Schmerzsyndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In Deutschland leiden mehrere Millionen Menschen am Schmerzsyndrom. Es gibt den akuten und chronischen Schmerz. Während der akute Schmerz aus einer Verletzung oder Organstörung resultiert und als Warnzeichen gilt, bildet sich der chronische Schmerz, das Schmerzsyndrom, aus dem akuten Schmerz zur selbstständigen Krankheit.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Schmerzsyndrom?

Zu den Hauptsymptomen gehören beim Schmerzsyndrom chronische Schmerzen, die in verschiedenen Körperregionen auftreten können, eine andauernde Müdigkeit, Konzentrationsprobleme bis hin zur Erschöpfung und Schlafstörungen.
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Beim Schmerzsyndrom handelt es sich um einen Schmerzzustand, bei dem keine konkreten Ursachen ermittelt werden konnten, der aber dennoch zum Krankheitsbild geworden ist. Dabei bestehen chronische (lang anhaltende) Schmerzen. Der Betroffene spürt beim Schmerzsyndrom das Leiden, das allerdings keine körperlichen Ursachen hat.

Der Schmerz wird dennoch zu einer Belastung, sodass in vielen Fällen eine Therapie notwendig wird. Bei einem Schmerzsyndrom hält die chronische Schmerzempfindung über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten an beziehungsweise sie kehrt in kurzen Abständen immer wieder.

Es ist möglich, dass die chronisches Schmerzerkrankung plötzlich auftritt, beispielsweise nach einer Erkrankung, aber sie kann auch schleichend einsetzen, zum Beispiel durch ein Burnout, eine dauerhafte, übermäßige körperliche Anstrengung, eine Überreizung des Nervensystems.

Ursachen

Chronische Schmerzen werden oftmals durch eine Erkrankung des Körpers ausgelöst und aufrechterhalten. Zusätzlich spielen jedoch auch psychologische Faktoren beim Schmerzsyndrom eine entscheidende Rolle. Zu den Ursachen gehören mitunter Erkrankungen oder Störungen des muskuloskelettalen Systems, zum Beispiel Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder.

Auch Veränderungen des Nervensystems, beispielsweise Polyneuropathie, kann ein Auslöser des Schmerzsyndroms sein. Psychische Faktoren sind sehr oft die Ursache für ein Schmerzsyndrom. Dies gilt auch in Bezug auf den Schweregrad, das Schmerzerlebnis oder die Aufrechterhaltung des Schmerzes.

Ein Schmerz, der aus einer körperlichen Ursache resultiert, zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall oder Verspannungen, können leicht chronisch werden, wenn folgende psychische Faktoren vorhanden sind:

  • Stress und emotionale Belastungen
  • Angst, die schmerzbezogen ist
  • Passivität
  • Schon- und Fehlhaltungen
  • Durchhaltestrategien als dysfunktionale Verhaltensmuster
  • Empfindungen und mögliche Krankheitsfolgen werden dramatisiert
  • Angst vor Schmerzen

Hinsichtlich der Schmerzwahrnehmung fließen die Auswirkungen von früheren Erfahrungen oftmals mit ein. Die Interpretation der Reize und das Verhalten, das dementsprechend gesteuert wird, werden erheblich beeinflusst. Akute Schmerzreize führen zu einer Angstkonditionierung. Der Schmerz kann dadurch ausgelöst und verstärkt werden, was den Leidensdruck erhöht.

Bei den Betroffenen führt dies zu einer übersteigerten Erwartungshaltung gegenüber der Empfindung, kombiniert mit einer Angst, die oftmals ein ständiger Begleiter ist. Der Schmerz bestimmt das Verhalten des Betroffenen, denn er möchte den Stress durch Anpassungsreaktionen abfangen. Daher gilt, dem Schmerzsyndrom in diesem Fall möglichst nicht zu viel Bedeutung zuzumessen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den Hauptsymptomen gehören beim Schmerzsyndrom chronische Schmerzen, die in verschiedenen Körperregionen auftreten können, eine andauernde Müdigkeit, Konzentrationsprobleme bis hin zur Erschöpfung und Schlafstörungen. Häufig sind der Rücken, Nacken, Brustkorb sowie die Gelenke von den Schmerzen betroffen.

Die Erholungsphasen nach einer Belastung sind unnatürlich lang. Auch Kopfschmerzen, Migräne und Zahnschmerzen treten beim Schmerzsyndrom oft auf. Die Symptome bestehen dabei mindestens seit drei Monaten. Das Schmerzsyndrom äußert sich auch in Nebensymptomen, beispielsweise Schwellungsgefühle in den Füßen, Händen oder im Gesicht, eine Morgensteifigkeit, sowie Reizdarm, -magen und –blase.

Auch eine Überempfindlichkeit der Schleimhäute bis hin zu einer vermehrten Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und Depressivität. Häufig ist zudem die Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Licht und Kälte sind erhöht.

