Spinalkanalstenose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Spinalkanalstenose ist ein überwiegend degenerativ bedingtes Krankheitsbild, das sich an der Halswirbelsäule und insbesondere der Lendenwirbelsäule entwickeln kann. Auch wenn die Spinalkanalstenose mittlerweile der häufigste Grund für eine Operation an der Lendenwirbelsäule ist, stellen konservative Maßnahmen den Schwerpunkt der Behandlung dar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Spinalkanalstenose?

Rückenschmerzen bei Spinalkanalstenose sind ein klassisches Beschwerdebild.

Als Spinalkanalstenose bezeichnet man die Einengung des Rückenmarkkanals, der von den Wirbelkörpern gebildet wird und vom ersten Halswirbelkörper bis zum Kreuzbein reicht.

Die Einengung ist überwiegend verschleißbedingt, weshalb sie vor dem Hintergrund der zunehmenden Lebenserwartung der Bevölkerung und dem steigenden Anspruch auch älterer Patienten an Lebensqualität, Mobilität und Flexibilität eine immer größere Bedeutung erfährt. Auch die zunehmende Qualität der Diagnostik, allen voran die bildgebenden Verfahren wie Kernspin- und Computertomografie, trägt dazu bei, dass die Diagnose immer häufiger gestellt wird.

Am häufigsten betroffen ist die Lendenwirbelsäule und hier insbesondere die Etage zwischen dem dritten und vierten sowie vierten und fünften Lendenwirbelkörper. Die Spinalkanalstenose kann sich auch im Bereich der Halswirbelsäule entwickeln, ist hier jedoch weniger häufig.

Ursachen

Die Entstehung einer Spinalkanalstenose durch chronisch-degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule ist ein komplizierter und langwieriger Prozess, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird.

Durch den Verschleiß einer Bandscheibe kann sie sich in den Spinalkanal vorwölben und bereits zu einer Einengung führen. Der Bandscheibenverschleiß führt jedoch auch zu einer Höhenminderung des Abstands benachbarter Wirbelkörper, was die Einengung verschärfen und zur Arthrose der Wirbelgelenke führen kann.

Die Arthrose der Wirbelgelenke hat vielfältige Folgen wie zum Beispiel das Anschwellen der Gelenkskapsel, es können sich knöcherne Anbauten und Zysten sowie Instabilitäten zwischen den Wirbelkörpern entwickeln. All das kann zusätzlich das Rückenmark in Bedrängnis führen, indem Nervenwurzeln, die Rückenmarkhäute und -gefäße komprimiert werden.

Eine Spinalkanalstenose muss sich nicht nur auf eine Stelle der Wirbelsäule beschränken, sie kann gleichzeitig an mehreren Wirbelsäulenetagen lokalisiert sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Verengung des Wirbelkanals verursacht erst dann Beschwerden, wenn sie so stark ausgeprägt ist, dass sie auf Blutgefäße, Nerven und Rückenmark drückt. Welche Symptome auftreten, hängt davon ab, in welchem Abschnitt der Wirbelsäule sich die Stenose befindet. Meist werden die Beschwerden bei einer aufrechten Körperhaltung stärker, weil dadurch der Druck auf die betroffene Stelle erhöht wird.

Die Beugung des Rückens dagegen führt zu Entlastung und die Symptome lassen nach. Liegt die Verengung im Bereich der Lendenwirbelsäule treten Schmerzen im unteren Rücken auf, die bis in die Beine ausstrahlen können. Laufen ist schmerzhaft, meist schaffen Betroffene nur kurze Strecken. Auch im Stehen tut der Rücken weh. Sitzen dagegen verschafft Linderung, da hierbei eine gebeugte Haltung eingenommen wird. Oft kommt es zu Muskelverspannungen im Lendenbereich.

Zusätzlich können Taubheitsgefühle, Kribbeln und Sensibilitätsstörungen auftreten. Im weiteren Verlauf können sich Lähmungen entwickeln. Auch Inkontinenz und eine Störung der Sexualfunktionen sind möglich. Liegt die Verengung im Halsbereich, macht sie sich mit Nackenschmerzen bemerkbar, die bis in die Arme ausstrahlen können.

Die Feinmotorik der Hände kann gestört sein, ebenso die Wahrnehmungsfähigkeit von Armen und Händen. Weiterhin kann die Muskelspannung von Armen und Beinen zunehmen. Schreitet die Stenose weiter fort, können sich die gleichen Symptome wie bei einer Querschnittslähmung zeigen.

Diagnose & Verlauf

Eine Spinalkanalstenose im Bereich der Lendenwirbelsäule verursacht ein- oder beidseitige Rückenschmerzen, die über Jahre an Intensität zunehmen, in Gesäß, Leisten und Beine ausstrahlen können. Besteht das Problem an der Halswirbelsäule, treten typischerweise Nackenschmerzen auf, die in Schulter und Arme ausstrahlen, an den Händen entwickeln sich Gefühlsstörungen und Probleme mit der Feinmotorik, aber auch Gangunsicherheit und Sturzneigung können auftreten.

