Trommelfellverletzungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Trommelfellverletzungen (auch: Trommelfellperforation, Trommelfellruptur) werden Rupturen (Risse) und Perforationen (Löcher) in der Membrana tympani zusammengefasst. Verletzungen des Trommelfells sind in aller Regel auf eine Entzündung des Mittelohrs (Otitis media) oder eine direkte bzw. indirekte Gewalteinwirkung zurückzuführen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Trommelfellverletzungen?

Tinnitus und Ohrenschmerzen
Stechende Ohrenschmerzen sind das typischste Kennzeichen bei einer Trommelfellverletzung.

Als Trommelfellverletzung wird eine Ruptur oder Perforation in der sogenannten Membrana tympani (Trommelfell) bezeichnet, die als dünnes Häutchen das Mittelohr von externen Einflüssen schützt. Verletzungen dieser Membran manifestieren sich anhand stechender Schmerzen im Bereich des Ohres (v.a. bei Trommelfellrupturen), eingeschränkter Hörfähigkeit, leichter Ohrblutungen bei einer Ruptur des Trommelfells sowie gegebenenfalls anhand eitriger Otorrhoe (Ohrenfluss) bei Trommelfellperforationen.

Durch die geschädigten Bereiche des Trommelfells eingedrungene Erreger oder Fremdkörper können zudem eine Otitis media (Mittelohrentzündung) bedingen und zu entzündlichen Reaktionen führen. Schwindel, Übelkeit, Erbrechen sowie pochende Ohrgeräusche (Tinnitus) und Nystagmus (Augenzittern) können die Folge sein. Ferner kann eine Trommelfellverletzung mit gereiztem Innenohr in einigen Fällen eine Lähmung des Gesichtsnervs (Nervus facialis) hervorrufen.

Ursachen

Verletzungen des Trommelfells sind in der Regel auf Barotraumata (Detonationen, Schläge auf das Ohr mit der flachen Hand, gestörter Druckausgleich beim Fliegen oder Tauchen), direkte Schädigungen der Membran durch spitze oder stumpfe Gegenstände (Wattestäbchen, Haarnadeln), Infektionen (Otitis media) oder iatrogene Ursachen (unsachgemäß durchgeführte Ohrspülungen) zurückzuführen.

Eine größere Gewalteinwirkung auf das Ohr kann darüber hinaus zu Schädigungen des Mittelohrs (Verletzung des Gehörknöchelchens) und gegebenenfalls des Innenohrs führen. Zudem können Verbrennungen (Schweißperlen-Verletzung) und Verätzungen die Membrana tympani schädigen.

Auch eine Felsenbeinlängsfraktur (Form einer Schädelbasisfraktur) wird in vielen Fällen mit einer Trommelfellruptur assoziiert. Lag bereits eine Verletzung des Trommelfells vor, ist das Risiko für eine erneute Ruptur oder Perforation erhöht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Trommelfellverletzung betrifft meist nur ein Ohr. Dass beide Hörorgane in demselben Umfang angegriffen werden, stellt eine Ausnahme dar. Neben akuten Beschwerden können bei einer zu späten oder unterlassenen Behandlung Folgeschäden auftreten. Häufigstes Kennzeichen ist ein Schmerz im Ohr. Dieser tritt während oder kurz nach der Verletzung auf.

Er erlischt allerdings nach wenigen Sekunden. In seltenen Fällen wird er von einem geringen Blutaustritt aus dem Ohr begleitet. Eine akute Erkrankung sorgt üblicherweise für kleine Risse am Trommelfell. Betroffene nehmen anschließend keinen erkennbaren Hörverlust wahr. Entstehen hingegen Schäden an den Gehörknöcheln, sind dauerhafte Minderungen des Hörvermögens möglich.

Neben den direkten Symptomen am Ohr regiert der Körper manchmal mit weiteren Beschwerden. Betroffene klagen dann über Schwindel. Auch Übelkeit stellt sich bisweilen ein. Die Augen bewegen sich schnell hin und her. Bei weitreichenden Verletzungen diagnostizieren Mediziner regelmäßig eine Mittelohrentzündung. Auch eine Gesichtslähmung kann sich einstellen.

Eine Trommelfellverletzung kann zu einer dauerhaften Schädigung des Gehörs führen. Beispielsweise verstehen Patienten Gespräche in einer lauten Umgebung nicht mehr klar. Ständige Ohrgeräusche begleiten den Alltag. Diese Minderung der Hörfähigkeit kann sich im schlimmsten Fall zur Taubheit entwickeln.

Diagnose & Verlauf

In vielen Fällen resultiert ein Verdacht auf Verletzungen des Trommelfells bereits aus der Anamnese sowie der Schilderung des Unfallhergangs und der spezifisch vorliegenden Symptome. Abgesichert wird die Diagnose im Rahmen einer Otoskopie (Ohrenspiegelung) und/oder ohrmiskroskopischen Untersuchung. Eine Hörprüfung ermöglicht Aussagen zu einer vorliegenden Schalleitungsschwerhörigkeit (Hörminderung), Beeinträchtigungen von Innen- und Mittelohr sowie Schädigungen der Gehörknöchelchen.

