Taschenklappe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Während das Herz mit seiner Pumpleistung für die Aufrechterhaltung des Blutkreislaufs verantwortlich ist, sorgen vier Herzklappen dafür, dass das Blut immer in die gleiche Richtung fließt. Die zwei Taschenklappen befinden sich jeweils im Anfangsbereich der großen arteriellen Aulassgefäße der beiden Herzkammern. Die Pulmonalklappe dient als Auslassventil der rechten Kammer zur Beschickung des Lungenkreislaufs und die Aortenklappe ist das Auslassventil der linken Kammer zur Befüllung des Körperkreislaufs.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Taschenklappe?

Die Hauptaufgaben und Funktionen der Taschenklappen bestehen in der Verhinderung des Blutrückflusses in die Ventrikel während der Diastole und in der Aufrechterhaltung des diastolischen Blutdrucks in den arteriellen Gefäßsystemen des Körper- und des Lungenkreislaufs.
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Insgesamt vier Herzklappen sorgen dafür, dass das Blut im Lungen- und im Körperkreislauf immer die gleiche Richtung hat. Die beiden Herzklappen, die den Blutstrom von den Vorhöfen in die Kammern lenken, sind als sogenannte Segelklappen ausgebildet. Sie dienen den Vorhöfen als Ausgangs- und gleichzeitig den Kammern als Eingangsventile.

Beide Segelklappen sind während der Anspannungs- und Kontraktionsphase (Systole) geschlossen, während sich die beiden Taschenklappen, die Pulmonalklappe (Valva trunci pulmonalis) in der rechten Kammer und die Aortenklappe (Valvae aortae) in der linken Kammer während der Systole öffnen. Damit kein Blut aus den arteriellen Druckgefäßen zurück in die Kammern strömen kann, schließen sie während der anschließenden Entspannungsphase der Ventrikel (Diastole).

Durch die Schließung der Taschenklappen bleibt ein diastolischer Restdruck in den arteriellen Gefäßen erhalten. Es handelt sich dabei um den unteren Wert des Blutdrucks. Im Gegensatz zu den beiden Segelklappen, die sich durch ihre Ausstattung mit 2, respektive 3 Segeln, anatomisch ein wenig unterscheiden, sind die beiden Taschenklappen weitestgehend baugleich.

Anatomie & Aufbau

Die Anlagen der beiden Taschenklappen erfolgen bereits in der 5. bis 7. Schwangerschaftswoche. Die jeweils drei halbmondförmigen Taschen der Klappen entwickeln sich aus der Intima, der innersten Schicht der arteriellen Ausgänge in den beiden Herzkammern.

Am Ende jeder Tasche befindet sich jeweils ein kleines Knötchen (Nodulus valvulae semilunaris), das in ein Klappenhäutchen eingebettet ist. Die Knötchen dienen der Unterstützung der Klappenfunktion. Im Eingangsbereich des kurzen arteriellen Lungenstamms in der rechten Kammer, dem Truncus pulmonalis, entwickeln sich die rechte Tasche (Valvula semilunaris dextra), die linke (Valvula semilunaris sinistra) und die vordere (Valvula semilunaris anterior). Bei der Aortenklappe, die sich im Eingangsbereich der Aorta in der linken Kammer befindet, handelt es sich ebenfalls um die beiden rechten und linken halbmondförmigen Taschen und um die zur Kammerscheidewand hin gelegene Tasche (Valvula semilunaris septalis).

Da sich die beiden arteriellen Abzweigungen der Koronararterien direkt in der Einbuchtung der linken, bzw. rechten Tasche der Aortenklappe befinden, werden sie im deutschen Sprachgebrauch als rechtkoronare, linkskoronare und akoronare Tasche (ohne koronare Abzweigung) bezeichnet. Beide Taschenklappen sind prinzipiell baugleich, allerdings ist die Aortenklappe aufgrund ihrer höheren Belastung gegenüber der Pulmonalklappe kräftiger ausgeführt.

