Strecksehnenverletzung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Aufbau der menschlichen Hand ist äußerst komplex und vor allem die Finger sind dabei äußerst feingliedrig. Durch ihre große Beweglichkeit können sie im täglichen Leben beim Umgang mit Werkzeugen, bei der Gartenarbeit und im Haushalt leicht verletzt werden. Bei Schnittverletzungen, Verletzungen von einer Säge oder dem Biss von einem Tier in die Finger oder Hand sollte sorgfältig geprüft werden, ob eine Strecksehnenverletzung vorliegt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Strecksehnenverletzung?

Die Ursachen für eine Strecksehnenverletzung können vielfältig sein. Neben der Verletzung der Sehne im Haushalt und im Sport, können auch Unfälle im Handwerksbereich ursächlich sein.
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Eine Strecksehnenverletzung tritt entweder am sogenannten Endglied (drittes Fingerglied) oder am Mittelglied (zweites Fingerglied) sowie am ersten Fingerglied eines Fingers der menschlichen Hand auf.

Dabei kommt es zu einem Riss einer der zwei Strecksehnen die an den Streckseiten der Finger entlanglaufen. Im Bereich des Handgelenks sind die Strecksehnen von den sogenannten Sehnenscheiden umgeben und werden dadurch nachhaltiger geschützt. Im Bereich der Finger ist dies nicht mehr der Fall, weshalb es auch bei einer geringen Krafteinwirkung im Haushalt oder beim Sport zu dieser Verletzung kommen kann.

Dabei kann das betroffene Fingergelenk zwar gebeugt, aber anschließend nicht mehr gestreckt werden. Es tritt eine Schwellung auf, die mit Schmerzen einhergeht. Das betroffene Fingergelenk hängt hammerartig nach unten. Vor allem bei einer Strecksehnenverletzung am dritten Fingerglied ist dies der Fall.

Ursachen

Die Ursachen für eine Strecksehnenverletzung können vielfältig sein. Neben der Verletzung der Sehne im Haushalt und im Sport, können auch Unfälle im Handwerksbereich ursächlich sein.

Dazu zählen Schnittverletzungen oder Sägeverletzungen, die eine Durchtrennung der Strecksehne zu Folge haben. Auch der Biss von Tieren, hier ist vor allem an Hunde zu denken, kann zu einer Strecksehnenverletzung führen.

Typische Symptome & Anzeichen

  • betroffener Finger kann nicht mehr gestreckt werden
  • ggf. hängt das Fingerglied herab

Diagnose & Verlauf

Bildgebende Verfahren, wie das Röntgen, werden bei der Diagnose einer Strecksehnenverletzung meist nur herangezogen werden, wenn knöcherne Strukturen ebenfalls verletzt sind, denn die Sehnen sind auf den Bildern nicht sichtbar.

Daher werden bei einer Schnitt- Säge- oder Bissverletzung alle Finger der verletzten Hand auf einen Stecksehnenriss untersucht. Ist das Endglied eines Fingers betroffen, liegt eine sogenannte gedeckte Strecksehnenverletzung vor. Nur in diesem Fall ist ein Röntgenbild bei der Diagnostik sinnvoll.

Komplikationen

Eine Strecksehnenverletzung führt in erster Linie zu relativ starken Schmerzen. Diese treten dabei in der jeweiligen Region auf, breiten sich allerdings in sehr vielen Fällen auch in die benachbarten Regionen aus. Dabei kann der Patient in den meisten Fällen seinen Finger nicht mehr strecken oder heben, sodass es zu erblichen Einschränkungen im Alltag kommen kann.

Das Fingerglied selbst hängt dabei herunter, sodass es auch zu ästhetischen Beschwerden kommen kann. Sollten die Schmerzen aufgrund der Verletzung auch dauerhaft auftreten, so kann es dadurch eventuell zu psychischen Beschwerden oder sogar zu Depressionen kommen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung dieser Verletzung wirkt sich dabei sehr positiv auf den Krankheitsverlauf aus. Die Behandlung erfolgt in den meisten Fällen mit Hilfe von Medikamenten und verschiedener Therapien.

