Sodbrennen während der Schwangerschaft

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Sodbrennen, medizinisch als Reflux bekannt, ist eine übliche Begleiterscheinung der letzten Schwangerschaftsmonate. Es setzt meist im siebenten Schwangerschaftsmonat ein und vergeht oft erst mit der Entbindung. Sodbrennen während der Schwangerschaft ist erfahrungsgemäß qualvoll, birgt jedoch für Fötus und Mutter keine gesundheitliche Gefahr.

Inhaltsverzeichnis

Warum Schwangere häufig an Sodbrennen leiden

Zeigen die verschiedenen Empfehlungen keine Abhilfe, kann auf pharmazeutische Produkte zurückgegriffen werden. Eine Vielzahl ist frei im Handel erhältlich, doch sollte eine Selbstmedikation während der Schwangerschaft zwingend ausgeschlossen werden.
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Für das Auftreten von Sodbrennen während der Schwangerschaft gibt es zwei Gründe. Zum einen ist es begründet im Gelbkörperhormon Progesteron. Dieses wird in der Plazenta produziert und soll die Muskulatur im Uterus entspannen, um vorzeitige Wehen zu unterbinden. Auch der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre ist von der erschlaffenden Wirkung betroffen und öffnet sich bereits durch leichte Kontraktionen des Magens.

Zum anderen liegt die Ursache im Bauchraum selbst. Er bietet zum Ende der Schwangerschaft durch das heranwachsende Kind kaum noch Platz für die inneren Organe der Mutter. Ihr Magen wird folglich in den oberen Bereich geschoben und übt dort Druck auf den Schließmuskel aus. Diesem Druck kann der bereits durch das Progesteron geschwächte Muskel nicht standhalten und öffnet sich. Den darauf folgenden Einfluss von Magensäure in die Speiseröhre können Schwangere nicht beeinflussen.

Was passiert bei Sodbrennen in der Schwangerschaft?

Gewöhnlich verhindert der medizinisch Ösophagussphinkter genannte Schließmuskel, dass die aggressive Magensäure in die empfindliche Speiseröhre gelangt. Diese ist nicht mit einer schützenden Schleimhaut umgeben und für die Salzsäure des Magensaftes angreifbar. Die Reizung löst ein Brennen beziehungsweise Schmerzen hinter dem Brustbein aus, die bis in den Kiefer ausstrahlen können.

Ferner ist ein Aufstoßen von saurem Mageninhalt möglich. Es sorgt für einen bitteren Geschmack im Mund und kann bei häufigem Auftreten auch die Zähne angreifen. Sodbrennen kann darüber hinaus auch mit Magendruck, einem Völlegefühl und starkem Speichelfluss einhergehen. Selbst Heiserkeit und Husten können Symptome für einen starken Rückfluss von Magensäure sein.

Allgemeine Tipps gegen Sodbrennen

Ein direktes Vorbeugen von Sodbrennen ist ausgeschlossen, doch gibt es verschiedene Möglichkeiten, die unangenehmen Symptome zu lindern und das Risiko für ein erneutes Auftreten zu senken. Wichtigstes Ziel ist dabei die Minimierung und die Bindung der überschüssigen Magensäure. Haselnüsse, Mandeln, Haferflocken und Sonnenblumenkerne sollen den ätzenden Saft aufsaugen und es empfiehlt sich, diese in den letzten Wochen der Schwangerschaft griffbereit zu halten.

Gleiches gilt für scharfen Senf, Heilerde, die aufgelöst in Wasser getrunken wird, frischen Ingwertee, Milch oder besser noch ungesüßten Joghurt. Auch Kaugummi enthält in der Regel Inhaltsstoffe, die die Magensäure neutralisieren können. Gleichzeitig regt das permanente Kauen die Produktion von Speichel an, der die Säure ebenfalls aufhalten kann.

Hilfe für unterwegs bietet Akupressur. In der Mitte der oberen Daumenhälfte befindet sich der dazugehörige Punkt. Wird er an beiden Händen für etwa eine halbe Minute gedrückt, soll sich ein positiver Effekt einstellen. Nachts wird aufgrund der Schwerkraft angeraten mit erhöhtem Oberkörper zu schlafen.

Gibt es keine Möglichkeit, das Bett entsprechend zu verstellen oder mit mehreren Kissen zu improvisieren, sollte immer auf der linken Körperseite geschlafen werden. Die Anatomie des Verdauungstraktes weist dort einen kleinen Vorteil auf. Entsteht die Magensäure aufgrund von Stress, ist es ratsam, einen Gang zurück zu schalten und sich mehr Ruhe zu gönnen. Zudem ist auf die Kleidung zu achten, die locker sitzen und den Magen nicht noch weiter eindrücken darf.

Ernährungstipps bei Sodbrennen

Überdies lässt sich mit dem Essverhalten Abhilfe schaffen. Viele Nahrungsmittel regen die Produktion des Magensaftes unnötig an und es wird nahe gelegt, diese vom Speiseplan zu streichen. Hierzu zählen Zitrusfrüchte, Schokolade und andere Süßigkeiten, Produkte aus Weißmehl und Speisen, die mit Essig zubereitet wurden. Generell sollte auf sehr stark gewürztes oder fettes Essen verzichtet werden.

Je länger die Verdauungszeit und somit die Verweildauer im Magen des Gerichtes ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass anschließend Sodbrennen auftritt. Daher ist es ferner besser, die Portionen klein zu halten und besonders gut zu kauen. Des Weiteren ist davon abzusehen, sich nach dem Essen hinzulegen oder kurz vor dem Zubettgehen noch große Portionen zu sich zu nehmen.

Getrunken werden sollte viel, nicht jedoch zu den Mahlzeiten, da ansonsten der Magen sinnlos ausgedehnt wird. Von Kaffee, Säften mit einem hohen Gehalt an Fruchtsäure und kohlensäurehaltigen Getränken wird abgeraten. Ideal sind stille Mineralwässer oder Kräutertees ohne Zuckerzusätze. Alkohol und Zigaretten sind während der Schwangerschaft und der Stillzeit ohnehin tabu, wären aber gleichermaßen zu meiden, da auch sie Sodbrennen fördern.


Wenn’s zu schlimm wird: Medikamente bei Sodbrennen

Zeigen die verschiedenen Empfehlungen keine Abhilfe, kann auf pharmazeutische Produkte zurückgegriffen werden. Eine Vielzahl ist frei im Handel erhältlich, doch sollte eine Selbstmedikation während der Schwangerschaft zwingend ausgeschlossen werden. Bei starken Beschwerden wird der Arzt zusätzlich prüfen, ob schwerwiegendere Erkrankungen ausgeschlossen werden können.

Eine stark entzündete und verätzte Speiseröhre ist angreifbar und bildet Narben und Geschwüre aus. Die Folgen sind eine Verengung der Röhre und mögliche Blutungen. Im ungünstigsten Fall entwickelt sich ein Barrett-Ösophagus, eine Vorstufe des Krebses. Homöopathische Mittel gegen Sodbrennen sind ebenfalls auf dem Markt.

Auch hier gilt es, vorab den Heilpraktiker zu konsultieren, um eine auf die Schwangerschaft abgestimmte Dosierung zu besprechen und das ungeborene Kind vor eventuellen Nebenwirkungen zu schützen. Überdies lohnt es sich Rücksprache mit der Hebamme zu halten. Ihre jahrelange Erfahrung führt zu einem reichen Schatz an Erfahrungen aus anderen Schwangerschaften und deren Begleiterscheinungen.

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