Alle diese Beschwerden sind jedoch nicht typisch für eine Stenose, vielmehr können sie auch bei zahlreichen anderen Wirbelsäulenerkrankungen auftreten wie zum Beispiel einem isolierten Bandscheibenvorfall, entzündlichen und neurologischen Erkrankungen, bei Wirbelkörperbrüchen, die sich im Rahmen einer Osteoporose an der Lendenwirbelsäule schleichend entwickeln.

Zur Abklärung tragen Röntgenaufnahmen inklusive sogenannter Funktionsaufnahmen, die Kernspin- und Computertomografie bei. Bei Unklarheiten können spezielle neurologische Untersuchungen, eine Gefäßdiagnostik und auch Laboruntersuchungen zur Abklärung einer eventuellen Spinalkanalstenose erforderlich werden.

Komplikationen

Die Spinalkanalstenose führt in erster Linie zu sehr starken Schmerzen. Diese treten dabei vor allem beim Gehen oder bei einem längeren Sitzen auf und können sich dabei sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten auswirken. Auch in der Nacht können die Schmerzen dabei in Form von Ruheschmerzen auftreten und dabei zu Schlafbeschwerden führen.

Die meisten Betroffenen leiden auch an Depressionen und an einer Gereiztheit. Mitunter machen sich auch Schmerzen in den Beinen bemerkbar, was mit deutlichen Einschränkungen in der Bewegung einhergehen kann. Viele Patienten sind dadurch auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Die Beine fühlen sich häufig schwer an.

Weiterhin führt die Erkrankung auch zu Störungen der Sensibilität oder zu Lähmungen in den Beinen. Die Schmerzen breiten sich häufig in den Rücken aus und können auch dort zu Einschränkungen führen. Die Behandlung der Spinalkanalstenose richtet sich immer nach den Symptomen. Dabei treten in der Regel keine Komplikationen auf.

Die Schmerzen können mit Hilfe von Schmerzmitteln gelindert werden. Allerdings kann die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln den Magen schädigen. Weiterhin sind die Betroffenen auf verschiedene Übungen und Therapien angewiesen, um die Beschwerden zu mindern. Die Lebenserwartung des Patienten wird von der Erkrankung nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Spinalkanalstenose kann sich plötzlich oder langsam mit unterschiedlichen Beschwerden bemerkbar machen. Der Gang zum Arzt ist daher aus verschiedenen Gründen anzuraten. Wichtig ist der frühzeitige Arztbesuch immer dann, wenn die Spinalkanalstenose plötzlich einschießende Schmerzen mit starker Charakteristik verursacht. Auch Lähmungen und Taubheitsgefühle sind zeitnah beim Arzt abzuklären. Sofort zum Arzt ist Pflicht, wenn die Kontrolle über Mastdarm oder Blase nicht mehr vorhanden ist. Der Hausarzt kann als erste Anlaufstelle aufgesucht werden. Auch ein bereits behandelnder Neurologe oder Orthopäde ist ein geeigneter Ansprechpartner. Bei starken Schmerzen und nachts kann auch die Notfallambulanz der nächstgelegenen Klinik aufgesucht werden.

Es gibt auch Fälle, in denen der Arzt bei der Spinalkanalstenose und daraus resultierenden Beschwerden nicht sofort aufgesucht werden muss. Das gilt für Fälle, in denen eine Diagnostik bereits abgeschlossen und der Grund der Stenose, zum Beispiel ein Bandscheibenproblem, schon bekannt ist. Dann wird der Arzt immer dann aufgesucht, wenn ungewöhnliche Beschwerden hinzukommen oder bekannte Schmerzen sowie Empfindungsstörungen stärker geworden sind. Auch der Wunsch nach einer Überweisung zum Krankengymnasten kann Grund für den Arztbesuch sein, wenn der Patient schon vorher die Erfahrung gemacht hat, das Physiotherapie seine bekannten Beschwerden lindern kann. Schmerztherapeuten werden aufgesucht, wenn die Schmerzen oder das Brennen schwer beherrschbar sind.

Behandlung & Therapie

Die primären Ziele bei der Behandlung einer Spinalkanalstenose sind die Schmerzreduktion und die Verbesserung der Mobilität. In der Regel stellen konservative Maßnahmen das initiale Behandlungskonzept dar bestehend aus Krankengymnastik, physikalischer und manueller Therapie, Miederversorgung, Haltungsschulung und natürlich auch einer medikamentösen Schmerztherapie, die eventuell durch eine Akupunktur unterstützt werden kann.

Eine Operation ist nur dann erforderlich, wenn konservative Maßnahmen, die konsequent über 12 Wochen fortgeführt wurden, zu keinem nennenswerten Erfolg geführt haben und die Beschwerden zweifelsfrei auf eine Spinalkanalstenose sind. Eine absolute Indikation zur Operation besteht jedoch, wenn es durch die Kompression des Rückenmarks oder einer Nervenwurzel zu zunehmenden Lähmungserscheinungen kommt.

