Mandeln (Tonsillen)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Mandeln - im Fachjargon Tonsillen - sind wohl jedem bekannt. Immerhin gehört die Mandelentzündung (Tonsillitis) zu den 20 häufigsten Anlässen, den Rat eines Arztes einzuholen. Doch wofür diese kleinen Organe eigentlich gut sind, wissen nur die wenigsten.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Mandeln?

Anatomie des Rachens und der Rachenmandeln. Klicken, um zu vergrößern.

Der Mensch hat keineswegs nur zwei Mandeln - es existiern sogar ganze vier Arten Mandeln in der Anatomie des Menschen:

Rachenmandel (Tonsilla pharyngica), Gaumenmandel (Tonsilla palatina), Zungenmandel (Tonsilla lingualis) und Tubenmandel (tonsilla tubaria). Wenn man allgemein von Mandeln spricht, bezieht sich dies meist auf die Gaumenmandeln (Tonsilla palatina).

All diese Tonsillen sind Teil des sogenannten Waldeyer'schen Rachenrings, einem System aus Lymphgewebe, das mit Aufgaben der Immunabwehr betraut ist.

Anatomie & Aufbau

Die verschiedenen Tonsillen befinden sich in Mundhöhle, Nasenhöhle und Rachen. Hierbei sind die Gaumenmandeln in geschwollenem Zustand bei geöffnetem Mund gut sichtbar, befinden sie sich doch direkt zwischen den Gaumenbögen.

Die Rachenmandeln hingegen liegen am Rachendach, mit Verbindung zu den Atemwegen, die Zungenmandel am Zungengrund und die Tubenmandeln schließlich nahe der Ohrtrompete des Innenohres. Alle Tonsillen haben den Aufbau gemein und zwar handelt es sich bei ihnen um eine Ansammlung von Lymphfollikeln, die unterhalb der Schleimhaut zu finden sind. Die Oberfläche ist hierbei von tiefen Einbuchtungen übersäht.

Diese Einbuchtungen nennt man Kryphten und sie sind dafür da, die Oberfläche der Mandeln zu vergrößern. So beträge die Oberfläche der Gaumenmandeln in ausgebreitetem Zustand unglaubliche 300cm². In unmittelbarer Nähe der Mandeln befinden sich meist Drüsen, die für deren Durchspülung sorge tragen und Ansammlungen verschiedenster Art in den Krypthen vorbeugen sollen.

Funktion & Aufgaben

Schematische Darstellung zur Anatomie des Rachens mit vergrößerten Mandeln (Rachenmandelhyperplasie). Klicken, um zu vergrößern.

Die Mandeln sind für das Immunsystem wichtig und haben eine Art Überwacher-Funktion an relevanten Eingängen des Körpers. So sitzen sie genau dort, wo Atem oder Nahrung in den Körper gelangt und unterstützen die Immunabwehr, indem sie eindringende Strukturen analysieren und Bakterien erkennen.

Auf diese Art und Weise können andere, aktive Strukturen der Immunabwehr darauf vorbereitet werden, die Gefahr abzuwehren. Die nasalen Atemwege passieren hierbei die Rachenmandel am Rachendach, aufgenommene Nahrung muss die Zungenmandel und die Gaumenmandel passieren und auch Atem der durch den Mund herein kommt, fällt in den Prüfungsbereich der Gaumenmandel.

Interessant ist, dass die Mandeln beim Kind verhältnismäßig groß sind, mit zunehmendem Alter allerdings an Gewebe verlieren.

Krankheiten & Beschwerden

Die wohl häufigste Problematik, die mit den Mandeln auftritt, ist die Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillitis). Diese kann sowohl akut als auch chronisch oder aber rezidivierend auftreten und wird entweder von Bakterien oder Viren ausgelöst.

Hierbei kommt es zu deutlicher Rötung und Schwellung der Gaumenmandeln, teils auch mit weißlich-gelblichen Fibrinbelägen. Eine Entzündung der Gaumenmandeln kann auch einseitig (unilateral) auftreten. Je nach Verlauf, Auslöser und Schweregrad, wird die Mandelentzündung auf verschiedene Arten therapiert. Bei chronischer, schwerer Mandelentzündung ist zum Teil eine Entfernung der Gaumenmandeln sinnvoll. Auch in Folge des Pfeiffer'schen Drüsenfiebers, einer schweren Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus und äußerst langwierigem Verlauf, entzünden sich die Mandeln und sind völlig von Fibrinbelag überzogen. Hier können lediglich die Schmerzen durch Schmerzmittel behandelt werden.

Tonsillensteine sind ein weiteres, äußerst unangenehmes Problem, das mit den Mandeln auftreten kann. Diese bilden sich durch Ansammlung von Speiseresten, abgestoßenen Zellen und Bakterien in den Kryphten der Gaumen- und Rachenmandeln und können eine Ursache für starken Mundgeruch sein. Um Tonsillensteinen vorzubeigen, kann die Mandelregion vorsichtig mit einer Munddusche gereinigt werden. Bei der Rachenmandel führt eine Vergrößerung zu Ohrenentzündungen und Schwerhörigkeit.

Die Ausbreitung des Gewebes wird im Volksmund auch als Polypen bezeichnet und kann vom Chirurg entfernt werden. Auch die Tubenmandel kann Anschwellen und damit den Druckausgleich des Innenohrs behindern. Somit sind die Symptome bei geschwollener Tubenmandel ein Druckgefühl auf dem jeweiligen Ohr und eventuell sogar Schwerhörigkeit. Da die Kryphten der Zungenmandel in die Speicheldrüsen münden, wird diese derart gut durchspült, dass eine Vergrößerung oder Entzündung extrem unwahrscheinlich ist.

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Quellen

  • Schiebler T., Schmidt W., Zilles, K.: Anatomie. Steinkopff-Verlag, Heidelberg 2007
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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