Tipranavir

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei dem medizinischen Wirkstoff Tipranavir handelt es sich um ein Medikament, das zur Therapie von Personen mit HIV Typ 1 verwendet wird. Es kommt dabei im Rahmen einer antiretroviralen Kombinationstherapie zum Einsatz. Der Arzneistoff Tipranavir ist unter dem Handelsnamen Aptivus® auf dem pharmakologischen Markt erhältlich und wird dabei vom Produzenten Boehringer vertrieben. Das Wirkstoff Tipranavir wird zur Kategorie der HIV-Proteaseinhibitoren gerechnet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Tipranavir?

Die spezielle Wirkungsweise des Medikaments Tipranavir ist dafür verantwortlich, dass es sich zur Therapie von Personen mit HIV-1 eignet. Prinzipiell handelt es sich bei dem Stoff Tipranavir um einen HIV-Proteaseinhibitor, der ein spezielles virales Enzym hemmt.
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Das Medikament Tipranavir stellt einen antiviralen Wirkstoff dar, der zur pharmakologischen Kategorie der HIV-Proteasehemmer gehört. Aus struktureller Sicht unterscheidet er sich jedoch von anderen Substanzen, die ebenfalls zu dieser Gruppe zählen.

Der Wirkstoff Tipranavir kommt in erster Linie zur medikamentösen Therapie von HIV-Infektionen zum Einsatz. Die Wirkung des Medikaments ist darauf zurückzuführen, dass es die sogenannte virale Protease beeinträchtigt. Diese Protease ist unerlässlich für die Vermehrung der Viren.

Der Wirkstoff kommt in der Regel auf oralem Weg in der Form von Kapseln zur Anwendung. Dabei wird das Medikament zweimal pro Tag gemeinsam mit den Mahlzeiten verabreicht. Im überwiegenden Teil der Fälle wird der Arzneistoff Tipranavir mit dem Booster Ritonavir zusammen eingenommen. Bei dieser Substanz handelt es sich um einen sogenannten CYP-Hemmer, der den Abbau von Tipranavir verlangsamt. Dieser Mechanismus verbessert die Wirksamkeit des Medikaments Tipranavir.

Jedoch sind während der Einnahme diverse Nebenwirkungen möglich. Zu den häufigsten zählen Übelkeit, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Zu beachten ist auch, dass der Stoff unter Umständen lebertoxisch wirkt und dadurch in einigen Fällen zum Beispiel eine Hepatitis oder andere schwerwiegende Erkrankungen der Leber hervorruft. Aus diesem Grund ist eine strenge ärztliche Kontrolle erforderlich.

Das Medikament Tipranavir wurde in Europa und den USA im Jahr 2005 zugelassen. Die Substanz Tipranavir erscheint in der Regel in weißer oder schwach gelblicher Farbe. Die Struktur des Wirkstoffs Tipranavir ist nicht-peptidisch. Grundsätzlich handelt es sich bei dem Medikament Tipranavir um ein Virostatikum, das üblicherweise mit anderen Arten von Virostatika kombiniert wird.

Pharmakologische Wirkung

Die spezielle Wirkungsweise des Medikaments Tipranavir ist dafür verantwortlich, dass es sich zur Therapie von Personen mit HIV-1 eignet. Prinzipiell handelt es sich bei dem Stoff Tipranavir um einen HIV-Proteaseinhibitor, der ein spezielles virales Enzym hemmt. Dieses Enzym ist für das Virus unverzichtbar, um sich zu vermehren und neue Viren zu produzieren. Indem die virale Protease durch den Wirkstoff Tipranavir beeinträchtigt wird, sind die Viren nicht mehr in der Lage, sich ungestört weiter zu vermehren. In der Folge davon reduziert sich die Viruslast für den betroffenen Patienten und das Virus wird an seiner Ausbreitung im menschlichen Organismus behindert.

Problematisch ist jedoch, dass die Viren unter Umständen schnell Resistenzen gegenüber dem Medikament Tipranavir bilden. Anders als andere HIV-Proteaseinhibitoren weist das Medikament keine Peptid-Struktur auf. Somit bildet es den ersten Typ von nicht-peptidischen HIV-Proteasehemmern. Diese strukturellen Differenzen sind vermutlich dafür verantwortlich, dass es bei der Behandlung mit dem Arzneistoff Tipranavir seltener zu Kreuzresistenzen kommt als bei anderen, peptidischen Proteasehemmern. Auf diese Weise ist das Medikament Tipranavir auch gegen HIV-Stämme wirksam, die schon resistent gegen andere Präparate sind.

Forschungsstudien weisen darauf hin, dass sich das Arzneimittel Tipranavir bei derartigen HIV-Stämmen durch eine deutlich erhöhte Wirksamkeit auszeichnet. Der Wirkstoff bindet sich nach der oralen Einnahme zu mehr als 90 Prozent an die Proteine im Plasma des Blutes.

Im Anschluss daran wird das Medikament zum überwiegenden Teil in der Leber verstoffwechselt. Zuständig für die Metabolisierung und den Abbau ist in erster Linie das sogenannte Cytochrom-P450-System. Schließlich erfolgt die Ausscheidung des Wirkstoffs mit dem Stuhl. Die Halbwertszeit des Medikaments Tipranavir beträgt im Durchschnitt circa fünf bis sechs Stunden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Das Medikament Tipranavir kommt in der Regel zur Behandlung von Patienten zur Anwendung, die mit dem HI-Virus vom Typ 1 infiziert sind. Eingesetzt wird der Wirkstoff Tipranavir vor allem dann, wenn die betroffenen Personen bereits Resistenzen gegen andere HIV-Proteasehemmer entwickelt haben.

Da jedoch schwerwiegende Nebeneffekte durch die Einnahme des Arzneimittels Tipranavir möglich sind, ist es lediglich für besondere Bedingungen zugelassen. Zudem wird eine Kombination des Medikaments Tipranavir mit Ritonavir empfohlen.


Risiken & Nebenwirkungen

Zwar verfügt das Medikament Tipranavir über eine bessere Wirksamkeit als andere HIV-Proteaseinhibitoren, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit von unerwünschten Nebeneffekten erhöht. Am häufigsten kommt es zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall, Schmerzen in der Bauchgegend und Kopfschmerzen. Auch Ausschläge auf der Haut sind möglich.

Wird Tipranavir mit Ritonavir kombiniert, wirkt sich dies unter Umständen toxisch auf die Leber aus. Patienten mit Störungen der Leberfunktion sind daher nicht für eine Therapie mit dem Wirkstoff Tipranavir geeignet.

Weitere potenzielle Nebenwirkungen sind zum Beispiel Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber dem Wirkstoff, Thrombozytopenie, Neutropenie, Störungen des Stoffwechsels, Schlafstörungen und Schwindelanfälle.

Auch sind diverse Wechselwirkungen mit anderen Substanzen zu beachten. Um Interaktionen zu vermeiden, ist beispielsweise von einer gleichzeitigen Einnahme von Rifampicin, Simvastatin und Lovastatin abzusehen. Orale Kontrazeptiva sowie einige Benzodiazepine eignen sich ebenfalls nicht für eine Kombination mit dem Medikament Tipranavir. Auftretende Nebenwirkungen sind dem Arzt mitzuteilen.

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