Vasomotorik

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Vasomotorik umfasst alle Bewegungsprozesse in den Arterien und Arteriolen. Diese Bewegungen entsprechen entweder einer Kontraktion und einer Relaxation der Gefäßmuskulatur und rufen eine Lumenänderung der Gefäße hervor. Patienten mit Raynaud-Syndrom leiden an vasomotorisch spastischen Störungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Vasomotorik?

In den Gefäßen finden aktive Bewegungsprozesse zum Bluttransport statt. Diese Bewegungsprozesse werden als Vasomotorik bezeichnet und regulieren die Blutmenge.

Arterien und Arteriolen leiten Blut in die einzelnen Organe. Im Blut befindet sich hämoglobingebundener Sauerstoff, der abhängig von Faktoren wie dem ph-Wert freigesetzt wird. Damit sind die Aterien und Arteriolen für den lebenswichtigen Transport von Sauerstoff in einzelne Organe und Gewebe verantwortlich.

In den Gefäßen finden aktive Bewegungsprozesse zum Bluttransport statt. Diese Bewegungsprozesse werden als Vasomotorik bezeichnet und regulieren die Blutmenge. Zur Vasomotorik zählt die Vasokonstriktion. Als solche wird eine Kontraktion der Muskulatur in den Gefäßen bezeichnet. Das Gefäßlumen wird eng und der Blutstrom vermindert sich. Der gegenteilige Prozess ist die Vasodilatation, bei der die Gefäßmuskulatur erschlafft. Die Gefäßlumina stellen sich weit und der Blutstrom verstärkt sich.

Diese Prozesse unterliegen einer Steuerung durch das vegetative Nervensystem. Neben Barorezeptoren in der Arteria carotis communis und der Arteria carotis interna oder externa zur Dehnungsermittlung der Gefäßwand enthalten die Gefäße Chemorezeptoren zur Ermittlung des Sauerstoff- und Kohlendioxid-Partialdrucks. Die afferentene Innervation dieser Rezeptoren führt in den Sympathikus, der vasomotorische Prozesse einleitet und bei erhöhter Vasomotorik mit einer Konstriktion von Noradrenalin reagiert.

Funktion & Aufgabe

Die Vasomotorik umfasst alle Bewegungen der Blutgefäße. Diese Bewegungsprozesse basieren zum einen auf spontaner Aktivität und zum anderen auf humoralen und nervalen Einflüssen. Mediatoren wie Histamin und Noradrenalin spielen dabei eine Rolle.

Die Steuerung der Vasomotorik unterliegt dem vegetativen Nervensystem, so vor allem dem Sympathikus. Er wirkt auf die Blutgefäße vasokonstriktiv und tonisierend. Bei der aktiven Vasodilatation und Vasokonstriktion spielen die Nerven und Muskeln der Gefäße zusammen. Aktive Vasodilatation entspricht einer Erschlaffung der Muskulatur. Aktive Konstriktion ist eine Kontraktion der Gefäßmuskeln.

Die passiven Formen der Vasomotorik hängen vom Blutvolumen ab. Ein erhöhtes Blutvolumen führt zur passiven Vasodilatation. Ein niedriges Volumen führt dagegen zur passiven Vasokonstriktion. Die Vasomotorik spielt eine gesteigerte Rolle für den arteriellen Blutdruck.

Die Grundvoraussetzung für die Drucksteuerung in den Arterien und Arteriolen ist die körpereigene Fähigkeit zur Messung des Drucks in den Gefäßen. Sowohl in der Aorta, als auch den Halsschlagadern und anderen Arterien im Brustkorb und im Hals werden die Druckverhältnisse durch druckempfindliche Mechanorezeptoren gemessen. Diese Sinneszellen des Hautsinns sind die Barorezeptoren, die eine Dehnung der Gefäßwände registrieren und Dehnungsveränderungen in das vegetative Nervensystem weitergeben.

