Schrittlänge

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Schrittlänge ist eine Größe, die in der Ganganalyse und im Sport verwendet wird. Sie dient der qualitativen und quantitativen Messung und Beurteilung des Gehens und Laufens.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Schrittlänge?

Die Schrittlänge bezeichnet den Abstand, der beim Gehen und Laufen zwischen den beiden Füßen entsteht.

Die Schrittlänge bezeichnet den Abstand, der beim Gehen und Laufen zwischen den beiden Füßen entsteht. Sie ist ein Maß für den Grad des Weggewinns, der pro Schritt erreicht wird. Es gibt verschiedene Messmethoden zu ihrer Ermittlung.

In der Ganganalyse beobachtet man grundsätzlich die Schrittlängen beider Beine im Seitenvergleich. Als Vergleichsmaß gilt dort der Abstand zwischen der Fußspitze des hinteren und der Ferse des vorderen Fußes. Es existieren gemittelte Normwerte, die jedoch lediglich zur Orientierung dienen, da die individuellen Unterschiede von verschiedenen Faktoren abhängen und beträchtlich sein können.

Videogestützte Computerprogramme können heute die Analyse deutlich vereinfachen, stehen allerdings nicht jedem zur Verfügung. Für Sportler, die lediglich die Strecke in einer gewissen Zeit ermitteln wollen, steht eine einfachere Methode für die Ermittlung der Schrittlänge zur Verfügung. Sie müssen zunächst die Schritte zählen, die auf einer vorher festgelegten Strecke zurückgelegt werden. Im Anschluss muss nur noch die Distanz durch die Schrittanzahl geteilt werden und die Schrittlänge steht fest. Diese wird normalerweise in Zentimeter angegeben.

Funktion & Aufgabe

In der Ganganalyse ist die Schrittlänge ein Beobachtungsparameter, der dazu benutzt wird, Gangabweichungen zu erkennen und zu beurteilen. Da die Differenzen zu der ungefähren Norm nur ungenaue Erkenntnisse liefern, ist der Seitenvergleich das entscheidende Kriterium, um Veränderungen des Gangbildes zu erkennen. Im zweiten Schritt muss diese Erkenntnis auf ihre manifeste oder funktionelle Ursache zurückgeführt werden, um eine entsprechende Therapie planen und einleiten zu können.

Dafür reicht die Beobachtung der Schrittlänge alleine nicht aus, auch andere Parameter müssen berücksichtigt werden. Wichtig ist es, den Zusammenhang zum zeitlichen Ablauf der Gangphasen herzustellen und mit dem entsprechenden Hintergrundwissen herauszufinden, warum die Gangbildveränderung auftritt und welche Strukturen für sie verantwortlich sind. Veränderungen der Schrittlänge sind immer sichtbar in der Schwungbeinphase, obwohl sie häufig ihre Ursache in der Standbeinphase haben.

Die sportliche Ganganalyse, die von Sportwissenschaftlern und Trainern meistens apparativ durchgeführt wird, dient dazu, die Lauftechnik und die Leistung zu optimieren. Die Schrittlänge ist dabei nicht absolut abhängig von der Körperlänge, sondern vielmehr von den individuellen Hebelverhältnissen. Menschen mit relativ langen Beinen im Vergleich zur Oberkörperlänge machen große Schritte und umgekehrt.

Die Anpassung der Schrittlänge an diese persönlichen Gegebenheiten kann ein probates Mittel sein, die Effektivität des Laufens eines Sportlers zu verbessern. Bei gleichbleibendem Tempo ändert sich mit der Schrittlänge auch die Schrittfrequenz.

Freizeitsportler, die ihre Schrittlänge festgestellt haben, können anschließend mit dem umgekehrten Rechenweg ihre Laufstrecke bestimmen. Dazu müssen während der sportlichen Aktivität die Schritte gezählt und mit der Schrittlänge multipliziert werden. In der heutigen Zeit übernehmen diese Arbeit digitale Geräte wie Schrittzähler und Activity Tracker, die nach Eingabe der errechneten Daten automatisch die Laufstrecke ermitteln. Diese Art der Berechnung funktioniert allerdings nur, wenn annähernd das gleiche Tempo wie bei der Testung gelaufen wird. Eine schnellere Geschwindigkeit geht immer mit einer Vergrößerung der Schrittlänge einher und eine langsamere entsprechend mit einer Verkleinerung.

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Krankheiten & Beschwerden

Schmerzen oder Überbelastungen bei Erkrankungen und Verletzungen an den Beinen können eine Verkürzung der Schrittlänge zur Folge haben, die häufig auch mit einer zeitlichen Minderung einhergeht. Tritt dieses Phänomen einseitig auf, verändert sich der Gangrhythmus. Muskelverletzungen verursachen Schmerzen, die beim Gebrauch oder der Dehnung der Muskulatur verstärkt werden. Sind die Muskeln betroffen, die in der Standbeinphase das Bein stabilisieren, wird diese schmerzbedingt abgebrochen. Das andere Bein wird schnell und kurz nach vorne gesetzt, die Schrittlänge ist je nach Intensität der Beschwerden mehr oder weniger verkürzt. Dieses Phänomen tritt auch bei Verletzungen der Bänder im Knie- und Sprunggelenk auf, besonders wenn diese während des Bewegungsvorgangs gedehnt werden.

Eine Verkürzung der Schrittlänge ist bei Arthrosen häufig zu beobachten. Die Veränderung tritt bei dieser Erkrankungen allerdings schon auf, bevor die bewusste Schmerzschwelle erreicht wird. Die Rezeptoren, die zuständig für die Schadensmeldung sind (Nozizeptoren), senden vermehrte Impulse zum Rückenmark, wenn einem Gewebe durch zu hohe Belastung ein Schaden droht und initiieren den Abbruch der Bewegung, bevor Schaden oder Schmerz entstehen kann. Dies ist bei Arthrosen im Hüft- und Kniegelenk dann der Fall, wenn Knochenanteile, die nicht mehr mit Gelenkknorpel bedeckt sind, durch den Druck in der Standbeinphase zu stark beansprucht werden. Diese Gangbildveränderungen entwickeln sich langsam, im Gegensatz zu denen, die durch akute Verletzungen und Schmerzen verursacht werden.

Eine Verkürzung der Schwungbeinphase tritt dann auf, wenn die Muskeln, die die Bewegungen ausführen, lädiert oder kraftgemindert sind, zum Beispiel durch eine Lähmung der Fußheber oder der Hüftbeuger.

Eine typische neurologische Erkrankung, die eine Verkürzung der Schrittlänge auf beiden Seiten zur Folge hat, ist Parkinson. Zentren im Zentralnervensystem, die beim Bewegungsantrieb und der Bewegungssteuerung eine wichtige Rolle spielen, funktionieren bei dieser Störung nicht mehr optimal. Im Gangbild äußert sich dies mit kleinen trippelnden Schritten.

Alle Erkrankungen des Zentralnervensystems, die ataktische Störungen hervorrufen, können das Gangbild erheblich beeinflussen. Solche Störungen (Ataxie) äußern sich darin, dass die Bewegungskoordination oder die Stabilitätskontrolle oder beides beeinträchtigt sind. Wenn die Beine betroffen sind, entsteht ein unsicheres Gangbild mit kurzen breitbeinigen Schritten.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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