Behandlung bei Verstauchungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mehr oder weniger gewaltsame Einwirkungen auf den Bewegungsapparat, zu dem Muskeln, Sehnen, Faszien und Gelenke zählen, stellen Verstauchungen, Prellungen und Zerrungen dar. Eine Verstauchung kann nur an Gelenken erfolgen. Bevorzugt ist hier das Fuß- und Handgelenk. Prellungen dagegen betreffen mehr die Weichteile, die Muskulatur und die oft darüber liegenden sehnigen Platten, die Faszien. Zerrungen erleidet man nur an der Muskulatur und deren Enden, die man als Sehnen bezeichnet. Jede der genannten Verletzungen unterscheidet sich von den anderen durch spezifische Merkmale. Die Verhaltensweise und die Behandlung erfolgt deshalb auch unterschiedlich.

Ursachen von Verstauchungen

Bei einer Verstauchung, z.B. beim Umknicken des Fußes, kommt es meist zwangsläufig zu Verletzungen an Gelenkbändern, Gelenkkapseln und Muskelanteilen sowie deren Blutgefäßen.

Was kann man nun selbst tun, wenn man eine Verletzung dieser Art erleidet?

Eine Verstauchung ist eine gewaltsame Einwirkung, die als ein traumatisches Geschehen bezeichnet wird. Hierbei verlässt ein Gelenk meist kurz, also vorübergehend, seine physiologische Lage, es verschiebt sich in eine andere Ebene, um dann wieder in die alte Lage zurückzugehen. Durch diese Gewalteinwirkung, z.B. beim Umknicken des Fußes, kommt es meist zwangsläufig zu Verletzungen an Gelenkbändern, Gelenkkapseln und Muskelanteilen sowie deren Blutgefäßen.

Die Folge wird häufig ein damit verbundener Bluterguß sein. Dieser kann spontan und schon in wenigen Minuten oder Sekunden sichtbar werden, oft aber tritt er erst nach mehreren Stunden oder über Nacht auf. Eine Verstauchung unterscheidet sich von einer Verrenkung dadurch, dass bei letzterer die beiden Gelenkanteile dauerhaft voneinander entfernt bleiben, also ausgerenkt sind.

Typisch für eine Verrenkung ist die ausgekugelte Schulter. Erwähnt seien noch die chronische Verstauchungen. Sie kommen schon bei kleineren Fehlbelastungen vor und haben ihre Ursache in vorhandenen Lockerungen und Überdehnungen der Gelenkbänder und der Gelenkkapsel. Sie schmerzen dann nur kurz im Augenblick der Fehlbelastung, um dann nach wenigen Minuten, ohne Anzeichen einer aktuten Verstauchung, wieder normal zu reagieren. Am häufigsten ist dieser Zustand am Fußgelenk zu beobachten.


Behandlung

Wie soll man sich bei einer akuten Verstauchung verhalten? Zur Erstversorgung nehme man eine elastische Binde, bekannt als Idealbinde, von 8 cm Breite (auf keinen Fall eine Mullbinde) und lege einen druckgebenden (komprimierenden) Verband an. Darüber wird gekühlt. Eine Faustregel ist es bei allen stumpfen Verletzungen, die einen Bluterguß erwarten lassen, die Kompression und Kühlung zu bevorzugen.

Letztere kann erfolgen, indem man über die bandagierten Gliedmaßen kaltes Wasser laufen läßt bzw. sie in einen Eimer kaltes Wasser hält. Dem Wasser kann man zur Erhöhung der Kühlwirkung noch Eiswürfel beigeben. Ein aufgelegter Eisbeutel ist das Ideale. Man kann ihn improvisieren, indem man aus einem Kühlschrank die Eiswürfel entnimmt und sie auf ein Handtuch schüttet. Das Handtuch wird oben zugebunden, und der Eisbeutel ist gebrauchsfertig.

Auch eine kalte Lehmpackung, die man halbstündlich wiederholt, ist sehr wirksam. Die Sofortbehandlung mit einem Kühlspray oder Chloräthylspray unmittelbar nach der Verletzung aufgebracht, ist sehr nützlich, schließt aber nicht die danach sofort notwendige Kompression und Kühlung in der beschriebenen Weise aus.

Statt Wasser oder Eis als kühlendes Element, bietet sich Alkohol, etwa 40prozentig, an, den man immer wieder erneuernd auf die bandagierten Gliedmaßen gießt. Hierzu kann man Alkohol, Franzbranntwein, Sportfluide, notfalls auch einen Schnaps ohne Zuckergehalt wie Alter Korn, Wacholder, Steinhäger usw. gießen. Man darf bei Alkoholanwendungen nur eines nicht machen, die getränkte Bandage mit wasserdichtem Stoff oder Plastik umgeben. Der Alkohol muss verdunsten können, erst dadurch entwickelt er Kälte.

Kann er das aus besagten Gründen nicht, kommt es zu Hautreaktionen, man spricht von Alkoholverbrennungen. So gut Alkohol äußerlich wirkt, so nachteilig wirkt sich nach einer Verletzung der Genuß alkoholischer Getränke aus. Innerlich verabreicht, erweitert er nämlich die Blutgefäße und kann dadurch das Ausmaß eines Blutergusses erhöhen.

Die Dauer der Kühlung, das ist wichtig, sollte nicht über 3-4 Stunden hinausgehen, denn dann steht fast jede Blutung. Kühlt man darüber hinaus noch stunden- oder tagelang, so verzögert man den Heilungsprozess dadurch unnötig. In schweren Fällen ist immer der Arzt oder die Klinik aufzusuchen und eine Röntgenaufnahme unerläßlich. Nach dem Kühlprozess sollte man das Gelenk trocken bandagieren, ebenso in der Folgezeit. Nach 2-3 Tagen kann man in Normalfällen schon mit feuchter Wärmebehandlung beginnen, für die sich feuchte Wärme anbietet, wie sie unter Heißes Bad als natürliches Heilmittel beschrieben wird.

An Salbenverbänden unter der Bandage bieten sich an: In den ersten 3 Tagen Blutegelsalben bzw. heparinhaltige Salben, jedoch erst 24 Stunden nach der Verletzung beginnend, nicht sofort. Nach ca. 4 Tagen kann auch eine leicht beginnende Massage verwendet werden, um die Blutergussreste schnellstmöglich aus dem Gelenkbereich zu entfernen.

Die Bewegungstherapie, als das Üben, kann dann begonnen werden. Als eiserne Regel ist zu beachten, nur das zu tun, was ohne Schmerz geht. Oft ist es besser, die Belastung des betroffenen Gelenkes kontinuierlich durchzuführen. Es ist z.B. besser, 4 mal täglich 10 Minuten lang zu üben, als gleich bis über die Schmerzgrenze 1 mal 40 Minuten. Viel auf einmal hilft nicht viel. Die empfohlene Intervallbehandlung läßt keinen Reizzustand aufkommen, da sich in den Ruhephasen von einigen Stunden die in Heilung befindlichen Körperteile immer wieder erholen können.

Quellen

  • Engelhardt, M. (Hrsg.): Sportverletzungen – Diagnose, Management und Begleitmaßnahmen. Urban & Fischer, München 2009
  • Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
  • Wirth, C.J. et al.: Praxis der Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2013

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