Typ-I-Allergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Typ-I-Allergie handelt es sich um eine Gruppe von verschiedenen allergischen Überempfindlichkeitsreaktionen des menschlichen Körpers. Die Einteilung des Typs beruht dabei auf der Klassifikation von Coombs und Gell in vier verschiedene Typen. Nach heutigem Wissensstand ist diese Einteilung zwar immunologisch überholt, wird aber aus didaktischen Gründen immer noch beibehalten und in der Medizin gelehrt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Typ-I-Allergie?

Gegen Asthmaanfälle helfen Notfallsprays, die nach Inhalation die Bronchien aktiv erweitern. Das funktioniert bei den meisten Asthmatikern sehr gut.
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Die Typ-I-Reaktion ist der "Klassiker" der allergischen Reaktion, der "Sofort-Typ", bei der Allergene wie Pollen oder Tierhaare innerhalb von Sekunden bis Minuten über Bindung an bestimmte Antikörper auf sogenannten Mastzellen der Schleimhäute eine Ausschüttung von Botenstoffen auslösen.

Dies führt in der Folge zu den typischen allergischen Symptomen wie Anschwellen der Schleimhaut, Niesreiz, Juckreiz und Augenrötung, asthmatischen Anfällen oder schlimmstenfalls Blutdruckabfall und lebensgefährlichen anaphylaktischen Schockreaktionen.

Ursachen

Auslöser einer solchen Reaktion sind meist große Moleküle, wie beispielsweise Pollen, Eiweiß, Medikamente, Kontrastmittel oder Insektengifte. Normalerweise ist die Reaktion des Körpers auf ein Antigen eine sinnvolle Angelegenheit, weil dadurch Viren und Bakterien erkannt und schnellstmöglich abgewehrt werden können.

Im Falle von Allergien ist diese Abwehrstrategie des Körpers jedoch aus dem Ruder gelaufen: Der Körper reagiert auf an sich harmlose Substanzen so, als handelte es sich dabei um einen Krankheitserreger. Dazu ist zunächst eine Sensibilisierung nötig: Beim Erstkontakt mit dem Antigen passiert zunächst nichts Größeres. Auf zellulärer Ebene wird das Antigen jedoch als fremd erkannt, langsam verarbeitet, und der Körper baut Mastzellen in seine Schleimhäute ein, die nur darauf spezialisiert sind, beim nächsten Auftauchen desselben Antigens eine unmittelbare Verteidigungsaktion auszulösen.

Kommt es nach einer solchen Sensibilisierung zum Zweitkontakt, so werden durch diese spezialisierten Mastzellen massiv und völlig übertrieben Botenstoffe ausgeschüttet, welche dann die eingangs beschriebenen Symptome auslösen. Neben dieser Sofortantwort gehört zur Typ-I-Reaktion auch noch eine Spätantwort, die nach mehreren Stunden beginnt, Tage anhalten kann und aus einer Gewebsinfiltration mit Entzündungszellen besteht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Allergie kann verschiedene Beschwerden in unterschiedlicher Intensität auslösen. Diese erstrecken sich entweder auf einzelne Körperteile oder aber auf den gesamten Organismus. Wenn eine Allergie auftritt, dann gehört sie meist zum Typ I. Gut 90 Prozent aller Fälle lassen sich ihr zurechnen. Anzeichen treten unmittelbar auf, nach wenigen Minuten oder Stunden.

Die häufigsten Beschwerden betreffen die Haut und die Atemwege. Die Haut ist gerötet oder es hat sich ein Ausschlag gebildet. Oft treten Quaddeln auf. Betroffene beginnen zu husten. Die geschwollenen Schleimhäute sorgen dafür, dass sich sogar eine Atemnot einstellen kann. Asthmaanfälle sind möglich.

Die Nase, über die die Atmung ebenfalls erfolgt, stößt flüssigen Schleim ab. Ein ständiger Niesreiz liegt vor. Die allergische Reaktion führt manchmal dazu, dass sich die Augen röten. Ein unkontrollierbarer leichter Tränenfluss stellt sich ein. Manche Patienten fühlen sogar, dass die Augen brennen. Alle benannten Symptome stellen eine Abwehrreaktion des Körpers dar.

Darüber hinaus können allgemeine Anzeichen eine Typ-I-Allergie begleiten. In Folge der Reaktion klagen Betroffene manchmal über eine plötzliche Müdigkeit. Auch Kopfschmerzen und Durchfall können sich einstellen. Zeigt der gesamte Organismus Symptome an, ist Vorsicht geboten. Bei einem anaphylaktischen Schock wird das Leben bedroht.

