cholera erkrankt sind, scheiden den Erreger mit Stuhl oder Erbrochenem aus. Im Stuhl lässt sich der Erreger noch einige Wochen nachweisen. Schmierinfektionen sind jedoch eine seltenere Infektionsquelle.

Während der Erreger der Cholera heute eher in Asien und Afrika zu finden ist, fühlt sich Vibrio vulnifiucs aufgrund des geringen Salzgehalts und der starken Erwärmung auch an der deutschen Ostseeküste wohl. Vibrio vulnifiucs gelangt häufig durch den Verzehr von Meeresfrüchten und insbesondere durch den Verzehr von Austern in den Körper. Die Stäbchenbakterien können allerdings beim Schwimmen oder beim Waten in kontaminierten Gewässern auch über offene Wunden in den Körper eindringen. Dafür sind winzigste Verletzungen ausreichend. Solange das Wasser kalt ist, befinden sich die Bakterien auf dem Meeresboden. Sobald sich das Meer auf 15 bis 20 ° Celsius erwärmt, steigen sie auf und vermehren sich rasant.

Auch der Erreger Vibrio parahaemolyticus lebt im Meerwasser. Dieser Erreger lebt hauptsächlich in Süd- und Nordamerika. Selten treten Infektionen mit Vibrio parahaemolyticus auch in Europa auf. Infektionsquelle sind vorrangig Fische und Meeresfrüchte.

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Krankheiten & Beschwerden

Der Erreger Vibrio cholerae verursacht die schwere bakterielle Infektionskrankheit Cholera. Nur bei etwa 15 Prozent der Menschen, die sich mit dem Erreger angesteckt haben, bricht die Cholera jedoch auch aus. Menschen mit der Blutgruppe AB entwickeln nur sehr selten Symptome. Besonders gefährdet sind Menschen mit der Blutgruppe 0.

Die ersten Symptome treten zwei bis drei Tage nach Kontakt mit dem Erreger auf. Die Cholera verläuft typischerweise in drei Stadien. Das erste Stadium geht mit plötzlich einsetzendem Brechdurchfall einher. Der dünnflüssige Stuhl ist oft mit Schleimflocken durchsetzt. Er wird deshalb auch als Reiswasserstuhl bezeichnet. Schmerzen treten nur selten auf.

Das zweite Stadium ist durch den Flüssigkeitsmangel charakterisiert. Durch die anhaltenden Durchfälle geht viel Flüssigkeit verloren. Der Flüssigkeitsverlust kann bis zu 20 Liter pro Tag betragen. Durch den Wasser- und Salzverlust haben die Patienten eine hohe und sehr heisere Stimme, die sogenannte Vox cholerica. Der Elektrolytverlust führt zu Muskelkrämpfen. Das Gesicht der Patienten ist eingefallen, die Augen sind eingesunken. Der Blutdruck ist niedrig, das Herz schlägt sehr schnell. An den Extremitäten ist kaum ein Puls ertastbar.

Im dritten Stadium reagiert der Körper mit Benommenheit bis hin zum Koma. Die Patienten sind verwirrt. Es können Komplikationen wie Lungenentzündungen, Ohrspeicheldrüsenentzündungen oder Sepsis auftreten.

Aus einer Infektion mit pathogenen Stämmen von Vibrio parahaemolyticus resultiert meist eine akute Gastroenteritis. Diese Magen-Darm-Entzündung äußert sich zunächst durch Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Nach einigen Stunden kommt Durchfall dazu. Die Magensymptome lassen dann in der Regel bereits nach. Je nach Ausmaß der Erkrankung und der Schädigung der Darmschleimhaut kann der Durchfall blutig sein. Die Darmtätigkeit ist gesteigert, sodass krampfartige Bauchschmerzen auftreten können. Auch Fieber und Schwindelgefühle sind mögliche Symptome. Bei anhaltendem Durchfall oder Erbrechen kann es durch den Flüssigkeitsverlust zu einer Exsikkose (Austrocknung) kommen.

Wenn der Erreger Vibrio vulnificus über den Verdauungstrakt in den Körper gelangt, kommt es zu Erbrechen und Diarrhö. Durchfall und Erbrechen sind von starken Leibschmerzen begleitet. Der Erreger kann auch über Minimalverletzungen in den Körper kommen. An der Eintrittsstelle entsteht dann eine Dermatitis mit Blasen. Die Blasen platzen recht schnell auf und hinterlassen blutende und schmerzhafte Wunden. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann sich innerhalb kurzer Zeit eine lebensbedrohliche Sepsis entwickeln.

Quellen

  • Ableitner, O.: Einführung in die Molekularbiologie. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2018
  • Dülligen, M., Kirov, A., Unverricht, H.: Hygiene und medizinische Mikrobiologie. Schattauer, Stuttgart 2016
  • Gries, O., Ly, T.: Infektologie - Kompendium humanpathogener Infektionskrankheiten und Erreger. Springer, Berlin 2019

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