Tuina

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Tuina ist eine der fünf Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin, der TCM. Sie stellt eine selbständige Massageform dar. Mit punktuellem Druck unterschiedlicher Intensität werden die klassischen Akupunkturpunkte entlang der Meridiane bearbeitet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Tuina?

Tuina ist eine der fünf Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die Tuina-Massage soll Blockaden der Meridiane auflösen, um die inneren Organe reflektorisch zu beeinflussen.

Tuina wird seit Jahrtausenden in Asien als Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt und soll sich aus der Anmo-Massage entwickelt haben. Das Wort entstammt dem Chinesischen und setzt sich aus „tui“ für schieben, drücken und „na“ für greifen, ziehen zusammen.

Die Massageform ähnelt der Akupressur. Bei Tuina werden neben punktuellem Druck auch Techniken wie Greifen, Rollen, Klopfen, Kneten und Streichen angewendet. Häufig wird die Massageform mit der Osteopathie, Chiropraktik, der Matrixrhythmustherapie sowie dem Fasziendistorsionsmodell nach Typaldos kombiniert. Die Massage orientiert sich an den bekannten Akupunkturpunkten an den Energiebahnen.

Die Tuina-Massage soll Blockaden der Meridiane auflösen, um die inneren Organe reflektorisch zu beeinflussen. Anders als die klassische Massage, die Schmerzen lokal am Entstehungsort behandelt, lassen sich über die chinesische Massage Fernpunkte therapieren, die vom Beschwerdeort weit entfernt sind, durch die Meridiane jedoch in direkter Beziehung stehen.

Funktion, Wirkung & Ziele

Tuina ist eng mit der Akupressur und Akupunktur verknüpft, da die Massage entlang der Meridiane, der Energiebahnen, verläuft. Neben den Akupunkturpunkten werden auch sogenannte Tendinomuskuläre Meridiane behandelt. Das sind jene Teile der Hauptmeridiane, die Faszien und Muskeln versorgen. Tuina wird als energetische Massage verstanden, die das Qi im Körper anregt.

Behandelt wird je nach Indikationsstellung der ganze Körper, Rücken, Nacken, Schultern oder Bauch. Zudem schließt Tuina die Behandlung von Sehnen, Bändern, Muskeln und Weichteilen mit ein. Die Mobilisation von Gelenken gehört ebenfalls dazu, erfordert vom Therapeuten jedoch eine langjährige Erfahrung. Unterschieden wird zwischen ableitenden und stärkenden Massagetechniken. Ableitende Maßnahmen forcieren die Ausleitung von Stoffwechselendprodukten. Diese Massagegriffe erfolgen sanft und langsam gegen die Verlaufsrichtung der Energiebahnen. Sie wirken insgesamt beruhigend. Stärkende Massagetechniken werden mit schnellen, kräftigen Griffen, Klopfen und Schlägen entlang des Meridianverlaufs durchgeführt.

Sie haben eine anregende Wirkung. Um die gewünschte Wirkung zu erreichen, arbeiten die Therapeuten mit den Knöcheln, den Ellbogen, mit Fäusten oder punktuell mit der Fingerkuppe. Anders als bei der klassischen Massage wird lange an einem Punkt behandelt, um in die Tiefe zu gelangen. Der Druck auf die Meridianpunkte ist so dosiert, dass die oberen Hautschichten mit dem Unterhautgewebe gegenläufig verschoben werden. Dadurch bekommt der Therapeut Einfluss auf das vegetative Nervensystem. Reizungen an den Nervenendungen setzen Botenstoffe frei, die schmerzlindernd wirken sollen.