Ebenso gehören Herzrhythmusstörungen, Schwindelanfälle, zittrige Hände, Schmerzen in den Nieren, Taubheitsgefühle, vermehrte Venenzeichen, nervöse Extremitäten, Krämpfe in der Beinmuskulatur, Periodenschmerzen, eine Neigung zur vermehrten Schweißbildung sowie ein [Sexuelle Unlust|nachlassendes sexuelles Interesse]] zu den Beschwerden.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Das Schmerzsyndrom zu diagnostizieren, ist aufgrund der sehr vielfältigen Formen aufwendig. Gut Bewährt hat sich ein Schmerztagebuch, in dem alle Situationen festgehalten werden, in welchen der Schmerz auftritt. Zudem werden sämtliche Symptome notiert. Dabei sollte die Intensität des Schmerzes anhand einer Skala angegeben werden.

Oftmals muss auch die Lebenssituation des Betroffenen berücksichtigt werden, da Beziehungen und Gefühle die Empfindung von Schmerz häufig beeinflussen. Begleitend erfolgen eine körperliche, orthopädische und neurologische Untersuchung, zum Beispiel durch Ultraschall, CT, Kernspintomographie und einer neurophysiologischen Diagnostik.

Dies dient einerseits dem Ziel, Erkrankungen zu ermitteln, aber andererseits auch, um sie beim Schmerzsyndrom auszuschließen. Ein falscher Umgang mit dem Empfinden ist oftmals schuld daran, dass sich die Erkrankung verschlechtert. Die Betroffenen schonen sich häufig mehr, um den Schmerz erträglicher zu machen. Die Schonung führt allerdings zum Abbau der Muskulatur sowie zu einer verringerten Kondition und Leistungsfähigkeit, was die Schmerzen erhöhen und zur Abwärtsspirale führen kann.

Aufgrund der ständigen Belastung durch die Schmerzen können zudem seelische Erkrankungen wie Depressionen und Burnout sowie eine zunehmende Verschlechterung der Stimmungslage auftreten. Das Schmerzsyndrom kann außerdem erhebliche Folgen im sozialen Umfeld verursachen und zu einem Verlust der Hobbys, Freunde und oftmals zu Problemen am Arbeitsplatz führen.

Komplikationen

In erster Linie leiden die Betroffenen beim Schmerzsyndrom an starken Schmerzen. Diese selbst treten dabei vor allem chronisch auf, sodass sie auch in der Nacht auftreten und dabei zu Schlafbeschwerden oder zu Depressionen und einer Gereiztheit des Betroffenen führen können. Weiterhin kann es dabei zu einer starken Müdigkeit und zu einer Erschöpfung des Patienten kommen.

Die meisten Betroffenen können sich nicht konzentrieren und leiden an starken Kopfschmerzen oder an Zahnschmerzen. Weiterhin führt das Schmerzsyndrom auch zu Stimmungsschwankungen und zu einer hohen Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen und Licht. Der weitere Verlauf des Schmerzsyndroms hängt allerdings stark von seiner Ursache ab.

In der Regel ist eine Organschädigung dafür verantwortlich, sodass diese behandelt werden muss. Ebenso kann das Syndrom zu Beschwerden am Herzen oder zu Lähmungen und anderen Gefühlsstörungen führen. Die Behandlung findet immer kausal statt und richtet sich nach der Einschränkung der Schmerzen und der Behandlung des beschädigten Gewebe. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf. Die meisten Patienten sind allerdings noch auf verschiedene Therapien angewiesen, um die Bewegung der betroffenen Regionen wiederherzustellen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das Schmerzsyndrom sollte in der Regel immer durch einen Arzt behandelt werden. Bei dieser Krankheit kann es nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass der Betroffene immer auf eine ärztliche Behandlung angewiesen ist. Nur dadurch können weitere Komplikationen und andere Beschwerden verhindert werden. Eine Selbstheilung tritt beim Schmerzsyndrom in den meisten Fällen nicht ein. Ein Arzt ist beim Schmerzsyndrom vor allem dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an sehr starken Schmerzen leidet, die dauerhaft und ohne einen besonderen Grund auftreten.

Sie verschwinden nicht von alleine und wirken sich negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus. Weiterhin kann auch eine dauerhafte Müdigkeit und Erschöpfung auf das Schmerzsyndrom hindeuten, sie sollte von einem Arzt untersucht werden. Viele Patienten leiden zusätzlich unter Schlafbeschwerden, wodurch es sogar zu Depressionen kommen kann. Sollten diese Beschwerden eintreten, so muss ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden.

Beim Schmerzsyndrom kann in erster Linie ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Die weitere Behandlung ist stark abhängig von der Art der Schmerzen und ihrer ausgehenden Region und wird von einem Facharzt durchgeführt. Dabei kann der weitere Verlauf nicht universell vorausgesagt werden.

Behandlung & Therapie

Um das Schmerzsyndrom erfolgreich zu behandeln, müssen zunächst einmal die Ursache und Faktoren ermittelt werden, die den Schmerz verstärken. Eine Unterstützung bieten Medikamente sowie physiologische, psychische und soziale Maßnahmen. Durch Medikamente kann einerseits die Schmerzwahrnehmung verändert werden und andererseits ist es damit möglich, die fehlerhafte Weiterleitung der Schmerzimpulse zu unterbrechen.

