Sturzgeburt

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Von einer Sturzgeburt ist dann die Rede, wenn das Baby ungewöhnlich schnell - also in einem Zeitraum von weniger als zwei Stunden - geboren wird. Die Mutter hat im Rahmen der Sturzgeburt nur wenige Presswehen. Die Verletzungsgefahr ist - für Mutter und Kind - erhöht. Auch wenn das Risiko einer Sturzgeburt erst nach mehreren Geburtsvorgängen erhöht ist, können auch Erstgebärende davon betroffen sein. Vor allem dann, wenn die Schwangerschaft verheimlicht oder verdrängt wurde, können Sturzgeburten die Folge sein.

Inhaltsverzeichnis

Wenn es ganz schnell geht: Was ist eine Sturzgeburt?

In fast allen Fällen geht die Sturzgeburt mit starken Geburtsschmerzen einher. Der äußerst schnelle beziehungsweise zu schnelle Geburtsvorgang kann aber auch Verletzungen verursachen.
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Der Begriff der Sturzgeburt beschreibt einen speziellen Geburtsvorgang, der vom Einsetzen der allerersten Wehe bis zur Geburt des Babys nicht mehr als zwei Stunden anhält. Im Endeffekt ist es zwar eine normale Geburt, wobei die Mutter keine Wehen hat beziehungsweise der Geburtsvorgang sofort mit starken Presswehen einhergeht.

In vielen Fällen reicht gerade einmal eine Austreibungswehe bis zur Entbindung des Babys. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass die Mutter über leichte Wehen klagt, die in sehr großen Abständen auftreten und fast keine Schmerzen verursachen. Oftmals besteht auch die Gefahr, dass derartige Wehen von der Mutter gar nicht wahrgenommen beziehungsweise die leichten Schmerzen falsch interpretiert werden.

Die falsche Interpretation ist vor allem dann möglich, wenn die Schwangerschaft - bis zum Ende - nicht wahrgenommen beziehungsweise verdrängt oder auch verheimlicht wurde. In diesem Fall belügt sich die Schwangere oftmals selbst, dass es gar keine Wehen sein können, sondern andere Ursachen vorliegen, warum plötzlich Bauchschmerzen auftreten.

Ursachen für eine Sturzgeburt?

Die Gründe, warum es zu einer Sturzgeburt kommen kann, sind unterschiedlich. Mitunter können die Ursachen auf Seiten der werdenden Mutter, aber auch auf Seiten des Kindes gefunden werden. Frauen, die bereits mehrere Kinder geboren haben, verfügen über einen sehr dehnbaren Geburtskanal. Dieser bietet nicht nur geringen Widerstand, sondern sorgt auch dafür, dass sich der Muttermund schneller als normal öffnet.

Hatte der Geburtskanal etwa nicht ausreichend Zeit, um sich zur Gänze zurückzubilden, sind ebenfalls Sturzgeburten möglich. Dies deshalb, wenn die Schwangerschaften kurz aufeinander folgten. Sturzgeburten sind aber auch bei Erstgebärenden möglich. Etwa dann, wenn die Schwangerschaft von der werdenden Mutter verdrängt oder gar verheimlicht wurde. Sturzgeburten sind auch möglich, wenn der Kopfumfang des Kindes gering beziehungsweise das Baby sehr klein ist.

Sind die Wehen extrem stark, kann ebenfalls eine Sturzgeburt folgen. Im Regelfall gibt es keine tatsächlichen Anzeichen für eine Sturzgeburt; hat die Frau bereits mehrere Kinder geboren beziehungsweise wurde ein sehr kleines Kind mittels Ultraschall festgestellt, kann der Mediziner aber durchaus Vorkehrungen treffen, damit eine Sturzgeburt verhindert beziehungsweise abgefangen wird.

Risiken einer Sturzgeburt

In fast allen Fällen geht die Sturzgeburt mit starken Geburtsschmerzen einher. Der äußerst schnelle beziehungsweise zu schnelle Geburtsvorgang kann aber auch Verletzungen verursachen. Es besteht etwa die Gefahr einer Weichteilverletzung im Geburtskanal; mitunter kann aber auch der Beckenboden verletzt werden. In diesen Fällen können Nachblutungen auftreten.

Hat die Frau die Schwangerschaft „nicht wahrgenommen“ oder verdrängt, können einsetzende Wehen auch gerne als Stuhldrang wahrgenommen werden. Vor allem dann, wenn sich das Druckgefühl auf den Darm ausbreitet. Das Baby wird im Rahmen derartiger Sturzgeburten auch immer wieder auf der Toilette zur Welt gebracht. Hier spricht man auch von der sogenannten Toilettengeburt. Eine selten auftretende, aber durchaus mögliche Geburt.

Risiken bestehen aber auch für das Kind. So kann die Sturzgeburt sehr wohl auch zu Verletzungen führen. Etwa dann, wenn das Baby im Rahmen der Toilettengeburt in die Toilette stürzt oder mitunter auf den Boden fällt. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass auch die Nabelschnur reißen kann. Mitunter kann - auf Grund der Tatsache, dass im Geburtskanal eine mangelnde Druckanpassung fehlt - auch Sauerstoffmangel auftreten.

Sauerstoffmangel, der im Rahmen der Austreibungsphase auftritt, kann etwa der Grund für Hirnblutungen sein. Etwaige Verletzungen am Rumpf, an den Beinen und auch den Armen sind möglich. Aus diesem Grund ist es von oberster Priorität, dass ein Arzt - nach der Sturzgeburt - körperliche Untersuchungen vornimmt und abklärt, ob die Mutter und das Kind gesund sind beziehungsweise ob Verletzungen vorliegen.


Wie bereiten Sie sich am besten auf eine Sturzgeburt vor?

Besteht die Gefahr oder der Verdacht einer Sturzgeburt, muss ein Notarzt kontaktiert werden. Die werdende Mutter sollte hier nicht abwartend agieren, sondern auch - wenn es sich um einen Fehlalarm handeln sollte - rechtzeitig den Notarzt verständigen, dass die Möglichkeit gegeben wäre, eine Sturzgeburt zu erleiden.

Die Gebärende sollte sich in weiterer Folge ins Bett beziehungsweise flach hinlegen, sodass der Sturz des Kindes verhindert werden kann. Kommt das Kind - noch bevor der Arzt anwesend ist - auf die Welt, muss es warmgehalten werden. Ratsam ist, dass - wenn sich eine Sturzgeburt abzeichnet - reichliche Handtücher bereitstehen, damit das Kind eingewickelt werden kann.

Das Kind sollte man, wenn es auf die Welt gekommen ist, auf den Bauch der Mutter legen. Der Arzt wird, nachdem er eingetroffen ist, alle weiteren Maßnahmen setzen und auch etwaige Untersuchungen vornehmen, ob das Kind und die Mutter verletzt sind oder nicht. Werden vorkehrende Maßnahmen getroffen, ist das Verletzungsrisiko für Mutter und Kind gering, jedoch möglich beziehungsweise muss der Arzt dennoch Untersuchungen vornehmen.

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