Das Prinzip der Operation besteht aus einer sogenannten Dekompression, bei der der Spinalkanal chirurgisch wieder erweitert wird, wodurch Rückenmark und Nervenwurzeln entlastet werden. Hierzu stehen verschiedene Operationstechniken zur Verfügung, aus denen individuell für jeden Patienten das geeignete Verfahren ausgewählt werden kann.

Je nach Operationstechnik kann es allerdings zu einer absehbaren Instabilität zwischen den Wirbelkörpern kommen, sodass in gleicher Operationssitzung nicht nur die Spinalkanalstenose beseitigt wird, sondern der operierte Wirbelsäulenabschnitt zusätzlich stabilisiert werden muss.


Vorbeugung

Die Entwicklung einer Spinalkanalstenose kann durch vorbeugende Maßnahmen bedingt verhindert werden. Generell empfehlenswert ist ein rückenfreundlicher Lebenswandel mit dem Ziel, bei Zeiten für einen starken Rücken zu sorgen. Viel Bewegung beugt Rückenproblemen vor und lässt sich in der Regel problemlos in den Alltag integrieren: Treppe statt Aufzug, Einkäufe zu Fuß erledigen, regelmäßige Spaziergänge und Sport. Ein zusätzliches gezieltes und vor allem regelmäßiges Rückentraining ist empfehlenswert.

Nachsorge

Bei der operativen Therapie der Spinalkanalstenose bleiben Patienten in der Regel vier bis fünf Tage im Krankenhaus. Sie dürfen bei unauffälligem Verlauf einige Stunden nach der OP wieder aufstehen und zur Toilette gehen. In den folgenden Tagen erlernen die Frischoperierten mithilfe eines Physiotherapeuten rückenschonendes Verhalten wie Aufstehen, Heben oder Bücken.

Dabei sollten sie sich möglichst normal bewegen. Als Unterstützung dienen bei Bedarf Hilfsmittel wie ein Stützkorsett oder ein Rollator. Krankengymnastik und eine individuelle Schmerztherapie runden die Nachsorge im Krankenhaus ab. Im Anschluss an den Klinikaufenthalt erfolgt die Nachbehandlung. Bei leichten Fällen der Spinalkanalstenose sollte die Betroffenen Krankengymnastik mit Übungen zur Kräftigung von Rücken- und Bauchmuskulatur in Anspruch nehmen.

Auch tägliche Spaziergänge mit langsam gesteigerter Dauer und Wegstrecke gehören zur Rehabilitation zuhause dazu. Bei schwereren Formen ist nach dem Krankenhaus eine ambulante oder stationäre Behandlung in einer Reha-Klinik empfehlenswert. Diese dauert circa drei bis vier Wochen und lässt sich gegebenenfalls weiter verlängern.

In den ersten drei Monaten nach der OP sollten sich die Patienten weitestgehend schonen und keine Gewichte über zehn Kilogramm heben. Außerdem sind Bewegungen und Übungen zu meiden, die Schmerzen bereiten. Jeweils ein und drei Monate nach der Operation ist zudem eine Kontrolluntersuchung bei einem Rückenspezialisten notwendig.

Das können Sie selbst tun

Die Spinalkanalstenose muss erst vom Arzt eindeutig diagnostiziert sein, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Wenn dies erfolgt ist, kann der Patient mit Selbsthilfe im Alltag eine Linderung herbeiführen und nicht selten die Lebensqualität erzielen, die eine Operation vermeidbar macht. Die Maßnahmen sind jedoch optimalerweise mit dem behandelnden Arzt wie dem Orthopäden abzusprechen.

Die Kräftigung der Rumpfmuskulatur ist ein wichtiger Faktor für eine Reduzierung der Beschwerden. In der Physiotherapie werden hierzu effiziente Übungen erlernt, die vom Betroffenen zu Hause regelmäßig auch weitergeführt werden. Auch im Fitnesstudio gibt es Kurse, die speziell auf die Gesundheit des Rückens abzielen. Die Rückenschule, die oft auch von Krankenkassen angeboten wird, gibt darüber hinaus Tipps für rückenschonendes Verhalten im Alltag, etwa das richtige Bücken oder Heben.

Wichtig ist die Entlastung der Wirbelsäule. Hier bietet sich an, dass Patienten mit Spinalkanalstenosen immer wieder einmal die Stufenlagerung einnehmen und auf eine rückengerechte Schlafposition auf der optimalen Matratze achten. Bei Schmerzen helfen oft Bäder oder auch die klassische Wärmflasche, um die verspannte Muskulatur zu lockern. Auch Massagen mit dem Igelball helfen häufig.

Ein Schonverhalten ist dagegen in den meisten Fällen kontraproduktiv. Es kann zu weiteren Verspannungen führen. Bewegung ist dagegen für die Mobilität wichtig und trägt oft zur Reduzierung der Beschwerden bei.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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