Vertebra plana

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Vertebra plana ist eine Wirbelabflachung, die meist die Hals- oder Lendenwirbelsäule betrifft und mit Schmerzen oder Haltungsstörungen einhergeht. Die Erkrankung betrifft vor allem Kinder und ist mit verschiedenen Primärerkrankungen assoziiert. Die Therapie besteht in einer Ruhigstellung der Patienten durch Gips oder Korsett.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Vertebra plana?

Zur Diagnosestellung auf eine Vertebra plana ist eine Bildgebung der Wirbelsäule das entscheidende Instrument. Der Arzt veranlasst die Bildgebung in der Regel nach einer Anamnese, die auf dahingehende Läsionen hindeutet.
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Die Krankheitsgruppe der aseptischen Knochennekrosen umfasst solche Nekrosen im Knochengewebe, die nicht durch eine Infektion ausgelöst worden sind. In diese Krankheitsgruppe fallen verschiedene Erkrankungen. Eine davon ist die Vertebra plana, die auch Morbus Calvé genannt wird. Die Bezeichnung Vertebra plana heißt wortwörtlich Plattwirbel und bezieht sich so eigentlich auf einen isoliert abgeplatteten Wirbelkörper.

Die Bandscheibe der Patienten ist erhalten. Wenn die Abflachung von Wirbelkörpern nicht isoliert vorliegt, sondern mehrere Wirbel betroffen sind, ist dagegen von Platyspondylie die Rede. Die Vertebra plana liegt meist an Brust- oder Lendenwirbelsäule vor. Hauptsächlich erkranken Kinder in einem Alter zwischen vier und sieben Jahren daran.

Ein klinisches Charakteristikum ist die Verbreiterung von nebenliegenden Zwischenwirbelräumen. Neurologische Komplikationen liegen in den meisten Fällen nicht vor, da die Wirbelabflachung nur in den seltensten Fällen die Halswirbelsäule betrifft.

Ursachen

Die Vertebra plana ist in den meisten Fällen das Symptom einer übergeordneten Erkrankung. Als primäre Ursache für die Veränderungen der Wirbelsäule kommen zum Beispiel Krankheiten wie die Langerhanszell-Histiozytose oder die chronisch rezidivierend multifokale Osteomyelitis infrage. Wenn dagegen mehrere Abplattungen der Wirbelkörper vorliegen, ist eher von Osteopetrose auszugehen. Seltener ist die Ursache in diesem Fall eine Osteomalazie.

Obwohl die Vertebra plana als aseptische Knochennekrose bezeichnet wird, wurden außerdem Infektionen in ursächlichem Zusammenhang mit der Erkrankung dokumentiert. Allen voran wurden Pilzinfektionen in Einzelfällen als primäre Ursache ausgemacht. Eine letzte mögliche Ursache ist das eosinophile Granulom. In den meisten Fällen und zugleich im Zusammenhang mit den meisten hier genannten Primärerkrankungen ist die Abflachung eine Folge von Zerstörungen der Kortikalis.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten der Vertebra plana leiden vor allem an zwei charakteristischen Symptomen. Die meisten Betroffenen klagen über Schmerzen, die sie als belastungsabhängig charakterisieren. Nur in Einzelfällen bleiben die Schmerzen auch über Belastungssituationen hinaus bestehen. Durch die Abflachung des Wirbels ist die Wirbelsäule von Funktionseinschränkungen betroffen. Aus diesem Grund berichten viele Patienten der Vertebra plana zusätzlich zu den Schmerzen außerdem von einer Haltungsschwäche.

Abhängig von der Lokalisation des betroffenen Wirbels ist die Haltungsschwäche mehr oder weniger stark ausgeprägt und wird vom Patienten so mehr oder weniger stark bemerkt. In seltenen Einzelfällen stellen sich zusätzlich zu diesen Symptomen neurologische Defizite ein. In diesen Einzelfällen liegt der abgeflachte Wirbel meist in der Halswirbelsäule. Gefühlsstörungen oder Bewegungsstörungen sind in diesem Fall denkbar. Da die Vertebra plana typischerweise nicht in der Halswirbelsäule vorkommt, sind diese Symptome für die Erkrankung aber nicht besonders charakteristisch.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Zur Diagnosestellung auf eine Vertebra plana ist eine Bildgebung der Wirbelsäule das entscheidende Instrument. Der Arzt veranlasst die Bildgebung in der Regel nach einer Anamnese, die auf dahingehende Läsionen hindeutet. Im Röntgenbild zeigen sich neben der Abflachung der Wirbel die verbreiterten Zwischenwirbelräume. Differentialdiagnostisch ist gerade dieses klinische Charakteristikum der Vertebra plana hilfreich, um Destruktionen im Rahmen einer Spondylitis oder eine bakterielle Osteomyelitis auszuschließen.

