Trichomonas vaginalis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Trichomonas vaginalis gehört zu den Protozoen und ist der Erreger der Trichomoniasis. Frauen und Männer können sich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Trichomonaden anstecken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Trichomonas vaginalis?

Trichomonas vaginalis ist weltweit verbreitet. Zusammen mit Toxoplasma gondii, dem Erreger der Toxoplasmose, und Giardia lamblia gehört Trichomonas vaginalis zu den drei häufigsten krankheitserregenden Protozoen in Mitteleuropa.
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Trichomonas vaginalis ist ein Parasit. Das bedeutet, dass der kleine Organismus den Menschen als Wirt nutzt, sich von ihm ernährt und ihn zu Fortpflanzungszwecken besiedelt. Trichomonas vaginalis ist ein sogenannter Endoparasit, da er sich im Organismus seines Wirts aufhält. Der Erreger lebt anaerob. Das bedeutet, dass er für sein Wachstum kein sauerstofffreies Milieu benötigt.

Trichomonas vaginalis gehört zu den Protozoen. Als Protozoen werden verschiedene einzellige, eukaryote Organismen bezeichnet, die für Ihren Stoffwechsel von anderen Organismen gebaute Substanzen benötigen. Innerhalb der Protozoen gibt es verschiedene Untergruppen. Trichomonas vaginalis gehört hier zur Gruppe der Flagellaten. Flagellaten besitzen Geißeln, mit denen sie sich fortbewegen können. Weitere Vertreter der Gruppe der Flagellaten sind beispielsweise Giardia lamblia, Leishmanien und Trypanosomen.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Trichomonas vaginalis ist weltweit verbreitet. Zusammen mit Toxoplasma gondii, dem Erreger der Toxoplasmose, und Giardia lamblia gehört Trichomonas vaginalis zu den drei häufigsten krankheitserregenden Protozoen in Mitteleuropa. Die Oberflächen der Schleimhäute im Urogenitaltrakt sind der Hauptlebensraum des Protozoons.

Es gibt keinerlei Stadien, die der Erreger außerhalb des Menschen einnimmt. Somit gibt es auch keine limitierenden Faktoren wie Temperatur oder Luftfeuchte bei der Verbreitung. Die Übertragung erfolgt direkt beim Geschlechtsverkehr von Mensch zu Mensch. Schätzungen der WHO zufolge sind je nach Lebensstandard und hygienischen Voraussetzungen in einigen Ländern bis zu 50 Prozent der sexuell aktiven Bevölkerung mit Trichomonas vaginalis infiziert.

Innerhalb des Urogenitaltrakts ernähren sich Trichomonaden von den dort ansässigen Bakterien und von Zellabfällen (Detritus). Das pH-Optimum für Trichomonas vaginalis liegt zwischen 5,4 und 6,0. Dieses Milieu findet sich aufgrund der Milchsäurebakterien im Vaginaltrakt. Hier fühlt sich Trichomonas vaginalis somit besonders wohl. Austrocknung vertragen die Protozoen hingegen nicht. In Leitungswasser können sie jedoch bis zu 24 Stunden überleben.

Eine Übertragung über Badewasser ist hingegen aufgrund des niederen osmotischen Wertes nicht möglich. In Schwimmbädern tötet der erhöhte Chlorzusatz die Erreger innerhalb kürzester Zeit.


Krankheiten & Beschwerden

Trichomonas vaginalis ist der Erreger der Trichomonose. Diese ist die häufigste Geschlechtskrankheit weltweit und ist im Gegensatz zu vielen anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen auch in Mitteleuropa verbreitet. Die weltweite Inzidenz liegt zwischen 19 und 47 Prozent. Jährlich gibt es rund 170 Millionen neue Fälle weltweit. In Europa erkranken jedes Jahr rund 11 Millionen Menschen neu an Trichomonose. Männer sind genauso häufig infiziert wie Frauen.

Die Erkrankung zeigt sich bei Frauen vor allem ab der Pubertät bis hin zur Menopause. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr. Dies ist auf die vermehrte sexuelle Aktivität in diesem Alter zurückzuführen. Zu den Risikogruppen gehören neben Prostituierten auch Menschen mit mehreren Sexualpartnern.

Schätzungen zufolge sind in Europa bis zu 20 Prozent der sexuell aktiven Bevölkerung mit Trichomonas vaginalis infiziert. Begünstigt werden die Infektionen durch ein verändertes Milieu in der Scheide. Diese Veränderungen können beispielsweise durch Schwangerschaft, die Anti-Baby-Pille oder Antibiotika-Gabe hervorgerufen werden.

Bei einer Trichomonadeninfektion der Frau sind vor allem die Vagina und der Gebärmutterhals betroffen. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es bei 75 bis 90 Prozent der Patientinnen auch zu einem Befall der Harnröhre. Die Harnblase und die Gebärmutter sind hingegen nur selten betroffen. Beim Mann finden sich die Trichomonaden vor allem unter der Vorhaut, in der Prostata oder in der Harnröhre.

Nach einer Inkubationszeit von rund 10 Tagen kommt es bei der Frau zu einem starken Harndrang, Brennen beim Wasserlassen und zu einem starken Juckreiz im Genitalbereich. Einige Patientinnen leiden aufgrund der Schleimhautreizung unter Schmerzen beim Wasserlassen oder unter Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr. Die Vulva der Frauen ist stark gerötet und wund.

Typisch für eine Infektion mit Trichomonas vaginalis ist zudem ein grünlich-gelber, übelriechender Ausfluss. In nur zwei Prozent aller Fälle tritt der typische Erdbeer-Gebärmutterhals auf. Dieser ist durch zahlreiche punktförmige, blutige Läsionen gekennzeichnet. Falls in dieser Akutphase keine Therapie erfolgt, geht die Erkrankung in der Regel in eine chronische Phase über. Hier sind die Symptome der Akutphase zwar noch vorhanden, aber so schwach ausgeprägt, dass sie kaum wahrgenommen werden.

Beim Mann verläuft die Infektion oft komplett ohne Symptome. In seltenen Fällen entwickelt sich eine Harnwegsentzündung oder eine Entzündung der Prostata. Da Männer häufig keine Symptome zeigen, fungieren sie oft als Überträger, da sie sich ihrer Erkrankung nicht bewusst sind.

Die Trichomonose ist zwar keine lebensbedrohliche Krankheit, sie kann jedoch mit schweren Komplikationen assoziiert sein. So kann es in der Schwangerschaft zu einem Einreißen des Mutterkuchens kommen. Auch das Risiko für eine Frühgeburt steigt bei einer Infektion mit Trichomonaden.

Ferner scheint es einen Zusammenhang zwischen Eierstockkrebs und der Trichomonose zu geben. In sehr seltenen Fällen kann eine fulminant verlaufende Trichomonose Sterilität zur Folge haben.

Bei Verdacht auf eine Trichomonose führt der Arzt einen Abstrich durch und untersucht diesen unter dem Mikroskop. Bei einer nachgewiesenen Infektion mit Trichomonas vaginalis ist das Antibiotikum Metronidazol das Therapeutikum der Wahl.

Quellen

  • Alberts, B. et al: Molekularbiologie der Zelle. Wiley-VCH, Weinheim 2003
  • Darai, G., Handermann, M. et al: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2011
  • Wiedenmann, M.: Hygiene im Rettungsdienst. Urban & Fischer, München 2011

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