Diagnose & Verlauf

Die Typ-I-Allergie des Körpers kann lokal begrenzt bleiben. Es kommt dann zu Rötung, Schwellung, Ausbildung von Quaddeln auf der Haut mit Juckreiz. Sind die Atemwege betroffen, wie bei der Pollenallergie (Heuschnupfen), kommt es zu Schnupfen, Niesreiz, Zuschwellen der Atemwege.

Passiert das Ganze eine Etage tiefer, kann durch das Zuschwellen der Bronchien auch ein Asthmaanfall ausgelöst werden. Ein Heunschnupfen kann beispielsweise im Verlauf von Jahren schlimmer werden und in ein Asthma übergehen ("Etagenwechsel").

Wenn die Reaktion nicht lokal abläuft, beispielsweise nach systemischer Medikamenten- oder Kontrastmittelgabe, so kann die Typ-I-Reaktion auch im gesamten Körper ablaufen und betrifft dann vor allem die Blutbahn. Initiert durch die ausgeschütteten Mediatoren werden Blutgefäße im ganzen Körper weitgestellt, das Blut versackt in den Beinen, fehlt im Gehirn und der betroffene Mensch wird bewusstlos.

Diese schwere Blutdrucksenkung führt zum lebensgefährlichen Sauerstoffmangel in Gehirn und inneren Organen und wird als "anaphylaktischer Schock" bezeichnet. Er kann beispielsweise auch entstehen, wenn man von einer Wespe gestochen wird, allergisch reagiert und dann ohnmächtig wird. Notärztliche Behandlung ist dann lebenswichtig.

Der Arzt erkennt die allergische Ursache eines Notfalls normalerweise anhand der Vorgeschichte. Es ist daher wichtig, vernünftige Angaben machen zu können, unter welchen Umständen ein Heuschnupfen, eine Hautrötung, ein Asthmaanfall oder schlimmstenfalls eine Ohnmacht eingetreten ist.

Komplikationen

Die Typ-I-Allergie als häufigster Allergietyp ist durch typische Entzündungsreaktionen sofort nach dem Allergenkontakt gekennzeichnet. In den meisten Fällen treten keine Komplikationen auf. Wenn der Allergenkontakt beendet wird, lassen die Entzündungsreaktionen in der Regel schnell wieder nach. Allerdings können diese Immunreaktionen in einigen wenigen Fällen so heftig werden, dass es sogar zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommt.

Die wesentlichen Komplikationen bei einer Typ-I-Allergie sind das allergische Asthma und der anaphylaktische Schock. Das allergische Asthma kann wie andere Formen des Asthmas im Extremfall zu einem lebensbedrohlichen Notfall werden. Schweres Asthma zeichnet sich durch schwere Atemnot, überblähten Thorax, Zyanose (bläulich verfärbte Lippen durch Sauerstoffmangel), Erschöpfung oder gar Verwirrtheit aus. Husten und Herzrasen kommen immer vor.

Die Atemnot kann so stark werden, dass der Patient akut in Lebensgefahr gerät. Der anaphylaktische Schock stellt immer eine lebensbedrohliche Krise dar, die sofortiger Behandlung bedarf. Es handelt sich um einen Kreislaufschock, der durch eine massive Gefäßerweiterung hervorgerufen wird. Der Blutdruck sinkt sehr stark ab und der Puls ist kaum noch fühlbar.

Die Herzfrequenz steigt aber zur Kompensation extrem an. Zur Lebensrettung muss sofort eine Volumenersatztherapie durchgeführt werden. Eine medikamentöse Therapie kann unter anderem durch Einsatz von Adrenalin erfolgen. Wenn möglich, sollte das auslösende Allergen umgehend entfernt werden. Sowohl beim allergischen Asthma als auch bei der Anaphylaxie klingen die Symptome nach Unterbrechen des Allergenkontaktes schnell wieder ab.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der Betroffene sollte bei einer Typ-I-Allergie immer einen Arzt aufsuchen. Da es bei dieser Krankheit nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann und die Beschwerden in der Regel das Leben des Betroffenen deutlich einschränken, muss die Krankheit immer von einem Mediziner kontrolliert werden. Nicht immer ist dabei eine vollständige Heilung möglich, wobei die Beschwerden jedoch deutlich gelindert werden können. In der Regel ist der Arzt dann zu kontaktieren, wenn der Betroffene an einer stark geröteten Haut leidet oder wenn es zu einem starken Ausschlag auf der Haut kommt. Diese Beschwerden treten in der Regel dann auf, wenn der Betroffene mit einem gewissen Stoff in Kontakt kommt oder diesen einnimmt. Weiterhin können auch brennende Augen oder Atembeschwerden auf die Typ-I-Allergie hindeuten. Dabei leiden viele Patienten auch an Durchfall oder an starken Kopfschmerzen.