Bei beiden Krankheiten ist der Zwischenwirbelraum verschmälert. Gerade bei Kindern müssen differentialdiagnostisch auch Tumorerkrankungen in Betracht gezogen werden, die sich durch die Bildgebung ausschließen lassen. Auch ein MRT der Wirbelsäule kommt theoretisch als Bildgebungsverfahren infrage. Nur unter Kontrastmittelgabe erhält der Arzt durch diese Bildgebung aber ein klares Bild. Die Prognose ist für Patienten der Vertebra plana relativ günstig.

Komplikationen

Eine Vertebra plana kann eine Reihe von Komplikationen hervorrufen. Die typischerweise auftretenden Schmerzen können sich im Verlauf der Erkrankung und mit dem Hinzukommen von Haltungsschäden verstärken. Durch die Abflachung des Wirbels treten Funktionseinschränkungen der Wirbelsäule auf. In Einzelfällen können neurologische Defizite auftreten, zum Beispiel Gefühlsstörungen oder Bewegungsstörungen.

Liegt der Vertebra plana eine ernste Erkrankung wie ein Tumor zugrunde, können mit dem Fortschreiten des Grundleidens weitere Komplikationen auftreten. Patienten, bei denen die Vertebra plana in Verbindung mit einer Querschnittslähmung auftritt, leiden unter weiteren Funktionseinschränkungen, zudem kann es im Verlauf des Querschnittsyndroms zu ernsten Komplikationen wie Ödemen und Durchblutungsstörungen kommen.

Bei der Behandlung einer Vetebra plana kann es ebenfalls zu Komplikationen kommen. Erhält der Patient Schmerzmedikamente, besteht das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen, zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden und Hautirritationen. Eine operative Behandlung zieht gelegentlich Wundheilungsstörungen oder Infektionen nach sich.

Beim Eingriff sind auch Nervenverletzungen und Blutungen nicht auszuschließen. Etwaige Begleitmaßnahmen wie Warm-Kalt-Therapie oder physiotherapeutische Maßnahmen verlaufen meist ohne größere Komplikationen, können in Einzelfällen aber ebenfalls gesundheitliche Probleme verursachen, die einer weiter Behandlung bedürfen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Vertebra plana sollte immer ein Arzt aufgesucht werden, da es bei dieser Erkrankung nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann. Dabei wirkt sich eine frühzeitige Diagnose mit einer anschließenden Behandlung immer sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus, sodass schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen ein Arzt kontaktiert werden sollte. Dabei ist ein Arzt bei Vertebra plana dann zu kontaktieren, wenn der Betroffene an starken Schmerzen leidet. Diese Schmerzen treten vor allem im Bereich der Wirbelsäule auf, wobei sie bei Belastungen stärker werden. Ebenso können diese starken Schmerzen zu Einschränkungen in der Bewegung des Betroffenen führen.

Weiterhin können auch Störungen der Gefühle auf die Vertebra plana hindeuten. Falls sie über einen längeren Zeitraum auftreten und nicht wieder von alleine verschwinden, sollte auf jeden Fall ein Arzt kontaktiert werden. Die erste Diagnose kann durch einen Allgemeinarzt oder durch einen Orthopäden erfolgen. Die weitere Behandlung hängt von der Ursache der Vertebra plana ab, sodass dabei keine allgemeine Voraussage erfolgen kann.

Behandlung & Therapie

In den meisten Fällen der Vertebra plana ist eine Therapie nicht zwingend notwendig. Die Wirbelkörper bauen sich häufig spontan wieder auf und lassen alle Symptome abklingen. Bis dieser spontane Wiederaufbau stattfindet, sollen die Patienten Belastungen der Wirbelsäule meiden, so zum Beispiel das Heben schwerer Gegenstände oder ähnliche Aktivitäten. Die Ruhigstellung ist für einige Zeit empfohlen. So soll vor allem die Ausbildung eines Gibbus verhindert werden.

Um die Patienten bei der Ruhigstellung zu unterstützen, können verschiedene Therapieschritte infrage kommen. Die Betroffenen können ihre Wirbelsäule zum Beispiel durch ein Korsett stabilisieren. Abhängig von der Lokalisation der Abflachung kommt unter Umständen auch der Einsatz eines Gipses infrage. Die Ruhigstellung ist vor allem deshalb wichtig, damit nach dem selbstständigen Wiederaufbau der Wirbel keine funktionalen oder statischen Beeinträchtigungen bestehen.