Ist die Verletzung auf eine Gewalteinwirkung durch Gegenstände oder Flüssigmetall zurückzuführen, ist unter Umständen eine Röntgenuntersuchung angezeigt, um rückständige Fremdkörper oder Fremdkörperteile zu lokalisieren.

In der Regel weisen Trommelfellrupturen und –perforationen eine gute Prognose auf und heilen komplikationslos aus. Bei ausgeprägten Verletzungen des Trommelfells mit Innen- und/oder Mittelohrbeteiligung kann es zu einer irreversiblen Hörminderung oder Taubheit kommen.

Komplikationen

Bei direkten Trommelfellverletzungen kann es zu einer Beschädigung des Gehörknöchelchens kommen. Es ist für die Weiterleitung des Schalls vom Trommelfell in das Innenohr zuständig. Auch eine Luxation des Knöchelchens ist keine Seltenheit. Dabei handelt es sich um eine Gelenkverletzung, die häufig einen Gelenkkapselriss nach sich zieht.

Das Hören wird dadurch stark eingeschränkt, was oftmals in einer Taubheit resultiert. Mittelohrentzündungen gehören zu den häufigsten Komplikationen: Ist diese akut, ist sie im Verlauf besonders schmerzhaft und führt zu einem Pulsieren, Pochen und zu Ohrgeräuschen, die das Hörvermögen weiter trüben. Fieber, Übelkeit und Erbrechen stellen sich bei einem schwereren Entzündungsverlauf ein.

Weiterhin besteht die Gefahr einer Perforation der medialen Wand der Paukenhöhle, der Hohlraum im Mittelohr, der sich direkt hinter dem Trommelfell befindet. Er ist für den Druckausgleich im Ohr verantwortlich. Nicht selten tritt eine Meningitis ein, wenn die Paukenhöhle in Mitleidenschaft gezogen wurde. Hierbei nisten sich Bakterien, Viren und Pilze in das verletzte Gewebe ein und es kann zu Krämpfen, Lichtscheue und Apathie kommen.

Eine Labyrinthitis ist ebenfalls oft die Folge. Das Labyrinth des Innenohrs entzündet sich und das gesamte Gangsystem wird negativ beeinträchtigt. Im schlimmsten Fall bildet sich Eiter, was bei einem schweren Verlauf zur Taubheit führt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Verletzung des Trommelfells sollte in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden. Wenn Schmerzen im Bereich des Gehörgangs auftreten oder das Gehör sich plötzlich verschlechtert, ist medizinischer Rat gefragt. Sollte Blut aus dem Gehörgang laufen, wird am besten sofort der Ohrenarzt aufgesucht. Eine Verletzung des Trommelfells muss abgeklärt und behandelt werden, um Einschränkungen im Alltag zu vermeiden und Komplikationen wie eine Infektion des Mittelohrs auszuschließen. Zunehmende Ohrenschmerzen oder eitriges Sekret im Bereich des Ohres deuten auf eine Verletzung hin, die untersucht werden muss. Sollten die Beschwerden nach einem Konzertbesuch auftreten, ist womöglich das Trommelfell gerissen.

Der Ohrenarzt kann das Leiden mithilfe eines Otoskops diagnostizieren und weitere Maßnahmen veranlassen. Dies sollte möglichst frühzeitig geschehen, um eine weitere Verschlechterung des Gehörs zu vermeiden. Sollte das Trommelfell durch einen Unfall Schaden nehmen, muss der Rettungsdienst gerufen werden. Zuvor können die Ohren vorsichtig gesäubert werden. Menschen, die ihre Ohren und Gehörgänge großen Belastungen aussetzen, sollten in regelmäßigen Abständen den Facharzt aufsuchen.

Behandlung & Therapie

Die therapeutischen Maßnahmen hängen bei Verletzungen des Trommelfells von der Schwere der Schädigung ab. So heilen kleine Verletzungen in der Regel innerhalb weniger Tage wieder selbstständig aus, ohne dass eine Behandlung erforderlich wird.

Während der Rekonvaleszenzphase sollte das betroffene Ohr allerdings trocken gehalten werden, indem dieses beispielsweise durch einen Ohrverband oder Creme-Watte während des Duschens oder Badens geschützt wird. Wird eine Trommelfellperforation infolge einer Otitis media diagnostiziert, kommen zusätzlich abschwellende Nasen- und/oder Ohrentropfen sowie Antibiotika zum Einsatz. Ist eine Trommelfellruptur durch eingekrempelte oder eingerollte Verletzungsränder gekennzeichnet, werden diese gestrafft und das betroffene Trommelfell mit einer Silikonfolie geschient, um ein glattes Zusammenwachsen der Ränder zu gewährleisten.