Die Typ-I-Allergie kann relativ einfach durch einen Allgemeinarzt oder durch einen Internisten erkannt werden. Die weitere Behandlung richtet sich nach der Ursache und auch nach der Ausprägung der Beschwerden, sodass dabei keine allgemeine Voraussage möglich ist.

Behandlung & Therapie

Therapeutisch gibt es verschiedene Maßnahmen gegen Typ-I-Allergien: Rein symptomatisch kann man sogenannte Antihistaminika einnehmen, die die Ausschüttung der beteiligten Botenstoffe verhindern. Dies funktioniert bei manchen Patienten besser, bei anderen schlechter.

Gegen Asthmaanfälle helfen Notfallsprays, die nach Inhalation die Bronchien aktiv erweitern. Das funktioniert bei den meisten Asthmatikern sehr gut. In schlimmeren Notfällen hat ein Notarzt immer sogenannte Glukokortikoide im Gepäck, z.B. Cortisol, welches in die Vene gespritzt werden und die gesamte aus dem Ruder gelaufene Abwehrreaktion des Körpers bremsen kann.

Neben diesen rein symptomatischen Maßnahmen gibt es noch die langfristige Möglichkeit einer Hyposensibilisierungstherapie. Durch langsam gesteigerte Gaben des auslösenden Antigens über Monate hinweg kann hier versucht werden, den Körper an die Substanz zu gewöhnen und ihm die allergische Reaktion gleichzeitig abzugewöhnen. Bei manchen Allergien wie z.B. Heuschnupfen funktioniert dies oft gut, bei anderen wie z.B. Tierhaaren nur selten.


Vorbeugung

In puncto Vorbeugung gibt es verschiedene Theorien: Gesichert ist, dass jeder Mensch eine verschieden ausgeprägte Neigung zu allergischen Typ-I-Reaktionen hat. Sind beide Eltern Asthmatiker, ist das Risiko, selbst Asthmaanfälle zu bekommen, deutlich höher als in der "Normalbevölkerung". 10% aller Menschen in Deutschland haben solche Typ-I-Allergien, in sofern ist das Wort "Normalbevölkerung" hier in Anführungszeichen gesetzt. Bei Kindern ist der Anteil noch höher.

Gleichzeitig kann man aber seinen Kindern etwas Gutes tun, wenn man sie mit Schmutz in Kontakt kommen lässt: Die sogenannte "Hygiene-Hypothese" besagt, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufgewachsen sind und viel draußen gespielt haben, deutlich seltener Allergien bekommen als Kinder aus Innenstadthaushalten. Zuviel Hygiene erhöht also das Risiko einer Typ-I-Allergie.

Nachsorge

Bei der ersten Behandlung werden in der Regel nur die Symptome einer Typ-I-Allergie bekämpft. In vielen Fällen kann jedoch eine gezielte Nachsorge in Form einer Hyposensibilisierung beziehungsweise spezifischen Immuntherapie (SIT) sinnvoll sein. Auf diese Weise wird die Allergie langfristig therapiert.

Im Rahmen der Hyposensibilisierung soll das Immunsystem des Allergikers allmählich an die Stoffe gewöhnt werden, die für das Auftreten der Typ-I-Allergie verantwortlich sind. Die Hyposensibilisierung gilt bisher als einzige Möglichkeit, gegen die Ursachen einer Allergie vorzugehen. Durch die spezifische Immuntherapie ist es möglich, für eine Besserung der Beschwerden zu sorgen und Folgeerkrankungen vorzubeugen.

Häufig lassen sich die Allergiker sogar auf Dauer von den Beschwerden der Allergie befreien. In der Regel wirkt sie jedoch nur bei einer Typ-I-Allergie. Es muss sich also um eine Allergie des Soforttyps handeln. Während der Nachsorge wird dem Allergiker in regelmäßigen Abständen das Allergen verabreicht, das die allergischen Reaktionen hervorruft. Im Laufe der Behandlung steigert sich die Dosis.

Die spezifische Immuntherapie wird in eine Anfangsphase und eine Erhaltungstherapie eingeteilt. Im Laufe der Anfangsphase erhält der Patient jede Woche eine Spritze mit einem Allergenextrakt unter die Haut. Wird die Dosis schließlich vertragen, setzt die Erhaltungstherapie ein, in deren Verlauf die höchstmögliche Dosis einmal im Monat injiziert wird. In der Regel nimmt die klassische Immuntherapie bis zu drei Jahre in Anspruch.

Quellen

  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Störiko, A.: Allergien. Falken, Niedernhausen 2001
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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