Die Aortenklappe wird gelegentlich nur aus zwei Taschen gebildet, was auf eine genetisch bedingte Anomalie der Klappenanlage zurückgeführt werden kann, ohne dass notwendigerweise daraus eine gravierende Funktionsuntüchtig resultiert. Das Risiko, dass sich daraus in späteren Lebensjahren eine Stenose, eine Verengung des Klappenquerschnitts, ergibt, ist allerdings deutlich höher als bei einer normal angelegten Klappe.

Funktion & Aufgaben

Die Hauptaufgaben und Funktionen der Taschenklappen bestehen in der Verhinderung des Blutrückflusses in die Ventrikel während der Diastole und in der Aufrechterhaltung des diastolischen Blutdrucks in den arteriellen Gefäßsystemen des Körper- und des Lungenkreislaufs. Beide Funktionen bedingen, dass die Taschenklappen während der systolischen Phase der Kammern einen genügend großen Querschnitt zur Befüllung des arteriellen Gefäßsystems mit der jeweils vorgesehen Blutmenge freigeben und sich der systolische Blutdruck korrekt einstellen kann.

Bei einer vorliegenden Verengung der Taschenklappen spricht man von einer Stenose und bei unkorrektem Verschluss während der diastolischen Phase von einer Insuffizienz. Die Insuffizienz kann je nach Schwere in verschiedene Klassen eingeteilt werden. Die einwandfreie Funktionalität der Taschenklappen in Verbindung mit der einwandfreien Funktionalität der beiden Segelklappen, die jeweils die Vorhöfe von den Kammern separieren ist eine von mehreren Voraussetzung für eine normale Herzleistung und dafür, dass die Herzmuskulatur nicht verdickt (hypertrophe Kardiomyopathie) wegen ständiger übermäßiger Anforderungen aufgrund vorliegender Stenosen oder Insuffizienzen.


Krankheiten

Grundsätzlich können bei allen 4 Herzklappen Stenosen oder Insuffizienzen oder Kombinationen aus beiden Fehlern auftreten. Im Falle von Stenosen geben die Herzklappen einen ungenügend großen Querschnitt zum Blutdurchfluss frei, so dass das Herz eine höhere Pumpleistung zur Kompensation erbringen muss.

Bei der Herzklappeninsuffizienz schließt die entsprechende Herzklappe nicht mehr korrekt, so dass im Falle der Taschenklappen während der Diastole Blut aus der Aorta bzw. aus dem Stamm der Lungenarterien zurück in die Kammern fließt. Das ist ebenfalls genügend Anlass für die Kammern, mit verstärkter Pumpleistung zu reagieren, was auf Dauer wie bei einer Stenose zu einer Hypertrophierung des Myokards führen kann. Stenosen oder Insuffizienzen der Taschenklappen können durch Krankheit erworben oder als angeborene Herzklappenfehler von Geburt an bestehen und durch Gendefekte verursacht werden. Eine Aortenklappenstenose ist relativ häufig und steht in Europa für etwa 43 Prozent aller Herzklappenfehler.

Zur Stenose kann es durch entzündliche Prozesse kommen oder es handelt sich um eine Verkalkung der drei Taschen. Gründe für die Entwicklung einer Aortenklappeninsuffizienz sind meist entzündliche Prozesse, in deren Verlauf es zu einem teilweisen Abbau der Taschenklappen kommt oder der eine Erweiterung des Aortenklapperings bedingt. Pulmonalklappenfehler sind äußerst selten. Die häufigste Ursache für eine Stenose an der Pulmonalklappe mit entsprechender Verengung sind genetische Faktoren, die meist von Geburt an noch weitere mehr oder weniger gravierende Herzfehler im Gepäck haben.

Auch eine Insuffizienz der Pulmonalklappe ist relativ selten. Eine Undichtigkeit der Pulmonalklappe kann sich allmählich bei Lungenhochdruck oder bei Erweiterungen oder Aussackungen an einer der Lungenarterien einstellen.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005

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