Eine langfristige Einnahme von Schmerzmitteln kann allerdings den Magen schädigen und sollte daher vermieden werden. Mit der Therapien wird die Bewegung des Fingers wiederhergestellt. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf und in den meisten Fällen sind auch keine operativen Eingriffe notwendig. Die Lebenserwartung des Patienten wird von der Strecksehnenverletzung nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Kommt es nach einem Sturz, einem Unfall oder einer Gewalteinwirkung auf die Hand sowie die Finger zu Beschwerden und Unregelmäßigkeiten, sollte ein Arzt konsultiert werden. Werden durch sportliche oder anderer körperliche Aktivitäten Schmerzen oder Einschränkungen der Beweglichkeit der Finger wahrgenommen, ist zu prüfen, ob es sich über eine vorübergehende oder dauerhafte Erscheinung handelt. Halten die Beschwerden über mehrere Stunden, Tage oder Wochen an, wird ein Arzt benötigt. Weitere Untersuchungen sind ebenfalls notwendig, sobald es zu einer Zunahme der Unregelmäßigkeiten kommt. Nehmen die Beschwerden nach einem erholsamen Nachtschlaf oder einer ausreichenden Kühlung der Hand ab, wird im Normalfall kein Arzt benötigt. In diesen Fällen handelt es sich um eine Reaktion des Organismus, die aufgrund einer Überlastung entstanden ist.

Zukünftig sollte rechtzeitig auf die Grenzen und Bedürfnisse des Körpers reagiert werden, da ansonsten dauerhafte Schäden oder Beeinträchtigungen drohen können. Können die Finger nicht mehr vollständig gestreckt werden oder ist es dem Betroffenen nicht möglich, eine Faust zu bilden, sollte ein Arzt von den Beobachtungen unterrichtet werden. Schwellungen, Veränderungen des Hautbildes oder eine Abnahme der gewohnten Kraft in der Hand sind ebenfalls untersuchen und behandeln zu lassen. Bei vorhandenen Schmerzen sollte die Einnahme eines schmerzstillenden Medikamentes ausschließlich nach Rücksprache mit einem Mediziner stattfinden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Strecksehnenverletzung richtet sich nach der Art und der Schwere der Verletzung. Auch das Alter des Risses spielt dabei eine Rolle. Es ist dabei wichtig, komplett durchgerissene Sehnenenden innerhalb kürzester Frist wieder zu nähen. Ist dies nicht möglich, kann die Sehne auch durch Sehnendurchflechtungen oder Drahtnähte wiederhergestellt werden.

Für den Patienten ist es daher wichtig, möglichst frühzeitig einen Arzt aufzusuchen. Die Enden der Strecksehnen ziehen sich nicht wie die Beugesehnen zurück, sodass sich die Strecksehnenverletzung zumeist unter örtlicher Betäubung genäht werden kann. Tritt die Strecksehnenverletzung im Endglied des Fingers auf, wird durch das Anlegen der sogenannten Stackschen Schiene eine Überstreckung des ansonsten nach unten hängenden Fingerendgliedes erreicht.

Dadurch können die beiden Sehnenenden wieder zusammenwachsen. Das Mittelgelenk bleibt während der gesamten Phase der Ruhigstellung bis zu 90 Grad beweglich. Die Patienten können nach der Heilungsphase das betroffene Fingerglied anfangs meist zehn Grad weniger strecken als ihre anderen Finger. Nach einigen Wochen bis Monaten kommt es jedoch zu einer Rückbildung des Narbengewebes an der Sehne, sodass sich die Streckfähigkeit sich wieder verbessert.

Generell werden die verletzten Fingerglieder etwa sechs bis acht Wochen ruhiggestellt. In den meisten Fällen können die Finger anschließend sofort wieder bewegt und normal belastet werden ohne dass physiotherapeutische Anwendungen notwendig sind. Gelingt dies nicht ohne weiteres, sind Übungen beim Physiotherapeuten oder beim Ergotherapeuten sinnvoll. Heilungsstörungen durch Infektionen und Nachblutungen treten bei einer Strecksehnenverletzung äußerst selten auf.


