Unterbewusstsein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In unserem Unterbewusstsein sind sämtliche Eindrücke, Vorstellungen, Wünsche, Handlungen und Erinnerung abgespeichert, die momentan nicht aktiv sind. Das Unterbewusstsein unterscheidet sich vom Unbewussten. Das sind Körperprozesse, über die wir nicht nachdenken, also Atmung, Herzschlag und Blutkreislauf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Unterbewusstsein?

Das Unterbewusstsein ist jener Bereich der Psyche, der uns nicht zugänglich ist. Es ist ein bedeutender Teil unseres Wesens und dem Bewusstsein untergeordnet.

Das Unterbewusstsein ist jener Bereich der Psyche, der uns nicht zugänglich ist. Es ist ein bedeutender Teil unseres Wesens und dem Bewusstsein untergeordnet. Träume gelten als die Sprache des Unterbewusstseins. Über 90% unserer Gedanken und Handlungen werden vom Unterbewusstsein gesteuert.

Das Unterbewusstsein sorgt dafür, dass viele Handlungen automatisch ablaufen und entlastet damit das Bewusstsein. Wenn wir wach sind, wirkt das Unterbewusstsein wie ein Filter. Es verarbeitet jeden Gedanken und nimmt keine Bewertung in gut oder schlecht vor.

Das Unterbewusstsein lernt durch Wiederholungen. Je öfter es bestimmte Informationen präsentiert bekommt, desto stärker manifestieren sich solche Aussagen über das Dasein. Während des Lesens beispielsweise arbeitet das Unterbewusstsein mit. Denn alles, was wir beim Lesen aufnehmen, wird mit dem unterbewusst vorhandenen Wissen, Erinnerungen, Wünschen und Vorstellungen abgeglichen. Wir nehmen beim Lesen nicht nur Fakten auf, sondern haben einen individuellen Eindruck des Gelesenen, der im Unterbewusstsein verarbeitet wird.

Das Unterbewusstsein nimmt auch Dinge wahr, mit denen unser Gehirn, würde es sie bewusst aufnehmen, überfordert wäre. So werden alle Wahrnehmungen, die nicht mit der momentanen Aktivität verbunden sind, vom Unterbewusstsein aufgenommen. Anders könnten wir uns nicht auf eine Tätigkeit konzentrieren.

Funktion & Aufgabe

Seit der Begründung der Psychoanalyse durch Sigmund Freud wird das Unterbewusstsein kontrovers diskutiert. Nach Freud werden im Unterbewusstsein verdrängte Inhalte gespeichert, die wir bewusst zensieren würden. Im Unterbewusstsein wirkt das Verdrängte weiter und kann, wenn es nicht „ans Licht gebracht wird“, zu emotionalen Störungen führen.

Psychoanalytiker C. G. Jung beschreibt das kollektive Unterbewusstsein, das Erfahrungen aus der gesamten Menschheitsgeschichte gespeichert hat. Diese Annahmen über die Psyche sind empirisch schwer zu überprüfen, haben aber beispielsweise auf physiologischer Seite ihren Nachweis in der Epigenetik gefunden, in der individuelle und kollektive Erfahrungen sich biologisch einschreiben.

Die Neurolinguistische Programmierung sieht im Unterbewusstsein alles, was sich der momentanen Aufmerksamkeit entzieht. Auch wenn wir es nicht bemerken, steuert das Unterbewusstsein die meisten unserer Handlungen und Gefühle.

Gedanken lösen elektrische Impulse und chemische Reaktionen im Gehirn aus. Sobald das Gehirn einen elektrischen Impuls erhält, erfolgen Reaktionen. Es reagiert auf den Gedanken und es kommt zur Freisetzung chemischer Kontrollsubstanzen. Das Zentrale Nervensystem wird in Bereitschaft versetzt, um entsprechende Reaktionen zu erzeugen.

