Seidelbast

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Seidelbast ist ein hoch toxischer Strauch aus den Laubwäldern Eurasiens und Chinas. In der frühen Volksmedizin fand der Seidelbast unter anderem als Tinktur gegen rheumatische Beschwerden Verwendung. In der modernen Medizin spielt der Strauch dagegen kaum mehr eine Rolle, da der bloße Hautkontakt bereits starke Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann.

Vorkommen & Anbau des Seidelbast

Der Verzehr jedes Pflanzenteils kann sogar tödliche Folgen haben und der bloße Hautkontakt ruft bereits Hautausschläge hervor.

Der Seidelbast ist eine hoch giftige Pflanzengattung aus der Familie der Seidelbastgewächse. Insgesamt umgreift diese Gattung über 70 verschiedene Arten. Es handelt sich beim Seidelbast um ein laubabwerfendes und immergrünes Strauch- oder Halbstrauchgewächs. Seine Rinde variiert zwischen flaumig und kahl und seine Blüten wachsen direkt am Stamm der Zweige. Die Rinde und die Samen des Seidelbast sind die giftigsten Bestandteile der Pflanzen.

Der Verzehr jedes Pflanzenteils kann sogar tödliche Folgen haben und der bloße Hautkontakt ruft bereits Hautausschläge hervor. Der Seidelbast ist hauptsächlich in Eurasien verbreitet. Auch in China kommen einige Sorten der Gattung vor. In der freien Natur wächst der Seidelbast vorwiegend in Laubwäldern. Mittlerweile findet er sich als Zierpflanze vereinzelt auch in Gärten.

Als Zierpflanze hat er wegen seinen potenziell lebensgefährlichen Giften aber keine nennenswerte Verbreitung. Anders als der Mensch sind einige Tiere gegen die Gifte der Pflanze immun. Das gilt zum Beispiel für die Drossel, die den Seidelbast ohne Vergiftungserscheinungen verzehren kann. Die Pflanze steht in Deutschland gegenwärtig streng unter Naturschutz und darf nicht aus der Natur entnommen werden.

Wirkung & Anwendung

Seidelbastgewächse spielten vorwiegend für die frühe Geschichte der Papierentwicklung eine Rolle. Davon abgesehen war der Seidelbast lange mit Aberglauben verbunden. So steckten sich Fuhrleute zum Beispiel geweihten Seidelbast an den Hut, um Hexen fernzuhalten. Die Verwendung der Pflanzen im Landschaftsbau und in der Medizin ist nur mit Einschränkungen möglich. Grund dafür: Der Seidelbast wirkt hochtoxisch.

Die Rinde der Pflanze enthält zum Beispiel Daphnetoxin. Diese Substanz kann schon über reine Hautresorption starke Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Der Wirkstoff zerfrisst die Haut und löst oft starke Entzündungen auf der Kontaktstelle aus. In Extremfällen stirbt das Gewebe ab und es kommt zu einer Nekrose. Auf lange Sicht stellen sich insbesondere nach dem Konsum von Seidelbast oft schwere Schäden der Nieren ein. Auch das Herz-Kreislauf-System und das zentrale Nervensystem können von Kontakten mit dem pflanzlichen Toxin Daphnetoxin Schaden nehmen.

Der fachsprachliche Name der Pflanze lautet übrigens Daphne, was die Begrifflichkeit Daphnetoxin erklärt. In den Samen des Seidelbasts ist außerdem das pflanzliche Gift Mezerein enthalten. Diese Substanz hat im Tierversuch eine antitumorelle Wirkung gezeigt. Die orale Aufnahme dieser Substanz kann beim Menschen allerdings ein Brennen im Hals und im Mund hervorrufen. Auch blutiger Durchfall und Erbrechen können sich als Folgen des Verzehrs einstellen.

Mögliche Wirkungen sind außerdem Schwellungen, ein starkes Durstgefühl und bei langfristiger Einnahme sogar Nierenversagen. Schon der Konsum von zehn bis zwölf Samen des Seidelbasts sind für den Menschen tödlich. Fünf Beeren der Pflanze erzeugen bereits starke und gesundheitsschädliche Wirkungen. Der Konsum von zehn Beeren ist für Kinder tödlich. Neben den Giftwirkungen und den Heilwirkungen aufgrund von Inhaltsstoffen wie Flavonoiden verbindet die Pharmakologie eine aphrodisierende Wirkung mit dem Gewächs.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Wegen seiner starken Toxizität spielt der Seidelbast in der modernen Medizin kaum noch eine Rolle. Auch die Homöopathie setzt Seidelbastpräparate heute nur noch vereinzelt ein. Ekzeme und Zahnschmerzen sind in diesem Zusammenhang die nennenswertesten Indikationen. Wegen der hohen Gesundheitsrisiken darf der Seidelbast niemals in Eigenregie angewandt werden. Ausschließlich explizit verschriebene Fertigpräparate mit stark verdünnten Wirkstoffen des Seidelbasts sind zur Heilanwendung geeignet.

Die Homöopathie behandelt einige Krankheitsbilder so zum Beispiel über fertige und stark verdünnte Seidelbastpräparate ab D4. Zu den heilsamsten Inhaltsstoffen des Seidelbasts zählen die enthaltenen Flavonoide. In der früheren Volkheilskunde wurde aus dem Seidelbast oft eine Tinktur hergestellt. Diese Tinktur wurde rheumatischen Patienten auf Gelenke mit akuten Beschwerden gerieben. Der Seidelbast trieb die Entzündung dabei sozusagen aus dem Gelenk heraus, indem die Wirkstoffe die darüber liegende Haut reizten.

Diese Anwendungsform ist heute aber nicht mehr zeitgemäß. Mittlerweile stehen deutlich weniger toxische Therapiemöglichkeiten für rheumatische Patienten zur Verfügung. Neben der Verwendung für anti-rheumatischen Behandlungen wandte die frühere Volksmedizin das Gewächs außerdem gegen Sodbrennen an. Man setzte in diesem Zusammenhang auf eine Blüte Seidelbast im Jahr, die als Vorsorgemaßnahme sogar für ein ganzes Jahr von Sodbrennen befreien sollte.

In England bekämpften Pferdehalter mit dem Seidelbast außerdem über lange Zeit Durchfallerscheinungen bei Huftieren. In grauer Vorzeit war der Seidelbast vorwiegend als Heilanwendung in Eigenregie beliebt. Abgesehen von den toxischen Kontraindikationen kommt der Pflanze in diesem Zusammenhang in der modernen Medizin daher schon deshalb keine Bedeutung mehr zu, weil Privatpersonen sie nicht sammeln dürfen.

Der Seidelbast steht unter strengem Naturschutz und das Sammeln wird mit Strafen geahndet. Von einem eigenen Seidelbast darf eine Privatperson theoretisch ernten. Dieses Vorgehen ist aber ganz und gar nicht empfehlenswert und kann der Gesundheit nachhaltig Schaden zufügen, anstatt heilende Wirkungen zu erzielen.

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