Schultergürtel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Schultergürtel ist wohl eine der elegantesten Regionen des menschlichen Körpers: Durch geschicktes Kombinieren von Knochen und Muskulatur hat die Natur hier den wirklich maximalen Bewegungsspielraum aus dem Gelenk herausgeholt. Die Hauptrolle spielen dabei allerdings die Muskeln.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Schultergürtel?

Schematische Darstellung zur Anatomie der Schulter. Klicken, um zu vergrößern.

Der Schultergürtel bezeichnet im menschlichen Körper jene Partie, welche die obere Extremität mit dem Rumpf verbindet.

Dazu zählen im Prinzip zwei Knochen, Schulterblatt (Scapula) und Schlüsselbein (Clavicula), drei Gelenke, das Brustbein-Schlüsselbein-Gelenk, das Schultereck-Schlüsselbein-Gelenk, sowie das Schultergelenk, und jede Menge Muskeln.

Anatomie & Aufbau

Die Anatomie des Schultergürtels ist mit Worten zwar recht blumig zu beschreiben, ohne entsprechende Abbildung aber meist schwer zu verstehen. Das Schulterblatt ist als dreieckiger, flächiger Knochen mit Basis oben und Spitze unten eigentlich nur sehr lose in das restliche Skelett eingebunden:

Die einzige knöcherne Verbindung zum Rumpf ist tatsächlich jene vordere über das schmale Schlüsselbein, welches wiederum nur mit dem Brustbein verbunden ist. Besonders belastbar ist diese Verbindung natürlich nicht, insbesondere, wenn man bedenkt, dass das Schulterblatt auf der anderen Seite die einzige Verbindung zu unseren Armen ist, welche nicht nur ständig für Schwerstarbeiten verwendet werden, sondern auch noch ein beträchtliches Eigengewicht haben.

Die Hauptlast tragen daher die Muskeln des Schultergürtels, welche das Schulterblatt nach vorne zum Brustkorb, nach oben, in Richtung Wirbelsäule, in Richtung Rückenmuskulatur und natürlich in Richtung Arm einspannen, befestigen, absichern und gleichzeitig stets beweglich machen. Am Ende gleitet das Schulterblatt, gezogen durch diese Muskeln, an den Rippen des hinteren Brustkorbes entlang, ohne dass zwischen ihnen eine echte knorpelige Gelenkfläche bestünde.

Daraus wird bereits deutlich, dass ein Anspannen des Armes ohne eine Anspannung des Schultergürtels überhaupt keinen Sinn machen würde: Es würde das Schulterblatt praktisch aus seiner Aufhängung reißen.

Die Muskeln unterteilen sich grob in vordere und hintere Rumpf-Schultergürtel-Muskeln, deren Aufzählung an dieser Stelle zu weit führen würde. Der bekannteste Stellvertreter ist vielleicht der Musculus trapezius, welcher rautenförmig am Rücken die Brust- und Halswirbelkörper mit dem Schulterblatt und dem Schlüsselbein verbindet und somit für das Heranziehen des Schulterblattes in Richtung Wirbelsäule, zum Beispiel beim Heben von Gegenständen, verantwortlich ist.

Wichtige Gefäß- und Nervenbahnen ziehen durch die Region des Schultergürtels, vor allem unterhalb des Schlüsselbeins. Werden sie durch Unfälle oder andere Raumforderungen geschädigt, so drohen definierte Ausfälle oder Versorgungsengpässe im Bereich der Schulter oder der Arme und Hände.

Funktionen & Aufgaben

Die Funktion des Schultergürtels ist, zusammengefasst, die Gewährleistung der Stabilität zwischen Rumpf und oberer Extremität. Da dies vor allem durch Muskelarbeit geschieht, ist der Schultergürtel eine ungemein flexible Körperpartie.

Die einzelnen knöchernen Gelenke zwischen Schlüsselbein und Schulterblatt bzw. Brustbein sind zwar nur wenig gegeneinander beweglich, im Zusammenspiel mit Schultergelenk und Muskelplatte ergibt sich jedoch ein unglaublich großer Bewegungsspielraum des Arms.

Dieser sollte beim gesunden, jungen Menschen bei etwa 180 Grad Abspreizung, 40 Grad Anziehen, 170 Grad Vorführen, 40 Grad Rückführen sowie etwa 70 Grad Rotation in beide Richtungen liegen.


Krankheiten & Beschwerden

Sind die Bewegungsgrade der Schulter eingeschränkt und bestehen zugleich Schmerzen in Ruhe oder bei bestimmten Bewegungen, so kann dies ein Hinweis auf verschiedene Krankheiten oder Verletzungen der Schulter sein.

In Bezug auf den Schultergürtel im engeren Sinne (also das Schultereckgelenk außen vor lassen), sind vor allem Schlüsselbeinbrüche von großer Bedeutung. Es handelt sich um die häufigste Fraktur des Menschen überhaupt. Sie geschieht meist beim Sturz auf den vorgestreckten Arm, da dabei am Schlüsselbein (und an der Speiche des Unterarms) die größten Spannungen auftreten. Die Clavicula bricht meist im mittleren Drittel, die Bruchstücke stehen dann meist abgeknickt, durch Zug des kräftigen Halsmuskel mit dem langen Namen (Musculus sternocleidomastoideus).

Somit ist die Claviculafraktur oft schon von außen gut sichtbar. Ein Rucksackverband stellt die konservative Behandlungsmethode dar. Eine Stabilisierung mit einer Platte ist manchmal angezeigt und im Prinzip kein großer Eingriff, da der Knochen ja gut zugänglich ist.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007

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