Bei leichten Schmerzen werden häufig nichtsteroidale Antirheumatika eingesetzt, bei mittleren und starken Schmerzen Opioide. Hierbei muss stets darauf geachtet werden, dass sich keine Abhängigkeit einstellt. Bei Nervenschmerzen werden oft Anti-Epileptika verordnet. Zudem ist folgendes hilfreich, um ein Schmerzsyndrom zu behandeln:

Die Therapie ist grundsätzlich abhängig von der Ursache und wird daher individuell festgelegt. Häufig können die Schmerzen nicht gänzlich beseitigt, aber zumindest auf ein erträgliches Maß reduziert werden.


Vorbeugung

Um ein Schmerzsyndrom zu vermeiden, kann Bewegung nicht schaden. Zudem ist es wichtig, dass bei länger andauernden Schmerzen ein Spezialist aufgesucht wird. Eine gesunde Lebensweise und Ernährung, die Vermeidung von Stress sowie ein stabiles soziales Umfeld spielen ebenso eine Rolle.

Nachsorge

Chronische Schmerzen stellen für jeden Patienten eine alltägliche Belastung dar. Beim Schmerzsyndrom bestehen die Symptome mindestens ein halbes Jahr lang. Die Krankheit wird physiotherapeutisch und psychotherapeutisch behandelt. Dies gilt auch für die Nachsorge. Ziel der nachsorgenden Betreuung ist ein bewusster Umgang mit den chronischen Schmerzen. Überdies sollen die Symptome gelindert und die Lebensqualität des Betroffenen verbessert werden. Der Alltag lässt sich damit leichter für ihn bewältigen.

Der Erkrankte kann vom Facharzt Medizin gegen das Schmerzsyndrom erhalten. Bei der Nachsorge wird der Heilungsfortschritt regelmäßig kontrolliert. Eine erhöhte Dosis oder adäquatere Medikamente sind erforderlich, wenn sich der Zustand des Patienten nicht erkennbar verbessert. Chronische Schmerzen verursachen vielfach eine Depression. Der Betroffene leidet dabei zusätzlich.

Eine Psychotherapie wirkt dieser Situation entgegen. Der Erkrankte hat bei den Sitzungen die Gelegenheit, über seine Empfindungen zu sprechen. Angst vor weiteren Krankheitsschüben ist beim Schmerzsyndrom ebenfalls verbreitet. In solchen Fällen ist eine Verhaltenstherapie nützlich.

Belastende soziale Kontakte gelten als weitere Ursache für Schmerzen. Von solchen Bekanntschaften sollte der Patient zukünftig Abstand nehmen. Sein Allgemeinzustand kann sich nach dieser Entscheidung deutlich verbessern. Ein verständnisvoller Umgang mit seiner Krankheit wirkt sich ebenfalls positiv auf sein Befinden aus.

Das können Sie selbst tun

Das Schmerzsyndrom stellt eine besondere Herausforderung für den Patienten sowie dessen Angehörige dar. Im Bereich der Selbsthilfe ist der Betroffene gut beraten, wenn er eine enge Zusammenarbeit mit einem medizinischen Spezialisten pflegt. Veränderungen und Auffälligkeiten sollten grundsätzlich mit einem Schmerztherapeuten besprochen werden.

Darüber hinaus gibt es verschiedene mentale Techniken, die selbstständig und ohne weitere ärztliche Versorgung in Anspruch genommen werden können. Sie dienen dem Abbau von Stress und einer Veränderung der bewussten Wahrnehmung. Techniken wie Yoga, Meditation, Hypnose oder autogenes Training können regelmäßig genutzt werden, um eine Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes zu erreichen. Wenngleich es bei diesen Methoden nicht um die Erreichung einer Beschwerdefreiheit geht, verhelfen sie im Alltag zu einer Stärkung des Wohlbefindens. Die mentale Kraft wird unterstützt, damit der Umgang mit dem Schmerzsyndrom für den Patienten optimaler gelingen kann. Ziel ist es die Wahrnehmung der Schmerzes zumindest vorübergehend zu verringern und den Fokus der Aufmerksamkeit auf andere Bereiche des Lebens zu richten.

Eine positive Grundeinstellung zu sich selbst und zum Leben sind ebenfalls förderlich und im Rahmen einer Selbsthilfe anwendbar. Kognitive Techniken helfen, damit der Betroffene zu einer verbesserten Lebensqualität gelangen kann. Die Beschäftigung mit Themenbereichen außerhalb des eigenen Wirkungskreises können eine Linderung verschaffen.

Quellen

  • Agarwal-Kozlowski, K.: Ganzheitliche Schmerztherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kröner-Herwig, B., Frettlöh, J., Klinger, R., Nilges, P. (Hrsg.): Schmerzpsychotherapie. Springer, Berlin 2011
  • Striebel, H.W.: Therapie chronischer Schmerzen. Schattauer, Stuttgart 2002

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