Eine manuelle Bearbeitung von Muskulatur und Haut fördert zudem die Durchblutung in den betreffenden Körperpartien und stimuliert den Stoffwechsel im Gewebe. Vor jeder Behandlung muss eine intensive Diagnostik nach TCM erfolgen, denn Griffarten und Intensität müssen auf den individuellen Fall ausgerichtet sein. Die Anwendungsgebiete dieser Massageform sind weitreichend. Behandelt werden Muskelverspannungen, rheumatische Erkrankungen, Migräne, Schlafstörungen, Obstipation, Gastritis, Asthma, Augenerkrankungen, gynäkologische Erkrankungen, Immunschwäche, HNO-Erkrankungen, Bluthochdruck, chronisches Schmerzsyndrom, neurologische Erkrankungen und Wechseljahrsbeschwerden.

Auch während der Schwangerschaft kann die Tuina-Massage angewendet werden. Frauen, die unter Rückenschmerzen, Übelkeit, Wasseransammlungen oder Atemproblemen leiden, können von der Tuina-Massage profitieren. Auf Lageanomalien des Kindes hat Tuina ebenfalls Einfluss. Für Kinder existiert eine Sonderform, das spezielle Kinder-Tuina mit eigenen Diagnose-Kriterien, die den physiologischen Besonderheiten Rechnung tragen. Alle Grifftechniken werden sanfter ausgeführt. Außerdem gibt es 200 gesondert ausgewiesene Körperregionen mit Akupunkturpunkten, die nur für die Kinder-Tuina gelten. Entsprechend unterscheiden sich auch die Indikationen bei Kindern, die mit Tuina behandelt werden sollen.

Zu den Beschwerdebildern gehören Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen, Verdauungsprobleme, nächtliches Weinen und Schlafstörungen, muskulärer Schiefhals und Sichelfüße bei Neugeborenen, Einnässen, Allergien, Infekte mit und ohne Fieber. Die Behandlung von Kindern erfordert sehr viel Feinfühligkeit und Erfahrung.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Wer sich einer Tuina-Massage unterzieht, muss sich darüber im Klaren sein, dass die druckvollen Grifftechniken, mit Faust oder Ellbogen durchgeführt, unangenehm bis schmerzhaft sein können. Darauf wird der Heilpraktiker seinen Patienten in einem Gespräch vorbereiten. Die Behandlung wird der Therapeut daher auch vorsichtig beginnen und die Intensität erst langsam steigern.

Zu den Kontraindikationen zählen akute Infektionen und Verletzungen, Tumore, Blutvergiftung, schwere Osteoporose, chronische Hautgeschwüre und eine TBC-Infektion. Schwangere Frauen sollten zuvor ihren Arzt konsultieren. Obwohl die Wirkung von Tuina seit langem bekannt ist, fehlt der wissenschaftliche Nachweis. Eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist in der Regel ausgeschlossen. Bei Privatkassen lohnt sich eine Nachfrage. Die Kosten bei einem Heilpraktiker können stark variieren. Für eine 40-minütige Behandlung muss der Patient mit etwa 50 Euro rechnen. Die Tuina-Massage eignet sich in leicht abgewandelter Form auch zur Selbstbehandlung.

Für die richtige Technik werden vor allem Zeige- und Mittelfinger verwendet, da sich mit ihnen der meiste Druck erzeugen lässt. Grundsätzlich gilt es, beide Seiten zu behandeln. Bei Kopfschmerzen etwa beide Schläfenseiten. Bei einseitigen Beschwerden wird nur die betroffene Seite massiert. Punktgenau werden die Finger auf die schmerzende Stelle gelegt und kreisende Bewegungen ausgeführt. Dabei die Haut nicht reiben und die Finger nicht wegnehmen. Der Druck muss angenehm spürbar sein, bei Bedarf kann er gesteigert werden. Jeder Punkt wird eine halbe Minute lang stimuliert, danach wird das Ganze drei- bis viermal wiederholt. Die Selbstbehandlung sollte dreimal täglich erfolgen.

Quellen

  • Focks, C.: Leitfaden Chinesische Medizin. Elsevier, Urban&Fischer, München 2006
  • Greten, J.: Kursbuch Traditionelle Chinesische Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Wühr, E.: Traditionelle Chinesische Heilkunst. Gesund und lange leben mit Chinesischer Medizin. Chinesische Medizin und Wellness, Kötzing 2001

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