Gegen starke Schmerzen erhalten die Patienten unter Umständen eine medikamentöse Behandlung. Durch die Ruhigstellung der Wirbelsäule sollten sich zumindest belastungsabhängige Schmerzen aber wie von selbst erledigen. Abhängig von der Grunderkrankung müssen gegebenenfalls weitere Behandlungsschritte erfolgen, die die Ursache der Vertebra plana beheben und somit Rezidive ausschließen. Bei Pilzinfektionen sind daher beispielsweise anti-infektiöse Medikamente zur Therapie indiziert.

Falls die Vertebra plana die Halswirbelsäule betrifft und neurologische Defizite bestehen, kommen zur Behebung von Gefühlsstörungen zum Beispiel Warm-Kalt-Therapien infrage. Bewegungsstörungen lassen sich in physiotherapeutischer Betreuung bekämpfen. In den allerseltensten Fällen ist bei einer Vertebra plana eine chirurgische Intervention indiziert. Dieser Therapieschritt beschränkt sich auf solche Fälle, in denen keine spontane Remission der Beschwerden eintritt oder eine Querschnittslähmung mit Infektionsherd besteht.

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Vorbeugung

Der Vertebra plana lässt sich durch die Vorbeugemaßnahmen zu den ursächlichen Erkrankungen vorbeugen.

Nachsorge

Eine Vertebra Plana bildet sich typischerweise von selbst zurück. Liegen dem Morbus Calvé Erkrankungen wie die Langerhanszell-Histiozytose oder eine chronische rezidivierende Multifokale Osteomyelitis zugrunde, ist ein spontaner Wiederaufbau des Wirbelkörpers möglich. Die Nachsorge umfasst eine körperliche Kontrolluntersuchung und ein Gespräch mit dem Patienten.

Je nach Ursache der Vertebra Plana werden außerdem bildgebende Verfahren genutzt. Möglich sind je nach Art und Schwere des Leidens zum Beispiel Röntgen oder CT. Bei dem Patientengespräch erkundigt sich der Arzt nach dem Befinden des Patienten. Bei der Anamnese werden die Symptome besprochen und weitere Therapiemöglichkeiten diskutiert. Insofern bei der körperlichen Untersuchung keine Auffälligkeiten festgestellt wurden, kann der Patient anschließend entlassen werden.

Die Nachsorge übernimmt ein Orthopäde oder Chiropraktiker. Gegebenenfalls kann außerdem ein Osteopath oder ein anderer Facharzt involviert werden. Bei der Vertebra Plana ist keine langwierige Nachsorge vonnöten. In der Regel genügt eine abschließende Untersuchung. Bei chronischen Beschwerden sind weitere Untersuchungen notwendig. Betroffene Personen sollten hierfür Rücksprache mit dem zuständigen Arzt halten . Falls notwendig, kann der Patient zur weiteren Behandlung an einen Physiotherapeuten verwiesen werden.

Das können Sie selbst tun

Der Vertebra plana wird in erster Linie durch Ruhigstellung behandelt. Der betroffene Wirbel darf nicht belastet werden. Meist muss die Ruhigstellung einige Wochen bis Monate beibehalten werden. Bei einem positiven Verlauf kommt es dann von selbst zu einer Besserung des Zustandes.

Der Vertebra plana baut sich im Verlauf der Genesung wieder auf und der Wirbelkörper rückt an seine ursprüngliche Position zurück. Um diesen Prozess zu unterstützen, bieten sich außerdem Krankengymnastik und spezielle physiotherapeutische Maßnahmenan. Der Orthopäde oder Physiotherapeut kann die genauen Maßnahmen nennen und die Behandlung überwachen. Patienten sollten sich schonen und die Übungen nach den Vorgaben des Arztes durchführen. Dann sollte sich der Vertebra plana innerhalb einiger Wochen bis Monate zurückbilden.

Der Wirbelkörper kann noch einige Zeit später Schmerzen verursachen. Diese werden mittels herkömmlicher Schmerzmittel behandelt. Alternativ bieten sich natürliche Schmerzmittel aus dem Bereich der Naturheilkunde an. Bewährt haben sich beispielsweise Präparate mit Baldrian sowie verschiedene Globuli. Auch Schüßler-Salze können zur Behebung der Schmerzen beitragen. Massagen sind in Rücksprache mit dem Arzt ebenfalls ein wirksames Mittel, um Spannungen abzubauen und die Durchblutung der betroffenen Wirbelkörper zu fördern.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Niethardt, F.U.: Kinderorthopädie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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