Analog dazu wird der Sauerstoffgehalt im Blut durch die Chemorezeptoren in den Gefäßwänden gemessen. Diese gemessenen Informationen spielen für die Regulierung der Atmung eine Rolle. Ein Mechnanismus zur kurzfristig arteriellen Druckregulation ist zum Beispiel der Barorezeptorreflex. Der Sympathikus wirkt vasokonstriktiv. Das heißt, dass er für den basalen Tonus der Gefäße sorgt. Wenn hoher Druck durch ein erhöhtes Volumen in der Arterienwand gemessen wird, schicken die Barorezeptoren reflexartig einen hemmenden Impuls an den Sympathikus. Wenn der arterielle Blutdruck dagagen zu niedrig ist, schicken sie kaum mehr hemmende Impulse. Das reizt den Sympathikus, sodass sich das ausgeworfene Blutvolumen am Herzen gesteigert. Davon abgesehen können Gefäßverengung der Haut, der Nieren und des Magen-Darm-Trakts eingeleitet werden.

Grundsätzlich löst eine Relaxation der glatten Gefäßmuskulatur eine Vasodilatation aus, wie sie durch viszeromotorische vegetative Nervenfasern hervorgerufen wird. Lokal gebildete Mediatoren wie Acetylcholin oder Endothelin stimulieren außerdem die endothelialen Rezeptoren und regen so die Bildung von Stickstoffmonoxid und Prostacyclin an, die zur Gefäßdilatation beitragen. Vasokonstriktiv wirken dagegen Botenstoffe wie Arginin-Vasopressin, Adrenalin und Noradrenalin. Durch die Vasomotorik wird der Kreislauf aufrechterhalten. Die Organe und Gewebe erhalten durch die Prozesse ausreichend Blut und Sauerstoff.


Krankheiten & Beschwerden

Störungen der Vasomotorik werden auch als vasomotorische Störungen bezeichnet und werden vor allem im Zusammenhang mit Läsionen der vasomotorisch vegetativen Nerven beobachtet. Diese Läsionen können sowohl die gefäßverengenden, als auch die gefäßerweiternden Nerven betreffen. Die Störungen sind außerdem mit Schädigungen des Gehirns, des verlängerten Marks, des Rückenmarks und der peripheren Nerven assoziiert. Unter Umständen können auch Neurosen mit vasomotorischen Störungen zusammenhängen.

In den meisten Fällen verändern sich die Gefäße bei Störungen der Vasomotorik pathologisch. Begleitsymptomatisch können sie Beschwerden wie Hitzewallungen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Kreislaufinstabilität oder Kältegefühle hervorrufen.

Vasomotorische Kopfschmerzen entsprechen einer Regulationsstörung, die die Gefäße im Kopf betrifft und eine vegetative Dystonie hervorruft. Die verbreitetsten Begleitsymptome von derartigen Kopfschmerzen sind Schwindel, Herzklopfen und Übelkeit sowie kalt-feuchte Hände und Füße. Eine der häufigsten Primärursachen für vasomotorische Störungen sind die Wechseljahre.

Unter Umständen können die Störungen auch auf das Raynaud-Syndrom zurückzuführen sein. Dieses Krankheitsbild verursacht durch Vasokonstriktionen und Gefäßkrämpfe anfallartig Ischämiezustände mit Minderdurchblutung, die vorzugsweise die Arterien der Zehen und Finger betreffen. Im weiteren Verlauf nehmen die Gefäßwände Schaden. Die Tunica intima verdickt sich oder ein Kapillar-Aneurysma entsteht. Das primäre Raynaud-Syndrom ist vermutlich eine genetisch bedingte Disposition für vasomotorische Erkrankungen. Hormonelle Faktoren können beteiligt sein.

Ein sekundäres Raynaud-Syndrom kann im Rahmen von Kollagenosen, von rheumatoider Arthritis, Arteriosklerose oder Kryoglobulinämie auftreten. Das Syndrom ist nur eine von mehreren Krankheiten, die spastische Erscheinungen innerhalb der Vasomotorik begünstigen. Weitere Krankheiten aus dieser Gruppe sind Migräne und Angina pectoris, die bei Disposition auch in Kombination mit einem Raynaud-Syndrom auftreten können.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Marshall, M., Loew, D.: Venenerkrankungen. Springer, Berlin 2003

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