Vorbeugung

Da Strecksehnenverletzungen meist durch Unfälle im Haushalt oder im Sport sowie bei der Arbeit auftreten, kann ihnen nur bedingt vorgebeugt werden. Bei Arbeiten mit Schneide- oder Sägewerkzeugen ist es grundsätzlich wichtig, entsprechende Schutzbekleidung und hier vor allem Sicherheitshandschuhe zu tragen, um das Verletzungsrisiko zu mindern sowie bei einer Schnittverletzung die Beteiligung der Sehnen möglichst auszuschließen.

Nachsorge

Die Nachsorge im Anschluss an das Vernähen der verletzten Sehne gilt als nicht einfach. So muss die Strecksehne einige Wochen ruhiggestellt werden, bis sie verheilt ist. Erfolgt das Ruhigstellen des verletzten Fingers in gestreckter Position für sechs Wochen, drohen jedoch schwerwiegende Bewegungsstörungen. Aus diesem Grund ist eine besondere Nachbehandlung erforderlich.

Zur Anwendung kommt eine spezielle Schiene, die das maximale Beugen der Finger unterbindet. Mithilfe eines Gummizugs wird zur gleichen Zeit dafür gesorgt, dass sich die Finger strecken und die verletzten Strecksehnen trotzdem entlasten lassen. So verhindert die Schiene das Schließen der Faust. Der Gummizug, der mit der Schiene verbunden ist, zieht die verletzte Sehne in eine Streckung.

Dadurch erhält der Patient die Möglichkeit, beugende Bewegungen bis zu einem gewissen Punkt zu machen. Die Sehne verharrt deswegen nicht in der ruhiggestellten Lage, wodurch wiederum der Gefahr einer Gelenkversteifung entgegengewirkt wird. Drei bis vier Mal in der Woche sucht der Patient zur Nachbehandlung einen Ergotherapeuten auf. Bei Schutzstellung erfolgt dort das Bewegen der einzelnen Fingergelenke.

Nach circa sechs bis acht Wochen darf der Patient die schützende Schiene allmählich wieder ablegen und behutsam mit aktiven Übungen beginnen. Ab der 8. Woche sind auch intensivere Übungen möglich und die Schiene braucht in der Nacht nicht mehr angelegt zu werden. Nach zwölf Wochen finden Kräftigungsübungen statt.

Das können Sie selbst tun

Im Alltag ist eine Entlastung der Hand bei der Verrichtung von allen anfallenden Aufgaben besonders wichtig. Damit keine Situation der Überforderung geschehen, sind rechtzeitig Pausen einzulegen. Die Greiffunktion sollte nicht übermäßig beansprucht werden. Bei der Ausübung sportlicher Aktivitäten, der Erfüllung beruflicher Aufgaben oder im Haushalt ist darauf zu achten, dass der menschliche Organismus Grenzen in seiner Erfüllbarkeit hat.

Zur Unterstützung der Regenerierung kann neben einer ausreichenden Pause die Verwendung von Hausmitteln genutzt werden. Beispielsweise hilft die Pferdesalbe, um das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern und eine Linderung von Beschwerden einzuleiten. Bei starken Unregelmäßigkeiten ist eine Ruhigstellung der Hand notwendig.

Charakteristisch für die Erkrankung sind starke Schmerzen. Diese können im Alltag zu einer immensen Beeinträchtigung führen, da sie neben den körperlichen Störungen auch zu Zuständen der psychischen Belastung führen. Mentaltechniken helfen häufig bei der Überwindung der Widrigkeiten. Sie fördern das innere Gleichgewicht und stellen oftmals eine notwendige Balance dar. Im Umgang mit der Erkrankung können daher Entspannungsverfahren wie Yoga oder Meditation genutzt werden.

Erkrankte sollten Menschen aus dem sozialen Umfeld um Hilfe bei der Ausführung bestimmter körperlicher Tätigkeiten, sobald sie selbst diese nicht in einem ausreichenden Umfang erledigen können. Oftmals ist daher eine Umstrukturierung bei der Alltagsbewältigung bis zur Genesung erforderlich.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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