Mit dem Tag der Geburt ist weder das Bewusstsein noch das Unterbewusstsein stark entwickelt. Von nun an prägt jedes Bild, jeder Reiz, jede Berührung, jedes gesprochene Wort das Unterbewusstsein.

Gedanken, die wir permanent aufgenommen haben, prägen sich besonders stark ein. Doch ob zutreffend oder nicht, unser Unterbewusstsein prägt sich all die erworbenen Informationen ein. So speichern wir auch unnütze, überflüssige und unwahre Aussagen und verfestigen sie. Dieses Wissen macht sich etwa die Werbung im großen Umfang zu Nutze.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und neigt dazu, unbewusste Handlungs- und Gedankenmuster auszubilden und danach zu handeln. Auch wenn wir glauben, überwiegend rationale und vernünftige Entscheidungen zu treffen, sind doch die meisten unserer Entscheidungen vom Unterbewusstsein dirigiert.

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Krankheiten & Beschwerden

Informationen des Unterbewusstseins können wir nicht einfach abrufen. Dazu müssen bestimmte Techniken angewandt werden, die Psychologen, Psychotherapeuten, Psychoanalytiker oder Hypnotiseure beherrschen.

Bei vielen psychosomatischen Krankheiten, traumatischen Erfahrungen und daraus resultierenden Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen kann das Unterbewusstsein zur Konfliktlösung und Heilung benutzt werden. Immer wieder hören wir von spontaner Selbstheilung, selbst bei vermeintlich austherapierten Patienten. In diesen Momenten war das Unterbewusstsein tätig.

Während das Unterbewusstsein früher als der Ort dunkler Mächte angesehen wurde, macht sich die Medizin heute seine immense Kraft zu Nutze. Gedanken können Krankheiten heilen, aber auch krank machen.

Die Gedanken und Einstellungen unseres Geistes können sogar unsere Gene beeinflussen und verändern, was erneut einen Verweis auf die Epigenetik darstellt. Forschungen haben ergeben, dass sich zwei Menschen mit identischem Erbgut, identischer Krankheit, gleicher Heilungschance und sogar der gleichen Behandlungsweise völlig unterschiedlich entwickeln. Der eine kann sterben, der andere kann gesund werden. Dies wird nur durch die Kraft der Gedanken und der individuellen Glaubenssysteme beeinflusst.

Bei der Behandlung von physischen Krankheiten versuchen Ärzte das Unterbewusstsein "anzuzapfen". Menschen, die immer wieder Probleme im Umgang mit anderen feststellen, sich dauerhaft unglücklich und deprimiert fühlen, suchen nach einer gewissen Zeit voller Leidensdruck oft therapeutische Hilfe. Der Psychotherapeut wendet zu Behandlung unterschiedliche Verfahren an.

In entspannten Gehirnzuständen nimmt das Unterbewusstsein Informationen noch intensiver auf, sodass die Therapie im Ruhezustand besonders gut wirkt. Alte, schädliche Gedanken werden dabei überschrieben und durch gesunde ersetzt. Es gibt auf diesem Gebiet die analytische Psychotherapie, die tiefenpsychologische Psychotherapie und die Verhaltenstherapie. Auch die Gesprächspsychotherapie und die systemische Therapie sind wissenschaftlich anerkannt.

In der analytischen Psychotherapie werden unbewusste Prozesse bewusst gemacht, wobei Unverständliches bewusst erlebt werden kann. Im Verlauf der Behandlung lässt sich ein Muster darin erkennen, wie der Klient mit anderen Menschen und sich umgeht. Die Behandlung sorgt für ein tieferes Verständnis für sich selbst, woraus ein neuer Umgang mit anderen Menschen erlernt werden kann.

Da Verhaltensmuster und Vorstellungen, die sich über viele Jahre im Unterbewusstsein festgesetzt haben, nicht in wenigen Tagen durch neue ersetzt werden können, ist die tiefenpsychologische Psychotherapie eine Langzeittherapie.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015
  • Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Berlin 2012

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