Ist die Verletzung nach einigen wenigen Wochen (4 bis 6) nicht verheilt, wird ein operativer Verschluss erforderlich, um die Schalleitungsfähigkeit wieder herzustellen. Hierzu wird die natürliche Form des Trommelfells im Rahmen einer Myringoplastik rekonstruiert, indem die Fehlstellen des rupturierten oder perforierten Trommelfells durch angrenzendes Gewebe (Faszie, Knorpel, Knorpelhaut) substituiert werden.

Kleinere Fehlstellen können gegebenenfalls durch körpereigenes Fettgewebe ersetzt werden. In der Regel können gleichzeitig im Rahmen dieses Eingriffs Verletzungen des Mittel- und/oder Innenohrs (Schädigungen der Gehörknöchelchen) behoben werden (Tympanoplastik). Im Anschluss an die Rekonstruktion wird das Trommelfell mithilfe einer Silikonfolie stabilisiert.

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Vorbeugung

Eine Trommelfellverletzung kann nicht in jedem Fall verhindert werden. Allerdings kann durch angemessenen Gehörschutz einem Barotrauma infolge von Detonationen vorgebeugt werden. Auch durch den Verzicht auf die Reinigung des Gehörgangs mit Wattestäbchen oder anderen spitzen Gegenständen kann eine Verletzung des Trommelfells vermieden werden.

Liegt vor einer Flugreise oder einem Tauchgang eine Erkältung oder Otitis media vor, sollte auf diese verzichtet werden. Das sogenannte Valsalva-Manöver (forciertes Ausatmen bei verschlossener Nasen- und Mundöffnung) minimiert das Risiko einer Trommelfellverletzung während der Start- und Landephase beim Reisen mit dem Flugzeug.

Nachsorge

Trommelfellverletzungen können mit einer konsequenten Nachsorge gut regenerieren. Kompetente Ansprechpartner sind in diesem Zusammenhang der HNO-Arzt oder auch der Hörgeräteakustiker. Eine Kontrolle beim Arzt gibt Sicherheit, dass die Verletzung optimal ausheilt. Der Arzt bestimmt Häufigkeit und Turnus der Kontrollchecks.

Auch der Patient ist mit seiner Mitarbeit für den Erfolg der Nachsorge verantwortlich. So ist es wichtig, Druck auf das Trommelfell in der Heilungsphase unbedingt zu vermeiden, um einen erneuten Riss zu verhindern. Tauchen ist ein Sport, der durch den Druck auf das Trommelfell in der Nachsorgephase zu vermeiden ist. Auch Flugreisen können das Trommelfell überlasten und sind in Rücksprache mit dem Arzt zu unternehmen.

Um zu vermeiden, dass bei undichtem Trommelfell Partikel in den Gehörgang gelangen und diesen verschmutzen, sind Schutzmaßnahmen in der Nachsorge ebenfalls anzuraten. So soll beim Haarewaschen und Duschen kein Wasser mit Shampooresten ins Ohr gelangen. Wer aufgrund der Trommelfellverletzung schlecht hört oder Tinnitus als Symptom hat, sollte geduldig damit umgehen und sich in der Zeit der Nachsorge weder beruflich noch privat überfordern.

Wer lieber in Ruhe ein Buch liest und auf Musikbeschallung verzichtet, kann die Regeneration bei Trommelfellverletzungen oft nachhaltig unterstützen. Wer Gehörschäden vermutet, kann dies beim Hörgeräteakustiker mit einem Hörtest unkompliziert abklären.

Das können Sie selbst tun

Leichte Erkrankungen bedürfen in der Regel keiner weiteren Behandlung. Kleine Risse schließen sich von allein wieder. Betroffene profitieren von der Selbstheilungskraft des Trommelfells. Sie können allerdings die Genesung unterstützen, indem sie sich schonen und laute Umgebungsgeräusche meiden.

Das Ohr ist darüber hinaus unbedingt trocken zu halten. Beim Duschen empfiehlt es sich, feuchtigkeitsabweisende Watte zu verwenden. Shampoos dürfen nicht in den Gehörgang gelangen. Sie können auf Grund der erhaltenen Stoffe Wunden wieder aufreißen. Selbsthilfemaßnahmen sind grundsätzlich nicht ratsam, wenn sich Komplikationen wie ein Blutfluss, Schmerzen oder eine Hörminderung einstellen. Patienten können rezeptfreie Nasentropfen verwenden, um die Genesung zu beschleunigen. Dadurch wird die Belüftung des Ohrgangs verbessert. Ein Apotheker berät über geeignete Präparate. Darüber hinaus ist nach einer akuten Erkrankung Sport zu vermeiden. Patienten sollte nachts nicht auf dem erkrankten Ohr liegen. Im Winter ist bei Spaziergängen an der frischen Luft eine Mütze oder ein Stirnband zu tragen.

Von Trommelfellverletzungen sind insbesondere Beschäftigte in lauten Umgebungen betroffen. Sie sollten unbedingt einen Gehörschutz verwenden. Diese präventive Maßnahme stellt den besten Weg dar, um eine Erkrankung zu verhindern. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, eine Schutzausrüstung zu stellen.

Quellen

  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Probst, R., Grevers, G., Iro, H.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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